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vomSihlquai
ILLUSTRATION: MELK THALMANN
ollt einewahre Mordserie auf: ZehnFrauen sindvom Zürcher Sihlquaiverschwunden – der oder dieTäter wurden nie gefasst.
2018 wurden
nur 47 von 50
Tötungsdelik-
ten geklärt.
Jedes Jahr
kommen
mehrereFälle
hinzu, die nicht
gelöst werden
können.
kaltwerden lassen – dann braucht es Spezial
einheiten, die sich ausschliesslich darum
kümmern.» Dass sie geschaffen werden,
glaubt Niggli indes nicht.«Weil sie nicht gratis
zu haben sind;Gerechtigkeit und Strafverfol
gungkosten etwas.»Zwar würde jeder sagen,
man sollte alteFälle klären – dochkeinerwol
le dafür bezahlen.
Nach 30Jahren istein Mordverjährt
Es gibt noch einen anderenPunkt, in dem sich
dieSchweizvon fast allen europäischen Staa
ten unterscheidet:Mordverjährt.Während in
den meisten umliegendenLändernTötungs
delikte bis zumTode desTäters verfolgtwer
denkönnen, kann in derSchweiz einMörder
nicht für seineTat bestraftwerden,wenn sie
mehr als 30Jahre zurückliegt.Bei vorsätz
licherTötung beläuft sich dieFrist sogar nur
auf 15Jahre. Gleichzeitig läuft auch dieAufbe
wahrungsfrist der Unterlagen ab: Die Akten
einesTötungsdeliktes,geklärt oder ungeklärt,
werden nach 30Jahrengelöscht. Nur bei be
sonderenFällengehen sie ins Staatsarchiv.
DieAufhebung derVerjährungvon Tö
tungsdeliktenwird all e paarJahrewiedervon
einemPolitiker auf dieAgendagesetzt, stets
ohne Erfolg.Der Bundesrat beruft sich «auf
dasRecht aufVergebung undVergessen und
auf die heilendeWirkung des Zeitablaufs».
Das Interesse des Staates an derRechtsver
folgung erlösche mit demLaufe der Zeit, das
Vergeltungsbedürfnis nehme ab.
«Man muss sich sehr gut überlegen, ob man
eine Unverjährbarkeitwill», sagt auch Marcel
Niggli. «DerMensch, der als 20-Jährigertötet,
ist nicht mehr der gleicheMensch,wenn er 30
Jahre später derTat überführtwird.» Niggli
meint, dass dieVerjährung der schweizeri
schenKultur entspricht – dass etwas, das sehr
langezurückliegt, auch einmalvorbei und
vergessen sein darf. «Mit der Unverjährbarkeit
würdenwir zudem einVersprechen abgeben,
daswir nicht haltenkönnen», sagt Niggli.
Am 17. September um20 Uhr
können Sie an einem Anlass im
Zürcher Kulturhaus Kosmos die
Autoren und die Protagonisten
von «Sihlquai» live erleben. Tickets
unternzz.ch/live
EineReportage zumHören über
ein wahresSchweizerVerbre
chen: Das war dieIdee, die am
Anfang stand. DasFormat nennt
sichPodcast und steht fürAudio
Sendungen, die man übers Inter
net hören oder herunterladen
kann.
AufwendigePodcasts über
ungelösteVerbrechen sindvor
allem in Amerika und England
ein grosser Erfolg. DieJournalis
tin und Krimiautorin Christine
Brand, derPodcastProduzent
ThisWachter und derSound
Designer SimonMeyer haben
in den letztenMonaten für die
«NZZ amSonntag» eineSerie
produziert, die an dieseVor
bilder anlehnt. IhrPodcast mit
dem Titel «Sihlquai» ist ab sofort
zu hören auf:
- nzz.as/sihlquai
- Podcast-Plattformen
DieWahl fiel auf denFall von
Heidi K., die 2004 am ehemali
gen Drogenstrich am Zürcher
Sihlquaiverschwand.Während
derRecherche stieg derFahnder
AlainLoretan ins Archiv, und es
zeigte sich: Hier handelte es sich
nicht um einen Einzelfall, son
dern um eineSerievon zehn
Tötungsdelikten anProstituier
ten. DasBesondere an«Sihlquai»
ist, dass sich die Kantonspolizei
Zürich bereit erklärt hat mitzu
wirken. Sie hat dieHoffnung,
dass sich neue Hinweise erge
ben, die helfen, denFall zu
lösen.Für dieAudioAufnahmen
fuhren diePodcastReporter mit
AlainLoretan an den Ort, an dem
dieFrauenverschwanden. Sie
begleiteten den heute pensio
EinKrimin alfall
zumHören
Mordserie in Zürich
nierten StaatsanwaltJaroslav
Jokl zu jenerScheune, bei der
ein Opfertot aufgefunden
wurde. Sie besuchten den Krimi
nalanalyst HansPeterMeister
und liessen sichvon derSozial
arbeiterin UrsulaKocherzeigen,
wodie Sexarbeiterinnen heute
anschaffen.
Schwieriger war es, Angehö
rige der Opfer zu finden, die
bereit waren, über das Erlebte zu
erzählen. Die heute erwachse
nen Kinder des Opfers Irene H.
wollten nicht mehr über das
Geschehenereden, auch ein
Interview mit einem Brudervon
Heidi K. kam nicht zustande.
Umso eindrücklicher waren
schliesslich dieAufnahmen mit
Marco Hauenstein, der über
seine Suche nach seinerMutter
berichtet, dieverschwand, als er
dreiJahre alt war.
16 StundenGesprächsaufnah
men kamen zusammen, die
Transkripte füllten143 Seiten.
Daraus produzierte dasTeam
fünfFolgen à 15 bis 20 Minuten,
die mitKommentaren und
komponiertenMusiksequenzen
gestaltetwurden.(fur.)
«Denn dieWahrscheinlichkeit, nach 20 oder
25 Jahren einDelikt strafrechtlich nachweisen
zukönnen, ist wahnsinnig klein.»
Doch nicht immer arbeitet die Zeitgegen
die Ermittler. Manchmal kann sie auch helfen;
wenn Zeugen, diegeschwiegen haben, plötz
lichredenwollen oderkönnen,weil sichviel
leicht in ihrerBeziehung etwasgeändert hat
oder ihnen nicht klar war, dass sie etwas
Wichtigeswissen.Sohat letzteWoche einBei
trag über einen ungeklärtenMordfall aus dem
Kanton Schwyzin der TV-Sendung «Akten
zeichen XY» zu mehr als zwei DutzendMel
dungen geführt – 15Jahre nach derTat.
Auch die Entwicklung der Kriminalistik
eröffnet denFahndern manchmal plötzlich
neueWege. In Zürichwurden 2007 alteFälle
neu auf DNA-Spuren untersucht,von denen
man in den achtzigerJahren noch nicht ein
mal ahnte, dass es sie gibt.Auch der jüngste
Entscheidvon Bundesrätin KarinKellerSut
ter, dasskünftig bei schweren Verbrechen die
DNA breiter analysiertwerden darf, dürfte in
Bezug auf einige alteFälle interessant sein.
Demnachkönnten aus einer DNA-Spur nicht
nur dasGeschlecht, sondern auch äussere
Merkmalewie Haar undAugenfarbe, die
regionaleHerkunft und das Alter herausge
lesenwerden.
In derMordserie um dieverschwundenen
Drogenprostituierten, die in derAudiorepor
tage«Sihlquai» neu aufgerolltwird, sind zwei
derTötungsdelikte bereitsverjährt. EinFall ist
geklärt. In siebenFällenkönnte derTäter noch
immer überführtwerden. «Es wäre schön,
wennwir aufgrund derReportage den einen
oder den anderenFall mit Hilfevon neuen
Hinweisen aus derBevölkerungvielleicht
doch noch klärenkönnten», sagt derFahnder
AlainLoretan.Falls sich jemand meldet, der
etwasweiss, undfalls sich neue Ansätze erge
ben, dannwürden die Akten derFällewieder
geöffnet.Denn jeder ungeklärteMordist ein
Verbrechen, das niemals endet.
In deeen
Nationalrat
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David ZuberbühlerAR
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HansjörgBrunnerTG
bisher Liste^5
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bisher Liste^2
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Liste 2
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