Handelsblatt - 01.11.2019

(Brent) #1
Megha Mittal:
Viele Millionen
in Escada
investiert.

Getty Images Entertainment/Getty Images


Megha Mittal


Ende eines


Traums


Die indische Unternehmerin verkauft Escada.
Ihre Hoffnungen auf ein großes Comeback der letzten
deutschen Luxusmarke haben sich nicht erfüllt.

E


s ist kein leichter Schritt für
Megha Mittal. Zehn Jahre hoff-
te und kämpfte sie, um aus
dem insolventen Modeunternehmen
Escada wieder eine Größe im inter-
nationalen Luxusmodegeschäft zu
machen. Jetzt gibt sie auf und ver-
kauft das Unternehmen aus Asch-
heim bei München an das kaliforni-
sche Private-Equity-Unternehmen
Regent. Unbestätigte Meldungen
über den Verkauf gab es schon vor
drei Tagen.
„Es ist ein sehr emotionaler Mo-
ment für mich heute, Sie darüber zu
informieren, dass Escada von Regent
übernommen wird“, schreibt Megha
Mittal in einem Brief an die Mitarbei-
ter, der dem Handelsblatt vorliegt.
Sie bedankt sich bei ihnen für „die
große Leidenschaft für und den Glau-
ben an Escada“. Das Unternehmen
habe mit einem „toughen wirtschaft-
lichen Umfeld klarkommen müssen
mit vielen Umbrüchen im Einzelhan-
del und Luxusgeschäft“. Es sei sehr
schwer für sie „Auf Wiedersehen zu
sagen“, schreibt sie am Schluss. „Ich
weiß, dass Escada, obwohl ich das
Unternehmen verlasse, immer ein
Teil von mir sein wird.“
Der emotionale Abschied von der
Luxusmarke zeigt auch, wie sehr sie
zehn Jahre lang dafür gekämpft hat,
aus dem Unternehmen wieder eine
Größe im Luxusmarkt zu machen.

Spätestens Anfang dieses Jahres hatte
sie die Hoffnung aufgegeben, dass sie
Escada aus eigener Kraft zum Erfolg
führen könnte. Die Frau, die aus der
gleichnamigen indischen Stahldynas-
tie kommt, hatte das Unternehmen,
wie das Handelsblatt vor ein paar
Wochen exklusiv berichtete, bereits
im Februar zum Verkauf gestellt.
Damit leitete sie das Ende eines
Traums ein, den sich die Frau aus
dem indischen Milliardärsclan erfül-
len wollte. „Die Marke ist cool, stark,
global bekannt und hat Glamour“,
schwärmte sie, als sie 2009 das Un-
ternehmen aus der Insolvenz kaufte.
Sie war so überzeugt davon, dass sie
in Escada sogar das Potenzial sah,
wieder eine Größe auf dem Weltlu-
xusmarkt zu werden.
Doch das war schwierig in einem
Markt, der immer mehr von den gro-
ßen Luxuskonglomeraten wie LVMH
und Kering aus Frankreich und Ri-
chemont aus der Schweiz beherrscht
wird. Einzelne Unternehmen haben
es da nicht leicht, mit den riesigen
Marketing-Maschinen und Vertriebs-
netzen der Konzerne mitzuhalten.
Das gilt auch für das letzte verblie-
bene Luxusmodeunternehmen in
Deutschland. Megha Mittal hatte vie-
le Jahre Geduld, investierte viele Mil-
lionen, auch in die sozialen Medien
auf wichtigen Märkten wie den USA,
holte Iris Epple-Righi als CEO und zu-

letzt noch einen neuen Designer.
Doch der Erfolg blieb aus. Nach der
im Bundesanzeiger zuletzt veröffent-
lichten Bilanz ging der Umsatz 2017
um rund acht Prozent auf knapp 114
Millionen Euro zurück. Und das Un-
ternehmen rutschte mit 16,5 Millio-
nen Euro noch tiefer in die roten
Zahlen. Auch für das Geschäftsjahr
2018 wurde mit einem weiteren Um-
satzrückgang auf nur noch knapp 107
Millionen Euro gerechnet.
Der Frau von Aditya Mittal, dem
CFO des Stahlriesen Arcelor-Mittal,
gelang es nicht, an alte Glanzzeiten
anzuknüpfen. Das Unternehmen,
1976 vom Unternehmer Wolfgang Ley
und seiner Frau, dem Model Marga-
retha Ley, gegründet, hatte große Er-
folge in den achtziger Jahren mit opu-
lenten Kollektionen mit dem be-
rühmten Goldknopf. Es verhob sich
aber bei der Expansion – und stürzte
ab.
Jetzt soll das US-Private-Equity-Un-
ternehmen Regent Escada wieder in
die Erfolgsspur bringen. Der Investor
aus Kalifornien, der sich an mehre-
ren Modefirmen wie der Dessous-
Marke La Senza beteiligt hat, ver-
sucht dies weiterhin mit der bisheri-
gen Chefin Epple-Righi.
Megha Mittal wird das Schicksal
von Escada künftig aus der Ferne ver-
folgen, aus London, wo sie mit ihrer
Familie lebt. Georg Weishaupt

Familienunternehmen des Tages


WOCHENENDE 1./2./3. NOVEMBER 2019, NR. 211^61














    


 
 



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