P.M. History - 09.2019

(nextflipdebug2) #1

HISTORISCHES TREFFEN Am 27. April 2018 kamen die beiden Staatschefs in der
gemeinsamen Sicherheitszone in Panmunjom zusammen. ln der Mitte zwischen den
Baracken liegt vor der Grenzmauer Kies (Südkorea). dahinter Sand (Nordkorea)


Und schlägt den Amerikaner mit einem
Karatehieb zu Boden. Sofort stürzen
sich mehrere Nordkoreaner auf den Lie­
genden, prügeln mit Knüppeln und dem
stumpfen Ende einer Axt auf ihn ein.
Auch die Südkoreaner und die anderen
US-Soldaten werden angegriffen.


E

rst als nach wenigen Minuten
die südkoreanisch-amerikanische
Verstärkung eintrifft, ziehen sich
die Nordkoreaner zurück. Hauptmann
Bonifas und sein Kamerad Mark Barrett
sind da schon an ihren Verletzungen
gestorben. Der Mord verschärft die da­
mals ohnehin angespannte Lage auf der
Halbinsel. Beide koreanischen Staaten
versetzen ihre Armeen in Alarmbereit­
schaft. US-Präsident Gerald Ford verlegt
einen Flugzeugträger und B-52-Bomber
in die Region. Ein enger Berater fordert:
"Nordkoreanisches Blut muss vergossen
werden." Ein anderer schlägt vor, eine
Atombombe vor der nordkoreanischen
Küste abzuwerfen, als Warnung.
Die Gefahr eines Krieges ist so groß
wie seit Jahren nicht mehr -wegen ei­
ner Pappel im Niemandsland. 1953 hat­
ten Nord und Süd den Koreakrieg mit
einem Waffenstillstand beendet. Doch
Frieden schließen sie nicht. Die Armeen
ziehen sich je zwei Kilometer von der


Frontlinie zurück und hinterlassen eine
demilitarisierte Zone (DMZ). Sie teilt
die Halbinsel von nun an. Diese Zone
erstreckt sich über etwa 250 Kilometer
zwischen dem Gelben und dem Japani­
schen Meer.
Direkt hinter der DMZ erheben sich
auf beiden Seiten Tausende Bunker und
Wachtürme. Insgesamt knapp zwei Mil­
lionen Soldaten bewachen die Linie, die
meisten sind Nord- und Südkoreaner.
Aber auch die USA stationieren mehrere
Zehntausend Männerauf der Halbinsel,
samt Artillerie, Panzern und Kampfjets.
Innerhalb der Zone sind hingegen
keine schweren Waffen erlaubt. An­
ders als einst an der Grenze zwischen
DDR und Bundesrepublik erhebt sich
hier keine Mauer. Tödlich aber ist die
Zone zwischen den Koreas sehr wohl:
Für nordkoreanische Soldaten gilt der
Schießbefehl auf Flüchtlinge, zudem
spannen beide Staaten Stacheldraht,
stellen Panzersperren auf und vergra­
ben Hunderttausende Landminen. Die
Soldaten in der DMZ patrouillieren aus
Furcht vor Sprengfallen nur auf schma­
len Pfaden.
So sprießen in der Hügellandschaft
des Todesstreifens seltene Wildblumen.
Die vom Aussterben bedrohten Weißna­
ckenkraniche rasten hier, wenn sie aus

ihrem Brutgebiet in Ostsibirien in ihr ja­
panisches Winterquartier fliegen. Auch
Wildschweine, koreanische Rehe und
asiatische Schwarzbären finden hier
eine Heimat.
Durch diese wilde Natur schleicht
Anfang 1968 ein nordkoreanischer
Kommandotrupp. Unbemerkt kriechen
die 31 Männer wenige Dutzend Meter
neben einem US-Wachposten auf das
Staatsgebiet der Republik Korea. Ihr
Ziel ist das Blaue Haus in der Haupt­
stadt Seoul. Der Wohnort das südkore­
anischen Präsidenten.

D

ie Nordkoreaner tragen südko­
reanische Uniformen und pas­
sieren so unerkannt mehrere
Kontrollpunkte. Doch 800 Meter vor
dem Blauen Haus stoppt sie ein Polizist.
Er wird misstrauisch, zieht seine Pisto­
le. Die Nordkoreaner erschießen ihn.
Nun sind die Südkoreaner alarmiert und
schlagen das Kommando nieder: Von
den 31 Elitesoldaten überleben zwei.
Der Attentatsversuch ist der folgen­
reichste unter vielen nordkoreanischen
Angriffen in jener Zeit. Zwischen 1966
und 1969 attackieren die Kommando­
einheiten der Volksrepublik Dutzen-

Der Pappelmord


Die gemeinsame Sicherheitszone
zwischen Nord-und Südkorea am


  1. August 1976 (o.): Arbeiter sollen
    eine Pappel beschneiden, die die
    Sicht aus Südkorea behindert. Doch
    Soldaten aus Nordkorea erschlagen
    zwei US-Soldaten, die die Arbeiter
    schützen sollen. Ein paar Tage später
    wird der Baum dann abgesägt (r.).

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