Eindruck, und obwohl sie ständig kurz davor war, über einen Berg Zwiebeln
oder einen Stapel Felle zu stolpern, stürzte sie nie. Sie redete mit lauter
Stimme mit sich selbst, die mal in einem unhörbaren Flüstern endete oder
sich zu dem donnernden Rauschen eines mächtigen Flusses aufschwang. Sie
hob Erde vom Boden auf und stopfte sie sich in den Mund, um dann laut zu
schlucken. Als sie Attilio erblickte, erstarrte sie.
Jäh war sie stummer als die Baumwollflöckchen auf den ausgelegten
Tüchern der Bäuerinnen. Sie kam zu ihm und ergriff seinen Arm mit
stählerner Hand. »Talian«, flüsterte sie.
Attilio tastete instinktiv nach dem Pistolenhalfter an seinem Gürtel. Doch
da tat Abeba etwas, das sie in der Öffentlichkeit noch nie getan hatte: Sanft,
aber entschieden legte sie ihre Hand auf seine und hielt ihn auf.
»Ruhig«, sagte sie leise. »In ihr steckt ein zar. Es ist verboten, auf Geister
zu schießen.«
Die Frau starrte Attilio mit aufgerissenen Augen an, wie zwei Tropfen
ätzender Säure. Sie näherte ihren Mund seinem Ohr. Ein eisiger und dunkler
Atem streifte ihn wie der Luftstrom einer unterirdischen Höhle. Ihr Flüstern
rauschte über ihn hinweg wie trockenes Laub. Dann drehte sie sich abrupt
weg, als hätte sie ihn nie gesehen, in überstürzter Eile wie ein Händler, der zu
spät zu wichtigen Geschäften kommt, und sprang von dannen.
»Was hat sie gesagt?«, fragte Attilio Abeba und versuchte, das Zittern
seiner Hände unter Kontrolle zu bekommen.
»Sie hat gesagt: ›Fünf Jahre und keinen Tag mehr.‹«
»Fünf Jahre was?«
Abeba erklärte es nicht.
In jener Nacht lagen sie verschwitzt im Bett und ließen die letzte Welle der
Lust abflauen, da schob Abeba ein Knie zwischen seine langen Beine und
drehte sich auf ihn. Ihr Busen bettete sich auf sein Brusthaar, und Attilio legte
seine Arme um sie. Sie streckte die Hand aus und legte die feinen Finger um
seinen Penis, der locker auf seiner Scham ruhte. Kein Verlangen oder anderes
lag in ihrer Geste. Sie war Ausdruck wohlwollender, schlichter Vertrautheit,
von entwaffnender Klarheit und gleichzeitig devot und spielerisch. In Abebas
Hand fühlte Attilio sich sicher und geliebt, so wie früher, wenn seine Mutter
ihn als Kind gewaschen hatte, und er entspannte sich unter der liebevollen
Fürsorge, die er keiner Frau zuvor erlaubt hatte. Zufrieden und vertrauensvoll