Jho Low
Luxusleben ade
D
er malaysische Geschäftsmann Jho
Low hatte bereits mit Mitte 30, wo-
von selbst Superreiche oft nur träu-
men können: einen Privatjet, eine Luxus-
jacht, noble Immobilien in New York und
Los Angeles sowie eine Kunstsammlung, die
von Van Gogh bis Monet reichte. Doch das
Geld dafür hat der Investor aus wohlhaben-
der Familie laut Ermittlern weder geerbt
noch erarbeitet. Stattdessen handelt es sich
aus ihrer Sicht um ein Vermögen, das aus ei-
nem malaysischen Staatsfonds entwendet
wurde: Hunderte Millionen Dollar, die ei-
gentlich der Bevölkerung des Schwellenlan-
des hätten zugutekommen sollen.
Nach jahrelangem Streit um die Vermö-
genswerte ist nun endgültig klar, dass Low
sie nicht behalten darf. Er stimmte nach An-
gaben des US-Justizministeriums zu, Besitz-
tümer im Wert von mehr als 700 Millionen
Dollar aufzugeben. Zusammen mit bereits
früher beschlagnahmten Immobilien und
Wertgegenständen sei insgesamt ein Vermö-
gen von mehr als einer Milliarde Dollar si-
chergestellt worden.
Low, den wegen seiner Rolle in dem Skan-
dal sowohl die USA als auch Malaysia vor
Gericht bringen wollen, ließ über einen
Sprecher ausrichten, dass die Aufgabe des
Vermögens nicht als Schuldeingeständnis zu
werten sei. Der inzwischen 37-Jährige ent-
zog sich bislang den Strafverfolgern. Speku-
liert wird, dass er sich in China oder den
Vereinigten Arabischen Emiraten aufhält.
Aus Sicht der Ermittler stand Low, der als
junger Mann eine Eliteschule in London be-
suchte und in der Stadt Kontakte zum Stief-
sohn von Malaysias Ex-Premier Najib Razak
knüpfte, im Mittelpunkt der Untreueaffäre
rund um den Staatsfonds 1MDB, bei dem an-
geblich mehr als vier Milliarden Dollar ent-
wendet wurden. Najib muss sich wegen sei-
ner mutmaßlichen Beteiligung derzeit vor
Gericht verantworten. Behörden in Malaysia
und den USA wollen auch gegen die Invest-
mentbank Goldman Sachs vorgehen, die in
den Skandal verwickelt war. Auch gegen die
Deutsche Bank, die mit dem Fonds Geschäf-
te machte, soll es in den USA Berichten zu-
folge Ermittlungen geben. Mathias Peer
Jho Low: Der
Geschäftsmann
hat sich bislang
den Strafverfol-
gern entzogen.
Polaris/laif
BusinessLoungeLounge
Farbenfroh:Die Künstlerin DieKünstlerinKatharina GrosseKatharinaGro
steht vor einem ihrer Werke im Museum
Küppersmühle in Duisburg. Anlass ist die Presse-
konferenz, in der ihre neue Ausstellung „Farbe
Absolut“ vorgestellt wird.
Symbolträchtig:
EU-Wettbewerbs-
kommissarin
Margrethe
Vestager trägt
eine Pflanze, die
sie zuvor von
Klimaaktivisten
vor der Zentrale
n Brüssel über-
reicht bekommen
hat.
S E k M V e s K v
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Bester Laune:Der ukrainische Präsident
Wolodimir Selenski (l.) empfängt in der Haupt-
stadt Kiew den Generalsekretär der Nato,
Jens Stoltenberg, zu Gesprächen.
BesterLaune:Der ukrainische Präsident
Ausgelassen: John Bercow, Präsident des briti-
schen Unterhauses, lässt sich auf der Westmins-
ter Bridge in London fotografieren. Es ist sein
letzter Tag im Amt.
Ausgelassen:John BercowPräsident des briti
dpa, AP, REUTERS, REUTERS
Der 37-Jährige soll einen
malaysischen Staatsfonds
geplündert haben. Nun muss er
sein Vermögen zurückgeben.
Christian Werner:
Seit fünf Jahren
im Dienst von
Tom Tailor.
Tom Tailor
700
MILLIONEN
Dollar muss der
malaysische Investor
Jho Low infolge des
1MDB-Betrugs -
skandals
aufgeben.
Christian Werner
Aufstieg bei Tom Tailor
D
er erste Arbeitstag als Finanzchef ist
für Christian Werner aus zwei Grün-
den außergewöhnlich: Erstens, weil
dieses Datum auf Allerheiligen fällt, ein ganz
normaler Alltag in Hamburg, nicht aber in
den katholischen Bundesländern, wo viele
Kollegen der Modebranche die Gunst des
Feiertags genießen.
Zweitens darf Werner seine neue Aufgabe
genau an jenem Tag übernehmen, an dem
die Finanzierung des angeschlagenen Mode-
unternehmens steht. Denn die Banken ha-
ben nun zugestimmt, die Finanzierung von
Tom Tailor mit einem Konsortialkredit von
375 Millionen Euro zu stützen. Werner, der
zuvor unter anderem bei der Deutschen
Bank und bei der Unternehmensberatung
Ernst & Young gearbeitet hatte, kam bereits
vor fünf Jahren in den Finanzbereich von
Tom Tailor. Er muss auch deshalb keinen
Kaltstart absolvieren, weil er von seinem
Vorgänger Thomas Dressendörfer über Mo-
nate auf die neue Aufgabe vorbereitet wur-
de. Es war Dressendörfer, der das Geschäft
mit den Banken maßgeblich in die Wege ge-
leitet und ein Kosten- und Effizienzpro-
gramm durchgezogen hatte.
Dressendörfer freut sich nach eigenen An-
gaben darauf, nach zeitraubenden Jahren
als Finanzvorstand jetzt wieder mehr Zeit
für sein Lieblingshobby zu haben – das Se-
geln. So will er die Zeit nutzen, um mit sei-
nem Boot einen größeren Törn im Mittel-
meer zu unternehmen. Georg Weishaupt
Die angeschlagene Modekette
benennt einen neuen
Finanzvorstand – und sichert sich
die Unterstützung der Banken.
Namen des Tages
WOCHENENDE 1./2./3. NOVEMBER 2019, NR. 211^63