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07.04.20 Dienstag, 7. April 2020DWBE-HP
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DWBE-HP
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07.04.2007.04.2007.04.20/1/1/1/1/Wir2/Wir2 KFISCHE2 5% 25% 50% 75% 95%
12 WIRTSCHAFT *DIE WELT DIENSTAG,7.APRIL
Was halten Sie von den Maßnahmen?
Kurzfristig halte ich diese Maßnahmen
für alternativlos; lieber wäre mir aber,
dass viel deutlicher gemacht würde, wie
wir Mitte oder Ende April die sozialen
und wirtschaftlichen Systeme wieder
hochfahren, um diese ungeheuer gro-
ßen Schirme gar nicht in diesem Um-
fang zu benötigen.
Um die Ausbreitung des Coronavirus
einzudämmen, haben Bund und Län-
der das wirtschaftliche und gesell-
schaftliche Leben in Deutschland na-
hezu vollständig stillgelegt. Ist dies
Ihrer Meinung nach gerechtfertigt?
Ja und Nein – manche Maßnahmen hal-
te ich für übertrieben, vor allem die
Ausgangssperre in Bayern und die Viel-
zahl der Schließungen im Einzelhandel.
Warum trauen wir nur Bau- und Super-
märkten, Floristen, Apotheken und Le-
bensmittelgeschäften zu, dass sie unter
ihren Mitarbeitern und Kunden für hy-
gienischen Abstand sorgen?
Die Corona-Pandemie hat eine Wirt-
schaft erfasst, die schon vorher in kei-
nem guten Zustand war: ungelöste
Euro-Krise, exorbitante Staatsver-
schuldungen, demografischer Wan-
del. Wie gefährlich ist es, in dieser Si-
tuation die Volkswirtschaft in ein
künstliches Koma zu versetzen?
Ich halte diese Gefahr für sehr groß,
und die Rückkehr zu den erfolgreichen
Verhältnissen zwischen 2015 und 2018
wird sehr langsam verlaufen. Darüber
hinaus wird uns die enorme zusätzliche
Verschuldung von Bund, Ländern, EZB
sowie die endgültige Bewahrung einiger
Partner in der EU auf Jahre volkswirt-
schaftlich beeinträchtigen. Da werden
sich die USA sowie China sowieso leich-
ter tun. Europa hat hier eine Aufgabe zu
lösen, die gewaltig ist.
Während man in Schweden, auch in
den Niederlanden, Südkorea oder Ja-
pan mit der Corona-Pandemie vor-
sichtig, aber deutlich gelassener um-
geht, wurden in Deutschland unter
dem Beifall der Bevölkerung viele
Grund-, Freiheits- und Eigentums-
rechte außer Kraft gesetzt. Wie erklä-
ren Sie sich diese breite Zustimmung
für so schwerwiegende Eingriffe?
D
ichtungen und Gewinde,
Muttern, Schrauben, Nie-
ten, Bolzen: Die Verbin-
dungs-, Montage- und
Systemtechnik ist die
Spezialität des Bielefelder Familienun-
ternehmens Böllhoff. Mit 39 Niederlas-
sungen in 24 Ländern hat der 1877 ge-
gründete Mittelständler im vergange-
nen Jahr einen Umsatz von 638 Millio-
nen Euro erzielt. Zur Kundschaft zählen
in erster Linie Autohersteller und Ma-
schinenbauer sowie Unternehmen der
Elektro- und Informationstechnik.
VON KLAUS BOLDT
Seit vielen Jahren angesehene Bürger
der Stadt, sind die Böllhoffs in Sozial-
und Kulturprojekten engagiert und als
Stiftungsgründer wichtiger Förderer
der Gemeinde. Im Interview äußert sich
der geschäftsführende Gesellschafter
Wilhelm A. Böllhoff, 54, erstmals über
die Auswirkungen der Corona-Kriseauf
das Unternehmen seiner Familie und
die in seinen Augen zu radikalen Maß-
nahmen der Bundesregierung.
WELT: Herr Böllhoff, wie ist die Lage
in Ihrer Unternehmensgruppe: Kön-
nen Sie den Betrieb aufrechterhalten?
WILHELM A. BÖLLHOFF:Ja, wir kön-
nen den Betrieb überwiegend aufrecht-
erhalten. Unsere Produktionen in
Deutschland laufen, wenn auch mit
Kurzarbeit und erheblich gedrosselt we-
gen signifikant eingebrochener Bedarfe
insbesondere unserer Automobilkun-
den. Im Ausland ist das Bild sehr unter-
schiedlich: In Chinasind wir in Stufen
wieder mit gesamter Mannschaft pro-
duktiv, Indien und Italien ruhen. In den
USA, Frankreich, Brasilien und England
ist es ähnlich wie in Deutschland. Unse-
re Logistikzentren in Deutschland ar-
beiten, sodass eine Vielzahl noch pro-
duzierender Kunden pünktlich ihre Be-
stellungen erhalten. Unsere Mitarbeiter
in Vertrieb und Verwaltung arbeiten
seit drei Wochen weltweit überwiegend
aus dem Homeoffice.
Sie beschäftigen rund 3300 Men-
schen. Wie viele Arbeitsplätze sind
gefährdet?
In Deutschland haben wir, wie gesagt,
Kurzarbeitergeld beantragt und Zeitar-
beitnehmer zum Teil den Personal-
dienstleistern zurücküberstellt. Aktuell
sind noch keine Arbeitsplätze durch Co-
rona gefährdet; aber die Dauer der Krise
wird auch dafür zum Risiko.
Wagen Sie eine Prognose, was Umsatz
und Ergebnis 2020 angeht?
Wir beschäftigen uns aktuell mit Szena-
rien. Schon heute gehen wir auf das Ge-
samtjahr mit einem Rückgang von 20
bis 30 Prozent aus.
Wie lange hält die Böllhoff-Gruppe
diese Krise aus?
Böllhoff kann diese Krise relativ lang
aushalten. Zum einen dank einer soli-
den Eigenkapitalsituation. Zum ande-
ren dank einer frühzeitigen Beschäfti-
gung mit den kurzfristigen Folgen und
entsprechender Beantragung des in
Deutschland sehr hilfreichen Instru-
ments der Kurzarbeit, einer Reduktion
der Produktion sowie des Bestellbe-
stands, um die Liquidität zu sichern.
Aber eines ist auch klar: Wenn zu viele
Kunden nicht überleben, dann wird es
auch für die gesündesten Unternehmen
kritisch.
Man kann der Politik nicht vorwer-
fen, das Bedrohungspotenzial der Co-
rona-Krise nicht erkannt zu haben.
Erstaunlich schnell wurden giganti-
sche finanzielle Mittel mobilisiert.
Ich kann mir das nur durch unsere So-
zialisierung erklären. In Deutschland
wollen viele Menschen einen sehr für-
sorglichen Staat. Entsprechend denken
wir jetzt weniger an die Folgen dieser
Einschränkungen, sondern kämpfen
sehr kurzfristig darum, die Epidemie in
Deutschland zu verlangsamen. Man hat
den Eindruck, dass selbst andere aktuel-
le Patienten sowie Krankheiten, die un-
ter diesen Einschränkungen leiden, aus-
geblendet werden. Dabei schauen wir
auf die schrecklichen Bilder aus Italien
und Spanien und suchen bei der Be-
kämpfung zu wenig nach besseren Al-
ternativen aus Skandinavien und Asien.
Man versucht um fast jeden Preis eine
Überlastung des Gesundheitssystems
Man versucht um fast jeden Preis eine
Überlastung des Gesundheitssystems
Man versucht um fast jeden Preis eine
zu verhindern.
Ich vermag die Kapazitäten unseres Ge-
sundheitssystems nicht zu beurteilen.
Tatsache ist, dass auch wir, als die Fall-
zahlen in Italien explodierten, mindes-
tens noch zwei Wochenenden zu Groß-
veranstaltungen gingen. Jetzt ist das
Ziel der Bundesregierung und des RKI
alternativlos, die Zunahme der Kurve
stark zu drücken. Die Mortalität in
Deutschland scheint noch vergleichbar
zu sein mit schweren Grippewellen.
Die durchschnittliche Liquidität der
deutschen Mittelständler reicht für
drei Wochen. Dann ist die Kasse leer,
wenn man keine Einnahmen erzielt.
Finanzminister Scholz verspricht be-
troffenen Unternehmen einen leich-
teren Zugang zu Darlehen und Bürg-
schaften. Aber sind Kredite die richti-
ge Antwort auf den Abschwung? Viele
Unternehmen werden sich in dieser
unüberschaubaren Situation nicht
verschulden wollen, aus Sorge, einen
Kredit nicht bedienen zu können.
Kredite werden nur eine kurze Zeit hel-
fen. Sorge machen mir ganz kurzfristig
die Einzelhändler, Restaurantbesitzer,
Kleingewerbetreibenden, die gar nicht
an das Ansparen von Eigenkapital den-
ken können. Davon sind bereits jetzt
viele wirtschaftlich und, gefühlt, per-
sönlich am Ende. Hier kann der Staat
natürlich kurzfristig helfen mit Zu-
schüssen und vereinfachten Krediten.
Der Weg dahin ist aber in Deutschland
bürokratischer als etwa in der Schweiz.
Viel wichtiger: Warum funktioniert die
Bekämpfung der Virus-Epidemie in Ja-
pan, Südkorea und Schweden mit weni-
ger finanzieller Belastung des Gesamt-
systems? Weil dort zwar auch Großver-
anstaltungen und Einschränkungen gel-
ten, aber auf Ausgangssperren und La-
denschließungen verzichtet wird. Letz-
teres hat auf die potentielle finanzielle
Notlage der Menschen und die Höhe
der notwendigen Unterstützungsmaß-
nahmen einer Regierung einen großen
Einfluss.
Der Ökonom Daniel Stelter hat vorge-
schlagen, dass die Finanzämter jedem
Unternehmen pro Monat ein Zwölftel
seines Vorjahresumsatzes erstatten:
Liege der Umsatz bei der nächsten
Einkommenserklärung mit diesem
Zuschuss über dem Vorjahr, solle das
Unternehmen die Differenz an das Fi-
nanzamt zurückzahlen, liege er da-
runter, dürfe es diesen Zuschuss wie
Umsatz verbuchen und behalten. All
das natürlich bei einem auf Vorjahres-
niveau gedeckelten Gewinn. Wäre das
in Ihren Augen hilfreich?
Ich finde diesen Ansatz schon allein
deswegen gut, weil er zügig umsetzbar
wäre und dort ansetzt, wo Deutschland
ohnehin übertreibt und die Kaufkraft
bremst: bei der Steuerbelastung beson-
ders für mittlere Einkommen.
Diese Maßnahme würde schätzungs-
weise 500 Milliarden Euro kosten,
aber sie böte den Vorteil, einfach, fair
und unbürokratisch zu sein. Vor al-
lem wären Unternehmen nicht ge-
zwungen, sich zu verschulden. Wie
sehen Sie das?
Ja, das wäre unbürokratisch und das
richtige Signal. Weniger Einnahmen des
Staates würden dennoch für diesen hö-
here Schulden bedeuten. Anders ausge-
drückt: Die Folgen für die Verschuldung
öffentlicher Haushalte in Deutschland
(und Europa) ist enorm. Aber noch ein-
mal: Die Hilfspakete sind so hoch, weil
in Deutschland zu wenig schnell und ge-
samtsozial über die Ursachen, die wirk-
lich nützlichen Maßnahmen und eine
Exit-Strategie nach der unzweifelhaft
richtigen Reduktion der Sozialkontakte
nachgedacht wird. Insbesondere von
unserem Wirtschaftsminister wünschte
ich mir schon jetzt eine klare Vorstel-
lung für das, was nach dem 20. April
kommen muss. Das ist kein Hexenwerk,
sondern ein logischer Stufenplan, bei
dem vor allem an unsere Einzelhändler
gedacht werden muss. In diesen Ge-
schäften können die hygienischen Rah-
menbedingungen genauso organisiert
werden wie in Apotheken, Bäckereien
und Supermärkten. Diese stufenweise
Exit-Strategie wird am Ende entschei-
den, ob unser BIP um zwei, drei oder
fünf und mehr Prozent sinkt. Und diese
Unterschiede sind bedeutsam in ihren
sozialen und wirtschaftlichen sowie
auch gesundheitlichen Folgen. Geduld
ist gut, aber Geduld gepaart mit einem
klaren und transparenten Plan deutlich
glaubwürdiger.
Die Böllhoff-Gruppe ist Hauptspon-
sor von Arminia Bielefeld. Vor ein
paar Jahren war der Klub hoch ver-
schuldet, heute steht er wirtschaftlich
gut da und sportlich vor dem Aufstieg
in die Erste Liga. Wie schätzen Sie die
Lage bei der Arminia zurzeit ein?
Natürlich leidet unsere Arminia jetzt
auch. Diejenigen Unternehmer, die Ar-
minia vor zwei Jahren geholfen haben,
unterstützen auch jetzt. Gleichzeitig
haben der Verein und auch die Spieler
einen wichtigen Beitrag geleistet. Große
Sportveranstaltungen sind zu spät un-
tersagt worden; und werden wohl auch
ganz spät erst wieder stattfinden. Trau-
rig, aber der Lösung dienlich.
Der Mittelständler
Böllhoff gehört
zum Rückgrat
der Wirtschaft.
Die Maßnahmen
gegen die
Corona-Pandemie
hält Wilhelm A.
Böllhoff kurzfristig
für alternativlos –
das Fehlen einer
Exit-Strategie
aber für gefährlich
KKKerngeschäft der erngeschäft der
Böllhoff-Gruppe: Mitarbeiter
in der Metallfertigung
am Standort Bielefeld
BÖLLHOFF
und andere bonitätsstarke Länder mit-
haften und Anleger deshalb einen gerin-
geren Risikoaufschlag verlangen. Die
Bundesregierung lehnt das bisher kate-
gorisch ab; sie fürchtet, dass die ge-
meinsamen Anleihen, einmal prakti-
ziert, zur Dauereinrichtung werden.
Jetzt meldet sich die FDP zu Wort, die
gemeinsame Anleihen der EU-Länder
rundheraus ablehnt. Die Bundestags-
fffraktion der Partei kommt in einer inter-raktion der Partei kommt in einer inter-
nen Berechnung zu dem Ergebnis, dass
sich das Vorhaben für die Länder, die es
fffordern, kaum lohnt. Die Verfasser derordern, kaum lohnt. Die Verfasser der
Überschlagsrechnung haben sich ange-
schaut, wie viel Geld Italien an den Fi-
nanzmärkten einsammeln müsste, wenn
es ein Konjunkturprogramm auflegen
will, das mit dem deutschen vergleichbar
ist. Die Bundesregierung hat wegen der
Corona-Krise einen Nachtragshaushalt
in Höhe von 156 Milliarden Euro aufge-
legt. Auf Italiens Bevölkerung übertra-
ten für die Bewältigung der Covid-19-
Pandemie und die Stützprogramme für
Unternehmen und Kurzarbeiter zu fi-
nanzieren. Stattdessen fordern Le Mai-
re und seine Amtskollegen aus Rom und
Madrid jetzt, dass die EU-Länder ge-
meinsam Geld für ein großes Konjunk-
turprogramm für den Neustart der eu-
ropäischen Wirtschaft nach der Krise
sammeln. Die Rede ist abwechselnd von
einem „Zukunfts-“, „Solidaritäts-“ oder
„Corona-Fonds“, der mit „Anleihen für
den Wiederaufbau“ gefüllt werden soll.
Die Mitgliedstaaten der EU sollen ge-
meinsame Anleihen (Englisch: Bonds)
auflegen, um an den Kapitalmärkten
Geld aufzunehmen. Wenn fiskalisch so-
lidere Länder wie Deutschland oder die
Niederlande zusammen mit stärker ver-
schuldeten Staaten wie Italien gemein-
same Anleihen ausgeben, müssten Teil-
nehmer mit geringerer Bonität niedri-
gere Zinsen zahlen, weil Deutschland
D
as Wort „Corona-Bonds“ wird
während der Sitzung vermut-
lich nicht fallen, trotzdem wird
das Thema ständig präsent sein, wenn
sich die Finanzminister der Euro-Zone
und der übrigen EU-Länder am Diens-
tag per Video zusammenschalten. Viele
europäische Länder, allen voran Frank-
reich, Italien und Spanien, halten an ih-
rer Forderung fest, dass die EU-Länder
gemeinsam Schulden machen sollten,
um die wirtschaftlichen Folgen der Co-
rona-Krise zu bewältigen.
VON TOBIAS KAISER
AUS BRÜSSEL
„Wir müssen uns am Dienstag auf
dieses Instrument einigen, um ein Sig-
nal der Solidarität zu senden“, sagt etwa
Frankreichs Finanzminister Bruno Le
Maire. Er spricht jetzt zwar nicht mehr
von Corona-Bonds, um die akuten Kos-
gen, müsste das italienische Pendant 114
Milliarden Euro schwer sein.
Die Verfasser haben grob berechnet,
wie viel Zinsen Rom zahlen müsste,
wenn es sich diese Summe am Kapital-
markt besorgt. Anfang des Monats zahl-
te Italien 1,56 Prozent Zinsen, für Kredi-
te mit zehn Jahren Laufzeit; für
Deutschland lag der Wert wegen der hö-
heren Bonität bei -0,46 Prozent. Die
Zinssätze für die Corona- oder Wieder-
aufbau-Anleihen würden irgendwo da-
zwischen liegen; die Autoren des FDP-
Papiers gehen von 0,04 Prozent pro
Jahr aus. Italien würde nach dieser
Rechnung pro Jahr 1,71 Milliarden Euro
Zinsen sparen. „Das entspräche ledig-
lich einem Promille der italienischen
Wirtschaftsleistung“, heißt es in dem
Papier. Ein Promille sind 0,1 Prozent.
„Mit den Fantasien über Corona-
Bonds muss Schluss sein, denn eine
Vergemeinschaftung von Schulden ist
keine Lösung. Italien hätte kaum einen
finanziellen Vorteil davon“, sagt Chris-
tian Dürr, der stellvertretende Frakti-
onsvorsitzende der FDP im Bundestag.
„Stattdessen sollten wir jetzt bestehen-
de Instrumente wie den ESM nutzen.
Gerade in Krisenzeiten ist es wichtig,
bestehendes Recht gezielt einzusetzen,
um effizient und schnell Hilfe zu leis-
ten. Neue, riskante Instrumente bewir-
ken das Gegenteil.“
Nicht nur die FDP lehnt Corona-
Bonds ab, auch Wirtschaftsverbände
und viele Ökonomen sind dagegen. „Die
Rechnung ist absolut plausibel und seri-
ös“, sagt etwa Friedrich Heinemann
vom ZEW Mannheim. Die Rechnung
mache sehr deutlich, worum es Rom
und Paris eigentlich gehe. „Damit wird
deutlich, dass es bei den Corona-Bonds
nicht wie behauptet um einen Zinsvor-
teil geht, sondern um die Vergemein-
schaftung der Haftung mit ihrer Lang-
fristperspektive. Die erste Emission ei-
nes Corona-Bonds wäre daher die Wei-
chenstellung in Richtung einer umfas-
senden Umfinanzierung der nationalen
Staatsschulden.“
Befürworter gemeinsamer europäi-
scher Anleihen kritisieren allerdings die
Annahmen der Rechnung: Italien werde
vermutlich weit mehr als 114 Milliarden
Euro mobilisieren müssen, weil es von
der Krise so stark betroffen sei, sagt et-
wa Jürgen Matthes vom Institut der
deutschen Wirtschaft (IW). Er geht ba-
sierend auf der aktuellen Situation von
einem Finanzbedarf von rund 260 Milli-
arden Euro aus. Außerdem warnt Mat-
thes, dass die Zinssätze für Italien we-
gen der hohen zusätzlichen Schulden,
die auf die Bonität drücken, in den kom-
menden Wochen steigen könnten. Ge-
genwärtig verhindere nur das Eingrei-
fen der Europäischen Zentralbank, dass
Italien höhere Schulden zahlen muss.
Streit über den Nutzen der Corona-Bonds
Rom, Paris und Madrid fordern gemeinsame europäische Schulden, um Konjunkturprogramme nach der Krise zu finanzieren. Politiker und Ökonomen warnen davor
Wilhelm A. Böllhoff wurde 1965
geboren und trat 1995 in Öster-
reich in die Böllhoff-Gruppe ein.
Er ist geschäftsführender Ge-
sellschafterund zuständig für
die Bereiche Dienstleister Ver-
bindungselemente, Personal und
Qualitätsmanagement. Das
Unternehmen wurde 1877 ge-
gründet und gehört zu den welt-
weit führenden Herstellern und
Händlern von Verbindungsele-
menten und Montagesystemen.
Zur
M. JAEGER JAEGERFOTOGRAFEN Person
„In Deutschland wollen viele
einen sehr fürsorglichen Staat“
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