von lea hampel
D
er Klassiker der Branche fällt in der
ersten halben Stunde. „There’s no
social business without business“,
sagt eine Frau in einer hinteren Reihe, halb
ernst, halb lustig. Im Besprechungsraum
in der Hamburger Neustadt sitzen etwa
30 Menschen vor einem Bildschirm. Dass
es hier etwas anders zugeht als in anderen
Firmen, zeigt sich an Details. Statt Papp-
bechern hat jeder eine Trinkflasche dabei.
Auf dem Bildschirm sind Folie für Folie,
Sparte für Sparte dreistellige Zuwachsra-
ten zu sehen, doch die Mitarbeiter nicken
wissend, statt in Euphorie auszubrechen.
Dass dies aber tatsächlich kein normales
Start-up ist, zeigt sich vor allem daran,
dass die Frau, die den Satz eingeworfen
hat, in einer der hinteren Reihen sitzt und
zwei Stunden lang vor allem zuhört. Dabei
hat Mimi Sewalski, 40, die meisten Men-
schen in diesem Raum eingestellt. Sie ist
mit am längsten im Unternehmen und ei-
ner der Gründe dafür, dass der Avocado-
store heute knapp 34 Millionen Euro Um-
satz macht. Vor zehn Jahren waren es noch
keine 100 000 Euro.
Diese Entwicklung war kaum abzuse-
hen, als die Plattform damals mit dem Vor-
satz gegründet wurde, das „grüne Ama-
zon“ zu werden. Zu der Zeit waren Nachhal-
tigkeit und Umweltbewusstsein Nischen-
themen im Konsum, heute klingt der Un-
ternehmensslogan, übersetzt: „Ökomode
und grüner Lebensstil“, fast nach Stan-
dard. Der Unterschied zu anderen Online-
händlern: Wer hier ein Produkt sucht –
vom Turnschuh bis zum Gartentipi –,
kann filtern, ob die Ware „vegan“, „recycelt
und recycelbar“ oder etwa „CO2-sparend“
sein soll. Tausende Menschen kaufen hier
täglich ein, 900 Händler sind vertreten.
Das hat viel mit Mimi Sewalski zu tun.
Dabei war nie ihr Plan, Geschäftsführerin
von irgendetwas zu werden, sie hat Soziolo-
gie und Kriminologie studiert. Als sie da-
nach der Liebe wegen in Israel war, warb
sie in Tel Aviv auf der Straße jemand an,
der ihren deutschen Akzent bemerkt hat-
te. Für ein Hightech-Start-up baute sie
den deutschen Markt auf. Zurück in
Deutschland arbeitete sie in der Werbung.
Als sie dort nicht so gefördert wurde, wie
sie das aus Israel kannte, und ein Prakti-
kant für eine Stelle vorgezogen wurde, war
sie verunsichert. Gleichzeitig war da etwas
Größeres: „Ich habe den Sinn gesucht, wie
viele in meiner Generation“, sagt sie. Kur-
zerhand beschloss sie, erst mal zu kell-
nern. „Ich serviere den Menschen lieber
Veggieburger oder Schnitzel, das macht
die glücklicher, als wenn ich Werbung ma-
che für Sachen, die sie nicht brauchen.“
Schon damals hatte sie die Idee, sich im
nachhaltigen Bereich zu engagieren.
Dabei waren Umweltthemen für sie
kein Modethema, sondern früh wichtig.
Schon als kleines Mädchen war sie viel mit
dem Großvater, der Jäger war, im Wald
unterwegs. Es waren die Achtzigerjahre,
Ozonloch und saurer Regen Alltagsthe-
men. Sewalski sammelte mit anderen Kin-
dern Müll. Später in Hamburg hatte sie
einen Acker, ist oft mit dem Elektroroller
und einem Kürbis zwischen den Beinen
heimgefahren.
So kam beruflich hinzu, was privat
längst wichtig war: Auf einer Messe lernte
Sewalski Philipp Gloeckler kennen, der da-
mals den Avocadostore gründete. Sie stieg
ein als „Akquisegirl“. „Und wie das so ist im
Start-up, macht man schnell nicht nur ei-
nen Job, sondern vier oder fünf. So bin ich
da schnell reingewachsen.“ Es war eine har-
te Zeit, für Sewalski wie das Unternehmen.
Sie kellnerte nebenher weiter, wollte aber
das neue Unternehmen voranbringen, weil
sie überzeugt war vom Konzept: „Der
Trick war vielleicht, dass ich selber die
Zielgruppe war“, sagt sie und grinst. Noch
kannte kaum jemand die Website, das Bud-
get war klein – und Händler wie Kunden
mussten erst überzeugt werden. Dass sie
250 Anbieter in vier Monaten angeworben
hatte, war vermutlich der erste Schritt vom
„Akquisegirl“ Richtung Firmenleitung.
Nach knapp einem Jahr wurde sie gefragt,
ob sie sich nicht Chefin werden wolle – und
traute sich die Aufgabe damals kaum zu.
Vor allem die Zahlen machten ihr Sorge.
Sie hat zwar ein gutes Zahlenverständnis,
aber ihre schlechten Mathenoten, sagt sie,
waren ein kleines Trauma. Sewalski ver-
ordnete sich ein Coaching, bezahlte es
selbst – „typisch Frau, das würde ich auch
nicht mehr so machen“, sagt sie heute –
und wagte sich an die Aufgabe. Einen Bera-
ter, den ihr die Gesellschafter an die Seite
gestellt hatten, verabschiedete sie nach
drei Monaten. Über die Jahre hatte sie meh-
rere Co-Chefs; der jetzige, Till Junker-
mann, ist der erste, den sie ausgesucht hat,
unter anderem, weil er als einziger Kandi-
dat nach ihren Plänen fragte, anstatt nur
zu erzählen, was er ändern würde. Ihre Rol-
le im Unternehmen, das weiß sie, hat sich
nicht nur formal gewandelt. Bei 45 Mitar-
beitern „kann man nicht mehr bei jedem
der Kumpel sein“. Aber noch, findet sie,
geht es familiär zu – oder WG-ähnlich, zu-
mindest wirkt so das Büro: In der Küche
stehen Limokisten, im Kühlschrank sta-
peln sich die Tupperdosen, alle duzen sich.
Dabei ruckelt es auch hier gelegentlich,
denn noch ist das Unternehmen meilen-
weit von den Zahlen von Amazon entfernt,
aber es wächst. Sewalski kann sich noch
daran erinnern, wie sie Menschen anfangs
erklären musste, was Veganismus ist. Heu-
te bekommt sie täglich E-Mails, in denen
Menschen ihr schildern, dass sie bei ihr ar-
beiten wollen, weil sie ihr Leben nachhal-
tig führen wollen. Gleichzeitig steigt bei
Käufern das Bewusstsein für das Thema.
War die typische Kundin früher zwischen
41 und 50 Jahre alt, zeigt sich seit ein, zwei
Jahren eine Art Greta-Effekt: Junge Men-
schen sind bereit, Geld für Produkte zu zah-
len, deren Herstellungsbedingungen trans-
parenter sind. „Die Zielgruppe zwischen 18
und 30 Jahren fand uns schon immer cool,
aber oft zu teuer“, sagt Sewalski. Verstärkt
hat sich dieser Effekt durch Veränderun-
gen in der Branche. Die steigende Nachfra-
ge ermöglicht geringere Preise. Gleichzei-
tig investieren Öko- und Fairtrade-Mar-
ken mehr in Design, Werbung, ihre Selbst-
darstellung. Dass die unternehmerische
Richtung die richtige ist, weiß Sewalski
spätestens, seit Zalando und andere Große
auch grüne Produkte anbieten.
Gleichzeitig ist auch der Avocadostore
nicht vor Problemen gefeit, die entstehen,
wenn man an ethischem Konsum verdie-
nen will. „Nachhaltigkeit ist immer kompli-
ziert“, sagt sie. Es reicht ihr eigenes Bei-
spiel: Sie fliegt nur in Ausnahmefällen,
zahlt Kompensation und isst kein Fleisch,
verzichtet aber nicht grundsätzlich auf tie-
rische Produkte, wird manchmal bei Süßig-
keiten schwach, obwohl die einzeln ver-
packt sind, und hat einen Elektroroller.
Hersteller, Konsumenten, jeder defi-
niert Nachhaltigkeit anders. Für manche
Branchen gibt es Siegel, in der Mode etwa.
Für andere nicht: Wer ein Insektenhotel
verkauft, legt selbst die Maßstäbe fest.
Und Lieferketten sind oft alles andere als
nachprüfbar. Auf die Website werden des-
halb Anbieter aufgenommen, sobald sie
zwei der für Kunden wählbaren Kriterien
erfüllen; Produkte, die alle zehn erfüllen,
gibt es kaum. Andersherum gab es Waren,
die zwar fair und öko waren, gegen die laut
Sewalski aber ein Faktor spricht, den sie
„gesunden Menschenverstand“ nennt: et-
wa eine Teekapsel für einen To-go-Tee-
becher, alles nachhaltig produziert. „Das
ist ein Produkt, das die Menschheit nicht
braucht“, findet sie. Gleichzeitig darf es
nicht zu kompliziert werden, vor allem für
Käufer. „Ich gebe mir immer sehr viel Mü-
he, nicht anstrengend zu sein“, sagt Sewal-
ski. Sie ist überzeugt: „Nach dem Zeige-
finger kommt schnell der Stinkefinger.“
Deshalb versucht sie weniger, Kunden zu
belehren, sondern, so nennt sie es, zu „in-
spirieren“.
Ein Trick war etwa, dass sie zu Events
schicke Klamotten trug – und erst auf
Nachfrage sagte, dass das nachhaltige Klei-
dung ist, um zu zeigen, „das kann Öko“.
Die viel größere Frage dahinter bleibt
dennoch offen: Natürlich wäre ein Kleid
vom Flohmarkt noch nachhaltiger als das
fairste Biobaumwollteil. Am umweltscho-
nendsten wäre, gar kein Kleid zu kaufen.
Anders gesagt: Kann Konsum den Plane-
ten retten? Sewalski findet: Besser, die
Menschen kaufen es bei uns. Aus Chefin-
nen-Sicht verständlich. Aus Sicht der Akti-
vistin, die bald ein Buch über nachhaltiges
Leben veröffentlicht? Darüber, wie viel
Wachstum sein muss, denke sie viel nach,
sagt sie. „Es ist eben immer ein Diskurs.“
Diese Ambivalenz ist der Grund, warum
sie die Avocado als Firmensymbol behal-
ten hat. Das einstige Symbol der US-Um-
weltbewegung, außen und innen grün, mit
den „guten“ Fetten und lange das Univer-
sallebensmittel für Veganer, ist längst als
Wasserfresser bekannt. „Es gibt wahnsin-
nig viele Firmen, Menschen, Siegel, die ver-
suchen, Nachhaltigkeit in Schwarz-Weiß
zu fassen. Das geht aber nicht.“
Als Unternehmerin, sagt sie, will sie
stattdessen, „Menschen helfen, die Ein-
stiegshürde zu überwinden, die noch gar
nicht wissen, dass sie auf dem Weg zu
mehr Nachhaltigkeit sind“.
B
üromenschen und ergo Internetnut-
zer machen es Dutzende Male am
Tag: bei einer Suchmaschine Anfra-
gen eingeben wie: „Gut Pizza essen“. Aber
was passiert eigentlich, wenn wir das tun?
Wer eine Suchmaschine nutzt, löst eine
Kettenreaktion aus. Dutzende, manchmal
sogar Hunderte Serverrechner helfen mit,
sie in Sekundenbruchteilen zu beantwor-
ten. Was könnte der Frager eigentlich
wissen wollen? Wie spät ist es, welcher Wo-
chentag, von woher kommt die Anfrage –
von einem Bürocomputer oder von einem
Smartphone, in welcher Stadt ist die IP-
Adresse registriert? Das und viel mehr
fließt ein, um möglichst hilfreiche Ergeb-
nisse zu liefern.
Geht es darum, eine Pizzeria mit guter
Bewertung in der Nähe zu finden? Das wür-
de der Algorithmus der Suchmaschine
wohl annehmen, wenn man die Anfrage
von einem Handy mittags oder abends
stellt. Oder geht es am Ende um eine Pizze-
ria in Essen? Oder gar um ein Rezept?
Früher hätte man halt in ein Kochbuch
geguckt, jemanden angerufen oder die Gel-
ben Seiten zur Hand genommen – je nach-
dem, was mit der Anfrage nun wirklich
gemeint war. Heute hat man’s einfacher,
aber dass sich dahinter ein gewaltiger Auf-
wand verbirgt, daran denken nur die we-
nigsten. Und es geht ja nicht bloß um Pri-
vatleute. Auch die Wirtschaft verlagert ih-
re Rechenzentren zunehmend an Orte, die
man „die Cloud“ nennt. In Wahrheit sind
auch das nur Rechenzentren, bloß dass die
größer sind als die alten und von Spezialis-
ten betrieben werden.
Immer mehr Computer, immer mehr
Handys, immer mehr Dienste, die übers
Netz laufen – klar, dass das nicht ohne Ein-
fluss bleiben kann auf den Strom-
verbrauch. Oder? Schon 2010 machte die
Cloud ein bis eineinhalb Prozent des Strom-
verbrauchs weltweit aus. Doch seither ist
ja der Datenverkehr exponentiell ange-
wachsen. 4,5 Milliarden Anfragen stellen
die Nutzer der Google-Suche – pro Minute.
Die Nutzer des Internetvideodienstes Net-
flix streamen in 60 Sekunden fast 700 000
Stunden Filme und Serien. Die Liste lässt
sich beliebig fortsetzen. Bis 2025 soll die
Datenmenge der Welt auf unfassbare
175 Zettabyte anwachsen.
Nun folgt für gewöhnlich der Versuch,
das irgendwie einzuordnen: Ein Zettabyte,
das ist eine 1 mit 21 Nullen. Wäre ein Byte
eine Streichholzschachtel – na ja, so rich-
tig bringen einen diese Vergleiche auch
nicht weiter, es ist und bleibt gigantisch
unvorstellbar. Daten, Daten, Daten. Und es
werden immer mehr.
Wie ist das also mit dem Strom-
verbrauch? Sind wir alle Schreibtisch-
täter? Sitzen nichts ahnend im Büro, bear-
beiten Excel-Tabellen, schreiben Mails,
machen unsere Spesenabrechnung und
stressen dabei die Server? Chillen zu Hau-
se mit Netflix, während das Kühlwasser im
Rechenzentrum kocht?
Wäre ja irgendwie logisch: Von nichts
kommt nichts. Also muss von viel Nutzung
auch viel Verbrauch kommen. Diese Frage
hat sich auch eine Gruppe von Forschern
um den Umweltwissenschaftler Eric Masa-
net gestellt. Mit einem ziemlich überra-
schenden Ergebnis, über das sie im Maga-
zinScienceberichten: Zwar stieg der welt-
weite Stromverbrauch von Rechenzentren
zwischen 2005 und 2010 um knapp die
Hälfte an. Aber dann geschah etwas Merk-
würdiges. Obwohl mehr und mehr Firmen
zumindest einen Teil ihrer Aktivitäten in
die Cloud verlagerten, passierte nicht, was
viele erwartet und manche vorhergesagt
hatten. Der Energieverbrauch der Server
in den Rechenzentren ging um den Faktor
vier zurück – was laut den Wissenschaft-
lern vor allem zwei Gründe hatte: Neuere
Chips sind energieeffizienter, und die Ser-
ver verbrauchen im Leerlauf weniger.
Doch damit nicht genug. Beim Speicher
ging der Verbrauch durch effizientere
Technologien sogar um das Neunfache
zurück. Zudem wurden weniger einzelne
Server aufgestellt. Stattdessen teilen sich
auf einem physikalischen Gerät mehrere
virtuelle Server die Hardware.
Die Betreiber von Rechenzentren bemü-
hen sich zudem darum, auch bei der Pla-
nung der Gebäude auf Energieeffizienz zu
achten – schließlich sind das ja auch Kos-
ten, die sie angesichts der knappen Mar-
gen in diesem Geschäft gerne einsparen
wollen. Rechenzentren werden beispiels-
weise in kälteren Regionen gebaut, wo die
Außenluft zur Kühlung dienen kann. Das
alles führte letztlich dazu, dass der Energie-
verbrauch von Rechenzentren von 2010
bis heute nicht so stark gestiegen ist wie an-
genommen, obwohl zum Beispiel die Zahl
der verfügbaren Recheneinheiten drama-
tisch zugelegt hat. Doch die Daten müssen
auch hin zur Cloud und wieder zurück;
auch die Netze sind ja keine rein passiven
Transportautobahnen, sondern brauchen
Gerätschaften, ohne die es nicht geht. Und
auch die brauchen Strom, und zwar deut-
lich mehr als die Rechenzentren selbst.
Besonders viel übrigens mobile Netzwer-
ke, auch wenn der neue Standard 5G effizi-
enter ist als seine Vorgänger.
Überdies fußen die ganzen schönen
Kalkulationen zum Energieverbrauch der
Cloud auf mehr oder weniger groben Schät-
zungen, eine Meldepflicht dafür gibt es
nicht. Die einzuführen, wäre schon einmal
ein wichtiger Schritt. Zwar liegt es auch im
Interesse der Betreiber, Energie zu sparen,
weil das auch Geld spart. Trotzdem wäre es
gut zu wissen, was die Cloud nun wirklich
schluckt – so wie es aussieht, wird dies ja
in der nächsten Zeit nicht weniger werden.
Auch die Cloud ist also etwas, das man
nicht bedenkenlos nutzen sollte, so wie
man eben auch Flüge oder den Fleischkon-
sum einschränken sollte. Aber klar ist
auch: Verglichen mit den kleinen, ineffekti-
ven Rechenzentren von früher sind die gro-
ßen Clouds tatsächlich die weitaus bessere
Variante. helmut martin-jung
Auf demPlan-W-Kongressin Berlin
wird Mimi Sewalski am 27. Mai
über Unternehmerverantwortung und
Greenwashing sprechen, u. a. mit
Magnus Hall von Vattenfall.
18 HF2 (^) WIRTSCHAFT Mittwoch, 11. März 2020, Nr. 59 DEFGH
Hören Sie zu diesem Thema
auch den Podcast.
sz.de/planw
Grüne Welle
Mimi Sewalski ist die Chefin der größten deutschen
Plattform für nachhaltiges Shopping.
Ein Spagat zwischen Wachstum und Weltverbesserung
Elon Musk, 48, Chef des Elektroautoher-
stellers Tesla, hat die erste Million. Da-
bei geht es allerdings nicht um sein Ver-
mögen, Musk(FOTO: AFP)ist Milliardär.
Aber er konnte jetzt verkünden, dass bei
seinem Elektroautohersteller das einmil-
lionste Fahrzeug vom Band gerollt ist.
„Herzlichen Glückwunsch, Tesla-Team“,
schrieb er dazu auf Twitter. An der Börse
legte die Tesla-Aktie nach drei Verlustta-
gen kräftig zu. Gründe gibt es neben
dem millionsten Auto mehrere: Unter
anderem ging aus einem chinesischen
Regierungsdokument hervor, dass Tesla
seine Produktionskapazitäten in China
für bestimmte Autoteile hochfahren
will. Auch die geplante Fabrik in Bran-
denburg soll die Produktionszahlen
weiter erhöhen. Eine kreative Idee für
den Standort stellte
Musk jetzt zur Ab-
stimmung: Braucht
Tesla unter der bran-
denburgischen Giga-
factory eine Rave-
Höhle, fragte er bei
Twitter? Fast 90
Prozent antworteten
mit: Ja. jps
Andreas Schierenbeck, 54, Uniper-
Chef, ist entspannt, was das umstrittene
Projekt seines Unternehmens angeht.
Der Bau des Steinkohlekraftwerks Dat-
teln 4 laufe wie geplant. „Das Projekt
schreitet sehr gut voran“, sagte Schieren-
beck(FOTO: REUTERS). Die Anlage sei im Pro-
bebetrieb erstmals mit voller Last gelau-
fen. Uniper will das Kraftwerk im Som-
mer in den kommerziellen Betrieb brin-
gen. Datteln 4 ist zum aktuellen Symbol
der Auseinandersetzung um die Energie-
politik der Bundesregierung geworden.
Kohlegegner wollen die Inbetriebnahme
des letzten in Deutschland gebauten
Steinkohlekraftwerks unbedingt verhin-
dern. In den vergangenen Wochen hat-
ten sie zeitweise Teile der Anlage be-
setzt. Uniper brauche die Einnahmen
aus Datteln, um das Ziel der klimaneutra-
len Stromprodukti-
on im Jahr 2035 zu
erreichen, argumen-
tierte Schierenbeck.
Der Konzern will bis
2025 mit Ausnahme
von Datteln seine
anderen Kohlekraft-
werke in Deutsch-
land stilllegen.dpa
Robert Peugeot, 69, Autodynast, nutzt
die Gunst der Stunde: Die von ihm(FO-
TO: OH)geführte Finanzholding FFP, in der
die Peugeot-Erben ihre Anteile am Auto-
konzern PSA bündeln, sichert sich Optio-
nen auf weitere Aktien. Und das zum
günstigen Preis, da die Papiere des Her-
stellers zuletzt an Wert verloren haben –
auch wegen der Coronavirus-Panik an
den Märkten. Ein sogenannter Equity
Swap gibt FFP die Möglichkeit, für
200Millionen Euro PSA-Anteile nachzu-
kaufen. So kann die Peugeot-Gründerfa-
milie bis Mitte 2021 ihre Beteiligung an
dem Konzern, zu dem auch Opel gehört,
von 12,2 Prozent auf 13,8 Prozent stei-
gern. Die Peugeots haben dabei die ver-
einbarte Fusion von PSA mit Fiat-Chrys-
ler im Blick: Wenn die wie geplant im
nächsten Jahr kommt, hat der Fiat-Clan
der Agnellis im neu-
en Konzern größeres
Gewicht. Die Franzo-
sen nutzen daher
nun eine Klausel im
Fusionsvertrag, der
es ihnen erlaubt, den
Rückstand im Vor-
feld etwas zu verrin-
Von Mimi Sewalski gibt es viele Fotos in schicken Klamotten. Mit solchen Outfits will die Geschäftsführerin der größten gern. lkl
deutschenPlattform für nachhaltige Waren zeigen: „Das kann Öko.“ FOTO: MARKUS PUETTMANN
Der große Hunger
Daten, Daten, Daten – der Treibstoff unserer Zeit
vermehrt sich rasend schnell. Aber was heißt
das für den Energieverbrauch? Viele Daten,
viel Strom, ist ja logisch, oder? Ganz so einfach ist
es allerdings nicht, denn die Rechenzentren
gehen immer sparsamer mit Energie um
SILICON FUTURE
Auch die Cloud ist etwas,
dasman nicht bedenkenlos
nutzen sollte
An dieser Stelle schreiben jeden Mittwoch Marc Bei-
se, Karoline Meta Beisel (Brüssel), Christoph Gie-
sen(Peking), Helmut Martin-Jung (München) und
Jürgen Schmieder (Los Angeles) im Wechsel.
MITTWOCHSPORTRÄT
PLA N W
Die erste Million
Dieletzte Kohle
Das beste Schnäppchen
PERSONALIEN
Die Avocado als Firmensymbol
findet sie gut, sagt Sewalski –
weil sie für Ambivalenz steht
Früher war die Standardkundin
zwischen 41 und 50 Jahre alt –
nun sind viele Kunden jünger