P.M. Fragen und Antworten - 08.2019

(Nancy Kaufman) #1
führen, tauchen ähnliche Monumente nicht nur am Oberlauf der
Eibe, sondern auch an Weser, Rhein, Mosel und Donau auf (im
Bild ein Exemplar bei Pirna an der Eibe). Ihre Botschaft ist fast
immer ähnlich: Sie warnen vor Hunger und Not. Wenn Flüsse
sehr niedriges Wasser führen, dann ist Schifffahrt auf ihnen
nicht mehr möglich, und der Transport von Gütern wird schwie­
rig. Früher fehlte es dann bald an nötigen Lebensmitteln.
Gleichzeitig ließen die Ernten durch die Trockenheit sehr zu
wünschen übrig- genug Gründe für Traurigkeit und Kummer.

Was sind Hungersteine?


Es gibt aber auch Hungersteine, deren Inschriften Mut
machen sollen. So liegt am Elbufer des kleinen Orts Bleckede
ein Stein, auf dem ein Reim in eine bessere Zukunft verweisen
will: »Geht dieser Stein unter, wird das Leben wieder bunter.«
Auch er tauchte im vergangenen Sommer aus den Fluten des
Flusses auf. Heute führen niedrige Wasserstände nicht mehr zu
Hungersnöten. Dennoch tragen auch die neuestengravierten
Findlinge den Namen Hungerstein. Einer der jüngsten befindet
sich in Pfelling am Oberlauf der Donau, wo Anwohner den
Wasserstand des ungewöhnlich trockenen Sommers 2018
markierten. Sie ritzten neben der Jahreszahl auch eine Linie in
den Stein, die den Stand des besonderen Niedrigwassers
kennzeichnet. (jl)

E


s war im Dürresommer des vorigen Jahres, als im
tschechischen Örtchen DeCfn ein Stein aus den Fluten
der Eibe auftauchte. Er gab den Blick auf eine trau-
rige Inschrift frei: »Wenn du mich siehst, dann weine«.
Dazu stand eine Jahreszahl, die deutlich machte, dass die
Aufforderung uralt ist: 1616. Es handelt sich um einen Hunger­
stein. Derlei Steine gibt es viele. Wenn die Flüsse Niedrigwasser


Können Papageien


drogensüchtig werden?


D


as Suchtverhalten von Papagei­
en ist seit einigen Jahren ein
Problem auf den Schlafmohn­
feldern in Indien. Die Pflanzen
werden dort für medizinische Zwecke
angebaut. Halsband- und Pflaumen­
kopfsittiche fallen in Scharen ein, um
die Mohnkapseln von den Stängeln zu
knipsen und sich mit ihrer Beute davon­
zumachen.
Im Bundesstaat Madhya Pradesh,
und dort besonders im Distrikt Nee­
much, stehlen die Vögel große Teile der
Ernte, wie indische Behörden und Nach­
richtensender berichten. Denn offen­
bar plündern die Papageienschwärme
etwa 30- bis 40-mal am Tag die Felder.
Dabei warten sie just bis zu dem Mo­
ment, in dem Arbeiter die erntereifen
Schlafmohnkapseln anritzen. Tritt dann
der opiumhaltige Milchsaft aus, fliegen
die Vögel heran.
Obwohl die Pflanzen inzwischen Tag
und Nacht bewacht werden und die Bau­
ern laute Musik laufen lassen, um die
Vögel abzuschrecken, kommen die Vögel
immer wieder. Selbst im Rausch sind die


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Papageien offenbar zu strate­
gischen Denkleistungen fähig.
Denn bei ihrem Anflug
verhalten sie sich diskret. Statt
sich wie sonst durch Krächzen
bemerkbar zu machen, bege­
hen sie ihre Raubzüge lautlos
und heimlich.
Doch sind die Papageien
denn auch wirklich im Opium­
rausch? Vielleicht lieben sie
ja nur den Geschmack des
Milchsafts. Dem widerspricht
der indische Toxikaloge R. S.
Chundawat von der indischen
Mody University. Gegenüber
diversen Medien sagte Chun­
dawat: >>Opium gibt den Vö­
geln schnelle Energie, ver­
gleichbar mit dem Effekt von
Kaffee oder Tee auf den Men-
schen. Wenn die Tiere mal auf den Ge­
schmack gekommen sind, können sie
nicht mehr davon lassen.<<
Aber nicht nur Vögel haben offenbar
die Wirkung des Schlafmohns entdeckt.
Auch Antilopen sind auf die Droge auf-

merksam geworden, sogar schon früher
als die Papageien. Dabei gehen sie ähn­
lich hartnäckig vor. Selbst zwei Meter
hohe Zäune halten die Tiere nicht davon
ab, sich Zutritt zu ihrer Opiumhöhle zu
verschaffen. (kj)

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