Handelsblatt - 23.08.2019

(Rick Simeone) #1

Gabriela Styf Sjöman: Die Managerin arbeitete
bereits für Telecom Italia und Ericsson.


Nokia


Gabriela Styf Sjöman


Neue Chefstrategin


für Nokia


ESPOO Der finnische
Netzwerkausrüster
Nokia holt sich eine
neue Strategiechefin.
Gabriela Styf Sjöman
wechselt zum 1. De-
zember vom schwedi-
schen Netzbetreiber
Telia Company in die
Nokia-Zentrale nach
Espoo, wie der Kon-
zern am Donnerstag
mitteilte. Sjöman solle
die Anstrengungen
von Nokia im Bereich
des Echtzeitmobil-
funks 5G forcieren,
teilte Nokia-CEO Ra-
jeev Suri mit. Sjömann
hat bereits viele Statio-
nen innerhalb der Te-
lekommunikations-
branche durchlaufen.
Vor ihrem Wechsel zu
Telia Company war sie
bei Telecom Italia und
beim Nokia-Rivalen


Ericsson tätig. Ihre
Mutter kommt aus
Mexiko, ihr Vater aus
Schweden.
Nokia steht unter
Druck. In Deutschland
hatte die Firma ange-
kündigt, 520 von 3 500
Stellen zu streichen.
Der Jobabbau ist Teil
eines Sparprogramms
des Mutterkonzerns.
Das Unternehmen
hatte angekündigt, bis
Ende 2020 jährlich
Kosten in Höhe von
700 Millionen Euro
senken zu wollen.
Nokia hofft auf mehr
Einnahmen durch die
Einführung von 5G.
Bei der Zukunftstech-
nik 5G gilt bislang je-
doch der chinesische
Rivale Huawei als in-
ternational führend.
Stephan Scheuer

Carsten Volkery London


K


önig der Welt wolle er einmal
werden, hatte Boris Johnson
als Kind gesagt. Und so dürfte
sich der britische Premiermi-
nister diese Woche fühlen. Am
Mittwoch zeigte er sich beeindruckt vom
Empfang mit militärischen Ehren vor dem
Kanzleramt in Berlin. So etwas habe er noch
nie erlebt, sagte der 55-jährige Tory-Politiker,
der immerhin schon einige Auslandsreisen
als Außenminister hinter sich hat. Noch
prächtiger ging es am Donnerstag im Pariser
Élysée-Palast zu. Und am Wochenende kann
der Brite sich obendrein beim G7-Gipfel in
Biarritz im Glanz der Weltenlenker sonnen.
Daheim wurde Johnsons erste Europareise
als Regierungschef überschwänglich beglei-
tet. Die „Daily Mail“ feierte seinen Berlin-Be-
such als „Triumph“, obwohl Kanzlerin Ange-
la Merkel zum Brexit nur einige diplomati-
sche Nettigkeiten verteilt hatte. In der Sache
blieben die Europäer hart. Frankreichs Prä-
sident Emmanuel Macron bekräftigte, dass
der mit Johnsons Vorgängerin Theresa May
ausgehandelte EU-Ausstiegsvertrag nicht ver-
ändert werde. Johnson fordert, den Back-
stop für die irische Grenze zu streichen –
doch die EU-27 werden sich nicht darauf ein-
lassen, solange London keine realistische Al-
ternative präsentiert. Allenfalls über Ergän-
zungen zum Brexit-Deal könne man reden,
sagte Macron.

Zwischen den Stühlen
Mit den Bildern vom Kontinent kann Johnson
dennoch zufrieden sein. Seinen Gegnern im
britischen Parlament, die ihm vorwerfen, das
Land mutwillig ins Chaos zu stürzen, kann er
nun entgegenhalten, dass er ja noch mit Mer-
kel und Macron im Gespräch sei. Es ist aber
fraglich, ob das reicht, um ein Misstrauensvo-
tum gegen seine Regierung zu verhindern,
wenn die Abgeordneten im September aus
der Sommerpause zurückkehren. Die Gefahr
eines ungeordneten Brexits bleibt schließlich
unvermindert hoch. Inhaltlich hat Johnson
keinerlei Fortschritte erzielt. Der Verdacht
liegt nahe, dass beide Seiten sich derzeit di-
plomatisch geben, um hinterher nicht zum
Sündenbock für einen ungeordneten Brexit
gemacht zu werden.
Im französischen Biarritz werden Merkel
und Macron genau beobachten, wie sehr
Johnson die Nähe zu US-Präsident Donald
Trump sucht. Johnson wird sich hin- und her-
gerissen fühlen zwischen den Europäern und
dem Amerikaner. Von beiden Partnern will
er ein Freihandelsabkommen – und beide sit-
zen am längeren Hebel. Der US-Präsident hat
Johnson bereits als „Großbritanniens Trump“
geadelt – das höchste Lob aus dem Mund des
selbstverliebten Republikaners – und ein
schnelles Freihandelsabkommen verspro-
chen. Doch es sind Zweifel angebracht, wie
realistisch dies ist: Die Liste der Streitpunkte
zwischen beiden Ländern ist lang. Macron
warnte Johnson vorsorglich, sich in die „Va-
sallenschaft“ Washingtons zu begeben. Die
USA könnten die Kosten eines ungeordneten
Brexits nicht kompensieren.

Ein Abkommen mit den USA hätte zudem
einen hohen Preis. Was der US-Präsident in
der Sicherheitspolitik von den Briten erwar-
tet, hatte jüngst Trumps nationaler Sicher-
heitsberater John Bolton in London deutlich
gemacht: Er will das Land aus der europäi-
schen Allianz lösen und es auf eine härtere
US-Linie verpflichten – etwa im Atomstreit
mit Iran und beim Umgang mit dem chinesi-
schen Telekomausrüster Huawei. Noch hat
Johnson sich zu diesen Fragen nicht positio-
niert. In der Frage, ob die G7 wieder zur G8
mit Russland erweitert werden soll, stellte
der Tory sich jedenfalls klar an die Seite der
Europäer: Er teile Merkels Meinung, dass es
für eine Rückkehr Russlands zu früh sei, sag-
te er in Berlin und verwies auf russische
„Provokationen“ in der Ukraine und den Gift-
gasanschlag im englischen Salisbury.
Als Außenminister hatte Johnson in seiner
zweijährigen Amtszeit bis 2018 einen ausge-
sprochen schlechten Ruf: Die Kollegen fan-
den ihn zwar amüsant, aber er sorgte regel-
mäßig mit haarsträubenden Äußerungen für
Kopfschütteln. Gemessen daran liefen seine
Antrittsbesuche nun reibungslos über die
Bühne. Wenn er will, kann er also auch den
Staatsmann geben.

Die Persönlichkeit der Woche


Im Glanz der


Weltenlenker


Auf seiner ersten Europareise als britischer Premierminister gewinnt
Boris Johnson an Statur. Doch im Brexit-Streit kommt er nicht weiter.

Mit militärischen
Ehren: Kanzlerin
Angela Merkel
empfängt Großbri-
tanniens Premier
Boris Johnson.

Hans Christian Plambeck/laif


Wir werden
in 30 Tagen
keinen
anderen
Ausstiegs-
vertrag finden,
der sich vom
bisherigen
groß unter-
scheidet.
Emmanuel Macron
französischer Präsident

Steven Armstrong


Chairman verlässt


Ford Europa


KÖLN Nach wenigen
Monaten ist die Dop-
pelspitze bei Ford
Europa schon wieder
beendet. Europa-
Chairman Steven Arm-
strong wird die Kölner
Europazentrale des
US-Autoherstellers
zum 30. September
verlassen, teilte das
Unternehmen am
Donnerstag mit. Arm-
strong hat die Füh-
rungsposition von
Ford Europa damit
nur gut zwei Jahre be-
setzt.
Wie Ford weiter mit-
teilte, soll der 55-Jähri-
ge einen Führungspos-
ten bei Changan Ford
übernehmen, einem
Joint Venture, das der


US-Konzern in China
unterhält. Ford hat ak-
tuell große Absatzpro-
bleme in der Volksre-
publik. Der US-Auto-
konzern gehört in
China zu den Herstel-
lern, die rote Zahlen
schreiben. In der Eu-
ropazentrale wird da-
mit der Weg frei für
Stuart Rowley, der als
Präsident von Ford
Europa zusammen mit
Armstrong seit April
die Doppelspitze des
europäischen Ablegers
gebildet hatte. Schon
im Frühjahr war darü-
ber spekuliert worden,
dass Rowley, Jahrgang
1967, der eigentlich
starke Mann in Köln
sein würde. S. Menzel

Namen


des Tages


(^62) WOCHENENDE 23./24./25. AUGUST 2019, NR. 162
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