SEITE 12·MONTAG,9.MÄRZ2020·NR.58 Feuilleton FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG
D
er Schaumfälltinsichzusam-
men,angepeitscht vonder
See,die ihn zum Sandhin-
treibt .Dannbeginnt er wie-
der,Blasen zu bilden,und da sSpiel des
Wachsensund Vergehens setzt sichvon
Neuem fort.Nicht sRomantischeshaftet
der ephemeren Zweikanal-Videoprojekti-
on „Non-toxic Foam“ von2017an. Dreck
nistetsichallmählichinden Schaumkro-
nenein.Undtrotzdem.Wenig is tsoberu-
higend wie die Gewissheit,dassdie nächs-
te Welle kommt,der nä chsteMoment,
den es zu durchatmengilt. Jedes Malan-
ders, so wiedie Wassermoleküle, die nie
im gleichenRhythmusamStran dver-
duns ten.
Undauch, dass dieAusstellungenvon
Wolfgang Tillmansnie au fdie gleiche
Weise überdenjeweilige nWhite Cube
ihr mäanderndes Bildernetz aus schein-
barprovisorischgehängtenFotokopien,
Landschaften, Freunden,Stillleben,Digi-
talfotos, Sternenkonstellationen,Genita-
lien undPolitik ausbreiten,stillt verläss-
lich dasBedürfnis,ineinen vertrauten,
wenn auchnie denselben Flusszustei-
gen, in demdas nasse Element immer als
nachgerüstetes Seestückmitschwingt, sei
es in derWuchtdes atlantischenOzeans
ode rwinzigen Erbsen, dieimkochenden
Wasser hin undher springen.
Die aus allenSchaffensphasen schöp-
fende Hängungvon „TodayIsThe First
Day“ im BrüsselerKunstzentrumWiels
macht da natürlichkeine Ausnahme.
Die modernistische Industriearchitek-
tur der ehemaligen Brauerei Wiele-
mans-Ceuppenswartet sowohl mit ehe-
maligenMaschinenräumen als auchmit
intimenKabinetten auf,indie dasTa-
geslicht eindringt.Tillmans nutzt die
vorhandenenKontraste,baut aber auch
eigene Bühnen ein, um Akzentezuset-
zen, deckt die mitunterriesigenFenster
ab, befreit Betonwände vonalten Farb-
schichten, stellt schwarztapezierte
Transit-Korridoreinden Wegoder
hängt silbernglänzendeVorhängeauf,
die etwa den Raum, in dem seineVi-
deos und Musikstücke laufen, in
eine zeitlichrückwärtsgewandteSyn-
thie-Pop-Schutzzoneverwandeln.
Gewohnt zentrumsvergessen startet
der Parcoursimzweiten Stockmit einer
InteraktionvonMotiven, die eine subti-
le Härte verströmen. „Sexual Health Cli-
nic, Kakuma Refugee Camp“ (2018) nä-
hertsichdem Alltag in einemkeniani-
schen Flüchtlingslager mit beinahe pro-
tokollierenderNüchternheit.Utensilien
wie Kondome, Antibabypillen und aus
schwarzemKunsts toffnachgebauteGe-
schlechtsorgane deuten auf einem
Schreibtischauf dieVersuche vonUN-
Mitarbeiternhin, die Mauer ausreligiös
motiviertenSexualtabus zu durchbre-
chen. DiegroßformatigeFotografiene-
benanfokussiertauf ausgedienteSmart-
phones. AngeordnetinReih und Glied,
schweigen sie sichüber ihrfinales Da-
sein alsRohstofflieferanten aus, viel-
leicht imKongo, wo ein im Halbdunkel
aufgenommenerStromdie Ruhe vor
dem nächstenafrikanischen Protest-
sturmeinfängt.Überspringt man die in
diesem beinahe essayistischnavigieren-
den UniversumgleichwertigePetitesse
eines männlichenKurzhaarschnitts, lan-
detman alsNäch stes mitten in einem
wild sprießenden Garten, nur um beim
nächs tenSchritt wiedervomWeg abzu-
kommen und dieReise entlang einem
blutiggehäutetenTierkadaverfortzuset-
zen. Dann diegrünen Hügel an der iri-
schenKüste, die mit einem beinahe iden-
tischgewölbten Hallendachkonkurrie-
ren, flankiertimnächs tenRaum von
der Objekthaftigkeitder skulpturalen Se-
rie„Lighter“ (2006-08), die ihrenReiz
aus drucktechnischen Effekten bezieht.
Furchtlos derWechsel zu Demonstran-
tender Be wegung „BlackLives Matter“
und Flüchtlingen aus Uganda, die ihr
Land seit 2013verlassen müssen,weil
ein Gesetz Homosexuelle zu lebenslan-
gerHaftverurteilt.Die Summe der Ein-
zelteile fügt sichauchauf denweiteren
Stationen hin zum dritten Stockwerk
nichtzueinem Ganzen.Das konzeptuel-
le Beziehungsgeflecht dreht lediglich
eine weitereRunde,vonder „Summer
party“ (2013), die ÉdouardManets „Das
FrühstückimGrünen“ zitiert, über Obst-
studien und Prominentenporträtseiner
LadyGagaoder NadeschdaTolokonniko-
wa bis zum ergrautenTV-Schneevon
„Sendeschluss“ (2014)und der in der
Dunkelkammer entstandenen abstrak-
tenSerie „Freischwimmer“(2003) –nur
eine mögliche Auswahlvonvielen,wie
der alternative Vorgängerausstellungen
in loserFolgeüberausraffinie rt doku-
mentierendeKatalog beweist.
Wähnt man sichandieser Nabel-
schnur wiedergetroffener alter Bekann-
terinbesterGesells chaft, gelingt Till-
mans unter dem DachdochnochUner-
wartetes. Mit der Soundsinstallation „I
want to makeafilm“ (2018)gönnt er
sichein veritables Bilderverbot. Stühlela-
den zumVerweilenein, während seine
Stimme über dierasant wachsendeRe-
chenleistung vonComputern, Smart-
phones und Co. sinniert.Wasmachen
diese Instrumente mit unserem Hirn,
fragt er sichmit alarmistischem Under-
statement.Warumvernachlässigen wir
das Lesen und empfindenLust beim
Durchforstenvon Instagram? Dabei
reicht nur der Ortswechsel in das winzi-
ge Zimmer nebenan, um dieKunstdes
Sehens neu zu implementieren. Auch
hierwartenStühle. Der Blick weitet sich.
Kein Wortstörtdas be törend analogePa-
norama auf das in dieFernelockende
Schienennetz unten. DieWelt steht still.
NurTillmans’versammelte Plakatezur
EU-Parlamentswahlvon2019 erheben
zum Abschie ddie Stimme.
WolfgangTillmans.TodayIsThe First
Day. Im WIELS, Brüssel; bis zum 24. Mai 2020.
Der Katalog kostet 29,90 Euro.
Kunst-Institutionen haben ein Problem. Es
liegt nichtdarin ,dass es zuwenigeMög-
lichkeiten de rdemokratischen Mitbestim-
munggebenwürde, wie der Galeristenbe-
rat er MagnusReschund de rJournalist Ste-
fanHeiden reichneulich in der„Zeit“be-
klagten.Das Problem ist, dass die Institu-
tionender KunstinStrukturenfests tecken,
die weder eineGesellschaftnoch eineRea-
lität imeinundzwanzigstenJahrhundertab-
bilden.
DassMuseen mitihren Budgets gegen-
überprivatenSammlernbei Ankäufen
nicht mithaltenkönnen und deswegenauf
Schenkungenoder aktiveFreundeskreise
angewiesen sind,ist bekannt.Auchdass
die Produktionen fürdie meistenBienna-
len größten teils voneinflussreichenBlue-
Chip-Galerien finanziertwerden und
nicht etwa vonden veranstaltenden Orga-
nisationen,ist durchaus nicht unproblema-
tisch. Der Marktschleicht sich,gar ni cht
mal so leise, an die Institutionen und
spannt sie zurWertsteigerung der eigenen
Produkte vorihren Karren.
DieRechnungisteinfach: Sobaldeine In-
stitutioneinWerkinihreRäumehängt,le-
gitimiertsie dessenWert. Sie bürgtquasi
für di eRelevanz–gerade auchgegenüber
potentiellenKäufern, die wiederum die
Künstle rinoder denKünstlerdurch ihren
Kauf fördern. Es istein du rchaus komple-
xesSystem, da smehrTransparenz vertra-
genkönnte.
EinekulturelleInstitution muss viele
gleichberechtig te Stimmen haben, um eine
heterogene Gesellschaftzuerreichen.
Doch die Kunstselbs tmussnicht demokra-
tisch„neubelebtwerden“, wie Heiden-
reichund Reschbehaupten. Denn die
Kunstist quicklebendig.Wenn überhaupt,
mussderZugang zu Institutionendemokra-
tischneu belebtwerden. Es liegt nicht an
der Kunst, denKuratoren oder den Samm-
lern, wenn Menschensichfühlen ,als ginge
Kunst, besonders zeit genössische,sie
nicht sanodersei nicht fürsie gemacht.
Es liegt an der Personalpolitik,der
Kunstvermittlung undden Eintrittsprei-
sen.Umdiese Offenheit zuerreichen, müs-
sen die Museen und Institutionen dieZu-
gangsbedingungenzuihren Jobshinterfra-
gen. Eskann ni chtsein, dassimGrunde
immer nur Menschenmit de mgleichen so-
zioökonomischen Hintergrund bestim-
men, wasgezeigt wird und wie. Dochdie
gefordertenEinstellungsqualifikationen
geben fast ausschließlichMenschen mit
sehr vergleichbarenLebensläufen eine
Chance.
Die allermeistenVolontariateanMu-
seensetzeneinePromotionvoraus.Fürein
Volontariat am Museum bekommtman
die Hälfte dessen,was derTarifvertrag für
den öffentlichen Dienstbei Stufe13vor-
sieht .Das sind in Berlin momentan
Eurobrutto. Wenn man promoviert wird,
istman im Schnitt bereitsMitte dreißig.
Vielleicht hatman Kinderoder wünscht
sichwelche.Vielleicht möchteman au ch
beginnen,Rücklagen zu bilden.Das alles
geht mit einemsolchen Gehaltnur,wenn
man sichentwederverschuldet,der Part-
ner entsprechendmehr verdient oder die
Elter neinem denRücken freihaltenkön-
nen. Diese Situation beförderteher Men-
sche naus privilegiertenHaushalten in die
Museen.
Dassman es sichleistenkönnenmuss,
im Kulturb etrieb zu arbeiten,katapultiert
diese Berufewieder in denBereic hdes be-
lächelten Hobbys, de rvergnüglichenFrei-
zeitgestaltung ,und fördertden Rufder
Geisteswissenschaftenund na chfolgender
Arbeitsmöglichkeiten, nichtszusein,wo-
mit man eineFamilie ernährenkönnte. Es
wäre wünschenswert,wenn au ch Kulturin-
stitutionen ihrerAufgabe alsverantwor-
tungsvoller Arbeitgeber inForm vonange-
messener Bezahlung undVerträgen, die
längergehenals einJahr, nachkommen
würden.Wäre außerdemeinefehlende Pro-
motionkein Ausschlusskriterium,würden
sichauchMenschen fürdieseBeruf einter-
essieren, die im Museumeine andereGe-
schichte erzählenkönnten alsdie immer
gleiche, sehrweiße, sehr privilegierte.
Dochselbstwenndas Personal „diver-
ser “wäre, läge immer nocheine Hauptauf-
gabe de rMuseen in derVermittlung der
Kunst. Das MuseumofModernArtin New
York hat fünfundzwanzigfestanges tellte
Mitarbeiterdafür. Siesind diejenigen, die
dieBesucher einbindenin den Diskursund
ihnenTürenund damitWelten öffnenkön-
nen.Die Welt wi rd komplexer, die Kunst
wird es auch. Damit mansich darinnicht
verliert, braucht auchder schlaueste Kopf
ein paarWegweiser.InDeutschland be-
kommtdie Bildungs- undVermittlungsar-
beit dagegennur sehr langsameinenhöhe-
renStellen wert –und dieFrage, was„Ver-
mittlungsarbeit“eigentlichsein könnte,
wird jenseitsvon„Audioguides in leichter
Sprache“ vielzuselten grundlegend ge-
stellt.
Vermittlung bedeutet auch, dassman in
andere Viertel geht als in das,wod as Muse-
umsteht;dassman mit Schulen zusammen-
arbeit et,dassman in Einrichtungen für
Menschen mit Behinderunggehtund inAl-
tenheime. Dafür brauchtman engagiertes
Personal, das dieKapazitäten hat, sich
auchausden ehrwürdigen Häusernheraus-
zube weg en,um deneigenenWirkungsradi-
us zuvergrößern.Nursokönnen Museen
zu Or tenwerden, die Niedrigschwelligkeit
einlösen, ohne an Qualitätzuverlie ren.
Einweiter er Punkt,der dazuführt,dass
viel eMenschenden Wegins Museumgar
nichterstfinden, sinddie Eintrittspreise.
2018zum Beispiel sind 13,5 MillionenTou-
ristennachBerlin gekommen. Davonsind
nur3,8 Millionenin eines derHäuser der
Stiftun gPreußischerKulturbesitzgegan-
gen. Wenn manalso davonausgeht,dass
die Touris tennicht primärwegender Mu-
seen nach Berlin kommen, sollte man sich
aufdie pe rmanentenBewohner derStadt
konzentrieren.Um die dauerhaft an ein
Haus zu binden und ihnenZugan gzuga-
rantieren, sollteman dieEintrittspreise zu
den ständigen Sammlungenabschaffen.
Inde rLondonerTate beispielsweisegibt
es keinenEintritt.Die ständig eSammlung
istda, wo sie hingehört: unterden Men-
schen ,mitten im Leben.Man kann die In-
stitution alsTreffpunkt nutzen odernach
der Arbeitmal ebenvorbeischauen und
ausprobieren, wie sichverschiedeneWer-
ke in verschiedenenStimmungenverhal-
ten. Mankann do rt das tun,waseigentlich
nurSammlernvorbehaltenist:Zumindest
ein Stückweit mit denWerken lebenund
sieinseinen Alltag einbinden.
DerBesucher i st nichtgezwungen,Stun-
denind er Ausstellun gzuverbringen ,weil
er etlicheEuroEintritt bezahlt hat,son-
dern kann si ch frei entscheiden, es viel-
leicht doch nurbei einerStippvisitezube-
lassen. Erkann ja jederzeit wiederkom-
men.Wäre es nicht schön,die ständigen
Sammlungenwürden wiedermehr Besuch
bekommen?Die altenMeister würden viel-
leicht wiederEinzug in denmodernen
Spr achgebrauchhalten. Jugendliche wür-
denVergleiche ziehenwie: „Ha, duTrottel
sieh st ja aus wie derOrgelspielerbei Tizi-
an“, und alle wüssten,was gemeintwäre.
Leipzig beweistgerade, dassdas mög-
lich ist: Die Stadt hat angekündigt,
die Eintrittspreise zu vierstädtisc hen Mu-
seen abzuschaffenund die Drittmittelför-
derung zu erhöhen.InBerlin isteskein Pro-
blem ,sicheine vierhundertfünfzi gMillio-
nenEuroteure„Scheune“ fürdas Museum
derModerne zugenehmigen–aber Eintrit-
te nicht nurfürsHumboldt-Forum,son-
dern für mehrMuseenauszusetzen?Un-
denkbar.Hätteman einenTeil de rvor kur-
zemohnegrößere Debatte bewilligten
Zweihundertfünfzig-Millionen-Euro-Nach-
finanzierung,die für dieambitionierte Ar-
chitekturfällig wird,nicht lieberfür di eRe-
novie rung derbestehendenStrukturen,
denAufbau einerordentlichen Abteilung
fürBildungund Vermittlung unddie Ab-
schaffung des Eintrittsgeldes aufden Kopf
hauenkönnen?
Zu spät.Berlin wirdein weiteres ehr-
würdiges Haus bekommen, das sichtrotz
Scheunencharakter,vermeintlicher Nied-
rigschwelligkeit und zu erwartendenTou-
ristenanströmen unter den gegebenen
Umständen nicht allen wirklich öffnen
wird. LAURA HELENAWURTH
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Das Schweigen der
Smartphones
Bilderteilenfür
Fortgeschr ittene:
Wolfgang Tillmansim
Brüsseler Wiels
VonAlexandraWach,
Brüssel
Eine Pressekonferenz wollten die
scheidenden Ko-Direktoren des
Staatsballetts Berlin, Johannes Öh-
man und SashaWaltz, nicht mehr ab-
halten.Auseiner Presseerklärung zur
Saison 2020/2021geht hervor, dass
Waltz das Ensemblegleichzeitigmit
Öhmanverlässt,nämlichzum 31. Juli
dieses Jahres. So nachvollziehbardie
Gründe der beiden sind aufzuhören –
er er greiftdie einmaligeChance, das
Dansens Hus inStockholm zu über-
nehmen, siekonzentriertsichwieder
voll auf ihr eigenes Ensemble –, so
albtraumhaftknapp istdie Zeit zur
Neubesetzung. Diekommende und
letzt evon dem DuogeplanteSaison
spiegelt den internationalen Eklekti-
zismus, mit dem auchanderegroße
Ballettcompagnien geführtwerden:
hier Klassikerversionen,dortTanz-
theaterpremieren. hue
Zum„Museum des Jahres“ haben
Deutschlandsverbandsmäßig organi-
sierte Kunstkritiker das Folkwang
Museum in Essengewählt. Die deut-
sche Sektion des Internationalen
Kunstkritikerverbands AICA begrün-
dete die Entscheidung damit, dass
das HausFolkwang immer wiedersei-
ne bedeutende Sammlung mit thema-
tischaktuellen Sonderausstellungen
verbinde. Das sei auchbei der derzeit
laufenden Schau „Der montierte
Mensch“ (F.A.Z.vom12. Januar) der
Fall. So sei eine thematischePräsenta-
tion vonKunstwerkenzusammen mit
archäologischen undethnologischen
Stücken zu sehen. Die Krupp-Stif-
tungermöglichtBesucherndesEsse-
ner Museums freien Eintritt für die
Sammlung.Für die Sonderausstellun-
gengilt das nicht. F.A.Z.
Jackie Thomae erhält für ihrenRo-
man „Brüder“den DüsseldorferLite-
raturpreis.Die mit 20 000 Eurodotier-
te,seit 2002 jährlichvon derKunst-
und Kulturstiftung der Stadtsparkasse
vergebene Auszeichnung würdigt
deutschsprachigeAutoren, deren lite-
rarischesWerk inhaltlichoder formal
Bezug auf andereKünste nimmt.
Im Fall vonJackie Thomaes zwei-
temRoman besteht dies in den Ar-
beitsbiographien der beidenTitelhel-
den, derSöhne eines Arztes aus Sene-
gal, der in der DDRstudierte:Mickbe-
wegt sic hinder Berliner Clubkultur-
szene, Gabriel steigt in London zum
Stararchitekten auf. Bei der Bekannt-
gabe der Preisträgerin im neunzehn-
tenStock der Zentrale der Stadtspar-
kassebedankte sichdie aus Hallege-
bürtigeSchriftstelle rindafür,dassmit
der synästhetischen Dimension end-
lichein anderesThema angesprochen
werdeals in der bisherigen kritischen
Rezeption ihres Buches. Sie seifast im-
mer nur zur Hautfarbe der Protagonis-
tenund zum Ost-West-Kontrastbe-
fragt worden. Jackie Thomae be-
schreibtihr Buchals Gesellschaftsro-
man aus Momentaufnahmen. Das
Herzvon Karin-Brigitte Göbel, der
Vorsitzenden desVorstands derStadt-
spar kasse, erfreutesie mit der Erklä-
rung, dasssie immer auchdie finan-
ziellen Lebensentscheidungen ihrer
Figuren darzustellen bedacht sei.
Der Preis wirdam27. Mai über-
reicht .Bei Filmenstörtessie, wenn
die materielle Situation derPersonen
nicht durchsichtig ist. DieLaudatio
beider Verleihung am 27. Mai wird
die KritikerinUrsula März, Mitglied
der Jury, halten.Unterden früheren
Preisträgernsind KarenDuve, Marion
Poschmann und Marcel Beyer. pba.
Keine Eintrittspreise!
Für Museums-Architekturwerden Unsummen ausgege-
ben, für das,wasdann dortstattfindet, nicht.Warum?
Staatsballettin
Zeitnot
HausFolkwang
Jahresmuseum
„RemyatSpectrum“, 2015. FotoTillmans/Galerie Buchholz, Berlin/Cologne
Düsseldorfehrt
Thomae