Askari, er solle alles ordentlich übersetzen, dann kam sie mit ihrem Gesicht
ganz nahe an Attilio.
»Um sie gut zu unterhalten, braucht es mehr als Geld. Es braucht auch die
Wahrheit.«
Der schale Atem der alten Frau traf Attilio mitten ins Gesicht. Doch er
verzog keine Miene und wich auch nicht zurück, sondern lächelte sie an. Mit
demselben Lächeln, das er schon immer, schon auf dem Arm seiner Mutter,
den Frauen geschenkt hatte, die ihm gaben, was er wollte. Er bat den Askari,
seine Antwort zu übersetzen.
»Das sehe ich genauso.«
In der baumgesäumten Straße auf dem Hügel wohnten nur Italiener. Das
Zentrum der Stadt war nun ihnen vorbehalten.
Das Haus des Scharführers Attilio Profeti war ebenerdig, hatte eine
Kassettendecke aus gestrichenen Holzleisten und war in orange-schwarzem
Schachbrettmuster gefliest wie die Wohnung über dem Bahnhof von Lugo.
Auch die Klappläden vor den Fenstern sahen aus wie die, die seine Mutter
Viola jeden Morgen öffnete, um die Feuchtigkeit der Poebene hereinzulassen.
Und die Stufen vor der Haustür hatten dasselbe Terrazzomuster wie die der
Grundschule in Lugo. Doch um die italienische Architektur herum wuchsen
im Garten Pflanzen wie Zierbanane, Yuccapalme, Avocado, Papaya. Wenn
die Jakaranda in der Trockenzeit blühte, verdunkelte sie den Himmel vor der
Küche mit einer Wolke violetter Blüten. Ein schwarz-weißer Ibis hatte im
Garten sein Nest gebaut, und während der Balzzeit erfüllten seine erstickten
Schreie die Luft, bevor er sich mit breiten Schwingen in die Lüfte erhob. In
solch einem schönen Haus ließ Attila sie wohnen! Abeba war glücklich. Was
machte es da schon, dass in dem Viertel die einzigen anderen schwarzen
Gesichter die von Gärtnern, Chauffeuren oder Dienstmädchen waren. Die im
Übrigen fast alle auch das Bett mit ihrer Herrschaft teilten, Madame
inkognito wie sie.
Abeba kochte, putzte, hielt die Kleidung in Ordnung. Niemals
widersprach sie ihrem Attila. Kurz bevor er von der Arbeit kam, parfümierte
sie sich; sie empfing ihn, indem sie ihm die Stiefel auszog und seine Füße
massierte. Sie hatte viele italienische Gerichte gelernt und verzichtete auf
scharfe Gewürze: kein berbere mehr, nur Olivenöl, Tomatensoße und
Parmesan. Manchmal lief ihr das Wasser im Mund zusammen, wenn sie an