Nachlass Rudolf Neumeister
Die Sammlung eines
Kenners ist gefragt
F
ür Skulpturen hatte der Auk-
tionator Rudolf Neumeister
(1925–2017) einen Blick. Das
zeigte Ende Oktober im Auktions-
haus Neumeister in München die
Versteigerung der Sammlung des Fir-
mengründers. Teuerstes Los wurde
mit 279 000 Euro (alle Preise inklusi-
ve Aufgeld) Hans Klockers Relief ei-
ner Beweinungsgruppe von circa
1 500. Käufer war ein deutscher
Sammler, der sich für 190 000 Euro
ohne Gegenwind auch Balthasar Per-
mosers zart bewegte Lindenholz-
skulptur „Flora“ zulegte. Die Zurück-
haltung von Museen und Handel er-
klärte Auktionatorin Katrin Stoll mit
der nicht lückenlos gesicherten Pro-
venienz des Stücks. Das Fünffache
der Taxe musste hingegen der Käufer
eines „Segnenden Jesusknaben“ von
1430 einsetzen. Die Arbeit des Meis-
ters von Seeon kostete 61 000 Euro.
Kaum Rückgänge und enorme Stei-
gerungen zeigten die Gemälde. Wil-
helm Buschs fast gestisch-expressive
Ölskizze „Im Walde“ von circa 1890
ließ mit 86 000 Euro die Taxe von
8 000 Euro weit zurück. Johannes
Sperls frühlingskühle Landschaft mit
Alpenblick erzielte 83 000 Euro
- laut Datenbank Artprice das beste
Auktionsergebnis des Künstlers. Ken-
ner waren anwesend, übersehen
wurde in dieser Auktion nichts. Eine
beseelt gemalte, kleinformatige, flä-
mische „Madonna mit Kind“ war auf
4 000 Euro geschätzt. Sie wechselte
für 38 000 Euro den Besitzer.
Viel Engagement bei den silbernen
Toplosen. Ein „Monatsbecher“ des
Augsburger Meisters Johann Andreas
Thelott ging für 38 000 Euro an ein
polnisches Museum. Einen Nürnber-
ger „Häufelbecher“ von 1570 sicherte
sich der deutsche Handel für 52 000
Euro. Ein Creussner „Apostelkrug“
aus Keramik erlebte mit fast 14 000
Euro einen Höhenflug. Eine stattliche
Marke setzte mit 24 000 Euro ein Fa-
yence-Krug von 1730 mit Bemalungen
von J. A. E. Glüer. „Für qualitätvolle
Handwerkskunst wie diese gibt es
weltweit einen kleinen und finanzstar-
ken Kreis, dem bewusst ist, dass man
diese Werke nicht wie die Gegenwarts-
kunst vermehren kann“, begründete
Stoll die gute Bilanz. Etwa 80 Prozent
der 765 Lose wurden abgesetzt. Nach
Handelsblatt-Berechnungen beträgt
der Gesamterlös knapp 3,4 Millionen
Euro. Sabine Spindler
Nürnberger Fayence-Enghalskrug:
Neumeister/Christian Mitko Bemalt von Justus Glüer.
Wachsrelief
„David und
Goliath“:
Der junge Hirte
trägt das pracht-
volle Wams des
Siegers.
Julius Böhler Kunsthandlung
Tefaf New York Fall
Zug zum
Heutigen
D
ie „Tefaf New York Fall“ legte
die letzten vier Jahre in der
Park Avenue Armory ihren
Herbst-Schwerpunkt allein auf muse-
umswürdige Alte Kunst, Asiatika und
Schmuck (bis 5. November). Zeitge-
nossen und Design hingegen versam-
melt sie am selben Ort in ihrer Früh-
jahrsausgabe. Doch in dieser Ausgabe
springt die Tefaf ganz überraschend
hier und da bis in die Gegenwarts-
kunst. Und zeigt dazu zum ersten
Mal auch Moderne-Anbieter wie Zlo-
towski (Paris), Landau (Montreal),
Artvera’s (Genf ) oder de la Bérau -
dière (Brüssel).
So bekommen Sammler endlich
auch in New York einen Eindruck
von dem hochwertigen Cross-over,
das die Muttermesse in Maastricht
prägt. Zum ersten Mal finden in den
holzgetäfelten Räumen des ehemali-
gen Zeughauses einige Kollaboratio-
nen zwischen ganz Alt und Jung statt.
Für die Londoner Firmen Colnaghi
mit Alten Meistern und Antiken und
Ben Brown mit Zeitgenossen ist das
allerdings kein Neuland. Erst vor we-
nigen Wochen traten sie erfolgreich
vereint auf der „Frieze Masters“ in
London auf. Colnaghi konnte da eine
Porphyrvase für eine sechsstellige
Summe an einen Neukunden abge-
ben, der sich bislang nur für die Mo-
derne interessiert hatte. Eine Premie-
re ist dagegen das geglückte Zusam-
menspiel von Jean-Michel Franks
Art-déco-Möbeln und Grafik von Pa-
blo Picasso am Gemeinschaftsstand
von Anne-Sophie Duval und Almine
Rech. Mit diesem Mix kommt die Te-
faf auch der Neigung vieler Sammler
entgegen, kategorien-, zeit- und gat-
tungsübergreifend zu dekorieren.
Regelmäßig macht sich die Messe
hier auch für Amerikana stark. So
prunkt beim Tiffany-Spezialisten Lil-
lian Nassau ein schmiedeeiserner Ka-
min (1882). Den hatte der Meister in
seiner eigenen, überaus üppigen
New Yorker Residenz Laurelton Hall
verbaut. Immer rarer werden dage-
gen Altmeister-Händler. Jetzt vermisst
man so große Namen wie Agnew’s,
de Jonckheere, Bob Haboldt und
auch Otto Naumann, der 2018 lieber
zum Team des Versteigerers Sothe-
by’s stieß. Unter den sechs deutschen
Ausstellern lockt die Kunsthandlung
Julius Böhler mit dem barocken Re-
lief „David und Goliath“. Es ist ganz
aus farbigem Wachs modelliert. Denn
nichts ähnelt der Haut so wie Wachs.
Weiterhin mit sechs Anbietern stark
vertreten sind die allseits wieder be-
gehrten Antiken. „Die passen zu al-
lem“, erklärt ein Marktakteur ihren
Appeal. Barbara Kutscher
Kunstmarkt
WOCHENENDE 1./2./3. NOVEMBER 2019, NR. 211^57
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