DERSTANDARDWOCHENENDE Agenda:AgendaCoronavirus-Krise SA./SO., 21./22.MÄRZ2020| 9
Ö
sterreich ist im Angesicht
der Coronavirus-Krise in
einer Ausnahmesituation.
Doch mit jedem Tag wird die ein
Stück mehr zum Alltag. Seit Frei-
tagistklar:Wirmüssenunsanden
neuen Alltag gewöhnen. Am Vor-
mittag gab Bundeskanzler Sebas-
tian Kurz (ÖVP) bekannt, dass die
weitreichenden Einschnitte in das
öffentliche Leben um weitere drei
Wochen–bis zum Ostermontag,
dem13.April–verlängertwerden.
Die ursprünglichen Erlässe sahen
den kommenden Montag als Frist
vor. Alle Einschränkungen, die
die Bundesregierung verhängt
hat, gelten also weiterhin und
dreimal so lange wie geplant. Uff.
„Wir tun das Richtige“, sagte
Kurz in einer Motivationsrede an
das Volk. „Wir schaffen das, was
wir uns vorgenommen haben.“
Weniger soziale Kontakte würden
weniger Ansteckungen bedeuten,
und damit wären alle, die die Ein-
schränkungen mittragen, Lebens-
retter. Kurz appellierte an die Bür-
gerinnen und Bürger: „Halten Sie
durch!“
Vizekanzler Werner Kogler
(Grüne) zeichnete erneut das Bild
derDystopie: ItalienischeVerhält-
nisse gelteesnun zu vermeiden,
sagte er und erinnerte an aktuelle
Bilderaus der italienischen Stadt
Bergamo in der Lombardei: Dort
karrenMilitärkonvois mittlerweile
Tote hinaus aus der Stadt, weildie
Kapazitäten derFriedhöfe in Ber-
gamo erreicht wurden. „Deswegen
machen wir das“,sagteKogler.
Parteikollege und Gesundheits-
minister Rudolf Anschober kom-
plettierte den Aufruf zur Konse-
quenz und blickte dahin, wo man
hinwolle. Österreich befinde sich
auf einem guten Weg, sagte er,
würden die Maßnahmen und das
gebotene Verhalten nun schleifen
gelassen, wäre das fatal: „Ich war-
ne eindringlich davor, jetzt zu
glauben, dass ein Nachlassen be-
deutet, dass wir es jetzt schon ge-
schafft haben. Das wäre das Kon-
traproduktivste, was wir machen
könnten.“
Von 40 auf rund 20 Prozent
Und: Das Daheimbleiben zeigt
Wirkung. Die Zuwächse bei den
Infektionen wurden, so sagte An-
schober, zuletzt durch die ver-
hängten Einschnitte in das öffent-
liche Leben geringer. Sie sind je-
doch nach wie vor „massiv“. 40
Prozent Zuwachs wurden ver-
gangene Woche täglich verzeich-
net, man konnte sie nun auf 20
Prozent drücken, sagt Anschober.
„Diese Entwicklung reicht uns bei
weitem nicht. Wir müssen runter-
kommen unter zehn Prozent.“ Das
erklärte Ziel: gar kein Zuwachs.
Auch das österreichische Ge-
sundheitswesen habe Belastungs-
Österreich bleibtdaheim–voraussichtlich bis zum 13.April. ImIdealfall sollen ab dann die Systeme „langsam wieder hochgefahren
werden“,sagt Kurz. Abhängig istdas davon, wie gut die aktuellen Maßnahmen greifen–und ob sie eingehaltenwerden.
ÜBERBLICK:David Krutzler, Gabriele Scherndl
Ausnahme wirdzum Alltag
... fürihrenunermüdlichen und herausragendenEinsatz!
DurchIhretäglichen Anstrengungenindieser schwierigenZeit gelingt es, den Auftrag der
österreichischen Bundesregierungumzusetzen: dieServiceleistungender ÖsterreichischenPost
alsTeil der kritischen Infrastruktur für die Menschen in unserem Land aufrecht zu erhalten.
–UnserePostfilialen undunserePost Partnerbleiben–wobehördlich
genehmigt–für die Österreicherinnenund Österreichergeöffnet.
–Als Zustellerinnen undZustellerbesuchenSie weiterhin täglich
vier MillionenHaushalteundUnternehmen.
–InunserenVerteilzentren sind Sie weiterhin beiTag undbei Nacht
für die SortierungvonBriefen und Paketen imEinsatz.
–Durch die neuenVorgaben imKontakt mit unserenKundenschützen wir
nicht nur deren Gesundheit,sondern auchdie unsererKolleginnen undKollegen.
Sie nehmen mit großerFlexibilität laufend die täglich neuen Herausforderungen an
unddafür dankenwir Ihnen.
Beachten wirbitte auch künftigdie notwendigenHygienemaßnahmenund dieVerhaltensregeln
zum Umgangmiteinander und mit unserenKunden.
Wirsind unendlich stolz auf Sie!Bleiben Siegesund!
AktuelleInformationen finden Sie laufendunterpost.at/coronavirus
DI Dr.GeorgPölzl DIWalter Oblin
DerVorstand der ÖsterreichischenPost AG
Wir danken allen
PostlerinnenundPostlern ...
DIPeterUmundum
grenzen, so der Minister. Am Frei-
tag befanden sich laut Anschober
70 infizierte Personen in Spitä-
lern, 13 benötigten Intensivbe-
handlung. Die restlichen Erkrank-
ten –weit mehr als 2000–würden
zu Hause betreut, sie, die „milden
Krankheitsverläufe“, sind also in-
fiziert, haben aber kaum Sympto-
me. Sie können aber dennoch an-
dere anstecken.
Kein Tag zu feiern in Sicht
Doch wie lange schläft das
Land? Ist ab dem Ostermontag
wieder alles wie früher? Das sei,
so sagt Anschober, „kaum vor-
hersehbar“. „Im Idealfall“, so sagt
Kurz, könnten die Systeme nach
Ostern wieder hochgefahren wer-
den. Nicht zur Debatte steht ein
sofortiges Ende der gesamten
Maßnahmen–von Ausgangsbe-
schränkungen über Schulsperren
bis zu Geschäftsschließungen.
Diesen einen Tag, an dem wir alle
feiern, dass wir wieder hinaus-
können, werde es aber ohnehin
nicht geben. Mit den Worten
des Bundeskanzlers: „Wir werden
nicht die Situation haben, dass
wir von heute auf morgen sagen:
‚Jetzt ist es geschafft.‘“ Der reale
Plan ist pragmatischer: Eine Task-
force wird Szenarien entwickeln,
wie einerseits Systeme hochge-
fahren werden können und ande-
rerseits kein Anstieg an Neu-
erkrankungen zu schaffen ist.
AproposParty: Eine solche fand
noch Mitte der Woche in einem
Studentenwohnheim in Linz statt.
15 Studierende sollen sich auf
einer Terrasse zu einem Umtrunk
getroffen haben. Die Johannes-
Kepler-Universität prüft Konse-
quenzen. Erst vergangenenSonn-
tag wurde ein russischer Aus-
tauschstudent nach seiner Heim-
reise nach Moskau positiv getestet
–auch er war auf einer LinzerStu-
dentenparty. Laut Anschober gehe
es nun darum, genau jene Ein-
sichtslosen,dierestlichen„vierbis
fünf Prozent“, die den Status quo
verharmlosen würden, vom Maß-
nahmenbündel zu überzeugen.
Zwei weitere Todesfälle
Und wenn Worte nicht hel-
fen, wird die Polizei einschreiten:
Innenminister Karl Nehammer
(ÖVP) mahnt am Freitag erneut
die Einhaltung der Ausgangskrite-
rien und des Ein-Meter-Abstands
ein –und kündigt strengere Kon-
trollen an (siehe Seite 10). Um
mehr Polizisten zum Einsatz auf
die Straße zu bekommen, werden
zusätzlich 3200 Soldaten des Hee-
res für die Botschaftsbewachung
und Sicherung der kritischen
Infrastruktur herangezogen.
Während Politiker zu Disziplin
mahnen, werden immer mehr To-
desfälle bekannt: Im Landesklini-
kum Melk ist am Freitag eine 96-
jährige Patientin gestorben. Laut
der niederösterreichischen Lan-
deskliniken-Holding war die Frau
verunfallt und erkrankt, später
wurde sie positiv getestet. Im Uni-
versitätsklinikum St. Pölten ist in
der Nacht auf Freitag ein 81-Jähri-
ger gestorben. Auch in Wien ver-
starben am Freitag zwei ältere
Männer an Covid-19.
Die offizielle Zahl der Todesop-
ferlagStandFreitagnachmittagbei
sechs, diese vier Fälle dürften vom
Gesundheitsministerium noch
nicht mitgezählt worden sein.
Österreich
Bestätigt: 2388 (+19 %)
Genesen:9(unverändert)
Todesfälle:6(unverändert)
Weltweit
Bestätigt: 209.8 39
Todesfälle: 8778
Betroffene Länder: 168
CORONA-FÄLLE
Stand: 20. 3. 2020/16Uhr