Neue Zürcher Zeitung - 08.11.2019

(Steven Felgate) #1

10 WIRTSCHAFT Freitag, 8. November 2019


INTERNATIONALE AUSGABE


Ein Käufereines HP-Druckers inDelhi. GRAHAM CROUCH/BLOOMBERG

Fusionzweier Druckerkonzerne?


gru.·Der amerikanische Drucker-
hersteller Xerox arbeitet gemäss dem
gewöhnlich gut informierten «Wall
StreetJournal» an einer Übernahme
des Computerkonzerns HP. Dieses
Unternehmen ist derTeil der ehemali-
gen HewlettPackard, der nach der Ab-
spaltung von HewlettPackard Enter-
prise imJahr 20 15 übrigblieb.Der Be-
reich Enterprise umfasst die Segmente
Server,Datenspeicherung und damit zu-
sammenhängende Dienstleistungen.
Bei der Xerox-Offerte soll es sich um
einBar- und Aktienangebot für HP han-
deln. HP weist derzeit einen Börsenwert
von rund 27 Mrd. $ auf. In derRegelwer-
den für solcheTr ansaktionenAufschläge
auf die aktuelle Bewertung bezahlt.

Für die beiden ehemaligen «Super-
tanker» der IT-Industriekönnten die
bei Übernahmen oft beschworenen
Synergien durchaus spielen. Die bei-
den Unternehmen arbeiten auf eini-
gen Gebieten bereits eng zusammen
und haben dieKooperation im Som-
mer nochmals intensiviert. So bezieht
Xerox von HP Drucker aus demEinstei-
gersegment und stattet diese mit eige-
nerVerbindungstechnologie undVer-
brauchsmaterial aus. Zudem haben die
beiden Unternehmen beschlossen, ge-
meinsam den wachsenden Markt für
Device-as-a-Service zu erschliessen, in
dem Geschäftskunden die Beschaffung
undVerwaltung von Geräten aus einer
Hand geboten wird.

Barry Callebaut


überflügelt


denMarkt


ai.·Schokolade ist ein Alltagsprodukt,
und die Süsswarenmärkte sind – zumin-
dest in der westlichenWelt – weitge-
hendgesättigt. Gleichwohlbezeichnet
sichBarry Callebaut,der grösste Scho-
koladehersteller derWelt, als«Wachs-
tumsunternehmen», und mit den Zah-
len, die derKonzern vorlegt, lässt sich
dieser Anspruch durchaus belegen. Im
vergangenen Geschäftsjahr (per Ende
August) erhöhte sich dasVerkaufsvolu-
men um 5,1%, derweil der globale Scho-
kolademarkt nur um 1,8% zulegte. Eine
hohe Dynamik war vor allem in der
zweitenJahreshälfte zuverzeichnen,
als dieVolumina um 10,6%(im dritten
Quartal)und 5,3% (im Schlussquartal)
gesteigert wurden.
Dass es dem Unternehmen gelingt,
sich der langsameren Gangart des Mark-
tes zu entziehen, ist auf eineReihe spe-
zieller Wachstumstreiber zurückzu-
führen. Einer davon ist derFokus auf
Schwellenländer, woBarry ein gutes
Drittel derVerkäufe erzielt; in Märkten
wieRussland, Indien oder Chinaist die
Nachfrage nach Schokolade nochlängst
nicht gesättigt, und hier betrug dieVolu-
mensteigerung denn auch 12,7%. Zum
überdurchschnittlichenWachstum bei-
getragen hat ausserdem das Outsour-
cing;Barry beliefert Grosskunden wie
Nestlé, Unilever oder Mondelez mit
industriell fabrizierter Schoko-Masse
undrealisiert mit diesem Geschäft 34%
des Gesamtvolumens. Das Plus betrug
hi er 5,2%. Als Gegenstück zur Indus-
trieschokoladekommt schliesslich noch
das Segment Gourmet und Spezialitäten
hinzu,das12% desVolumens ausmacht
und 2018/19 um 6,1% zulegte.
Bei einer so markantenAusweitung
des Absatzes stellt sich dieFrage, ob die
Gewinne damit Schritt haltenkönnen.
Analytiker haben auch schon dieVermu-
tung geäussert, dass vor allem das Out-
sourcing-Geschäft zu einerVerwässe-
rung der Margen führe. Ein Blick auf die
Entwicklung der Erträge lässtdiese Be-
fürchtung indessen als unbegründet er-
scheinen. Der Betriebsgewinn (Ebit) hat
imvergangenenJahr zwar nicht ganz das
Niveau erreicht, das Analytiker prognos-
tiziert hatten; und das dürfte, zusammen
mit Gewinnmitnahmen nach den starken
Kursavancen der letzten Monate, zu den
am Mittwoch verzeichneten Abschlägen
an der Börse geführt haben. Gleichwohl
hatsich dieEbit-Marge verbessert, und
der Betriebsertrag proTonne hat eine
Erhöhung auf 281 (i.V.272)Fr. erfahren.
Betrachtet man zudem die vom Unter-
nehmen aufgelisteten Innovationsvor-
haben – milchfreie, vegane oder zucker-
arme Schokoladen, neue Produkte, für
die nicht nur die Bohnen, sondern auch
die übrigenTeile der Kakaofrucht ver-
arbeitet werden –, ist zu erkennen, dass
Barry vor allem das Premiumsegment
forciert; auch mit dieser Entwicklung
dürfte sich die Gefahr eines Margen-
schwunds verringern.

Swiss Reund China Pacific


erwägenBeteiligungen


(Bloomberg)·DerVersicherer China
Pacific befindet sich gemäss unter-
richteten Kreisen in Gesprächen über
eine Beteiligung anSwissReim Um-
fang von mindestens2Mrd.$, mit der
er seine ausländischen Partnerschaf-
ten ausbauenkönnte. SwissRewürde
imRahmen derTr ansaktion 500 Mio.
bis1Mrd.$in eine Minderheitsbeteili-
gung an ChinaPacific investieren, wie
mit der Angelegenheit vertrautePerso-
nen berichten. Die Gespräche befänden
sich in einem fortgeschrittenenStadium
und eine Einigungkönnte bald erreicht
werden, hiess es weiter. Allerdingskönn-
ten dieVerhandlungen sich auch hinzie-
hen oder scheitern. SwissReistbestrebt,
ihre Präsenz in Asien auszubauen. Der
Rückversicherer aus Zürich setzt ange-
sichts der wachsenden Mittelschicht in
demLand auf eine zunehmende Nach-


IN KÜRZE


Swiss Lifesteigert
das Volumen deutlich
(awp)·Swiss Life legt im laufenden
Jahr markant an Gewicht zu. In den ers-
ten neun Monaten kletterte das Prä-
mienvolumen um beinahe einenViertel
auf 18 Mrd.Fr., wie dieVersicherungs-
gruppe amMittwoch bekanntgab. Das
hatten Analytiker imVorfeld etwa so er-
wartet. DerTr eiber dazu war dasVor-
sorgegeschäft in der Schweiz. Im soge-
nannten Kollektivlebengeschäft pro-
fitiertSwiss Life nämlich davon, dass
Kontrahent Axa zu Beginn desJahres
das Angebot derVollversicherungen
aus dem Sortiment gestrichen hat.Viele
Axa-Kunden wechselten zuSwiss Life.
Die Prämieneinnahmen von Unterneh-

frage nachVersicherungen. Die Gesell-
schaft sagte im Mai, dass sie weiterhin
einen Ankerinvestor begrüssen würde,
nachdem Softbank, das Unternehmen
des japanischen Milliardärs Masayoshi
Son, Gespräche über den Erwerb einer
Beteiligung beendete hatte.

HERAUSGEGRIFFEN


Fast schon kalter Kaffee


Claudia Bröll, Kapstadt·Mit dem Starbucks-Becher in der
Hand durch die eigene Stadt schlendern, sich wie in NewYork
oder London fühlen.Auf diesen Moment hatten vieleJohan-
nesburger lange gewartet, bis es im April 20 16 endlich so weit
war: Die ersteFiliale des amerikanischen Kaffeehausriesen
Starbucks in Südafrika öffnete in dem schicken StadtteilRose-
bank dieTüren. Junge Leute harrten Stunden vorher vor dem
Laden aus, um als Erste in den Genuss eines Caramel-Mac-
chiato zukommen. Unzählige Selfies mit Becher machten in
den sozialen Netzwerken dieRunde.
DreiJahre später jedoch ist von demWirbel nicht mehr viel
übrig. Während Starbucks international expandiert und den
Gewinn steigert, bleibt das Geschäft im einzigen afrikanischen
Absatzmarkt hinterden Erwartungen zurück. Es mag an der
lahmendenWirtschaft,den hohen Mieten in Einkaufszentren
oder den immer höheren Lebenshaltungskosten liegen.
Vor allem aber ist Starbucks erst spät in den Markt einge-
stiegen. Als die ersten Becher mit grünem Logo ankamen, hat-
ten sich schon zahlreiche lokale Kaffeehausketten etabliert.
Überall schossen zudem originelle unabhängige Coffee-Shops
undRöstereien aus dem Boden. Ein Café in Kapstadt wurde
von einer britischen Zeitung sogar zum «besten Coffee-Shop
derWelt» gekürt. Zusätzlich hat Starbucks mit demRuf zu
kämpfen, teuer zu sein.
Jetzt zog der südafrikanischeFranchisenehmerTaste Hol-
dings dieReissleine – nach einer langenVerluststrecke mit
mehreren Kapitalerhöhungen und immer höheren Schulden.
Er verkaufte das Geschäft an eine Investorengruppe für nicht
einmal 50 0000 Fr. Das ist weniger, als die Einrichtung im ers-
ten Starbucks inRosebank gekostet hatte.
Die neuenFranchisenehmer hoffen nun, dass ihnen gelingt,
woranTaste gescheitert ist:150bis 200Filialen eröffnen, um
die nötige Grösse für Profitabilität zu erreichen. Bis jetzt gibt
es 13 Starbucks-Filialen in Südafrika. Ob sie es auch schaf-
fen, die Begeisterung für amerikanische Kaffeekreationen neu
zu entfachen, bleibt abzuwarten. «Local is lekker» (Lokales
ist super) ist heute das Motto vieler Südafrikaner, gerade in
wirtschaftlich harten Zeiten.Dabildet auch der beliebte Flat
WhitekeineAusnahme.

menskunden zogen um über 50% an.
Ein ähnliches Bild hatte sich bereits im
ersten Halbjahr gezeigt. Im gesamten
Schweizer Geschäft wuchsen die Prä-
mieneinnahmen dadurch um 48% auf
11,6 Mrd.Fr.

AustrianAirlines
streicht bis zu 800 Stellen
(dpa)·Die Lufthansa-Tochter Aus-
trian Airlines (AUA) streicht bis Ende
2021 bis zu 800 Stellen.Das teilte die
Geschäftsführung am Donnerstag am
FlughafenWien mit. Als Grund nannte
sieden hartenPreiskampf mit mehreren
Billigfliegernam StandortWien.AUA-
FinanzchefWolfgangJa ni sagte, dieKür-
zungen sollten vor allem durch natür-
liche Fluktuation gelingen. Die Flug-
gesellschaft hat derzeit etwas mehr als
7000 Mitarbeiter. Insgesamt sollen mit
einem umfangreichen Sparpaket künf-
tig 90 Millionen Euro jährlich eingespart
werden.AUA veröffentlichte am Don-
nerstag zudem eine Gewinnwarnung,
daVerluste im Gesamtjahr nicht mehr

auszuschliessen seien. Neben der gros-
senKonkurrenz durch die Billigflieger
hätten auch gestiegeneKerosinkosten
auf die Bilanz gedrückt.

Lufthansazu Schlichtung
mit Flugbegleiternbereit
(dpa)·ImTarifkonflikt mit denFlug-
begleitern ist die Lufthansa zu einer
Schlichtung bereit. Nach monatelanger
Pause erklärteVorstandschef Carsten
Spohr am Donnerstag,dassman nun
wieder das Gespräch mit der Kabinen-
gewerkschaft Ufo suche. Ufo stimmte
demVorschlag zu. Der am Donnerstag
begonnene 48-stündige Streik bei der
Lufthansa soll wie geplant fortgesetzt
werden.Rund 1300 Flüge wurden ab-
gesagt. Ufo-Sprecher Nicoley Bau-
blies sagte, derKonzernvorstand habe
Ufo «schriftlich mitgeteilt», dass er an
diesemWochenende punkto Lösungs-
wegen inkonkreteVerhandlungen ein-
treten wolle. «Wenn’s nicht klappt, müs-
sen wir am Montag verkünden, dass es
weitere Streiksgibt», fügte er hinzu.

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