berühren sich liebevoll, fallen sich auch mal
ins Wort und ergänzen oft die Sätze des je-
weils anderen. So gehen also seelenver-
wandte Zwillinge miteinander um.
Nicht nur gemeinsam fallen sie ins Auge.
Beide sind noch immer so jungenhaft
schlank wie auf ihren Jugendfotos, mit ih-
rem vollen grauen Haarschopf, dem wachen
Blick aus warmbraunen Augen und vor al-
lem dem gewinnenden Lächeln wären sie
für jeden Regisseur vermutlich die Idealbe-
setzung für den Gutsherren.
Doch hinter der gefälligen Fassade lauert
das Rebellentum: Die Männer, das wird
schnell klar, sind breitbändig gebildet, beide
eint die Lust am unkonventionellen Den-
ken. Die Brüder – vor allem Jürgen wirkt
schnell entflammbar – streiten vor allem
gern, wenn es um ihre Passion geht: die Ar-
chitektur. Die Patzschkes, das ist bekannt,
haben sich nicht nur Freunde in ihrer Zunft
gemacht. Als sie im Auftrag der Kempinski-
Gruppe das Hotel Adlon im Stil des histori-
schen Vorbildes neu entworfen hatten, ent-
fachten sie einen Glaubenskrieg: Vor allem
aus den Reihen der Bauhaus-Apologeten
hagelte es massiv Kritik an dem angeblich
rückwärtsgewandten, historisierenden Stil.
Mittlerweile haben sie damit verschiedenen
Brachen in Berlin zu neuem Glanz verhol-
Robert Patzschke vertritt die zweite Ge-
neration der Architektenfamilie, zu der
noch Tatjana und ihre Brüder Till-Jonathan
und Thaddäus Patzschke sowie die Partner
Michael Mohn und Christoph Schwebel ge-
hören. Robert hat sich heute frei genom-
men, will „seine Väter“, wie er beide nennt,
an diesem Tag des BELLEVUE-Besuchs
begleiten.
Doch das wäre nicht nötig gewesen. Rü-
diger und Jürgen Patzschke entpuppen sich
gleich nach Begrüßung am langen Esstisch
im Garten als zugewandte, äußerst unter-
haltsame Gastgeber. Beide reden viel und
schnell, suchen immer wieder Blickkontakt,
FOTOS: Sven Lambert (4), privat (1)
20 BELLEVUE 5/