Die Welt Kompakt - 30.07.2019

(avery) #1

POLITIK DIE WELIE WELIE WELTKOMPAKTTKOMPAKT DIENSTAG,30.JULI2019 SEITE 4


len. Unter den Nigerianern wird
sogar nur einer von fünf als
schutzberechtigt anerkannt ...
Ja, aber bei dem Personenkreis
aus diesen acht Staaten, der kei-
nen Schutzstatus erhalten hat,
kann man natürlich auch nicht
davon ausgehen, dass sie mit
dem Arbeitsmarkt nichts zu tun
haben. Gerade abgelehnte Asyl-
bewerber, deren Abschiebung
nicht möglich ist, versuchen
schnell in den Arbeitsmarkt zu
kommen. Dies ist sinnvoll, weil
Personen so oft nicht
von Sozialleistungen
abhängig sind, Berufs-
erfahrung sammeln
können und ihre
Chancen auf einen
längerfristigen Auf-
enthalt erhöhen. Da-
von profitieren sie
und unsere Gesell-
schaft. Die Nigerianer
beispielsweise haben
trotz der hohen Ab-
lehnungsquote eine
Beschäftigungsquote
von über 30 Prozent,
auch wer keinen
Schutztitel erhält, darf meist
nach einer Weile arbeiten.

Schafft der Staat dadurch wei-
tere Anreize für abgelehnte
Asylbewerber, ihrer Ausreise-
pflicht nicht nachzukommen?
Die Frage ist, ob eine Rückfüh-
rung realistisch ist. Es ist ja be-
kannt, dass dies oft nicht umge-
setzt werden kann.

Das ist bekannt. Aber unabhän-
gig davon, ob der Staat in der
Lage ist abzuschieben, bleibt
ein abgelehnter Asylbewerber
in der Regel aufgefordert, das
Land zu verlassen. Wenn dann
gleichzeitig erlaubt wird, über
Arbeit ein Aufenthaltsrecht zu
bekommen, wird es ja unwahr-
scheinlicher, dass ein Betroffe-
ner seiner Ausreisepflicht
nachkommt.
Wenn ein Abgelehnter, der nicht
abgeschoben werden kann, sich
trotz seiner schwierigen Aus-
gangsbedingungen am Arbeits-
markt bewährt, halte ich das für
einen Gewinn für alle Beteiligten.

In welchen Branchen finden die
über das Asylsystem eingereis-
ten Ausländer vor allem Arbeit?
Nahezu die Hälfte der Tätigkei-
ten setzen keine formale Qualifi-
kation voraus, sind also Helfertä-

tigkeiten, was angesichts der
schwierigen Ausgangslage auch
keine Überraschung ist. Insge-
samt ragen vier Branchen heraus:
Sehr viele sind über Zeitarbeits-
unternehmen angestellt, die ge-
nerell eine wichtige Rolle für den
Einstieg für Zuwanderer in den
Arbeitsmarkt spielen. Dabei geht
es meist um einfache Tätigkeiten
in der Produktion. Zweitens sind
die sogenannten wirtschaftlichen
Dienstleistungen außerhalb der
Zeitarbeit wichtig, das ist oft das
Reinigungsgewerbe. Zudem sind
die Gastronomie und die Land-
wirtschaft wichtig.

Können Sie auch sagen, wie vie-
le Flüchtlinge eine Lehre in den
„Engpassberufen“, also solchen
mit Fachkräftemangel, machen?
Wir haben Probleme, unter Deut-
schen und hier lebenden Auslän-
dern ausreichend viele für die
Fachkräfteengpassberufe etwa in
der Pflege und im Handwerk zu
begeistern, weil es einen generel-
len Trend in Richtung Studium
und Bürojob gibt. Die Flüchtlinge
leben auch in dieser Gesellschaft
und orientieren sich entspre-
chend, deswegen fällt auch bei
ihnen die Vermittlung in diese
Berufe oft schwer.

U

lrich Walwei leitet
kommissarisch das In-
stitut für Arbeits-
marktforschung (IAB)
der Bundesagentur für Arbeit.
Mit WELT spricht der Wirt-
schaftsprofessor über die Jobs
der Asylzuwanderer und den
Fachkräftemangel.

VON MARCEL LEUBECHER

WELT:Herr Walwei, von 2015 bis
2 018 wurden rund 900.000 Asyl-
bewerberals Flücht-
linge anerkannt oder
erhielten einen ande-
ren Schutztitel. Wie
viele von ihnen ha-
ben inzwischen eine
Beschäftigung gefun-
den?
ULRICH WALWEI: Das
können wir leider
nicht genau sagen,
weil das Ausländer-
zentralregister noch
nicht mit der Beschäf-
tigtenstatistik ver-
knüpft ist. Allerdings
hat die Bundesregie-
rung diese Verknüpfung inzwi-
schen rechtlich ermöglicht. Es ist
also absehbar, dass wir solche
Fragen bald präziser beantwor-
ten können.

Näherungsweise können Sie
aber Aussagen darüber treffen?
Ja, unter den seit 2015 aus den
acht wichtigen Asylherkunftslän-
dern Syrien, Afghanistan, Irak,
Eritrea, Pakistan, Nigeria, Soma-
lia, Iran zu uns gekommenen Er-
werbsfähigen gehen etwa 35 Pro-
zent einer Beschäftigung nach.
Das sind ungefähr 400.000 Per-
sonen, mit steigender Tendenz.
80 Prozent davon sind sozialver-
sicherungspflichtig beschäftigt.

Ist es nicht frustrierend, dass
Sie bis heute keine Möglichkeit
haben, genau auslesen zu kön-
nen, wie viele Flüchtlinge in Ar-
beit sind?
Ich bin froh, dass die politischen
Weichen dafür gestellt sind. Zu-
dem halte ich unsere aktuellen
Berechnungen, die auch auf Be-
fragungen beruhen, für recht
aussagekräftig.

Ihre aktuelle Methode erfasst
aaaber doch auch viele abgelehnteber doch auch viele abgelehnte
Asylbewerber aus den acht Staa-
ten, die in der Regel gar nicht ar-
beiten, sondern ausreisen sol-

Von den rund 1,2 Millionen Zuwanderern


aus acht wichtigen Asylherkunftsländern


machen laut IAB-Chef Walwei aktuell


nur 44.000 eine Lehre


EU

Ethikausschuss prüft
Oettingers Gründung

Die Gründung eines Bera-
tungsunternehmens durch den
EU-Haushaltskommissar Gün-
ther Oettinger (CDU) wird ein
Fall für den unabhängigen
Ethikausschuss der EU-Kom-
mission. Kommissionsprä-
sident Jean-Claude Juncker
habe das Gremium um eine
Stellungnahme gebeten, sagte
eine Sprecherin. Oettinger
möchte mit seiner Lebens-
gefährtin Friederike Beyer in
Hamburg die Oettinger Con-
sulting, Wirtschafts- und Poli-
tikberatung GmbH aufbauen.
Der Ethikausschuss wird un-
tersuchen, ob Oettingers be-
rufliche Pläne für die Zeit
nach dem Ausscheiden aus
dem Amt mit den Kommis-
sionsregeln vereinbar sind.
Zudem soll er prüfen, ob die
Unternehmensgründung ir-
gendwelche Auswirkungen auf
die noch verbleibende Amts-
zeit Oettingers haben könnte.
Sie endet Ende Oktober.

AFD

Polizei fahndet
nach Brandstifter

Die Polizei sucht weiter nach
dem Brandstifter, der im sach-
sen-anhaltischen Arendsee ein
Feuer an einer Gartenlaube
entfacht und damit einen dort
schlafenden AfD-Politiker in
Gefahr gebracht haben soll.
Der 32 Jahre alte AfD-Kreis-
vorsitzende der Altmark West,
Sebastian Koch, hatte in der
Nacht zum Sonntag nach ei-
nem Sommerfest der Jugend-
organisation der Partei ge-
meinsam mit seiner 27-jäh-
rigen Lebensgefährtin in der
Gartenlaube aus Holz ge-
schlafen. Am Morgen soll ein
Unbekannter versucht haben,
die Laube anzuzünden. Das
Feuer konnte rechtzeitig ge-
löscht werden, es wurde nie-
mand verletzt. Spezialisten
des Landeskriminalamtes
fffanden Brandbeschleuniger. anden Brandbeschleuniger.

NIGERIA

Mindestens 65 Tote
bei Anschlag

Bei einem Anschlag auf Dorf-
bewohner im Nordosten Nige-
rias sind mindestens 65 Men-
schen getötet worden. Der
Angriff wird der islamisti-
schen Terrormiliz Boko Ha-
ram zugeschrieben. Die An-
greifer kamen auf Motorrä-
dern in ein Dorf nahe der
Bezirkshauptstadt Maiduguri
in der Provinz Borno und
eröffneten das Feuer auf eine
Trauergemeinde nach einer
Beerdigung.

KOMPAKT


Ulrich Walwei
leitet kommis-
sarisch das Institut
fffür Arbeitsmarkt-ür Arbeitsmarkt-
und Berufsfor-
schung (IAB)

PICTURE ALLIANCE/

DPA/ IAB

„Ausbildungsneigung


noch steigerungsfähig“


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