Süddeutsche Zeitung - 22.02.2020

(WallPaper) #1
„Diese Tuchmaske enthält super Wirkstof-
fe wie Kaviarextrakt, wertvolle Aminosäu-
ren, Spurenelemente und feuchtigkeits-
spendende Hyaluronsäure, die alle der
Haut schmeicheln, sie aufpolstern und
nähren. Aber leider stecken in der Formu-
lierung zu einem recht hohen Anteil zwei
Konservierungsstoffe. Zur Passform lässt
sich nur Positives sagen. Hier verrutscht
nichts. Die Haut fühlt sich nach der Ein-
wirkzeit von zehn Minuten sehr frisch an,
riecht aber auffallend nach Parfum. Für
mich nimmt diese Maske einen Platz im
zufriedenstellenden Mittelfeld ein.“

„Golden Caviar“ von Biodroga
Preis:9,95 Euro*
Bewertung:6 von 10 Punkten

„Diese Sheetmaske ist ausgesprochen
dünn, sie lässt sich nur mit Mühe aufle-
gen. Außerdem sind die Ausschnitte viel
zu groß, das Loch für den Mund hängt bis
zum Hals herunter. Die Maske enthält
ausschließlich natürliche Substanzen,
aber sie haftet nur mäßig auf der Haut,
entsprechend schlecht ist die Wirkung.
Zumindest lässt sich am Ende die Flüssig-
keit gut verteilen und zieht gut ein.“

„Hydro Feuchtigkeitsspendende Bio-Cellulose
Tuchmaske“ von Terra Naturi
Preis:1,95 Euro*
Bewertung:3 von 10 Punkten

„Diese Sheetmaske ist mein unumstritte-
ner Testsieger. Man sollte sie abends an-
wenden, weil die sehr guten und natürli-
chen Inhaltsstoffe so hoch dosiert sind,
dass es kurzzeitig zu Rötungen kommen
kann. Das Tuch selbst besteht aus Pflan-
zenstoffen, die biologisch abbaubar sind.
Die Maske passt sich der Gesichtsform an,
riecht natürlich und dezent. Schon wäh-
rend der Einwirkzeit fühlt sich die Haut
auffallend gut an. Diese Maske ist etwas
für alle Hauttypen. Sie ist kein Schnäpp-
chen, aber der Preis ist angebracht.“

„Nr. 205 Hydrating Algae Extract Mask“ von L:A
Bruket
Preis:16,25 Euro*
Bewertung:10 von 10 Punkten

„Diese Sheetmaske ist biologisch abbau-
bar, dafür gibt es einen Pluspunkt. Auch
die Wirkung überzeugt. In der Maske
steckt sehr viel Feuchtigkeit, sie passt
sich perfekt den Konturen an, rutscht
nicht und fühlt sich angenehm an. Enthal-
ten ist Vitreoscilla, ein Extrakt aus Bakte-
rien, der sich positiv auf das Immunsys-
tem der Haut auswirken soll. Negativ
aufgefallen ist mir, dass Silikone, welche
die Poren verstopfen, in der Formulie-
rung stecken und vier ätherische Öle. Sie
können jedoch Allergien auslösen. Aber
alles in allem ein sehr gutes Produkt.“

„Life Plankton Essence-in-Mask“ von Biotherm
Preis:6,00 Euro*
Bewertung:8 von 10 Punkten

„Es gibt nur einen Kritikpunkt: Das Tuch
ist etwas zu dünn. Alle anderen Eigen-
schaften sind sehr gut. Die Maske lässt
sich ganz einfach auf das Gesicht legen,
passt sich der Form an, ist weder zu groß
noch zu klein. Die Haut fühlt sich prall
und weich an, ein tolles Gefühl, das nach
der Einwirkzeit noch lange bestehen
bleibt. Besonders gut gefallen haben mir
der dezente Geruch und die ausnahmslos
guten Inhaltsstoffe. Die Maske ist wirk-
lich für alle Hauttypen geeignet. Der Preis
ist fair. Für mich klar: Daumen hoch!“

„Anti-Aging & Moisturizing Organic Sheet Mask“
von Orgaid
Preis:9Euro
Bewertung:9 von 10 Punkten

„Diese Sheetmaske besteht aus zwei Tei-
len, das soll das Auflegen erleichtern. Mit
Retinol, Hyaluronsäure und Chlorella
enthält die Maske gute Anti-Aging-Wirk-
stoffe und ist somit eher etwas für reifere
Haut. Schade, dass der Anteil des Wasser-
pflanzenextrakts Chlorella nur so klein
ist. Empfohlen wird, die Maske vor dem
Schlafengehen aufzulegen, damit sich die
Wirkstoffe über Nacht entfalten können.
Ich finde, dass eine Retinol-Creme mehr
bewirken kann. Schade ist auch, dass die
Formulierung recht stark parfümiert ist.“

„Pure Retinol Intensive Revitalizing Face Mask“
von Shiseido
Preis:18,00 Euro*
Bewertung:5 von 10 Punkten

„Zunächst fand ich diese Maske völlig in
Ordnung. Das Vlies ist ausreichend mit
Pflegeserum getränkt, es passt sich dem
Gesicht an und haftet gut. Okay, das Pan-
dadesign ist vielleicht eher was für junge
Leute. Doch Informationen stehen zum
Großteil auf Koreanisch auf der Verpa-
ckung und sind für hiesige Verbraucher
nicht zu verstehen. Außerdem ist Chlor-
phenesin enthalten. Das ist ein Konservie-
rungsmittel, das in höherer Konzentrati-
on hinsichtlich Allergierisiko, Fruchtschä-
digung und Krebsrisiko als bedenklich
gilt. Darauf sollte man lieber verzichten.“

„Zoo Park Moisturizing Panda“ von The Saem
Preis:3,45 Euro**
Bewertung:1 von 10 Punkten

„Diese Tuchmaske lässt sich leicht aus der
Packung nehmen und auseinanderfalten.
Die Ausschnitte für Augen, Nase und
Mund passen sich der Anatomie an. Auf
der Haut fühlt sich die Maske angenehm
an und riecht dezent. Am besten gefällt
mir, dass sie gut haftet. Nach zehn Minu-
ten hat die Pflege ihre volle Wirkung ent-
faltet. Die Haut fühlt sich frisch an. Die
Inhaltsstoffe sind alle gut verträglich, aber
nicht besonders hochwertig. Mehr kann
man bei dem Preis nicht erwarten. Für
junge Haut und Mischhaut eine Top-Quali-
tät zu einem unschlagbaren Preis.“

„Aqua Tuchmaske“ von Balea
Preis:0,95 Euro*
Bewertung:8 von 10 Punkten

„Natürlich fällt bei diesem Produkt als
Erstes der Preis ins Auge. 30 Euro für eine
Sheetmaske sind ein Wort. Allerdings
enthält diese Maske mit Abstand am meis-
ten Serum und damit geballte Wirkstoffpo-
wer. Sogar nach dem Abnehmen ist noch
so viel Flüssigkeit auf der Haut, dass man
sie problemlos auf Hals und Dekolleté
verteilen kann. Die Passform ist toll, das
Hautgefühl sofort super schön – und das
sieht man auch im Spiegel. Einen Minus-
punkt gibt es von mir nur für die mehr als
60 enthaltenen Inhaltsstoffe und das da-
mit verbundene höhere Allergiepotenzial.“

„Treatment Lotion Hydrating Mask “ von La Mer
Preis:30 Euro*
Bewertung:8 von 10 Punkten

„Man kann nicht übersehen, dass Avocado
das Wirkgeheimnis sein soll. Trotzdem
steht Avocado-Fruchtextrakt weit hinten
auf der Liste der Inhaltsstoffe – und ist
damit nur relativ wenig enthalten. Das
Tuch riecht sehr fruchtig, haftet mäßig
und fühlt sich auf der Haut sehr wässrig
an. Auf der Packung erhält man wenig
Fachinformation. Hergestellt wird die
Maske in Korea, was eine schlechte Ökobi-
lanz bedeutet. Nach der Einwirkzeit fühlt
sich die Haut sehr angenehm an, aber
leider verfliegt das Gefühl zu schnell wie-
der.“

„I’m Real Avocado Sheet Mask“ von Tonymoly
Preis:5,95 Euro*
Bewertung:4 von 10 Punkten

Die Faire

O


b man sie Sheet-, Tuch- oder Vlies-
masken nennt: Diese Beautypro-
dukte boomen. Man bekommt sie
im Drogeriemarkt schon für einen Euro, in
der Parfümerie aber auch für 30 Euro – ei-
ne Maske, für eine Anwendung. Das Ver-
sprechen: Man legt die Sheetmaske aufs Ge-
sicht, lässt sie gute zehn Minuten einwir-
ken und sieht danach aus wie neu geboren.
Frischer und strahlender, die Haut praller,
fester und gleichmäßiger. Und das sofort –
aber leider nicht für immer. Entstanden ist
der Trend in Korea, wo Hautpflege einen
hohen Stellenwert hat. Als die mit Pflegese-
rum getränkten Tücher nach Europa ka-
men, trugen sie meist Panda-, Katzen-
oder Tigergesichter. Inzwischen hat so gut
wie jede Kosmetikfirma eine Maske in ih-
rem Sortiment. Für die SZ hat die Dermato-
login Cordula Dammer zehn Produkte von
günstig bis kostspielig getestet. „Schon
nach den ersten paar Sheetmasken merkt
man, dass die Qualität des Vlies entschei-
dend für den Komfort ist“, sagt Dammer.
„Ist das Vlies etwas dicker, ist es leichter
aufzufalten, liegt angenehmer auf der
Haut und hat einen besseren Okklusions-
effekt.“ Feuchtigkeit und Wirkstoffe kön-
nen also besser in die Haut eindringen. Ent-
scheidend ist dabei auch, wie lange man
die Sheetmaske auf der Haut liegen lässt.
„Alles unter zehn Minuten macht keinen
Sinn, da sich die Wirkung dann nicht voll-
ständig entfalten kann“, so Dammer.
katja dreissigacker


Die Expertin:Dr. Cordula Dammer ist Dermatolo-
gin und praktiziert in Stadtbergen bei Augsburg.
Neben der Behandlung von
Hauterkrankungen und der
Hautkrebsvorsorge sind Anti-
Aging und Präventionsmedizin
ihr Spezialgebiet. Sie sagt: „Je-
der Mensch hat den Wunsch,
sich in seiner Haut wohlzufüh-
len.“


Hinweis der Redaktion:Ein Teil der auf dieser Seite
vorgestellten Produkte wurde der Redaktion von
den Herstellern zur Verfügung gestellt.


ILLUSTRATION: DIRK SCHMIDT, FOTOS: MAURITIUS; HERSTEL-
LER, PRIVAT


*=Unverb. Preisempfehlung des Herstellers
**= im Handel bezahlter Preis

Es gibt diesen Witz von den Tausendfüß-
lern, die einen Stau vor der Arche Noah er-
zeugen, weil sie sich noch ihre Hausschuhe
anziehen – ob müssen oder wollen, wer
weiß das schon. Manchen gelten Hausschu-
he als Inbegriff von Komfort, sie können es
kaum erwarten, hineinzuschlüpfen. Ande-
re ziehen beim Betreten der Wohnung
zwar ihre Jacke aus, nicht aber die Schuhe.
Doch was, wenn man zu Besuch ist: Soll
man automatisch seine Schuhe an der Tür
abstreifen? Oder nur, wenn sie vom feucht-
warmen Winter durchweicht sind? Viel-
leicht sogar eigene Pantoffeln mitbringen?
Während in Russland niemand infrage
stellt, dass Besucher ihre Schuhe draußen
lassen, und japanische Haushalte sogar
spezielle Pantoffeln für den Toilettenbe-
such führen, sind die Deutschen in dieser
Frage hin- und hergerissen. Zwar ist es im
Osten eher üblich, die Schuhe auszuziehen
als im Westen. Einer Umfrage des Instituts
Iconkids zufolge plädieren aber mit 53 Pro-
zent nur die Hälfte aller Deutschen für
Strumpfsockigkeit.
Nun kann man sich im Familienkreis
oder unter Freunden absprechen, man
kennt ja die Eigenheiten der Menschen,
die einem am nächsten stehen. Komplizier-


ter wird es, wenn man zum ersten Mal bei
jemandem eingeladen ist. Man hat sich in
Schale geworfen, eine Flasche Wein einge-
packt, steigt die Treppen hoch – und steht
plötzlich vor einer Ansammlung an Schu-
hen, die einem umgehend die Laune ver-
derben können: Offenbar hat man sich bei
dieser Einladung den Regeln des Hauses
zu unterwerfen. Oder handelt es sich doch
nur um vorauseilenden Gehorsam in der
Annahme, dass der Gastgeber Angst hat
um sein nicht versiegeltes Parkett, die Kat-
ze, das Krabbelkind, das um jeden Preis
vor Alltagsschmutz bewahrt werden
muss? Mittlerweile pflegen sogar junge
Großstädter eine nonchalante Strumpfso-
ckigkeit, die selbst die eigenen Eltern spie-
ßig finden würden. Andere enthüllen eine
Schwäche für nachhaltige Schlappen aus
der Wolle südamerikanischer Alpakas, in
denen man Füße hat wie ein Yeti.
Das muss aber nicht für Gäste gelten.
Sie sind der Situation ausgeliefert, in der
sie gebeten werden, die Schuhe auszuzie-
hen („ich hoffe, das ist okay“). Schließlich
hat der Besucher zwischen Tür und Angel,
in Erwartung eines Abendessens in geselli-
ger Runde, keine wirkliche Wahlfreiheit
mehr, auch wenn er am liebsten sofort auf

dem Absatz, keinesfalls jedoch auf Strümp-
fen, kehrtmachen würde.
Ein guter Gast will natürlich nicht nega-
tiv auffallen – ähnlich wie im Film „Die
zwei Päpste“, der gerade bei den Oscars im

Rennen war: Da trägt der von Anthony Hop-
kins gespielte Benedikt beim privaten Tref-
fen der beiden federleichte Prada-Loafer
für die gute Stube, sein Nachfolger Franzis-
kus dagegen klobige Straßentreter. Pein-

lich ist das nur dem Prada-Papst, der in
dem Moment erkennt, dass sein Gegen-
über auf Etikette keinen Wert legt.
Doch was sagen die Benimmexperten?
Selbst der Knigge kennt keine verbindli-
chen Standards in dieser Frage. „Da wir in
einem Land leben, in dem diese Gepflogen-
heit – anders als etwa in Japan – nicht
selbstverständlich ist, kann nur individu-
ell entschieden werden“, sagt Inge Wolff,
Präsidentin der Umgangsformen-Akade-
mie Deutschland e. V. Unter Benimmexper-
ten gilt es keineswegs als unhöflich, die
Schuhe anzulassen – vorausgesetzt, sie
sind sauber, und man stanzt mit seinen Ab-
sätzen keine Löcher in den Boden. Feinge-
fühl ist hingegen gefragt, wenn man in ei-
nem anderen Kulturkreis eingeladen ist.
„In einem muslimischen Haus würde das
Anbehalten der Schuhe als extrem unhöf-
lich empfunden werden“, schreibt Busi-
ness-Coach Stefanie Frieser.
Generell bezeichnet Frieser es als unzu-
mutbar, von seinen Gästen zu verlangen,
die Wohnung in Socken zu betreten. Das
sei ein Eingriff in die Privatsphäre und wi-
derspreche jeder wertschätzenden Be-
handlung. „Angenommen, die Kanzlerin
stünde vor der Türe – würde man sie auch

bitten, die Schuhe auszuziehen?“ Abgese-
hen davon: Wer garantiert einem, dass der
Boden warm genug ist? Und dass er nicht
schmutziger ist als die abgestreiften Schu-
he? Inge Wolff gesteht Gastgebern das Pri-
vileg zu, ihre Spielregeln zu Hause zu be-
stimmen. „Andererseits ist das Recht eines
Gastes, sich ohne Schuhe unwohl zu füh-
len, ebenso unbestritten.“ Vielen geht das
Ganze schon deshalb zu weit, weil sie ihre
Schuhe passend zum Outfit wählen. Und
das Paillettenkleid oder die Lederhose oh-
ne sie einfach nicht wirken. Unvergessen
die erschütterte Reaktion von Carrie Brad-
shaw in „Sex and the City“, als sie bei einer
Babyparty aufgefordert wird, ihre Mano-
los auszuziehen: „Das hier ist ein Outfit!“
Die eleganteste Lösung: eigene Haus-
schuhe mitbringen und den Begriff großzü-
gig interpretieren. „Für mein Dafürhalten
kann man normale Schuhe dazu ohne Wei-
teres umfunktionieren“, sagt Personal-
Shopperin Sonja Grau. Damen rät die Stil-
beraterin zu Schlüpfschuhen wie Mules
oder Slings mit Fersenriemen, aber auch
Ballerinas oder Pumps. Den Herren emp-
fiehlt sie Sneaker zum Schlüpfen, Mokka-
sins oder Loafer. Papst Benedikt wusste
schon, was bequem ist. violetta simon

Die Mittelmäßige Die Überzeugende

Zweite


Haut


Gesichtsmasken sind heute keine


Pasten mehr, sondern zarte


Tücher. Zehn Produkte im Test


Die Makellose

Die Zweigeteilte

Die Unverständliche

Die Angenehme

Unterm Pantoffel


Viele Menschen pflegen zuhause eine rigide Strumpfsockigkeit. Aber darf man von seinen Gästen verlangen, die Schuhe auszuziehen?


DEFGH Nr. 44, Samstag/Sonntag, 22./23. Februar 2020 STIL 59


Freundlich oder übergriffig? Ein Korb mit Gästehausschuhen. FOTO: MAURITIUS IMAGES

Die Enttäuschende Die Luxuriöse Die Fragile
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