Die Welt - 03.03.2020

(Nancy Kaufman) #1

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03.03.20 Dienstag,3.März2020DWBE-HP


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DWBE-HP


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10 WIRTSCHAFT DIE WELT DIENSTAG,3.MÄRZ


U


nd plötzlich ist alles an-
ders. Zum Jahreswechsel
noch haben Deutschlands
Messegesellschaften gute
Zahlen für 2019 präsen-
tiert mit einem laut Branchenverband
AUMA erneut gestiegen Ausstellerauf-
kommen, leicht erhöhten Flächenbu-
chungen und stabilen Besucherzahlen.
Etliche Veranstalter melden sogar Re-
kordbilanzen – zum wiederholten Male.
Entsprechend gut und optimistisch war
auch die Vorhersage für 2020. Nun aber
steht die heimische Messewirtschaft
plötzlich vor einem extrem schwierigen
Jahr. „Die Branche wird gerade ordent-
lich durchgeschüttelt“, sagt ein hoch-
rangiger Messe-Manager. Und er ist sich
sicher: „Die Coronavirus-Epidemie
wird in den Bilanzen ziemlich heftige
Spuren hinterlassen.“

VON CARSTEN DIERIG


Tatsächlich kommt das Messegesche-
hen wegen COVID-19 derzeit praktisch
zum Stillstand. Und längst ist nicht
mehr nur China betroffen. Weltweit ha-
gelt es reihenweise Absagen. Die Platt-
form Expodatabase listet Stand Anfang
März rund 400 Messen und Ausstellun-
gen auf, die nicht wie geplant stattfin-

den. Die meisten davon entfallen auf
Asien und dort insbesondere auf China,
Hongkong, Japan und Südkorea. Betrof-
fen sind aber auch Nordamerika und zu-
nehmend Europa. Auf über 100 Messen
ist die europäische Ausfallliste binnen
weniger Tage gestiegen. Betroffen ist
dabei vor allem Italien, aber auch in der
Schweiz und zunehmend in Deutsch-
land mehren sich die Absagen. Und
zwar quer durch die Republik: Ausfälle
gibt es in Köln und Düsseldorf, in
Frankfurt und Friedrichshafen, in Augs-
burg und Essen, in Karlsruhe und Nürn-
berg, in München und Berlin.
Prominenteste Fälle sind hierzulande
die Reisemesse ITB in Berlin, die Eisen-
warenmesse in Köln als international
führende Schau der Baumarktbranche,
die Weltleitmesse für Licht und Gebäu-
detechnik Light&Building in Frankfurt
oder auch die weltgrößte Weinmesse
ProWein in Düsseldorf. Die Rheinlän-
der haben zuletzt sogar gleich sechs
Branchenschauen abgesagt, die eigent-
lich im März hätten stattfinden sollen.
„Wir folgen damit der Empfehlung des
Krisenstabs der Bundesregierung, bei
der Risikobewertung von Großveran-
staltungen die Prinzipien des Robert-
Koch-Instituts zu berücksichtigen“,
heißt es von der Messegesellschaft.

Auch andernorts wird mit Vorrang
für Gesundheit und Sicherheit, mit ho-
hen Auflagen der Behörden und nicht
zuletzt mit verunsicherten Kunden ar-
gumentiert. „Aufgrund der aktuellen
Entwicklung hat das Thema eine neue
Dynamik erreicht“, heißt es zum Bei-
spiel bei der Messe München. „Uns er-
reichen verstärkt Anfragen von Ausstel-
lern und Besuchern“, berichtet der

Großveranstalter aus Bayern – und
zieht nun Konsequenzen, nachdem es
zuvor über Tage hinweg noch geheißen
hatte, dass es in München keine Ein-
schränkungen geben werde. Nun aber
wurde die Command Control, eine
Messe zum Thema Cybersecurity, abge-
sagt. Andere März-Messen wie etwa die
Lopec, die gedruckte Elektronik zum
Thema hat, oder auch die Analytica sind
bislang nicht betroffen. Aber auch das

kann sich noch ändern. „Wir stehen in
ständigem Kontakt mit den Gesund-
heitsbehörden und dazu in engem Aus-
tausch mit den jeweiligen Verbänden“,
sagt ein Sprecher der Messe München.
Und wie schnell es gehen kann, zei-
gen gleich mehrere Beispiele. Vergange-
nen Donnerstag noch hat die Messe
Karlsruhe bei einer WELT-Umfrage un-
ter den zwölf größten Messegesellschaf-
ten in Deutschland angegeben, an der
Ausrichtung der Verkehrsmesse IT-
Trans festhalten zu wollen. Einen Tag
später folgte dann doch die Absage.
Weitere Absagen dürften in den kom-
menden Tagen folgen. Experten jeden-
falls rechnen mit einer Kettenreaktion.
„Denn warum sollte die Gefahrenlage in
Köln und Berlin anders sein als in Ham-
burg?“ Wobei es aktuell danach aus-
sieht. Nach bisherigen Planungen je-
denfalls hält die Hamburg Messe an der
Ausrichtung der Ernährungsmesse In-
ternorga in knapp zwei Wochen fest.
„Die Internorga findet planmäßig
statt“, ist auf der Homepage in großen
schwarzen Buchstaben auf grauem Hin-
tergrund zu lesen. Aktuell bestehe kein
Anlass zur Einschränkung des Messebe-
triebs. Mit Blick auf das Coronavirus
seien zahlreiche Maßnahmen ergriffen
worden, um die Messeteilnehmer best-

möglich zu schützen. Dazu zähle der
Einsatz von desinfizierenden Reini-
gungsmitteln, erhöhte Reinigungsinter-
valle und zudem noch offizielle Hygie-
ne- und Präventionstipps. Wobei die
Messegesellschaft sich aber eine Hin-
tertür offen lässt und ankündigt, „auf
Veränderungen schnell und angemes-
sen zu reagieren, falls es erforderlich
sein sollte“.
Denn die Frage ist am Ende, ob Aus-
steller und Besucher noch mitspielen
und inwieweit die Funktion einer Messe
dann noch erfüllt werden kann, also bei-
spielsweise das Zusammenbringen von
Angebot und Nachfrage oder Networ-
king. Beispiel Embedded World: Die
Messe für eingebettete Systeme hat En-
de Februar in Nürnberg zwar stattge-
funden. 200 von ursprünglich 1100 ge-
planten Ausstellern sind der Branchen-
schau aber ferngeblieben. Vor allem
aber ist die Besucherzahl von 31.000 im
Jahr 2019 auf diesmal nur noch 13.
eingebrochen. Und damit stellt sich
dann für die Aussteller die Kosten-Nut-
zen-Frage, sagen Experten. Die Preise
für die Teilnahme an einer Messe könn-
ten schließlich je nach Größe, Ort und
Dauer in die Millionen gehen. „Jeder
fehlende Aussteller und Besucher redu-
ziert die Relevanz und Wirtschaftlich-
keit einer Messe“, sagt Harald Kötter,
Geschäftsbereichsleiter beim AUMA.
Generelle Empfehlungen gibt der
Branchenverband nicht. „Jede Messege-
sellschaft muss selbst entscheiden“,
sagt AUMA-Vertreter Kötter. Schließ-
lich habe jede Messe ihr eigenes Um-
feld. „Eine Eisenwarenmesse in Köln
mit 1200 chinesischen Ausstellern ist
ein ganz anderer Fall und Messetyp als
die regionale Thüringen-Ausstellung in
Erfurt.“ Der Weltmesseverband UFI
wiederum rät in einem Statement, „ra-
tional und konzentriert“ zu bleiben.
Denn das derzeitige Abbrechen von
Ausstellungen verursache zusätzlichen
Schaden, seien sie doch für Millionen
von Unternehmen auf der ganzen Welt
von wesentlicher Bedeutung. Wobei das
Statement von vor der mittlerweile
starken Ausbreitung von COVID-19 in
Europa stammt. Es gibt allerdings auch
kein neueres.
In Deutschland sind die örtlichen Ge-
sundheitsämter zuständig. Sie können
eine Messe verbieten oder Auflagen ver-
hängen. Im Fall der ITB zum Beispiel
hat das Gesundheitsamt Berlin-Char-
lottenburg angeordnet, dass jeder Teil-
nehmer belegen muss, nicht aus den de-
finierten Risikogebieten zu stammen
oder Kontakt zu einer Person aus den
Risikogebieten gehabt zu haben. „Diese
Auflagen sind für die Messe Berlin nicht
umsetzbar“, hieß es daraufhin von der
Messegesellschaft als Begründung für
die sehr kurzfristige Absage der ITB, de-
ren Stände oft schon aufgebaut waren.
Dass der Veranstalter so lange gewar-
tet hat, dürfte auch an den möglichen
wirtschaftlichen Folgen für zum einen
die Messegesellschaft und zum anderen
die Aussteller liegen. Nicht auszuschlie-
ßen, dass die Absagen nun auch zu ei-
nem Fall für Juristen werden. Immerhin
geht es um viel Geld. Und die Teilnah-
megebühren sind in der Regel im Vo-
raus bezahlt. Wohl auch deshalb sind et-
liche Messen vorerst auch nur verscho-
ben. Die Ausstellungsverträge behalten
damit ihre Gültigkeit, erklärt ein Veran-
stalter. Die Frage ist allerdings, wann
die vielen Veranstaltungen nachgeholt
werden können. Der Messekalender in
Deutschland ist schließlich prall gefüllt,
2020 alleine mit 185 Branchenschauen
mit internationaler und nationaler Be-
deutung.

VVVergeblich gearbeitet: Die Vorbereitungen für die Reisemesse ITB in Berlin waren bereits weit gediehen, dann kam die Absageergeblich gearbeitet: Die Vorbereitungen für die Reisemesse ITB in Berlin waren bereits weit gediehen, dann kam die Absage


GETTY IMAGES

/SEAN GALLUP

AAAbsagen in Seriebsagen in Serie


Die Coronavirus-Epidemie wirbelt den Messesektor durcheinander. Etliche Branchenschauen


fallen aus. Wo noch Messen stattfinden, gibt es Einbrüche bei Aussteller- und Besucherzahlen


IN DEN KOMMENDEN


TAGEN DÜRFTEN


WEITERE ABSAGEN


FOLGEN


So haben beispielsweise Korean Air-
lines, Singapore Airlines und Qantas
Airways als Vorsorge gegen die Virus-
verbreitung neue Prozeduren bei der
Kabinenreinigung oder -ausstattung an-
gekündigt. Korean Airlines mit Sitz im
besonders schwer von Corona betroffe-
nen Südkorea wird nun zunächst bei al-
len US-Flügen die gesamte Kabine mit
MD-125-Chemikalien behandeln. Nach
Angaben der Airline ist es ein Sterilisa-
tionsprodukt, das vom koreanischen
Ministerium für Lebensmittel- und Arz-
neimittelsicherheit und Umweltminis-
terium zugelassen ist und eines der
wirksamsten Mittel zur Beseitigung von
Coronaviren sei.
Die australische Fluggesellschaft
setzt jetzt zur Kabinendesinfektion das
Produkt Viraclean ein, das sonst auch in
Krankenhäusern zur Anwendung
kommt. Singapore Airlines hat auf eini-
gen Strecken die heißen Handtücher
aus dem Service gestrichen sowie einige
Magazine die in den Sitz-Rückenlehnen
stecken, aber von vielen Passagieren an-

Die Fluggesellschaften haben ihren
Kunden stets von den Vorzügen von
Fernreisen vorgeschwärmt, doch jetzt
zeigt sich eine Schattenseite des Welt-
flugverkehrs: Über Flugpassagiere dürf-
te das Coronavirus von China ausge-
hend weltweit verbreitet worden sein.
Jetzt stehen die Fluggesellschaften vor
der Frage, wie sie ihre Passagiere an
Bord gegen das Virus schützen können.
Dabei fallen die Maßnahmen höchst un-
terschiedlich aus.

VON GERHARD HEGMANN


Üblicherweise wird die Kabine nach
der Landung gereinigt. Der Abfall
kommt raus, es wird gesaugt, gewischt,
Decken und Kissen ausgetauscht. Tags-
über stehen die Reinigungskräfte unter
Zeitdruck, denn die nächsten Passagiere
warten. Einige Airlines belassen es jetzt
nicht mehr beim Saugen und Wischen.
Sie signalisieren ihren Passagieren, dass
sie nun mehr tun, auch wenn Experten
daran zweifeln, dass das genügt.

gefasst werden können. Nach den Flü-
gen werden die Bildschirme desinfiziert
und, wie auch bei der Lufthansa üblich,
die Decken und Kopfkissen ausge-
tauscht. Auch Cathay Pacific spricht da-
von, dass die Oberflächen in der Kabine
nach jedem Flug desinfiziert werden.
Bei der Lufthansa heißt es auf Anfra-
ge, dass es bei dem bisherigen Standard-
Reinigungsverfahren bleibt. Bei einem
Verdacht auf eine hochinfektiöse Er-
krankung ist allerdings eine sehr auf-
wendige, zusätzliche Desinfektion des
Flugzeugs vorgeschrieben. In diesem
besonderen Fall hat die Lufthansa welt-
weite Standards gesetzt, auch wenn es
von der Weltgesundheitsorganisation
WHO bislang keine obligatorischen
Richtlinien zur Desinfizierung gebe. Bei
den verwendeten Mitteln ist es eine
Gratwanderung, weil die Technik des
Flugzeugs nicht leiden darf. So ist ge-
nau festgelegt, was verwendet werden
darf. Mittel mit Alkohol dürfen wegen
der Brandgefahr praktisch nicht ver-
wendet werden.

Das Risiko, sich über die Flugzeugkli-
maanlage mit einem Virus anzustecken,
sei extrem gering, heißt es bei der Luft-
hansa. Die Flugzeuge seien mit speziel-
len Filter ausgestattet, die Staub, Bakte-
rien und Viren aus der Kabinenluft auf-
fangen. „Der Abscheidegrad dieser Fil-
ter entspricht dem Standard der Filter
eines klinischen Operationssaals. Durch
die Verwendung dieser speziellen Filter
ist die Kabinenluft sauberer als die, die
der Mensch auf der Erde einatmet.“
Für Christopher Lüscher zeigt die ak-
tuelle Coranavirus-Entwicklung, wie
wichtig es ist, gegen die Verbreitung
von Bakterien und Viren Vorsorge zu
treffen. Egal, ob es sich um ein Kran-
kenhaus, Hotel, Schiff oder Flugzeug
handelt. Lüscher ist Technikchef beim
dänischen Unternehmen ACT.Global
das einen komplett anderen Ansatz ver-
folgt, als ständig neue Sprühnebel in der
Luft zu verteilen oder oder Flächen ab-
zuwischen. Das Unternehmen hat einen
transparenten Sprühfilm entwickelt,
der etwa alle zwölf Monate neu aufge-

tragen werden muss. Über eine Art Pho-
tokatalyse, also bei Lichteinwirkung,
setzt eine chemische Reaktion ein, die
Keime tötet.
Wie Lüscher auf Anfrage sagt, gibt es
aktuell Interesse von Airlines an der
speziellen Lösung mit dem Namen Pre-
mium Purity. Konkrete Namen könne er
nicht nennen. Das Spezialverfahren sei
in der Lage, verschiedene Keime und Vi-
ren wie das Coronavirus unschädlich zu
machen. Das Produkt könnte in der
Flugzeugkabine, aber auch auf die Flug-
zeugsitze aufgebracht werden.
Für Lüscher reichen die Maßnahmen
der Airlines mit Sprühnebel zur Desin-
fektion von Flugzeugkabinen nicht aus.
Viel entscheidender sei die permanente
Bekämpfung des Virus. So könnte eine
Kabine zwar mit Sprühnebel desinfi-
ziert worden sein. Dann steige ein Pas-
sagier ein, berühre Oberflächen und der
nächste Passagier könnte sich infizie-
ren. „Die Desinfektionsaktionen sind
eine gute Maßnahme, sie müssen aber
weiter ergänzt werden“, sagt Lüscher.

So kämpfen Fluggesellschaften gegen das Coronavirus


Einige Airlines setzen auf zusätzliche Maßnahmen, um eine Ausbreitung der Epidemie durch Passagiere in Flugzeugkabinen zu verhindern


E


igentlich wollte Hildegard Müller
in dieser Woche nach Genf rei-
sen, um für die deutsche Autoin-
dustrie zu werben. Doch daraus wird
nichts, die Präsidentin des Verbandes
der Automobilindustrie (VDA) wird ih-
re Zeit anders nutzen können. Am Frei-
tag untersagte die Schweiz wegen des
Coronavirus alle Veranstaltungen mit
mehr als 1000 Teilnehmern, auch der


  1. Genfer Automobilsalon fällt aus.


VON OLAF PREUSS


Für die Aussteller und Veranstalter
ist das ein herber Rückschlag. Die Auto-
mobilindustrie insgesamt steckt in
einer Krise mit weltweit rückläufigen
Verkaufszahlen. Der diesjährige Genfer
Automobilsalon sollte vor allem eine
große Verkaufsshow für die Elektromo-
bilität werden, mit neuen Modellen
zahlreicher Hersteller. Die behelfen sich
nun damit, ihre Fahrzeuge wenigstens
per Live-Stream im Internet vorzustel-
len. Doch der Schaden bleibt. „Addiert
man die Kosten, kommt man nach unse-
rer Einschätzung auf einen Gesamtver-
lust von mehr als 100 Millionen Euro“,
sagt Ferdinand Dudenhöffer vom Insti-
tute Consumer Insight der Universität
St. Gallen. Er hält Automessen grund-
sätzlich für Auslaufmodelle: Auch ohne
das Coronavirus hatten sich bereits 14
prominente Aussteller für den Genfer
Salon 2020 gar nicht erst angemeldet:
Cadillac, Ford, Jaguar, Lamborghini,
Land Rover, Mitsubishi, Nissan, Peu-
geot, Citroen, Opel, Subaru, Tata, Tesla
und Volvo. „Die großen Automessen
sind nur noch ein Schatten ihrer
selbst“, sagt Dudenhöffer. „Nachdem
die regionalen Automessen in Leipzig,
Stuttgart oder Berlin schon vor einigen
Jahren eingestellt wurden, droht den
großen internationalen Messen nun das
gleiche Schicksal, wenn sie sich nicht
neu erfinden.“
Beim VDA will man sich dennoch ge-
gen den Trend stemmen und hofft die
alle zwei Jahre stattfindende Interna-
tionale Automobilausstellung IAA mit
einem neuen Konzept retten zu können.
Lange Zeit war die IAA die wichtigste
Branchenschau der Welt und das Schau-
fenster vor allem für die deutsche Auto-
mobilindustrie. Doch stark gesunkene
Besucherzahlen, weitläufige Hallen, die
längst zu groß für die schrumpfende
Zahl der Aussteller waren, und immer
stärkerer Protest von Klimaschützern
gegen die Messe führten dazu, dass der
VDA den Vertrag mit der Messe Frank-
furt nicht verlängerte.
Noch in dieser Woche wird der Ver-
band voraussichtlich bekannt geben,
welche Stadt die IAA im September 2021
und danach ausrichten soll. Im Finale
stehen Berlin, Hamburg und München.
VDA-Chefin Müller betonte in der ver-
gangenen Woche, die künftige IAA solle
eine „Mobilitätsmesse ganz neuen
Typs“ sein. „Die Stadt, die die IAA be-
kommt, soll darauf stolz sein können.
Dennoch bleibt es eine Veranstaltung
des VDA, es wird es keine Mobilitäts-
schau der ausrichtenden Stadt sein.“
Die neue IAA soll mit der klassischen
PS-Schau früherer Jahrzehnte nur noch
wenig zu tun haben. Ein Teil der neuen
Automesse soll außerhalb der Messehal-
len stattfinden, um etwa das autonome
Fahren in einer Innenstadt zu zeigen.
Neue Antriebstechnologien wie die
Elektromobilität mit reinem Batterie-
antrieb oder die Wasserstoff-Brenn-
stoffzelle sollen mit der dafür nötigen
Infrastruktur gezeigt werden. Auch die
Vernetzung der Verkehrsträger wird
thematisiert werden.
Der VDA hielt sich im Vorfeld der
Entscheidung streng bedeckt. München
sieht sich selbst als Favorit, hat aber den
Nachteil, der Hauptsitz von BMW zu
sein und damit eine permanente Wer-
bung für einen der großen deutschen
Hersteller darzustellen. Berlin wird aus
allen Richtungen immer wieder als Fa-
vorit genannt. Allerdings ist fraglich, ob
das heimische Publikum eine Automes-
se tatsächlich freudig begrüßen würde –
die Grünen im Berliner Abgeordneten-
haus und in der Regierung jedenfalls
wollen die IAA nicht. Hamburg wieder-
um ist technologisch auf alle aktuellen
Trends vorbereitet, von einer viel ge-
nutzten innerstädtischen Teststrecke
für das autonome Fahren bis hin zur
wachsenden Elektrobus-Flotte der
städtischen Hochbahn. Grund dafür ist
unter anderem, dass die Hansestadt im
Oktober 2021 den ITS-Weltkongress für
Intelligente Verkehrssysteme und Ser-
vices ausrichtet.

Beschleunigt


Corona das Aus


der Automessen?


VDA wählt Konzept zur


Rettung der IAA aus


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