Frankfurter Allgemeine Zeitung - 05.03.2020

(vip2019) #1
SEITE 18·DONNERSTAG, 5.MÄRZ2020·NR.55 FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG

Schüler schreiben: Ein Projekt derFrankfurterAllgemeinenZeitung und des Bundesverbandes deutscher Banken

Jugend und Wirtschaft


S


poontainable ausStuttgar tist nach
eigenen Angaben das ersteUnter-
nehmen, das Eislöffelproduziert,
die zu 100 Prozent biologischabbaubar
sind. DieStuttgar terwollen etwa sdage-
gentun, dassjedes Jahr in Deutschland
mehr als 360 Millionen Plastikeislöffelim
Müll landen.Zudem istinder Europäi-
schenUnion Einwegplastikvon2021 an
verboten.DieGeschäftsführerinnenAme-
lie Vermeer und Julia Piechottahaben
den Schokolöffelentwickelt.Entstanden
istdieIdee imRahmeneinesUniversitäts-
projekts. Im Sommer 2018 sammelten sie
über Crowdfunding 10 000 Euroein. Der
„Spooniechoc“bestehtaus FasernderKa-
kaoschale und Mehl. Mankann bis zu 60
Minuten sein Eis damit löffeln. Dann
kann man ihn essen, er schmeckt wie ein
Kaka okeks.
Der Löffelist seit April 2019 auf dem
Markt und wurde seitdem nachUnterneh-
mensangaben mehr als eine MillionMal
verkauft. Das brachteeinen Umsatz von
rund110 000Euro.Eineweite reErlös stei-
gerungversprichtdieimJanuarvereinbar-
te Kooperation mit Aldi imRahmen sei-
nes Förderprogramms „Tech-Founders“.
CarinaKoop, wissenschaftliche Mitar-
beiterin in derAbteilung Kreislaufwirt-
schaf tdes Wuppertal Instituts für Klima,
Umwelt, Energie, mahnt, nicht nur alter-
nativeProduktezuentwickeln, sondern
zu prüfen, ob mankomplett verzichten
könne. Mit Blickauf die Schokolöffelsagt
Koop: „Es istwichtig, dassdas essbareBe-
steck auchwirklic hgegessen wird. Denn
ansonstenhätteman zwarkeinen Plastik-
abfall, dafür aber Lebensmittelabfälle.“
Die Lebensmittelabfälle würden zwar
schneller abgebaut als Plastik.„Aber dass
die EislöffeltatsächlichimBiomüll lan-
den und dortkompostiertwerden, isteher

unwahrscheinlich, da es in den Innenstäd-
tenkaum öffentliche Biotonnen gibt.“
Eine große Rolle spiele auchdie Produkt-
zusammensetzung. „Wenn dafür neue
Pflanzen angebautwerden müssen, wird
für diesen Prozessviel Wasser und Fläche
benötigt.“Koop resümiert: „Ichdenke,
der Ef fekt vonessbaren Eislöffeln für die
Reduktion der Abfallmengen isteher

klein, aber eskann dabei helfen, ein Be-
wusstsein in der Bevölkerung für das The-
ma zu schaffen.“
Die Eislöffelseien eine guteAlternati-
ve zu denen aus Plastik und Holz, sagt
IngaKälber,Gründerin der Informations-
plattformZeroWaste Deutschland.Aller-
dings werdeEnergiefürdieHerstellungei-
nes Produkts aufgewandt, das in derRegel

nicht benötigtwerde. „DieKonsumenten
sollten dazu angeregtwerden, ihreeige-
nen Löffelund Behälter,beispielsweise
aus Glas, mitzubringen oder ihr Eis aus
der Waffel zu sichzunehmen.“
Die Eisdiele „Im Hörnken“ im nord-
rhein-westfälischenFinnentrop setzt den
Spoonieein.„JeglicheArt,Müllzuvermei-
den,istgut“,sagtGeschäftsführerRafael
Wulff. Löffelaus Biokunststoff seien nur
in industriellenKompostieranlagen biolo-
gischabbaubar und zersetzten sichinder
freienNatur genauso schlecht wieKunst-
stoffe aus Öl, gibt er zu bedenken. Der
größteNachteil des Schokolöffels sei der
höherePreis. „Wir nehmen zum Beispiel
10CentAufpreisfüreinenBechermitLöf-
fel, und das ärgert viele Kunden.“
Auch die KuleroGmbH aus Göttingen
stellt seitkurzem essbareLöffelher.Sie
bestehen laut Mitgründer Hemant Chawla
aus ausgebackenem Teig mitverschiede-
nen Mehlsorten: Weizen, Hafer,Hirse,
Reis, Gersteund Kichererbsen. Der Löffel
halteetwa30Minuten in heißen Suppen
undinEisbec hernundFlüssigkeiten unge-
fähr 60 Minuten. DerUmsatz lag in der
zweiten Jahreshälfte 2019 nachKuleros
Angabenbeirund30 000Euro.EinEislöf-
felkostetjen ach Mengezwischen7und
10 Cent.Entstandenist das Projekt 2017
in Indien.
Kulerowill die Bereiche erreichen, in
denen Plastikbesteck verwendetwird,
zum BeispielFestivals, Eisdielen und die
Food-to-go-Branche. Außerdem arbeite
man anweiteren Besteck- und Geschirral-
ternativen. AuchSpoontainable entwi-
ckelt laut Piechottaneue Produkte,etwa
ein komplettes Besteckset. Auchüberlege
man, Becher undTeller herzustellen.

Gia HauKenLuu
Max-Planck-Schule, Kiel

D


ie PFWAerospace GmbH aus
Speyerist nacheigenen Anga-
ben dergrößteHerstell er von
Rohrsy stemen in Flugzeugen auf der
Welt. 1913 als Pfalz-Flugzeugwerke ge-
gründet, begann man mit 50 000 Mark
Startkapital. 2019 hat dasUnternehmen
einen Umsatz vonknapp 450 Millionen
Euroerwirtschaftet, nac h412 Millionen
Euro2018. „Alles, wasineinem Flug-
zeug mit einer Flüssigkeit zu tun hat,
fließt durch Rohrevon PFW“, sagt Ge-
schäftsführer Jordi Boto.„Rohr“ klinge
wie ein banales Ding, es sei aber ein
hochkomplexesTeil. „PFWAerospace
verfügt über mehr als 50 JahreErfah-
rung im Flugzeugbau. Diese klarePosi-
tionierung hat PFW zu einemweltweit
bekanntenExpertenfürFlugzeugkompo-
nentengemacht“,sagtderLuftfahrtfach-
mann CordSchellenberg.
MehrmalsstandendiePfalz-Flugzeug-
werkekurzvor dem Aus. Als in den
neunzigerJahreneinige Produktionswer-
ke vomdamaligenMutterkonzernAir-
bus geschlossenwerden mussten, auch
das der Pfalz-Flugzeugwerke,übernah-
men die 523 Mitarbeiter dasUnterneh-
men. Derzeit arbeitenrund 1800Perso-
nen in Speyer, in Nuneaton in Großbri-
tannien und im türkischen Izmir.
In denRohren ausTitan, Aluminium
oder Stahl werden etwa Wasser,Druck-
luftoder Treibstoffdurch das Flugzeug
geleitet. Sie dienen auchder Stabilität
desFlugzeugs.WegenihrerWiderstands-
fähigkeit haben dieRohreeine wichtige
Stützfunktion, denn vieleTeile in einem
Flugzeug bestehenaus Kunststoff. Boto
schätzt den MarktanteilvonPFW im Be-
reichder Hochdruckrohreinkommer-
ziellen Flugzeugen auf 40 Prozent.
Aber nicht nur dieRohrsysteme, die
65ProzentamgesamtenUmsatzdesUn-
ternehmens ausmachen, sondernauch
Treibstofftanksund Strukturkomponen-
tenstelltdasUnternehmenher. Dazuge-
hörenVerkl eidungendesFlugzeugrump-
fesund Träger konstruktionen,etwa der
aerodynamischaufwendigeÜbergang
vonder Tragfläche zumRumpf, der Bel-
ly Fairing genannt wird. Insgesamt stellt
man laut Boto 15 000 Produkteher:von
kleinen Rohren, die einenWert von

etwa 10 Dollar haben und täglichtau-
sendfachproduziertwerden, bis hin zu
großenKomponentenwiedemBellyFai-
ring, derwesentlichseltener hergestellt
wird, fast eine Million Dollarkostet und
eine knappeTonne wiegt.
Produktevon PFW sind in allen Flug-
zeugenvonAirbus undinvielenvonBoe-
ing zufinden. „Sie müssen in der Lage

sein ,absolutzuverlässi ge Produktezulie-
fern“, sagt Boto.Wenn beimAuto eine
Leitung lecke,dann fahreman auf die
Seite;miteinemFlugzeugauf10 000Me-
terHöhe gehe das nicht.
Das Unternehmen entwickeltgerade
neue Zusatztanksfür den Airbus A220,
deren Außenwand aus dünnen Metall-
schichten besteht und in denenkein
Gummi mehr enthalten ist. Durch die
dünnereAußenwand erhöht sichdas In-
nenvolumen. Sosteigt dieReichweite;
gleichzeitigwirddurchdasgeringer eGe-
wicht derTanksCO 2 gespart. Auch mit
Hilfevon 3D-Druckern soll Neues ge-
schaf fenwerden. Der Materialverlustin
der Produktion ließe sichdamit starkre-
duzieren,erklärtBoto.IneineinhalbJah-
rensollen die neuenTeile standardmä-
ßig in Flugzeugenverbaut werden.

YlvaImmelmann
Gymnasium Ohmoor, Hamburg

ZEITUNGINDER SCHULE

Mehr zu den ProjektpartnernimInternetunter
http://www.jugendundwirtschaft.de

Verantwortliche Redakteurin:
Lisa Becker

Verantwortlichim Bankenverband:
Julia Topar

Pädagogische Betreuung:
IZOP-Institut zurObjektivierungvon Lern-und
Prüfungsverfahren,Aachen
Ansprechpartner:
Dr.Titus MariaHorstschäfer

Andem Projekt
„JugendundWirtschaft“ nehmenteil:
Augsburg,A.B. vonStettensches Institut, Gym-
nasium beiSt.AnnaBaden-Baden, Richard-Wag-
ner-GymnasiumBad Zwischenahn, Gymnasium
Bad Zwischenahn-EdewechtBamberg, Maria-
Ward-GymnasiumBerlin, Anna-Freud-Oberschu-
le, Kath.Schule Liebfrauen, Schadow-Gymnasium
Bilbao,DeutscheSchuleBonn, Hardtberg-Gym-
nasiumChangzhou,TechnischeUniversität Jiang-

su ProvinzDelmenhorst,Gymnasium an der
WillmsstraßeDortmund, Mallinckrodt-Gymnasi-
umDresden, Romain-Rolland-GymnasiumDu-
derstadt, Eichsfeld-GymnasiumDuisburg,Rein-
hard-und-Max-Mannesmann-GymnasiumElms-
horn, BismarckschuleEmden, Max-Windmüller-
GymnasiumFrankenthal, Albert-Einstein-Gymna-
siumFreigericht,KopernikusschuleFurtwan-
gen, Otto-Hahn-GymnasiumGießen, Landgraf-
Ludwigs-GymnasiumHamburg, Gymnasium Cor-
veystraße ,Gymnasium OhmoorHechingen ,Kauf-
männische SchuleHeidelberg,Gymnasium Engli-
sches Institut, Willy-Hellpach-SchuleHeilbronn,
KatholischesFreies BildungszentrumSt.KilianIn-
golstadt,Katharinen-GymnasiumKiel, Gymnasi-
um Elmschenhagen, Max-Planck-Schule, Ricarda-
Huch-SchuleKünzelsau, Schlossgymnasium
Kusel, Siebenpfeiffer-GymnasiumLahr,Max-
Planck-GymnasiumLehrte,GymnasiumLü-
beck, JohanneumLudwigsburg, Goethe-Gymna-
siumMarkgröningen, Hans-Grüninger-Gymnasi-
umMoers, Gymnasium in denFilder Benden
Münnerstadt, Johann-Philipp-von-Schönborn-
GymnasiumMünster, Hans-Böckler-Berufskolleg
Neustadt a.d.Weinstraße,Käthe-Kollwitz-Gymna-
siumNeustadt(Dosse), Prinz-von-Homburg-
SchuleOber-Ramstadt, Georg-Christoph-Lichten-
berg-SchuleOldenburg, LiebfrauenschuleOst-
fildern, Otto-Hahn-Gymnasium  Regensburg,
Berufliche OberschuleRostock,Gymnasium
ReutershagenSchwäbischGmünd,Parler Gym-
nasiumTrier,BBS EHSWaidhofen/Ybbs, BHAK
Wedel, Johann-Rist-Gymnasium

Diese BauernhabenkeineTomaten auf denAugen:auf der spanischen Crowdfarming-PlantageLaCarrasca FotoCrowdfarming

K


napp 12 MillionenTonnen Le-
bensmittel landen jährlich
nachAngaben des Bundeszen-
trums für Ernährung in
Deutschland im Müll.Die Hälfte davon
sindAbfälle ausderErzeugung,derVerar-
beitungunddemGroß-undEinzelhandel.
Gegen dieseVerschwendungkämpft das
UnternehmenCrowdfarming. Die Idee
stammtvondenBrüdernGonzaloundGa-
briel Úrculo. Die beidenerbten 2010 die
in derNähe vonValencia liegende Oran-
genfar mihresGroßvaters.Zuerst versuch-
tensie denAnbau auftraditionellemWeg.
Sie litten aber schnell unter den niedrigen
Erzeugerpreisen. Mit einer ungewöhnli-
chen Ideekonnten sie dieFarm vordem
Bankrottbewahren.
„Die Enttäuschung über den Mangelan
TransparenzdertraditionellenLebensmit-
telliefer kette warder Anstoß, diese neu zu
überdenken“, erzähltLena Manz aus dem
Marketing- und Kommunikationsteam

vonCrowdfarming. Deswegenetablier ten
die Brüder auf ihrerFarm Naranjas del
Carmen einKonzeptzur Adoption der
Orangenbäume–miteinereigenenLiefer-
kette, die nicht zusätzlichüber einen
HändlerodereinenSupermarktführt,son-
derndirekt vomLandwirtzumKonsumen-
ten. „Unseregrößte Konkur renz sind da-
herdieAkteuredieserLieferkette,alsodie
Supermärkte“, erklärtManz.
Durch diesedirekteVerbindungwerden
nur die Produkteangebaut undgeernt et,
die knappdreiTagenach der Ernteauch
auf einenKonsumenten treffen. Dabei
wirdviel Wert auf einen umweltschonen-
den Transportgelegt .Bevor ein Lastwa-
gendie Plantageverläs st,werden mehrere
Bestellungengesammelt und zusammen
verschickt .Dadurchwirddem Käufer ga-
rantiert, dass der Lastervollbeladen ist.
Die Produktewerden erst kurz bevorsie
beimKunden ankommen im optimalen
Reifestadiumgepflückt;sie lagernnicht in
Kühlräumenund werden nicht mitchemi-
schen Mitteln behandelt. Wieviel
Crowdfarming an einem Produktver-
dient, liegt daran, wie effizientder Trans-
portverläuf t.
„In letzterZeit wurden viele Initiativen
geboren, die Endverbraucher und Erzeu-
gerverbinden“, berichtetManz. „Was uns
aber vonanderen unterscheidet, ist, dass
wir nur auf Bestellung anbauen und auch
ernten.“ Erst durch diesen wichtigenwei-
terenSchritt werdeeine Lebensmittelver-
schwendungvermieden.
Bei Ernteüberschüssenkann man auch
einzelne Kisten bestellen.Soentstehen
fast keine Abfälle, auchweil mankeine
Schönheitsprinzipienbeachtet.Eszähltal-
lein der Geschmack. Beschädigte Oran-

genwerdenzu Marmeladeweiter verarbei-
tet. Der Preis für eine Orangenbaum-
Adoptio nliegt bei erstmals 80 Euround
vomzweitenJahranbei60Euro. Dafürer-
hält man je Saison 80 Kilogramm Oran-
gen. Nach AngabenvonManz besitzt ein
Orangenbaum eineproduktiveLebens-
erwartung von25bis 30 Jahren.
Ende 2015 wurden die ersten Orangen-
bäume auf Naranjas del Carmen adop-
tiert,un dzweiJahrespäterhattensichwei-
tere Landwirtedem Konzep tvon
Crowdfarming angeschlossen. Siekönnen
die Preise für ihreProdukteselbstbestim-
men. Im selben Jahr ging danndie Inter-
netsei te vonCrowdfarming online.Dort
findetman inzwischen gut vierzig Projek-
te in sieben Ländern. Laut Manzumfas-
sen die Projekte insgesamtrund 39 000
Adoptionen:vomÖldes eigenen Oliven-
baums bis hin zum Käse des eigenen
Schafs. In Deutschland und anderennörd-
lichenLändernsindZitrusfrüchtewieCle-
mentinen,Orangen und Zitronenbeson-
dersbeliebt. „DieFarmer erzielten in den
ersten 11 Monaten 2019 insgesamt sechs
Millionen Euro“, berichtetManz.
Die Plantagevon Nar anjas del Carmen
besteht ausrund 21 000 Orangenbäumen.
„Die Hälfte davonsind junge, neuge-
pflanz te Bäume. Sie alle haben einenPa-
ten. Zu jedem kleinenBaum gibteseinen
,großen Bruder‘, damitwir den Baum-
paten schonvonBeginn an diereservierte
Ernt ezuschic kenkönnen. Ein Orangen-
baum trägt erst ab etwa dem fünften Jahr
Früchte“, sagt Manz.
Bei Cr owdfarming wirdder Konsument
zum Bauern. Als „Crowdfarmer“ bezahlt
er denUnterhalt des adoptierten Bäum-
chens. „DiesePersonen wissen,woher
ihreLebensmittelkommen,wersie unter

welche nBedingungenangebaut hat,
wann genau siegeernt et wurden und wie
die Erntezeitverlaufen ist“,sagtManz. Sie
kümmertsichunter anderem darum, dass
im Fall vonVerzö gerungen durch Regen-
fälle die Crowdfarmer informiertwerden.
Dieseschnellen Benachrichtigungen
schätz tdie Kundin Pero Hantel:„Verzöge-
rungen können immervorkommen.Aber
wenn es eine zeitigeNachricht und auch
den Grunddafür gibt,kannman dasnach-
vollziehen.“ Hantel istseit April 2017
Crowdfarmerin. Sie hat zehnverschiede-
ne Adoptionen,unter anderemWeintrau-
ben, Balsamico,Käse, Rotweinessig und
Grana täpfel. Sie bestellt auc hfür Freunde
undFamilie.„Mirgefällt,dassichmit mei-
nem Einkauf bei Crowdfarming dire kt
kleine und oftmals auchjungeLandwirte
unterstützenkann, die dann aucheinen
fairen Preis für ihreArbeitbekommen“,
sagt Hantel.
Zu der Transparenzgehörtdie Rückver-
folgung. Der Crowdfarmerweiß genau,
woher seineLebensmittelkommen. Auch
besteht die Möglichkeit durch einen GPS-
Code den adoptiertenBaum zu „besu-
chen“.ImMai 2018 hat Hantel das erste
Malihren Or angenbaum beiNar anjas del
Carmen besucht.Auchihren Mandel-
baum hat sie schon begutachtet. Einmal
im Jahrwerden zusätzlichFotos des eige-
nen Baums ins Internetgestellt, damit
man sieht,wie er sichentwickelt.
CrowdfarmingsollsichnachManzzuei-
ner sozialenlandwirtschaftlichen Revolu-
tion entwickeln und das Bewusstsein für
einen verantwortungsvollen Konsumwe-
cken.

FriedaPackeiser
Gymnasium Corveystraße,Hamburg

Frau Staatsministerin, inwieweit wa-
ren Schülerinnen und Schüler an der
Gestaltung des Digitalpaktes beteiligt?
Der Bundstellt beim Digitalpakt „nur“
die Gelder zurVerfügung, dieUmset-
zung erfolgt in den Ländern. In derRe-
gelmussjede Schule für den Antrag im
Land ein entsprechendes Medienkon-
zepterstellen. Ichwürde mir wünschen,
dasssichdie Schülervertretungenan die
SchulleitungenundSchulträgerwenden
und ihre Beteiligung einfordern.

Wer sind Ihrer Ansicht nach die stärks-
ten Widersacher der Digitalisierung?
Den größtenWiderstand erlebe ichauf
Seiten der Eltern. Ichführeinmeiner
FunktionvieleGespräche mitElternver-
tretern. Einigevon diesen sind der Mei-
nung, dassdie Kinder bis zum Altervon
18 Jahrenkeinen Zugang zu digitalen
Technologien haben sollten. Meine
Lieblingszuschriftder vergangenen Jah-
re erhielt ichvon einemVater, der die
Thesevertrat:W-Lan istdas neue As-
bestanden Schulen. Diese Haltung
lässt sichauchinden Bestsellerlisten
desBuchhandelsablesen:DieerstenBü-
cher zum Themenbereich Digitalisie-
rung sind diejenigen, die dramatisieren
und vordigitaler Demenzwarnen. Die-
seganzen„Experten“schüreninder Be-
völkerung Angst,verdienen damit ihr
Geld und behinderndie digitaleWeiter-
entwicklung der deutschen Schulen
nachhaltig.Wirmüssen dringend unse-
re Anstrengungen im Bereichdigitaler
Bildung ausweiten.Nurdurch digitale
BildungwerdenSchülerinnenundSchü-
lerbefähigt, sichals selbstbestimmte
Persönlichkeiten in einer sichbeständig
verändernden Gesellschaftzurechtzu-
findenundverantwortungsvollihr eeige-
nen Lebensentwürfe zu verfolgen.

Die deutsch-österreichische Grenze ist
landschaftlich nicht greifbar. Wann
verschwindet auch die Grenze, was die
Netzabdeckung angeht?
So schlecht istdie Netzabdeckung in
Deutschland nicht.Wir dec kenbereits
98 bis 99 Prozent der Haushalteab. In
Grenzgebietenist das Netz mitunter
schlecht,weilessichdortumFlächen
mit einergeringen Besiedlung handelt.
Misstman dieNetzabdeckung der Flä-
cheund nicht der Haushalte, hat
Deutschland Handlungsbedarf.Wirha-
ben als Bundesregierung eine Mobil-
funk-Strategie verabschiedet. Wirha-
ben dieFörderungvonbis zu 5000 neu-
en Mastenbeschlossen. Einen neuen
MobilfunkmastinDeutschland aufzu-
stellen dauertmit 18 bis 24 Monaten al-
lerdings einfachzul ange. Während die
Bürgermeisterinnen und Bürgermeister

eine schnelleVerbesserung des Mobil-
funkangebotesinihren Ortenmöchten,
gibt es überall Bürgerinitiativen, die
sichdem öf fentlichkeitswirksam entge-
genstellen.
Die Gründe hierfür sind häufigUn-
wissenheitunddiffuseÄngste.Icherhal-
te Wäschekörbevoller Postkarten mit
der Aufforderung, den 5G-Netzausbau
zu stoppen.Kürzlichstellten Landwirte
das Insektensterben auf ihrenFeldern
mit demNetzausbau in Beziehung. Ob-
wohl ic hsiedaraufhinwies, dassesinih-
rerGegendkeinen einzigen 5G-Mast
gebe, blieben sie bei ihren Theorien.
Die CSU hat deswegen Anfang des Jah-
resbeschlossen, dasseineBundeszentra-
le für digitaleAufklärunggeschaf fen
werdensoll,umsolchenAussagenmit
wissenschaftlichenFakten zu begegnen
und die Menschen besser zu informie-
ren.

Wie wollen Sie konkret erreichen, dass
die digitale Transformation stärker ak-
zeptiert wird?
Vertrauen in den digitalenWandel ver-
suche ichinsbesonderedurch Gesprä-
chemit Bür gerinnen und Bürgernzu ge-
winnen, um ihnen aufzuzeigen, inwie-
fern ihreBelangebei der Digitalpolitik
berücksichtigtwerden, undum ihnen zu
vermitteln,dassderStaatRahmenbedin-
gungen schafft,die allen Halt undStabi-
lität für dieZukunftgeben. Wirwerden
als Bundgemeinsam mit derWirtschaft
und den Verbänden der Zivilgesell-
schaf timRahmen des am 19. Juni 2020
erstmals stattfindenden bundesweiten
Digitaltags die Menschen in Bahnhöfen
undanähnlichenOrtenmi tderDigitali-
sierung inKontakt treten lassen. Hier-
durch wollen wir den diffusen Ängsten
entgegentreten und die Digitalisierung
erlebbar machen. Dortsollen Pflegero-
botergezeigtwerden, es sollen Flugta-
xis vorgestellt und 3D-Brillen probiert
werden können.

Wirddie Digitalisierung in der Klima-
schutz-Diskussion zu stark vernachläs-
sigt?
Nurein Beispiel: DasVersendenvon
Kurznachrichten und E-Mailsver-
braucht vielEnergie.Eswirdhäufig
nur thematisiert, ob es ökologischver-
werflichist,eine E-Mail auszudrucken.
Ausmeiner Sicht sollteaber vielmehr
überlegt werden, ob eine Mail oder
Nachrichtüberhauptgeschriebenwer-
den muss. Daswäre ökologischsinn-
voll, weil sic hhierdur ch viel Energie
sparenließe.

Das GesprächführtenFlorian Kroegerund
NiklasMengkowskivomGymnasium an
der Willmsstraße in Delmenhorst.

Die Orange–höchstpersönlich


DerKundegibt denLöffelnicht ab


Eislöffel, die zu 100 Prozent biologischabbaubarsind –wie groß is tderEf fekt für dieUmwelt?


Rohrefliegenindie Luft


Systeme vonPFW findetmanin vielen Flugzeugen


„Der größteWiderstand


kommtvon denEltern“


StaatsministerinDorothee Bär (CSU)über


dieübertriebene Angstvor derDigitalisierung


Einen Baum adoptieren,


dessen Frücht eman


dann geliefert bekommt:


Das ermöglicht


Crowdfarming.


DieErfinder kämpfen


dami tauchgegen die


Essensverschwendung.

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