Frankfurter Allgemeine Zeitung - 14.03.2020

(Nancy Kaufman) #1

FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG Feuilleton SAMSTAG, 14.MÄRZ 2020·NR.63·SEITE 11


Das Universumkennt keine gemeinsame
Zeit,schon Mars und Erdeteilen nicht die-
selbe. Die Physik versucht, Einsteins Gra-
vitationstheorie und die Erkenntnisse der
Quantenforschung zusammenzudenken,
dochZeit spielt dabei eine untergeordne-
te Rolle. Wieaber könnte einTanzstück
aussehen, das die Subjektivität und Emo-
tionalität derZeitwahrnehmung zur dra-
maturgischen Grundlageerklärt? Wie
eine getanzteQuantenverschränkung?
Nichts Geringeresversucht der neueTanz-
abend imRadialsystem, und die Lösun-
gen, die Andrew SchneidersUrauffüh-
rung „remains“ anbietet, sind so simpel
wiegenial. Man mussvon Minuteeins
das Sicherheitsgefühl des Publikums zer-
stören, seine Orientierungsfähigkeit und
seinZeitgefühl.
Es wirdsohäufig dunkel, dassman das
Raumgefühl verliert. Stroboskopblitze
knallen wie optische Geschosse auf die
Zuschauertribüne. Habe ichdas gesehen,
oderfeuertmein Gedächtnisfragmentari-
sche Bilder meiner Erinnerungen zu-
rück? Als sicherstmals das Dunkel hebt,
wälzt sichgrauestesLicht wie Brei in den
Raum –als lägeman nachtswach,und
nachendloserZeit ergießt sichanthrazit-
farben der Morgenins Zimmer.Von links
nachrechts tasten sichzweiweiß gekleide-
te,nur schemenhafterkennbareGestal-
tenüber die Bühne.Tragen sie Schutzan-
züge?AuswelcherFallout-Situation sind
sie entkommen? Andrew Schneiders

Stück löstdas nie auf, wie auchkeines der
anderen visuellen und akustischenRät-
sel.
Warumleuchtet Takako Suzuki mit
demStrahl ihrerTaschenlampe die Schrit-
te eines demonstrativen Schreit- und Ges-
tentanzes aus, den einegeheimnisvolle
Gruppevollführt?Wieso löstsichsolan-
ge niemandvonder dichtgedrängt besetz-
tenBank undrutscht auf die zweitehin-
über ,woein ganz verunsicherterLucDun-
berry hockt und seineEinsamkeit undAb-
lehnung nichtfassen kann? Zwar treten
Figuren zueinander in Beziehung, spielen
sogarvergleichbareGefühlsausdrückeim
selben Moment, im selben Bühnenlicht.
Dochzumehr als anekdotischen Begeg-
nungen führtkeiner dieser Handlungab-
läufe.Ständig bilden dieTänzer des En-
sembles SashaWaltz &Guests längsste-
hende Schlangen,quer sitzendeReihen
oder kreisförmigeHaufen,fest geschlos-
sen durch auf denRücken derNebenmän-
ner liegende Arme. Dann wieder istdie
Bühne leer,und das Lichttanzt allein zu
den Beats, oder dieStellwände schwin-
genimClair-obscur in ihren Scharnieren.
Marsund Erdeteilen nicht dieselbe
Zeit, Berlin undNewYorkauchnicht .An-
drew Schneiderssouveräner,brutaler Ge-
brauchder Theatertechnologie, sein un-
barmherziges Gespür für die perfekteIn-
szenierung der metaphysischen Obdach-
losigkeit und hilflosenethischen und in-
tellektuellenDesorientierung des Men-

schen istsoandersals die Inszenierungen
der meistenjungen Künstler Europas.
Schneiderstammt aus Brooklyn und hat
in den letzten Jahrenverschiedene Thea-
terabende inNewYorkherausgebracht.
Zuvorwar er Mitglied der legendären
WoosterGroup als Schauspieler undVi-

deokünstler.Esist der perfekteSinn für
Timing,den man an demAutor, Regis-
seur und Bühnentechnologiebeherrscher
am meistenbewundert. WieerseinSpek-
takeltaktet,den Raum in Licht und Dun-
kelzerhackt, den Sinn in absurdeTeil-
chengeschosse, wie er das darstellerische
und bewegungstechnische Spiel derTän-
zer vonSashaWaltz in ikonenhafte Bilder
zerschießt–fasziniertfolgt man demrät-
selhaftenGeschehen.
Die Arbeit erinnertanWerke und Stra-
tegien des amerikanischenVideokünst-

lersBill Viola.AußerdemgreiftSchnei-
der WilliamForsythes Ästhetik da auf,
wo dieser selbstsie gelangweiltfallenließ:
etwanachdem wundervollen,Tanzge-
schichteschreibenden Duett nachVirgi-
nia WoolfsRoman„The Waves“, genannt
„Woolf Phrase“.
Der Vergleichbezieht sichauf die Deli-
nearität, auf dieZerstörung derVorstel-
lung, wir bewegten unsvonder Vergan-
genheit in dieZukunft. Er bezieht sich
auf dieFähigkeit,Figurenkonstellationen
so langestehen zu lassen, bis die Gehirne
der Zuschauer Assoziationskettenge-
knüpfthaben,vondenenkaum eine der
des Sitznachbarnähnelndürfte. DieZer-
splitterung derWahrnehmung und die
überschießendePhantasie, die bekannte
Elementevon Theateraufführungen ohne
ihren semantischen Zusammenhang trotz-
dem auslösen, sind empfindliche Gegen-
stände theatralischerDarstellung. Die
Kunstder TänzervonSashaWaltz be-
steht darin, diesekunstvolle, zumFürch-
tenschlüssigeZusammenhanglosigkeit
authentischzuverkörpern, dieWelle dis-
ruptiven Erlebens so zureiten, dasswir
diese Erfahrung umarmen,statt sie abzu-
lehnen.Auch wenn sieTrauer auslöstwie
der Anblickeiner schwingenden Lampe,
nachdem der,der sie in einerUmarmung
aus Versehen angestoßen hatte, längst
fort ist. WIEBKEHÜSTER

GeplanteAufführungen abgesagt, neue
Termine im Dezember 2020

LudwigFinscher wurde, wie auchRu-
dolfStephan, CarlDahlhaus oder Joa-
chim Kaiser,geprägt durch das legendä-
re Göttinger SeminarRudolf Gerbers.
Dortwurde die Leidenschaftfür ein Le-
bensthemageweckt, die Musik des fünf-
zehnten und sechzehntenJahrhunderts.
Ihrgaltschon die Dissertation desgera-
de Vierundzwanzigjährigen, sie er-
schien, eine unerhörte Neuheit,inengli-
scher Sprache.NacheinigerZeit als frei-
er Journalistholteihn seinwohl wich-
tigs terMentor,WalterWiora, erst nach
Kiel,gemeinsammit Dahlhaus, dann
nachSaarbrücken. Die zweiteLeiden-
schaftbrach sichBahn, die Betrachtung
musikhistorischer Zusammenhänge
nichtnachHöhenkamm-Gratwanderun-
gen, sondernnachkomplexen Gedächt-
nisformen. BeiFinscher rücktedie musi-
kalische Gattung insZentrumseines In-
teresses, für ihnkein Bündel normativer
Handlungsanweisungen, sondernein Ge-
fäßvon Erwartungshaltungen, Tradi-
tionsbindungenund Erinnerungshilfen.
Erprobt wurde dies zunächst in seiner
Habilitationsschrift, die, bezeichnender-
weise,der Herausbildung einer Gattung
galt,nämlichdem Streichquartett.Dass
ihrein ursprünglichvorgesehener zwei-

terTeil nichtfolgte, mag am Endeseiner
Interessenlagegeschuldetsein: nicht-
zielgerichteteFormierungsprozesse sind
historiographisch wohl faszinierender
als Auseinandersetzungen mit bestehen-
den Normengeflechten.
Finscher hat diesesKonzeptineiner
wahrenFülle vonStudienverwirklicht,
reichendvomSpätmittelalterbis in die
Gegenwart.BesondereBedeutung
kommt seiner „Musik des 15. und 16.
Jahrhunderts“von 1989/90 zu, dem
bahnbrechendenVersuch,für einen his-
torischenZeitraum nicht eine lineareEr-
zählung, sondern,durch die Aufspaltung
in verschiedene Gedächtnisformen,un-
terschiedliche Verständnismodellezu
entwickeln. Diese müssen nicht notwen-
dig homogenisierbarsein,wie Finscher
überhauptallenübereilten Thesenbil-
dungen mitgroßerReserve gegenüber-
steht.Sein monumentalerkommentier-
terKatalog zurTriosonate, dener
vorlegte, zieht im Grunde die methodi-
scheKonsequenz.
Gerade deswegen zeigt sichimmer
wiederdas Selbstverständnis desHistori-
kers,auchingrundlegenderphilologi-
scher Arbeit;eredier te unter anderem
„Le nozzediFigaro“ und dieStreichquar-

tettefür dieNeueMozart-Ausgabe. Sei-
ne größteLeistung istallerdings die Her-
ausgabe derriesenhaften Enzyklopädie
„DieMusik in Geschichte und Gegen-
wart“(MGG), die nicht nur seinekon-
zeptionelle Handschriftinjedem Detail
verrät, sondern herausragende eigene
Beiträgeaufweist;sosind seine Artikel
zur Symphonieoder zumStreichquartett
Referenztexte.
Finscher lehrte von1968 bis 1981 an
der UniversitätFrankfurt,wo er noch
mit Adorno ein Schönberg-Seminar
hielt, danach in Heidelberg, dessen Mu-
sikwissenschaftl iche sSeminarunter
ihm eineGlanzzeit erlebte. Alsimmer
dialog- und diskussionsbereiter akademi-
scher LehrerprägteerGenerationen
vonStudenten.Ab denneunzigerJahren
wurden ihmAuszeichnungen zuteilwie
vorihm keinem anderenMusikwissen-
schaftler, er erhielt unter anderem den
Premio Balzan und mehrereEhrendok-
torwürden, erwurde in den OrdenPour
le méritegewählt.Nachder Emeritie-
rung 1995 zog er ins idyllischeWolfen-
büttel,wo er an diesem Samstag, se it ei-
nigen JahrenvoneinerschwerenErkran-
kung beeinträchtigt, seinen neunzigsten
LudwigFinscher FotoBärenreiterVerlag Geburtstagfeiert. LAURENZLÜTTEKEN

Tanzen wie die Quantenteilchen


„Remains“vonAndrew Schneider alsUraufführung für das Ensemble SashaWaltz &Guests


S


eit Wochen wird darübergere-
det, und nun hat es dochalle
kalt erwischt:Als dieNachricht
über die bevorstehende Schlie-
ßung aller allgemeinbildenden Schulen
und Kitas in Berlin schon onlinewar,
wusstendie meistenSchulen und El-
tern nochgar nicht Bescheid. „Selbst-
verständlichhaben wir uns auf Schul-
und Kita-Schließungen in Berlinvorbe-
reitet“, teilteBildungssenatorin Sandra
Scheeres (SPD) auf derWebsiteder Bil-
dungsverwaltung umgehend mit.Doch
in den Schulen herrschtein ganz ande-
rerEindruck: „Bislang wissen wir auch
nicht viel mehr,als auf der Homepage
des Senatssteht“, sagt Michael Ru-
dolph im Gesprächmit dieserZeitung.
Er istlangjähriger Direktor derFried-
rich-Bergius-Schule, einer Integrierten
Sekundarschule in Berlin-Friedenau.
Vomkommenden Montag an sollen
die Oberstufenzentrenvorerstbis zum
Ende der Osterferiengeschlossenwer-
den, am Dienstagfolgen alle allgemein-
bildenden Schulen und Kitas. „Zube-
haupten, wir hätten uns die letztenWo-
chen auf die Schließung der Schulevor-
bereitet,wäreübertrieben“, sagtRu-
dolph. Es habe seitens der Senatsver-
waltungkeine zentralenVorgaben und
Entscheidungengegeben.Nunmüsse
man schauen, aufwelchenWegender
Unterrichtsausfallkompensiertwerden
könne.
Die Bildungsverwaltung ordnete an,
die Durchführung aller Prüfungen, der
schr iftlichen wie der mündlichen, sei si-
cherzustellen. Dazu sollen Schüler zu
den Prüfungsterminen in ihrer jeweili-
genSchule erscheinen.Rudolph hält
das für eine sehrvernünftigeEntschei-
dung. Dennwenn die Prüfungengefähr-
detwären,stünden die Schulen vor
wirklichschwierigen Herausforderun-
gen. Das sieht auchTom Erdmann so,
der BerlinerVorsitzende der Gewerk-
schaftErziehung und Wissenschaft
(GEW).Notfalls müssten dieAbschluss-
prüfungen bis zu den Sommerferien ver-
schobenwerden. Dochdavon istinBer-
lin nochkeine Rede. Erst einmalgeht
es darum, diekommenden dreiWo-
chen zu überbrücken.
Die Bildungsverwaltung setzt darauf,
denUnterrichtsausfall durch digitale
Lernangebote,E-Mail-Verteiler und
Messenger-Dienste auszugleichen.
Wichtig sei der „Lernraum Berlin“, ein
„Lernmanagementsystem“ für alle öf-
fentlichen Schulen in Berlin, in demUn-
terrichtsinhalteaufbereitet und Lern-
empfehlungenvermitteltwerden könn-
ten. Mehr als die Hälfte aller Berliner
Schulen nehme auchander digitalen
Plattform„It’s learning“teil.
Viele Lehrer und Elternkönnen über
dieseDarstellung nurstaunen. „E-Lear-
ning?Wiesoll denn das funktionie-
ren?“, fragt eine Grundschullehrerin
aus Berlin-Steglitz-Zehlendorf. In ihrer
Schulehätten überhauptnicht alle Schü-
ler dietechnologis chen Voraussetzun-
gendafür.Nicht jederkomme aus ei-
nem betuchten Akademikerhaushalt, in
dem Tablets, Laptops, Smartphones
und ein Internetanschlusszur Verfü-
gungstünden. Sie und ihreKollegen

hättenvonder bevorstehenden Schlie-
ßung erst am Vortag in der sechsten
Stunde erfahren.Nunsolle jeder Leh-
rerübersWochenendeAufgabenvorbe-
reiten, mit denen die Schüler in den
kommenden dreiWochen denUnter-
richtselbstdurchführenkönnten.Auch
das sei schwierig,weil nicht alle Schü-
ler dieselbe Motivation undUnterstüt-
zung aus dem Elternhaus mitbrächten.
„Es wirdwohl auf sehr vielWiederho-
lung des Lernstoffshinauslaufen“, sagt
die Lehrerin. Sie habe nachher auch
nicht die Möglichkeit, dieAufgaben zu
kontrollieren. Ihr bleibe nichts anderes,
als denKindernLösungsbogenmitzuge-
ben. Ein sinnvoller Unterricht ohne die
Anleitung und Präsenz eines Lehrers
sei eigentlichkaum möglich.
MichaelRudolph istvon den bevor-
stehenden Entwicklungen noch nicht
so starkbeunruhigt.„Wenn es bei den
drei WochenUnterrichtsausfall bleibt“,
sagt er,„dann istdas nochnicht so dra-
matisch.“ Im Moment klingele natür-
lichpausenlos dasTelefon,weil die El-
tern wissenwollten,wasdas für sie und
ihreKinder bedeutet.Aber eine solche
Zeitspanne lasse sichnoch kompensie-
ren. Auch seine Schule sei auf digitale
Lernmodelle nicht eingestellt.Das
habe es bislang nur alsZusatzangebot
gegeben. Der Unterrichtsausfall lasse
sichmomentan nur soregeln, dassLeh-
rerden SchülernAufgaben mitgäben.
Für eineWeile gehe das; in ernsthafte
Schwierigkeitengerieten die Schulen al-
lerdings dann, sollten sie auchnach
den Osterferien nochgeschlossen blei-
ben müssen.
Die Lehrer sind erst einmal angewie-
sen,weiterhin in die Schule zugehen.
Welchen Sinn das haben soll,kann die
Grundschullehrerin aus Steglitz-Zeh-
lendorfnicht erkennen. Eswerdean
den Schulen zwar eineNotbetreuung
für Schülergeben, die nicht zu Hause
bleibenkönnen.Aber dafür sei doch
nicht die Anwesenheit dergesamten
Lehrerschaftnötig: „Aus der Bildungs-
verwaltung hieß es die letztenWochen
immer,wir sollten Ruhe bewahren.
Undnun istniemand auf diese Situati-
on vorbereitet!“
Norman Heise istVorsitzender des
Landeselternausschusses in Berlin. Ihn
überrascht diechaotische Situation an
den Schulen nicht:„Es zeigt, dasswir
beim Thema Digitalisierung in den
Schulen sehr weit hinterherhinken.“
Manche Schulen seien auf digitale Lern-
angebote zwar gut vorbereitet,aber
längstnicht alle. Dervonder Bildungs-
verwaltung beworbene „Lernraum Ber-
lin“ funktionierezum Beispiel nur für
einigeSchulen.„Wenn alle diese Platt-
form benutzen würden, würde der Ser-
verzusammenbrechen.“
Auch eine Mutter aus Berlin-Pankow
berichtet vonder unzureichendentech-
nologischenAusstattung an der Grund-
schule ihrerTochter:„Wirhaben hier
das Problem, dassdie Breitbandversor-
gunggarnicht ausreicht.“Trotzdem hat
sie nicht den Eindruck, die Elternkönn-
tenpanischwerden. Die meistenrea-
giertensehr vernünftig undruhig. Alle
bemühten sichjetzt darum, die Betreu-
ung ihrer Kinder zuregeln –die auch
deshalb schwieriger sei,weil die Groß-
elternwegen der enormen Anste-
ckungsgefahr des Coronavirus nicht ein-
springenkönnten. Hier sei dieKulanz
vieler Arbeitgeber hilfreich, die berufs-
tätigen ElternHome Office gewährten
oder ihnen dasgarverordneten.
Waspassiert,wenn die Schüler nach
den Osterferien immer noch nicht wie-
der zur Schulegehen dürfen, vermag im
Moment niemand zu sagen. Klar ist
nur,dassdie digitalen Lernformateent-
gegenaller Technikeuphorie den her-
kömmlichenUnterricht nichtwerden
ersetzenkönnen. HANNAH BETHKE

Die Kulturminister-Konferenz (MK)
will sichdafür einsetzen, dassbei Not-
und Krisenprogrammen zur Bekämp-
fung des Coronavirus auchdie Kultur
nichtvergessen wird. Die Gesundheit
der Bevölkerung habeVorrang, so der
bayerischeKultusministerBernd Sibler
in Berlin, der dieses Jahr denVorsitz
der KMK hat;dadurch werdedas Kul-
turlebenwohl „komplett zum Erliegen
kommen“. Die Bundesländer,soSibler,
tät en alles, um den wirtschaftlichen
Schaden abzufedern, dochdas reiche
nicht aus. Jetzt sei eine „nationale
Kraf tanstrengung“gefordert.
Die KMK erwartetdeshalb die Mithil-
fe des Bundes. Sibler betonte, beiFrei-
beruflern müsse „schnelle,unbürokrati-
sche Hilfe“geleistetwerden. Damitwol-
le man, wie derKultusministermit ei-
ner verrutschten Metapher sagte, „der
Welle des virologischen Geschehens
die Spitze nehmen“. Bezüglichder Grö-
ßenordnung der Subventionen blieb er
vage.Auchder Frage, ob die Länder
mit ihren Maßnahmen an einemStrang
zögen, wichSibler aus: „Unterschiedli-

cheLänder mit unterschiedlichen Be-
findlichkeitenwerden unterschiedlich
reagieren.“
Kurz darauf beschlossdie Bundes-
regierung Hilfsmaßnahmen in Milliar-
denhöhe.Wieviel davonauf dieKultur
entfällt, ist noch unklar.Kulturstaatsmi-
nisterinMonikaGrütterssagte, die An-
kündigung des Hilfspakets –darunterfi-
nanzielleUnterstützung und dieStun-
dungvonSteuerzahlungen–sei eine
guteNachricht.„WasimKultur-und
Medienbereich angewachsenenStruk-
turen einmalwegbricht, lässt sichso
schnell nicht wieder aufbauen.“Weiter
sagtedie Ministerin: „Kultur istkein de-
korativerLuxus, den man sichnur in gu-
tenZeitengönnt.“
Unterdessen hat aucheine Initiative
der freischaffenden Musiker und Leh-
rerdie Bundesregierung zur Hilfeaufge-
fordert. Der TotalausfallvonKonzerten
im Märzund Aprilstellt diese Berufs-
gruppevoreine existentielle Gefähr-
dung. Eine entsprechende Online-Peti-
tionverzeichnete am Freitag mehr als
sechzigtausendUnterstützer. P.I.

Gattung und Gedächtnis


Mozartund die MGG:Dem MusikhistorikerLudwigFinscher zum neunzigsten Geburtstag


Wiegeht Lernen


ohne Schule?


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Das öffentliche Kulturleben


wirdzum Erliegenkommen


Bund und Länderversprechen schnelle Hilfe


Jedes Gleichmaß ist eine
Fehlwahrnehmung, hier lebt
jederins einer eigenen Zeit.
Foto SashaWaltz and Guests

Wenn die Berliner


Schulen schließen,


solle ndie Sc hülersich


selb st unterrichten.


Aber dasistnicht so


einfach –auchnicht


mitdigitalenMedien.


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1.–5.juli
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