Askaris, die den König von Italien und Kaiser von Abessinien, Viktor
Emanuel III., mit weißen Federn grüßten, war die Frau mit den
Tätowierungen auf der Stirn, die den Besuchern Getränke anbot, eine
Unbekannte. Abeba war nicht da. Abeba würde nicht mehr da sein.
»Eine gute Art, die Woche zu beginnen«, befand General Roatta beim
Kriegseintritt Italiens am 10. Juni 1940, einem Montag. An diesem sonnigen
frühsommerlichen Morgen blieben die Tore der Übersee-Ausstellung nicht
lange nach deren Eröffnung für das Publikum geschlossen.
Und sollten sich nie wieder öffnen. Die Brunnen sprudelten nicht mehr,
die Pavillons waren menschenleer. Staub legte sich über Körbe,
Binsenmatten, Halsketten, nachgebaute Strohhütten und Gipsmasken, weil
keine Bediensteten sie abends mehr abstaubten. In den darauf folgenden
Jahren hinterließ das Auf und Ab der verschiedenen Heere auf der
Halbinsel – Verbündete, Feinde, zuerst die einen, dann die anderen – überall
breite Spuren, und so auch in den verwaisten Pavillons der Überseeschau von
Fuorigrotta. Bei Kriegsende war kein Exponat an den Wänden oder in den
Vitrinen zurückgeblieben. Selbst die Masken aus Lidio Ciprianis Sammlung
blieben nicht verschont. Der Abdruck von Attilios Gesichtszügen landete in
den dunklen Händen von Clarence Watson, einem einfachen Soldaten der
Fünften Armee General Clarks. Er lachte dabei und zeigte seine Zähne, die so
weiß waren wie der Marmor in dem monumentalen verlassenen Rund. Er
betrachtete die geschlossenen Lider und die aufgemalten Haare, die so echt
wirkten, und verstaute die Maske dann in seinem großen Militärrucksack.
Bis dahin jedoch waren in jenen ersten Kriegstagen die Darsteller des
afrikanischen Lebens sich selbst überlassen und ergossen sich in die Straßen
von Fuorigrotta. Schnell erwies sich, wie berechtigt die Sorgen derer
gewesen waren, die sie nicht nach Italien hatten holen wollen. Allesamt, ohne
jede Ausnahme, Frauen wie junge Männer, widmeten sich – übrigens
erfolgreich – der Unterminierung des Ansehens der neapolitanischen Rasse.
SIGNOR PROFETI ATTILIO AUS LUGO IN R. WIRD MIT SOFORTIGER
WIRKUNG DER KOMMUNE LUGO IN R. ÜBERSTELLT, WO ER SICH
UNVERZÜGLICH IN DEN VORMITTAGSSTUNDEN SELBIGEN TAGES
MIT VORLIEGENDEM SCHREIBEN ZUR IDENTIFIZIERUNG
EINZUFINDEN HAT.