schmetterling

(Martin Jones) #1

kommt es Luther vor, als wachten die stählernen Kolosse über ihre Brut. An
vielen der Docks ankern Schiffe, sind Lösch- und Verladearbeiten im Gange,
werden die stählernen Behälter in schwindelerregende Höhen gehievt und
von den über die Kranausleger hin- und hergleitenden Laufkatzen zielgenau
an Bord oder im Containerhof platziert. Jim prüft den Inhalt seines
Rucksacks. »Wo hab ich denn bloß –«
Ken’ichi reicht ihm wortlos eine Atemschutzmaske und ellbogenlange
Plastikhandschuhe aus dem Innern des Mercedes.
»Kurzer Abriss«, sagt Pilar zu Luther. »Unsere Fracht lagert an Pier 78,
das ist eine dreiviertel Meile von hier. Bis zur Verladung bleiben uns knapp
anderthalb Stunden. In der Zeit muss ich sämtliche Lebenserhaltungssysteme
abgestellt haben. Jim wird die Container knacken. Sie werden schnell
merken, dass die Kästen aufgebrochen wurden, wir sollten also Land
gewinnen, sobald die Nummer durch ist.« Sie verteilt Prepaid-Handys.
»Darüber kommunizieren wir. Nur die benutzen, klar?«
Luther unterzieht die Glock einem Routinecheck. »Was, wenn jemand
Wache schiebt?«
»Bist du gut im K.-o.-Schlagen?«
»Ich bin gut darin, Tote und Verletzte zu vermeiden.« Er denkt an Grace.
»Solange es geht.«
»Moment!« Ken’ichis Augen zucken wie unter Stromstößen. »Niemand
kommt zu Schaden. Das war abgemacht.«
»Gewalt nur zur Selbstverteidigung«, sagt Pilar. »Das war abgemacht.«
»Ganz ruhig, Kenny.« Jim packt Maske und Handschuhe mit in seinen
Rucksack.
»Ich bin ruhig. Solange niemand zu Schaden kommt.«
»Liegt an denen. Nicht an uns.«
Luther schaut hinaus auf den erleuchteten Frachthafen. »Hört mal, wenn
ihr doch wisst, dass da Waffen lagern – warum informiert ihr verdammt noch
mal nicht die örtliche Polizei?«

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