SPORT DIE WELIE WELIE WELTKOMPAKTTKOMPAKT DONNERSTAG,8.AUGUST2019 SEITE 28
E
s sollte eigentlich der
Termin werden, mit
dem FC Schalke 04 po-
sitive Schlagzeilen
macht. Alexander Nübel, der
neue Kapitän der Knappen und
einer der talentiertesten und ge-
fragtesten jungen deutschen Tor-
hüter, sprach am Donnerstag
über die kommende Spielzeit. Ei-
ne Saison, in der für Schalke alles
besser werden soll. Doch um das
beherrschende und extrem unan-
genehme Thema kommt derzeit
niemand herum.
VON OLIVER MÜLLER
„Natürlich kenne ich Clemens
Tönnies“, sagte Nübel, der seit
vier Jahren auf Schalke und seit
dem vergangenen Januar Stamm-
keeper ist. Und dann berichtete
er von einem für ihn persönlich
besonderen Moment. Im Febru-
ar, als er mit Schalke gegen Mön-
chengladbach spielte, sah er die
Rote Karte. Völlig niedergeschla-
gen ging der junge Keeper direkt
in die Kabine. Die war fast leer –
nur Tönnies saß dort und wartete
auf ihn. Dann tröstete ihn der
Aufsichtsratschef. „Das fand ich
schon ein sehr, sehr geiles Zei-
chen“, so Nübel. „Das hat mich
auch ein Stück weit berührt.“
Tatsächlich gibt es kaum je-
manden, der bestreiten würde,
dass Schalke 04 für Tönnies eine
Herzensangelegenheit ist. Auch
die meisten der zahlreichen Kri-
tiker des Fleischfabrikanten aus
dem westfälischen Rheda-Wie-
denbrück, der seit 1994 dem Auf-
sichtsrat angehört und seit 2001
dem Kontrollgremium vorsteht,
tun dies nicht. Auch würden sie
nicht widersprechen, dass es oh-
ne Tönnies, der am Dienstag un-
ter massivem Druck erklärt hat-
te, seine Ämter für drei Monate
ruhen lassen zu wollen, den Ver-
ein in seiner heutigen Form nicht
geben würde.
„Da ist eine Menge dran“, sag-
te Peter Neururer. Der ehemalige
Schalke-Trainer kennt Tönnies
seit über 20 Jahren und hat ihn
trotzdem speziell in den vergan-
genen Jahren häufig und teilwei-
se massiv kritisiert. Doch was der
63 Jahre alte Unternehmer für
Schalke getan hat, steht auch für
ihn außer Frage. „Man kann ja
positiv oder negativ zu Gazprom
stehen. Aber ohne Tönnies wäre
das Unternehmen nicht auf der
Brust von Schalke 04. Und das
war und ist extrem wichtig für
die Entwicklung des Vereins“,
sagt Neururer und verweist da-
mit zugleich auf einen der An-
griffspunkte, die Tönnies bietet:
Der russische Staatskonzern ist
als Hauptsponsor umstritten.
Allerdings garantiert das Un-
ternehmen dem Verein auch
deutlich mehr Geld, als es die
meisten Bundesligakonkurren-
ten von ihren Partnern bekom-
men. Bis 2016 gab es jährlich ei-
nen Sockelbetrag von 15 Millio-
nen Euro, seitdem sogar 20 Mil-
lionen, im ultimativen Erfolgsfall
gar 30. Und der Vertrag läuft
noch bis 2022.
Wenn Tönnies nicht mit Wla-
dimir Putin, dem ebenso umstrit-
tenen russischen Präsidenten,
diesen Deal vor zwölf Jahren klar-
gemacht hätte, wären auf Schalke
möglicherweise sogar die Lichter
ausgegangen. Genauso wie zu Be-
ginn der Nullerjahre. Damals hat-
te Tönnies dem Verein einen Pri-
vatkredit in Höhe von 30 Millio-
nen gewährt. Insider berichten,
dass es darüber hinaus weitere
Zuwendungen des Unternehmers
gegeben haben soll.
Chef des Aufsichtsrates – und im
Grunde auch Boss des FC Schalke 04:
Fleischfabrikant Tönnies
TENNIS
Zverev erreicht
Achtelfinale
Alexander Zverev hat sein
Auftaktmatch in der nord-
amerikanischen Hartplatz-
saison gewonnen. Beim ATP-
Masters in Montreal setzte
sich der 22-Jährige in der zwei-
ten Runde gegen den Briten
Cameron Norrie 7:6, 6:4 durch
und erreichte damit als ein-
ziger Deutscher das Achtel-
finale. Zverev trifft nun auf
den Georgier Nikolos Basila-
schwili.
GOLF
Kaymer beantragt
Spielberechtigung
Martin Kaymer kämpft um
seine Spielberechtigung für die
US-Tour 2020. Der 34-Jährige
hat bei der Spielervereinigung
US PGA einen Antrag auf eine
Ausnahmegenehmigung ge-
stellt. Dies bestätigte dessen
Bruder Philip Kaymer, der
auch als Manager fungiert. Als
- der FedEx-Cup-Wertung
hätte Kaymer Anspruch auf
eine eingeschränkte Spielbe-
rechtigung. Dafür hätte er
allerdings 15 Turniere bestrei-
ten müssen, gespielt hat er
aber nur 14.
FUSSBALL
Frankfurt kauft
Torwart Trapp
Die Rückkehr von Nationaltor-
wart Kevin Trapp, 29, zum
Bundesligaklub Eintracht
Frankfurt ist perfekt. Dem
Vernehmen nach lassen sich
die Hessen Trapp rund sieben
Millionen Euro Ablöse an
Frankreichs Meister Paris St.
Germain kosten. Der Schluss-
mann erhält einen Vertrag bis
- Trapp hatte in der ver-
gangenen Saison auf Leihbasis
am Main gespielt und zu den
Leistungsträgern gehört. Für
die Saisonvorbereitung war er
zunächst nach Paris zurück-
gekehrt.
Ermittlungen gegen
HSV-Stürmer Jatta
Laut „Sportbild“ gibt es Zwei-
fel an der Identität des 21-
jährigen HSV-Stürmers Bakery
Jatta Gambia. Er soll eine
Vergangenheit als Bakary Daf-
feh haben und zweieinhalb
Jahre älter sein als bislang
angenommen. Der DFB-Kon-
trollausschuss sowie das Be-
zirksamt Hamburg-Mitte er-
mitteln in dem Fall. Außerdem
gebe es Indizien, wonach Jatta
entgegen eigenen Aussagen in
seiner Heimat bereits für die
U20 Gambias gespielt hat.
KOMPAKT
D
er Bus mit der besonde-
ren Fracht kämpft sich
vorbei an Dixi-Klos und
Euro-Paletten durch die Men-
schenmassen. Zum Training auf
dem Rasenplatz des FC Rottach-
Egern führt der Fahrer den FC
Bayerndurch eine schmale Stra-
ße an den Höfen einer Baustoff-
firma entlang. Kinder kreischen
vor Begeisterung, Eltern auf
Mietfahrrädern fahren dem Bus
mit den abgedunkelten Scheiben
strahlend hinterher, Ordnungs-
kräfte machen den Trubel in dem
kleinen Ort mit viel Geduld zum
geordneten Chaos. Sommerferi-
en und die Bayern zu Gast – Aus-
nahmezustand am Tegernsee.
VON JULIEN WOLFF
Bis zum Wochenende hat der
deutsche Rekordmeister hier
sein Trainingslager bezogen, un-
weit der Villa von Präsident Uli
Hoeneß. Die Stimmung ist gut.
Und mittendrin statt nur dabei
ist ein Weltmeister, von dem vor
Kurzem keiner gedacht hätte,
dass er im August noch zu den
Bayern gehört:Jérôme Boateng.
Nach der Nachmittagseinheit
rufen die Fans seinen Namen, der
Innenverteidiger schlendert zur
Tribüne, um dort Autogramme
zu geben und für Selfies in
Smartphone-Kameras zu lächeln.
Boateng macht Späße mit seinen
Mitspielern, in den Trainings
sticht er mit präzisen Pässen im
Aufbauspiel heraus.
Auch er selbst hat nicht damit
gerechnet, eine Woche vor dem
Auftakt der Bundesliga-Saison
Plötzlich wieder wichtig: Boateng hatte selbst nicht damit gerech-
net, wieder das Bayern-Trikot zu tragen
BONGARTS/ GETTY IMAGES
/ ALEXANDER HASSENSTEIN
Die 180-Grad-Drehung im Fall Boateng
Der Verteidiger war unzufrieden, der FC Bayern auch. Nun ist alles anders. DerFall zeigt die Notlage des Vereins
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