Geo Epoche - 08.2019

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Dicht an dicht drängen sich dort oft beidseits enger
Gassen mehrstöckige Häuser; viele davon sind erst in den
vergangenen Jahren eilig hochgezogen worden, um die
wachsende Menschenschar irgendwie unterzubringen.
Mancherorts sind bald selbst die Kellergeschosse
bewohnt, in die kaum je Licht und Frischluft gelangen.
Bricht in einer der Behausungen, wo über Feuer gekocht
wird, ein Brand aus, steht rasch ein gesamter Straßenzug
in Flammen. Seit Wien Jahrzehnte zuvor die erste Berufs­
fe uerwehr Europas gegründet hat, ist die Stadt zwar
von Großfeuern verschont geblieben, in den Vo rstädten
jedoch verlieren Arbeiter und Handwerker durch solche
Katastrophen immer wieder ihre Wo hnungen - oder so­
gar ihr Leben.
Kommen die Tagelöhner am Abend von der Arbeit
zu ihren Unterkünften zurück, steigen sie bisweilen über
die Bettler hinweg, die in den Gassen hausen. In dem
Vo rort Josefstadt bietet ein Großarmenhaus immerhin
etwa jedem zehnten der wohllO 000 Wo hnungslosen in
Wien und Umgebung Obdach.

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nd all der Dreck und Abfall in den Stra­
ßen! Erst zum Ende des 17. Jahrhunderts
hat der Kaiser eine Ve rordnung erlassen,
um die fa talen hygienischen Ve rhält­
nisse in den Vo rstädten und auch der
Metropole selbst zu verbessern. Denn sie waren eine der
Hauptursachen dafür, dass sich gefährliche Krankheiten
wie die Pest immer wieder in der Metropole verbreitet
und Ta usende Opfer gefordert hatten.
Die Einwohner sind seither angehalten, Blut und
Eingeweide, Eierschalen und anderen Unrat nicht mehr
auf die Straßen zu kippen sowie tote Hunde, Katzen und
Hühner aus der Stadt hinauszutragen.
Aber viele halten sich offenbar nicht daran.
Im Hochzeitsjahr 1736 scheint die Pest zwar besiegt,
ebenso andere Epidemien wie die Pocken, die zuvor jähr­
lich viele Ta usend Opfer kosteten. Doch noch immer
fü rchten die Menschen die mörderischen Krankheiten,
vor denen niemand gefeit ist.
Auch vor dem Kaiserhof machen sie nicht halt. Drei
der 16 Kinder Maria Theresias werden an den Pocken
sterben, sie selbst infiziert sich 1767 - und überlebt, nach­
dem sie bereits die Sterbesakramente empfangen hat, nur
knapp, mit entsetzlichen Narben im Gesicht, die eitrige
Pusteln hinterlassen haben (die Herrseherin wird später
zu einer We gbereiterin der Pocken-Impfung).
Anders als die Angehörigen des Kaiserhofes erhalten
die Erkrankten in den Vo rstädten kaum medizinische
Hilfe. Vielen fe hlt das Geld für die Behandlung. Ein zeit-
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