Die Welt am Sonntag - 28.07.2019

(Barry) #1

D


ie Deutschen lieben
Rabatte, dafür ist
ihnen fast jeder An-
lass recht. Zum Bei-
spiel der Weltnu-
deltag. Er wurde
1995 von 40 ein-
schlägigen Fabrikanten erfunden, wird
seither jährlich am 24. Oktober began-
gen und gilt wohl zu Recht als einer der
abgedrehtesten Gedenktage des Glo-
bus. Was jedoch offenbar keinerlei ab-
schreckende Wirkung auf Werbetrei-
bende hat. „Happy Weltnudeltag“,
wünschte etwa die Firma Teigwaren
Riesa letztes Jahr in die Facebook-Run-
de – und bot 15 Prozent Preisnachlass
auf Bestellungen bis Mitternacht.

VON MICHAEL GASSMANN

Mit reduzierten Preisen lockt der
Handel wohl, seit es ihn gibt. Die Nazis
verboten Rabatte zwar weitgehend,
doch danach konnte man bei Tante Em-
ma wieder schlecht schmeckende Märk-
chen ablecken und in graupapierenechen ablecken und in graupapierene
Heftchen kleben, bis sie voll waren.
Heute sammeln Konsumenten Punkte
in Läden, Tankstellen und Warenhäu-
sern über Systeme wie Payback oder
Deutschlandcard. Sie sind weit verbrei-
tet: Im Durchschnitt nimmt jeder Deut-
sche an 4,6 Bonus- oder Vorteilspro-
grammen teil, ermittelte die Markt-
forschungsagentur Splendid Re-
search.
Das Gegenstück in der
digitalen Welt bilden
sogenannte
Cashback-Por-

tale wie Shoop, Getmore oder iGraal.
Das Prinzip ist denkbar einfach: Um
Geld zurückzuerhalten – Cashback
eben – müssen sich die Konsumenten
über das entsprechende Portal in einen
Online-Shop einklicken. Kommt ein
Kauf zustande, erhält die Cashback-Site
eine Provision, die sie zum größten Teil
an die Kunden weiterreicht. Und zwar
durchweg als Bargeld, nicht in Form von
abstrakten Punkten wie bei herkömmli-
chen Rabattsystemen. Anders als etwa
Großbritannien oder die USA gilt
Deutschland auf diesem Geschäftsfeld
noch weitgehend als Entwicklungsland.
„Klingt irgendwie zu gut, um wahr zu
sein“, greift Shoop, nach eigenen Anga-
ben mit 2000 angeschlossenen Shops
und gut einer Million Nutzern einer der
Marktführer, die verbreitete Skepsis in
einem Erklärvideo auf.
Die Höhe der Rabatte schwankt stark,
ergab ein Überblick der Stiftung Waren-
test. Im besten Fall seien über zehn Pro-
zent Preisnachlass drin, manchmal aber
nicht einmal ein Prozent. Am häufig-
sten seien Nachlässesten seien Nachlässe
zwischen drei und
sechs Prozent
zu erwar-
ten.

Optisch würden die Rabatte gerne
etwas aufgeblasen, indem sie auf den
Nettowarenwert berechnet würden,
also ohne die im Regelfall 19-prozentige
Mehrwertsteuer, die Endkunden aber
nun einmal bezahlen müssen. Alles in
allem könne es aber Sinn machen, den
Umweg über eine Rabattseite zu neh-
men, meint Stiftung Warentest: „Insbe-
sondere bei größeren Anschaffungen
lohnt es sich, ein Cashback-Portal zu
nutzen.“
Tatsächlich sollten die Verbraucher
aber keine überzogenen Erwartungen
hegen. Das Portal iGraal beispielsweise
nennt eine durchschnittliche jährliche
Rückerstattung von 290 Euro und fügt
verführerisch hinzu: „Je mehr du online
einkaufst, desto höher ist auch dieser
Betrag.“ Genau da, sagt Georg Tryba
von der Verbraucherzentrale Nord-
rhein-Westfalen, liege der Haken: Es be-
stehe die Gefahr, dass Konsumenten
sich von der Aussicht auf dicke Rücker-
stattungen zu unüberlegten Käufen ver-
locken ließen. Besser sei es, sich vorher
zu fragen, welche Dinge man benötige,zu fragen, welche Dinge man benötige,
und dann die Preise zuund dann die Preise zu
vergleichen. „Ohne dasvergleichen. „Ohne das
ganze Rabatt-Brim-ganze Rabatt-Brim-
bamborium sindbamborium sind
Einkäufe oft billigerEinkäufe oft billiger
und besser umzu-und besser umzu-
setzen“, sagt dersetzen“, sagt der
Verbraucherschüt-Verbraucherschüt-
zer. Denn das Geldzer. Denn das Geld
für die Rückerstat-für die Rückerstat-
tung fällt natürlichtung fällt natürlich
nicht vom Him-
mel, vielmehr stelltmel, vielmehr stellt
es einen Tauschhandeles einen Tauschhandel
dar: Persönliche Datendar: Persönliche Daten
gegen Prozente. Letztlichgegen Prozente. Letztlich
bildet die Funktion als digita-bildet die Funktion als digita-
ler Kaufkraft-Kanal, kombi-ler Kaufkraft-Kanal, kombi-
niert mit punktgenauer Wer-niert mit punktgenauer Wer-
bung und Vermarktung derbung und Vermarktung der
Kundendaten ein lukratives Ge-Kundendaten ein lukratives Ge-

schäftsmodell für die Cashback-Portale.
Mit der deutschen Rabatt-Euphorie
als Treibmittel könnte es den Cashback-
Portalen gelingen, Alternativen zur do-
minierenden Plattform Amazon im On-
line-Handel aufzubauen, hoffen Unter-
nehmer wie Sascha Jonas und Mario Pe-
ter. Der 60 Milliarden Euro schwere
deutsche E-Commerce-Markt ist nach
ihrer Einschätzung noch nicht verteilt,
obwohl Amazon mehr als die Hälfte des
Volumens abschöpft. „Viele Konsumen-
ten sind wechselbereit. Cashback ist ein
Thema, wenn sich herumspricht, dass
es funktioniert“, glaubt Jonas. Mit ihrer
Plattform Repay.me wollen sie nach ei-
genen Angaben vor Beginn des Weih-
nachtsgeschäfts auf dem Markt sein.
Rund 1400 Shops seien bereits an Bord,
derzeit laufe die Software im fortge-
schrittenen Versuchsstadium. Von der
Konkurrenz wollen sich die Gründer
unter anderem dadurch absetzen, dass
Kunden ihren Kontostand täglich einse-
hen und beeinflussen können, etwa
durch die Anwerbung neuer Teilneh-
mer. Zudem sollen Touristen aus Asien
die Nutzerzahlen schnell steigern. In
einer Airline-Kooperation werden an-
fliegende Deutschland-Besucher über
WLAN noch im Jet auf die Website hin-
gewiesen werden, so der Plan. In Asien
seien solche Geschäftsmodelle längst
etabliert, sagt Peter.
Generell sind die Erstattungen bei
Cashback-Portalen nach Angaben von
Stiftung Warentest höher als bei den
üblichen Rabattkarten, die bei Online-
Käufen meist nur 0,5 bis ein Prozent
Nachlass gewährten. So oder so sollten
Kunden sich die angesammelten Gutha-
ben cash auszahlen lassen, rät Tryba:
„Im Zweifel immer die Barzahlung wäh-
len.“ Denn wer sich für den Tausch von
Punkten bei Produkten mit Zuzahlung
entscheide, laufe Gefahr, Punkte zu ver-
schenken und mehr zu zahlen als bei
einem ganz normalen Einkauf.

Cashback: Angriff auf Amazon


WAMS_DirWAMS_DirWAMS_Dir/WAMS/WAMS/WAMS/WAMS/WSBE-VP1/WSBE-VP1
28.07.1928.07.1928.07.19/1/1/1/1/Wir2/Wir2 CPASSLAC 5% 25% 50% 75% 95%

Abgezeichnet von:
Artdirector

Abgezeichnet von:
Textchef

Abgezeichnet von:
Chefredaktion

Abgezeichnet von:
Chef vom Dienst

30


28.07.19 28. JULI 2019WSBE-VP1


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30 WIRTSCHAFT WELT AM SONNTAG NR.30 28.JULI2019


GEMISCHTWAREN


Die jüngste Attacke kam am
Montag um fünf Uhr in der
Früh. „Vermasseln Sie es
nicht wieder“, schrieb Do-
nald Trump auf Twitter. Es
seien ja schon beim letzten
Mal falsche Entscheidungen
getroffen worden. Die Bot-
schaft, 279 Zeichen lang,
war an die Federal Reserve
gerichtet, die US-Noten-
bank. Dem Präsidenten missfällt, dass
ihr Chef Jerome Powellsich beharrlich
weigert, die Leitzinsen zu senken. In den
vergangenen Monaten machte Trump
vor nahezu jeder Sitzung der Fed Druck,
bekam aber nie seinen Willen.
Am Mittwoch steht das nächste Tref-
fen der Fed an. Und US-Investoren rech-
nen damit, dass Powell die Zinsen dann
tatsächlich verringert. Wahrscheinlich
nur um einen Viertel Prozentpunkt, aber
es hätte trotzdem etwas Historisches.
Seit dem Jahr 2008, als Amerika in die
Finanzkrise stürzte, gab es keine Sen-
kung mehr. Zuletzt lag der Leitzins in
einer Spanne von 2,25 bis 2,50 Prozent.
Nach Trumps Empfinden ist das viel zu

hoch. Er befürchtet dadurch
ein Ende des wirtschaftlichen
Aufschwungs in den USA.
Verlangsamt sich das Wachs-
tum, so wohl seine Sorge,
dann sinken auch seine Chan-
cen bei der Präsidentschafts-
wahl im kommenden Jahr.
Deshalb kritisierte Trump die
Fed immer wieder, warf den
Währungshütern „Ahnungs-
losigkeit“ und „fehlerhafte Denkpro-
zesse“ vor. Zwischenzeitlich ärgerte er
sich so sehr über den unbeugsamen
Powell, dass er die Anwälte des Weißen
Hauses gefragt haben soll, ob er ihn
feuern könne.
Der Republikaner bricht seit knapp
einem Jahr immer wieder das unge-
schriebene Gesetz, nach dem sich die
Regierung nicht in die Geldpolitik ein-
mischt. Barack Obama, Bill Clinton, die
beiden Bushs, sie alle hatten diese Regel
meist befolgt. Trump ignoriert sie. Aber
zumindest sein Ton könnte sich bald
ändern: Es ist gut möglich, dass er ab
Mittwoch auch Lob für Jerome Powell
übrig hat. STEFAN BEUTELSBACHER

KOPF DER WOCHE

AP

/JACQUELYN MARTIN

Montag:Der Chef der Internationalen
Atomenergiebehörde, Yukiya Amano, ist
tot. Der 72-jährige Japaner stand knapp
zehn Jahre an der Spitze der Behörde.

Dienstag: Die US-Forschungstochter des
chinesischen Konzerns Huawei entlässt
mehr als 600 ihrer 850 Beschäftigten
und begründet das mit „der Einschrän-
kung des Geschäftsbetriebs“.

Mittwoch:Der Konzernumbau reißt
tiefere Löcher in die Bilanz der Deut-
schen Bankals angenommen. Der Ver-
lust beläuft sich auf 3,15 Milliarden Euro.

Donnerstag:DerDeutschen Bahnbricht
wegen Problemen in fast allen Ge-
schäftsbereichen der Betriebsgewinn
weg. Er sackt um mehr als ein Fünftel
auf knapp 760 Millionen Euro ab.

Freitag: Vodafone willseine europäi-
schen Funktürme abspalten und mögli-
cherweise an die Börse bringen. Die
Sparte soll bis Mai 2020 abgetrennt
werden und mit 61.700 Türmen das
größte Portfolio in Europa sein.

WOCHENBILANZ

Bei der Smart Clock von Lenovofehlt die
Kamera, schließlich soll der clevere Wecker
ja im Schlafzimmer stehen. Der Google
Assistant nimmt über die Sprache Befehle
und Fragen entgegen. Das vier Zoll große
Display ist berührungsempfindlich, so lässt
sich die Weckzeit auch ohne mündlichen
Befehl einstellen. Ein kräftiger Hieb auf das
Gerät stellt den Wecker übrigens aus. Auf
der Rückseite befindet sich ein USB-An-
schluss zum Laden eines Smartphones. Die
Lenovo Smart Clock kostet 99 Euro. heu

SPIELZEUG

Smarter
WWWecker vonecker von
Lenovo

I


n der Redaktion der „Süddeutschen
Zeitung“ (SZ) spitzt sich ein Kon-
ffflikt in der Chefredaktion zu. Julialikt in der Chefredaktion zu. Julia
Bönisch, Mitglied des Gremiums und
zuständig für „Digitales“, hatte im Mai
in einem Debattenbeitrag im Bran-
chenmagazin „Journalist“ das ehrwür-
dige Redaktionsstatut der Zeitung in-
fffrage gestellt, indem sie vorschlug,rage gestellt, indem sie vorschlug,
sich „von der strikten Trennung in Re-
daktion und Verlag“ zu verabschieden
(WELT AM SONNTAG vom 19. Mai).
Dies hatte in der SZ-Redaktion zu Irri-
tationen geführt, teilweise selbst bei
Online-Redakteuren, die Bönisch di-
rekt unterstellt sind. Der Streit
schwelte über mehrere Wochen. Jetzt
weitet er sich aus.
Dazu trägt ein Interview bei, das
Bönisch gegeben hat. In der Zeit-
schrift „PR Report“ antwortete sie auf
die Frage, was speziell Frauen mit-
bringen müssten, um sich in einer
Führungsposition zu behaupten: „ein
dickeres Fell“. In der SZ-Redaktion
wird das von vielen als einer von meh-
reren Versuchen gewertet, den Streit
üüüber sie als einen Konflikt zwischenber sie als einen Konflikt zwischen
älteren Männern – nämlich den Chef-
redakteuren Kurt Kister und Wolfgang
Krach – auf der einen und einer jünge-
ren Frau auf der anderen Seite umzu-
deuten. Falls dies tatsächlich Bönischs
Plan war, ging er nicht auf: In der Re-
daktionskonferenz der SZ wider-
sprach dem Vernehmen nach ausge-
rechnet eine junge Ressortleiterin der
Aussage deutlich. Für weiteren Ärger

echnet eine junge Ressortleiterin der
ussage deutlich. Für weiteren Ärger

echnet eine junge Ressortleiterin der
AAussage deutlich. Für weiteren Ärger
sorgte ein Brief an Abonnenten, den
Bönisch verfasste. In dem Newsletter-
Format „Aus der Chefredaktion“ bril-
liert vor allem Chefredakteur Kister
regelmäßig, er trägt so den bei SZ-Le-
sern geschätzten Ton und Stil der Zei-
tung ins Digitale. Als nun Bönisch an
der Reihe war, die Mail zu verfassen,
schrieb sie über eine Frau, der sie im
Flugzeug begegnet sei. Diese sei ihr
aaaus dem Fernsehen bekannt gewesen,us dem Fernsehen bekannt gewesen,
dort habe man die Dame „pürierten
Krokodilpenis“ essen sehen. In der
stolzen SZ-Redaktion störten sich vie-
le Redakteure nicht nur an ihrer The-
menwahl und, wie häufig, wenn Bö-
nisch schreibt, ihrem Stil. Sondern
aaauch am sanft verächtlichen Ton mituch am sanft verächtlichen Ton mit
dem die Chefin über eine junge Frau
aaaus einer anderen Lebenswelt schrieb.us einer anderen Lebenswelt schrieb.
Die Chefredakteure der SZ waren
fffür eine Stellungnahme nicht zu er-ür eine Stellungnahme nicht zu er-ür eine Stellungnahme nicht zu er-
reichen. Bönisch ebenfalls nicht, sieeichen. Bönisch ebenfalls nicht, sie
hat für E-Mails eine automatischeat für E-Mails eine automatische
Antwort eingerichtet: Sie sei nicht inntwort eingerichtet: Sie sei nicht in
der Redaktion. Vor wenigen Tagener Redaktion. Vor wenigen Tagen
hatte es dort noch geheißen, die Che-atte es dort noch geheißen, die Che-
fffin sei kommende Woche wieder imin sei kommende Woche wieder imin sei kommende Woche wieder im
Haus. Einzelne Redakteure spekulie-aus. Einzelne Redakteure spekulie-
ren mittlerweile, dass Julia Bönischen mittlerweile, dass Julia Bönisch
nicht mehr in den SZ-Turm an dericht mehr in den SZ-Turm an der
Hultschiner Straße in München zu-ultschiner Straße in München zu-
rückkehren wird. JAN DAMSAN DAMS

Knatsch bei der


Süddeutschen


Chefin Julia Bönisch


schrieb über „pürierten


Krokodilpenis“


V


ielleicht können die Kinder jetzt
freitags wieder zur Schule gehen:
Der Kohle-Ausstieg ist da. Da-
rauf deuten aktuelle Daten europäi-
scher Kraftwerksbetreiber hin. Dem-
nach ist die Erzeugung von Kohlestrom
seit Jahresbeginn dramatisch eingebro-
chen. Die deutsche CO 2 -Bilanz – zuletzt
ein steter Quell der Enttäuschung –
könnte Klimaschützer in diesem Jahr
endlich wieder hoffen lassen.

Die Produktionsstatistik von RWE
liegt WELT AM SONNTAG vor. Der
größte deutsche Kraftwerksbetreiber,
der zugleich größter CO 2 -Emittent Eu-
ropas ist, hat im ersten Halbjahr rund 45
Prozent weniger Elektrizität aus Stein-
kohle und rund 27 Prozent weniger
Braunkohlestrom hergestellt als im Vor-
jahreszeitraum.
Es war kein staatlicher Eingriff, keine
Mahnung der Kohlekommission und
auch nicht der Druck der Straße, der
den Konzern dazu veranlasste, die
Flamme unter den Kesseln kleiner zu
drehen. Der Markt allein hat es gerich-
tet. „Der Zweiklang aus niedrigen Roh-

stoffnotierungen und steigenden Prei-
sen für Emissionszertifikate treibt den
Fuel Switch, also den Einsatz von Gas
statt Kohle in der Stromproduktion,
derzeit an“, heißt es bei RWE offiziell.
Was bedeutet das? Kraftwerksbetrei-
ber sind zur Teilnahme am Europäi-
schen Emissionshandel verpflichtet.
Für jede Tonne CO 2 , die sie durch den
Schornstein jagen, müssen sie einen Be-
rechtigungsschein kaufen. Und weil die
EU jüngst beschlossen hatte, die Menge
der umlaufenden CO 2 -Berechtigungen

stark zu verringern, sind diese recht
teuer geworden. Ein Gutschein, der
zum Ausstoß einer Tonne CO 2 berech-
tigt, war vor zwei Jahren noch für fünf
Euro zu haben, ein Schnäppchen. Heute
müssen Kraftwerksbetreiber fast das
Sechsfache berappen: Zum Wochenen-
de hin testeten die Preise für CO 2 -Be-
rechtigungen an der Börse erstmals die
30-Euro-Grenze. Der Betrieb von Koh-
lemeilern ist damit nicht mehr konkur-
renzfähig gegenüber Gaskraftwerken,
die sehr viel weniger CO 2 ausstoßen.

„Interessanterweise erleben wir zum
ersten Mal, dass sogar Braunkohle-
Kraftwerke gegen Erdgas verlieren“,
sagt Diego Marquina von Bloomberg-
NEF London: „Im Augenblick sind al-
lein die CO 2 -Kosten einiger Braunkohle-
Anlagen so hoch wie die gesamten ope-
rativen Kosten von Gaskraftwerken.“
Hinzu kommt, dass Flüssiggas- oder
Füssigerdgas-Exporte aus den USA auf
den Weltmarkt drängen, obwohl die
Speicher in Europa und Asien nach dem
milden Winter gut gefüllt sind. Weil
China im Handelsstreit Zoll auf ameri-
kanisches LNG erhebt, fließen umso
mehr Mengen nach Europa ab. „Gaz-
prom liefert ebenfalls weiter fleißig Gas
nach Europa“, sagt Simon Schulte vom
Energiewirtschaftlichen Institut der
Universität Köln (EWI): „Somit findet
ein starker Preiskampf mit dem ameri-
kanischen LNG statt, zum Vorteil des
europäischen Konsumenten.“
Fraglich ist jetzt nur, ob die für Koh-
lekraft ungünstigen Marktbedingungen
langfristiger Natur sind. Die Beobachter
sind sich uneins. „Bei dem aktuellen
Comeback effizienter Gaskraftwerke
handelt es sich um eine Momentaufnah-
me“, heißt es bei RWE: Steigende Gas-

preise am Terminmarkt deuteten da-
rauf hin, dass der Fuel Switch weg von
der Kohle bald deutlich geringer ausfal-
len werde. Auch Marquina glaubt, dass
schon ein kalter Winter die Kohlever-
stromung wieder anfachen könnte.
Allerdings: Auch die Preise für CO 2 -
Berechtigungen dürften weiter steigen.
„Die Frage wird sein, welcher Preis
schneller steigt: Der von Erdgas oder
der von CO 2 -Berechtigungen“, so Mar-
quina. Unterm Strich dürften die CO 2 -
Preise den Kohlestrom-Produzenten
„weiter wehtun“. Zudem, glaubt EWI-
Experte Schulte, dürften die Gaspreise
dank des US-LNGs „auf niedrigem Ni-
veau verharren“. Damit wird es Kohle
gegen Erdgas weiter schwer haben.
Timm Kehler, Vorstand der Bran-
cheninitiative „Zukunft Erdgas“, be-
fürchtet allerdings, dass „zwar die
Steinkohle aus dem Markt verschwin-
det, nicht aber die sehr günstige Braun-
kohle“. Dann „würde uns der Mix aus
viel Braunkohle und wenig Gas 20 Jahre
begleiten und unseren CO 2 -Fußab-
druck weiter belasten.“ Ohne Eingriffe
in den Markt, glaubt Kehler deshalb,
„wird es nichts mit dem Kohleaus-
stieg“.

Für ein Ende der Kohleverstromung braucht


es offenbar weder staatliche Eingriffe noch


Schüler-Demos: Der Markt regelt das


gerade ganz von allein


Der Kohleausstieg läuft


auch ohne Greta-Effekt


VONDANIEL WETZEL

Europa gerät beim Internetausbau nach
Ansicht des früheren Telekom-Chefs Ron
Sommerins Hintertreffen. Die hiesige
Telekommunikationsbranche sei zu klein-
teilig, in etwa 100 Firmen aufgesplittert,
die sich stark an nationalen Grenzen ori-
entierten, sagte er der Nachrichtenagentur
dpa. Drei, maximal vier Anbieter wären
besser, damit Europa global mithalten
könne. Sommer, der am Montag 70 wird,
war von 1995 bis 2002 Telekom-Chef.

CHEF-DEUTSCH

„EUROPA HINKT„EUROPA HINKT„EUROPA HINKT
BEIM INTERNETBEIM INTERNETBEIM INTERNET
GROSSEN GROSSEN
TEILEN TEILEN
DER WELTDER WELTDER WELT
HINTERHER“

RON SOMMER,
Ex-Telekomchef

Kaum hat der „Spiegel“ seinen Fäl-aum hat der „Spiegel“ seinen Fäl-
scherskandal um Claas Relotius halb-
wegs verarbeitet, sorgt ein neuer Ver-
dachtsfall für Unruhe bei dem Ham-
burger Nachrichtenmagazin. In einem
Artikel, der bereits Mitte 2014 er-
schien, hatte der Sportreporter Rafael
Buschmann geschrieben, ein berüch-
tigter „Matchfixer“ habe ihm nur we-
nige Stunden vor einer Partie der Fuß-
ball-WM in Brasilien den Endstand
verraten. Der Bericht führte zu einer
Fifa-Untersuchung.
Der Spieledealer dementierte die
Darstellung umgehend, zudem tauch-
te ein Facebook-Chatprotokoll auf,
aaaus dem hervorgeht, dass der Reporterus dem hervorgeht, dass der Reporter
und sein vermeintlicher Informant
sich erst nach dem betreffenden Spiel
aaausgetauscht zu haben scheinen. Beiusgetauscht zu haben scheinen. Bei
dem Onlinemagazin „Übermedien“ ist
nun zu lesen, ein Facebook-Mitarbei-
ter habe diesen zeitlichen Ablauf unter
der Hand bestätigt. (Seite 34) Was die
Position Buschmanns, der die soge-
nannten „Football Leaks“ enthüllte,
schwächt. Der „Spiegel“ lässt indes
aaauf Nachfrage mitteilen, man habeuf Nachfrage mitteilen, man habe
„keine Belege für Fälschungen gefun-
den“. Belege, die Buschmanns Version
bestätigen, präsentiert das Haus aber
aaauch nicht. uch nicht. chm

Neuer


Verdachtsfall


beim „Spiegel“


Online-Portale


locken Kunden


mit Rückerstattung


und Rabatt nach


Online-Einkäufen.


Das kann sich lohnen,


sagen Fachleute.


Aber es birgt auch


Risiken für die


Konsumenten


GETTY IMAGES

/ENIS AKSOY

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en“. Belege, die Buschmanns Version
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estätigen, präsentiert das Haus aberestätigen, präsentiert das Haus aberVK.COM/WSNWS
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