A
m Abend seines großen Sieges
steht Joe Biden auf einem Bas-
ketballplatz im Süden von Los
Angeles. Gleich nebenan liegt
der Obama Boulevard, benannt nach dem
- US-Präsidenten, dem der Kandidat so
treu und ergeben als Vize diente.
Ein bisschen ist alles so wie früher: die
Leichtigkeit in der Luft, die federnde Mu-
sik, die schon Obamas Wahlkampf unter-
legte. »Move On Up« von Curtis Mayfield,
dann »Ain’t No Stoppin’ Us Now« von
McFadden & Whitehead.
Nichts wird uns noch aufhalten.
»Ich kann kämpfen«, ruft Biden der be-
schwingten Menge zu. Der ehemalige Se-
nator aus Delaware ist auf eine fast rüh-
rende Art und Weise erleichtert, der 77-
Jährige wirkt aufgekratzt wie ein Welpe.
Was für eine Achterbahnfahrt! Erst war er
im Rennen um die Präsidentschaftskandi-
datur der Demokraten der Favorit, dann
patzte er beim Start und verlor die ersten
Vorwahlen, unter anderem gegen den Lin-
ken Bernie Sanders. Gleichzeitig stiegen
andere moderate Kandidaten auf und
drohten ihn zu überholen: der 38-jährige
Pete Buttigieg, der die Vorwahlen in Iowa
gewann; der Unternehmer Mike Bloom-
berg, der Hunderte Millionen in Fernseh-
werbung steckte; die Senatorin Amy
Klobuchar aus Minnesota, die immer
mehr Frauen im Wahlkampf begeisterte.
Es sah aus, als würde die Partei krampfhaft
nach einem Biden-Ersatz suchen.
Aber Biden kam zurück. »Die Kam -
pagne wurde schon für tot erklärt«, sagt
er am Dienstagabend in Los Angeles.
»Aber wir sind sehr lebendig.«
92 DER SPIEGEL Nr. 11 / 7. 3. 2020
Papa Joe
USADen Demokraten steht ein Zweikampf zwischen Joe Biden und Bernie Sanders bevor,
der die Partei zerreißen könnte. Der Sieger würde Donald Trump heißen.
Wahlkämpfer Biden am 3. März in Oakland: »Wir brauchen einen Präsidenten, der das Land versöhnen kann«