Süddeutsche Zeitung - 29.08.2019

(Grace) #1


E


sliefallesnachPlan.Derdeutsche
AnlagenbauerhattevoneinemKun-
denausFernosteinenlukrativen
AuftragfürdieHerstellungeinerMaschi-
neerhalten.ErhattedasGerätgebautund
nachSüdostasienverschifft.DochimZiel-
hafengabesplötzlichProbleme,angeblich
fehltenEinfuhrgenehmigungen.DerZoll
beschlagnahmtedieMaschine.Obwohl
derAnlagenbaueralleAuflagenerfüllthat-
te,platztedasGeschäft.DerHerstellerer-
hieltvonseinemKundenkeinGeld,weil
ihndieLieferungnichterreichte.
DasistkeinEinzelfall.„DieKonfiszie-
rungvonWarennimmtvoralleminSüdost-
asienstarkzu“,berichtetAlexanderSkor-
na,LeiterfürGeschäftsentwicklungbeim
VersicherungsmaklerFunkausHamburg.
DabeimissbrauchtderStaatdenZoll,um
WarenuntereinemVorwandinseinenBe-

sitzzunehmen.„GeradefürkleinereFir-
menistesdannschwierigzuprüfen,wo
dasProblemlagundwasmitderverschol-
lenenLieferungpassiertist“,sagtSkorna.
OftzeigensichdieausländischenBehör-
denunkooperativundsitzendasThema
aus.„MeistensverläuftderVorfallim
Sand,undderLieferanterhältseinGeld
nie.“
WillkürlichestaatlicheMaßnahmen
sindnureinesdervielschichtigenpoliti-
schenRisiken,mitdenenexportierende
Firmenumgehenmüssen.DieseRisiken
spieleneinegroßeRollebeiWarenkredit-
versicherungen,mitdenensichUnterneh-
mendagegenversichern,dasseinAbneh-
merpleitegehtundgelieferteWarennicht
bezahlenkann.NursolcheSchädenabzusi-
chern,genügtabernicht.„Esistwichtig,
dasseineKreditversicherungauchpoliti-
scheRisikendeckt“,sagtFrankLiebold,
derdasGeschäftdesKreditversicherers
AtradiusinDeutschlandverantwortet.
„GrundfürForderungsausfallistnichtdie
InsolvenzdesHandelspartners,sondern
dassdieFirmadurcheinepolitischgetrie-
beneMaßnahmekeinGelderhält,obwohl
ihrKundeinderLagewärezuzahlen.“
GrenzüberschreitendeHandelsgeschäf-
tekönnenauchdurchEmbargosplatzen,
etwawenneinLandkurzfristigSanktio-
nenaufdieEinfuhrausländischerLebens-
mittelverhängt.TransportierteinHändler
frischeWareindiesesLand,kannersie
nichteinführen–undauchnichtzurück-
transportieren,weilsiebisdahinverdor-
benwären.Problematischwirdesauch,
wenneinStaatnichtüberausreichendDe-
visenverfügtoderdenKapitalverkehrkon-
trolliert,alsoentscheidet,wofürDevisen
verwendetwerden.ExportierteineFirma
ineinsolchesLand,könnendieKunden
diebeispielsweiseinDollarausgestellte
RechnungnichtindieserWährungbezah-
len,undderLieferantbleibtaufderForde-
rungsitzen.
DassimZugedesHandelsstreitsdeut-
scheAutosgezieltmitZöllenbelegtwer-
denkönnten,spielenKreditversicherer
schonseitlängeremalsSzenariodurch.
„DadurchwerdennichtnurdieProdukte

teurer,sondernderLieferanthatbeiei-
nemZollvonbeispielsweise25Prozent
aucheinhöheresRisiko,dasgedecktwer-
denmuss“,sagtAtradius-ManagerLie-
bold.„DieKreditversichererversichern
Zöllezwarmit,allerdingssteigtdieKredit-
summedannebenfallsum25Prozent.“
AuseinerWareimWertvon100000Euro
wirddanneineForderungvon125000Eu-
ro.„DaVersicherermitdemhöherenBe-
tragalsBasiskalkuliert,kannfürdasUn-
ternehmenderVersicherungsschutzantei-
ligteurerwerden“,warntLiebold.
Expertenratendazu,dassbeiderAbsi-
cherungpolitischerRisikenTerrorgrund-
sätzlichmitversichertseinsollte.Beiden
meistenPolicenistdieseSchadenursache
zunächstausgeschlossen.„Auchwennvie-
leVersicherersichdamitschwertun–die
TrennungzwischenpolitischerGewalt
undTerrorsollteerstgarnichtentstehen“,
sagtSkornavomMaklerFunk.Wieschnell

dieGrenzenverschwimmenkönnen,zei-
gendieaktuellenVorfälleinHongkong:
NachderSchließungdesFlughafensinfol-
gederUnruhensprachdiechinesischeRe-
gierungaufeinmalvonterroristischenTen-
denzen.„IstTerrorinderPolicenichtexpli-
ziteingeschlossen,hatderVersichererein
Schlupfloch,dieZahlungzuverweigern“,
warntSkorna.
UmVersicherungsschutzgegenpoliti-
scheRisikenzukaufen,istesnotwendig,
EntwicklungenmehrereJahreimVoraus
zuprognostizieren.Daswirdimmer
schwieriger.„DieWeltwirdunübersichtli-
cher,eskanninjederRegionzuunerwarte-
tenpolitischenEreignissenkommen“,sagt
Silja-LeenaStawikowskivomGroßmakler
Aon.„AuskleinenVorkommnissenkön-
nenschnellgroßeEreignissemitglobalen
Auswirkungenwerden.“Dabeispielten
auchdiesozialenMedieneineimmergrö-
ßereRolle.
PolitischeRisikensindnurdannad-
äquatversicherbar,wenneskeineAnzei-
chendafürgibt,dassineinemLandpoli-
tischbedingteProblemeaufkommen.
„WenndieKundeneinenBedarfsehen,ist
eszuspät“,sagtFunk-ExperteSkorna.Wie
schnelldasgehenkann,zeigtdasBeispiel
Iran:DasLandhattesich2015ineinemAb-
kommenverpflichtet,UrannurzuFor-
schungszweckenanzureichernundnicht
zurHerstellungeinerAtombombe.Die
USA,Großbritannien,China,Russland
unddieEU-StaatenhabenimGegenzugbe-
schlossen,ihreSanktionengegendenIran
zulockern.„Daraufhinhattenwirunseren
Kundenvorgeschlagen,diesesZeitfenster
derEntspannungzunutzen,umpolitische
RisikeninihrePolicenaufnehmenzulas-
sen“,berichtetSkorna.VieleKundenha-
bendasnichtumgesetzt.Alsderspätere
US-PräsidentTrumpinseinemWahl-
kampfangekündigthat,ausdemAtom-Ab-
kommenmitdemIranaussteigenzuwol-
len,wardieseChancevorbei.„Jetztsind
solcheRisikennichtmehrversicherbar
odereswirdextremteuer“,soSkorna.Und
obesFrankreichsPräsidentEmmanuel
Macronnochgelingenwird,dasAtomab-
kommenzuretten,istungewiss.

DieStraßevonHormusistindenvergange-
nenMonatenzurHochrisikozonegewor-
den.DieRouteisteinerderwichtigsten
SchifffahrtswegederWelt:Tanker,dieÖl
vondenHäfeninKuwait,Katar,Bahrain,
demIrak,Iran,denVereinigtenArabi-
schenEmiratenoderSaudi-Arabientrans-
portieren,müssendiesenSeewegpassie-
ren,deranderengstenStellewenigerals
40Kilometerbreitist.DieVersicherungs-
prämien,dieReederproDurchfahrtdurch
dieMeerengezahlenmussten,stiegenbis
EndeJuniaufmehrals500000Dollar.
KriegsrisikenwieAngriffeaufTanker
mitSprengkörpern,sindindennormalen
VersicherungsverträgenderReederausge-
schlossen.Sieschließendafüreinespeziel-
leKriegsversicherungab.FürHochrisiko-
gebietesehenjedochauchdieseVerträge
Ausschlüssevor.DieSchiffseignermüssen
ihreVersichererinformieren,bevorsiein
einesolcheZonefahren,gegeneinenAuf-
schlaggibtdieserdannweiterenVersiche-
rungsschutz.SeitEndeMaigehörtauch
dieStraßevonHormuszudenGefahrenge-
bieten,dieregelmäßigvomJointWarCom-
mittee(JWC)inLondonfestgelegtwerden.
NeilRobertsvomJWCbetont,dassdieZu-
schlägezwarhochsind,dieGrundprämie
fürKriegspolicendafürrelativniedrigsei.
AußerdembekommendieReederinvielen
Fällenbiszu50ProzentderPrämiezu-
rück,wenneszukeinenSchädenkommt,
sagtRoberts.
DasKomiteehattedieseEntscheidung
nacheinerReihevonAngriffenaufSchiffe
getroffen.ImMaimeldetenvierTanker,
sieseienbeiderDurchfahrtbeschossen
wurden.ImJunisorgtenzweiweitereFälle
fürSchlagzeilen.DieTankerKokukaCou-

rageousderjapanischenFirmaKokuka
SangyounddieFrontAltairdernorwegi-
schenReedereiFrontlinewurdenvermut-
lichmitSprengkörpernangegriffen.Meh-
rereLändermachenIranfürdieAttacken
verantwortlich.Iranweistdaszurück.En-
deJulistürmteniranischeRevolutionsgar-
deneinenunterbritischerFlaggefahren-
denTankerderschwedischenReedereiSte-
na.DiehohenPreisefürKriegsdeckungen
könnenleichtüberdietatsächlicheLage
derSchiffsversicherunghinwegtäuschen.
TatsächlichbereitetdieSpartedenVersi-
cherernseitmehrerenJahrzehntenkaum
Freude.VorallemdieVersicherungder
Schiffeselbst,dieSeekasko,hatindenver-
gangenenzehnJahrenfastununterbro-
chenroteZahlenproduziert.InderVergan-
genheitkonntendieUnternehmendie
schlechtenErgebnissemitihrenKapitalan-
lagenausgleichen,nachmehrerenJahren
Niedrigzinsengehtauchdasnichtmehr.

AmLondonerVersicherungsmarkt
Lloyd’s–einemderwichtigstenAnbieter
fürSchiffsversicherungen–habensich
zahlreicheAnbieterausderSpartezurück-
gezogen,nachdemdieVerlustezuhoch
wurden.Dadurchhatsichdieaufdem
MarktverfügbareKapazitätummehrere
HundertMillionenDollarverringert.Das
hatdieLagefürdieübrigenAnbieteretwas
verbessert,sagtVolkerDierksvomAllianz-
SpezialversichererAllianzGlobalCorpo-
rate&Specialty,einemdergroßenSchiffs-

versicherer.„Eshatdazugeführt,dassspe-
ziellbeiReedereienmitschlechtenScha-
denquotenindenvergangenenzwölfMo-
natenPrämienerhöhungendurchsetzbar
waren.“ZurKapazitätsverknappunghat
auchbeigetragen,dasssichmitAxaund
XLzweigroßeAnbietervonTransportver-
sicherungenzusammengeschlossenha-
ben.DanebenhatderRückversicherer
SwissReangekündigt,denBestandan
TransportversicherungenindenBüchern
derErstversicherungstochterSwissReCor-
porateSolutionsdeutlichzureduzieren.
AlldashilftdenAnbieterndabei,diePreise
fürdieDeckungenanzuheben.
ZwarwirddieSchifffahrtimmersiche-
rerunddieZahlderTotalverlustegehtseit
Jahrenzurück.Abergleichzeitigsteigtdas
RisikofürGroßschäden.Containerschiffe
werdenimmergrößer:Innerhalbderver-
gangenenzehnJahrehatsichdieTrans-
portkapazitätderFrachterfastverdop-
pelt.AnBordeinesmodernenContainerrie-
senfindenmittlerweilemehrals20000
StahlboxenPlatz.KommteszueinemTo-
talverlusteinessolchenRiesenschiffsund
seinerLadung,kanneinSchadenvon
mehrals3,5Mrd.Euroentstehen,hatder
VersichererAllianzausgerechnet.
Während2018nocheinvergleichsweise
schadenarmesJahrwar,hatsichdasbe-
reitsimerstenQuartal2019geändert.Da-
zukommenaufdieBranchezahlreiche
neueRisikenzuwieetwaHacker-Angriffe
beiautonomfahrendenSchiffen.Zusätzli-
cheSchädenbefürchtenVersichererauch
durchdieEinführungstrengererGrenz-
wertefürSchwefelemissionen.ImZugeei-
nerUmrüstungkönneeszumehrMaschi-
nenschädenkommen. 

DerHandelskonfliktzwischen
denUSAundChinadürfte
denWelthandelinden
kommendenzweiJahrenzwei
Prozentpunkteanjährlichem
Wachstumkosten,wennesbei
denaktuellenZollsätzenbleibt.
DashatderKreditversicherer
EulerHermeserrechnet,derzum
Allianz-Konzerngehört.
SolltederHandelskrieg
weitereskalierenundder
durchschnittlicheUS-Zollsatz
zwölfProzentüberschreiten,
würdederWelthandelsogar
schrumpfen.

DieSchifffahrtwirdimmer
sicherer,abergleichzeitigsteigt
dasRisikofürGroßschäden

InderHochrisikozone


InmanchenGefahrengebietengibtesSchiffsversicherungennurgegenAufschläge


2


Prozentpunkte


30SZSPEZIAL– KONZERNE VERSICHERN Donnerstag,29.August2019,Nr.199 DEFGH


Schutz


fürdenHandel


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willkürlichestaatlicheMaßnahmenoderTerror:

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