Handelsblatt - 31.10.2019

(Michael S) #1
Hohe Rendite mit China-Staatsanleihen
Rendite der 10-jährigen Staatsanleihe im Vergleich
3,31 %

1,1 %


US-Staatsanleihe


Chinesische Staatsanleihe


HANDELSBLATT • Quelle: Bloomberg
1.1.2019 30.10.

3,4

3,1

2,8

2,5

2,2

1,9

1,

1,3

Jakob Blume Frankfurt


D


ie Erwartungen wa-
ren gewaltig – und
wurden enttäuscht:
Vor einem halben
Jahr hatte der Index -
anbieter Bloomberg Barclays chi-
nesische Staatsanleihen in das
wichtigste Barometer des Anleihe-
marktes aufgenommen. Künftig
soll das Gewicht Chinas im „Global
Aggregate Index“ sechs Prozent
betragen. Weil Billionen Dollar An-
legergeld diesem Index folgen,
müsste in den kommenden zwei
Jahren ein dreistelliger Milliarden-
betrag aus dem Ausland auf das
chinesische Festland fließen.

Doch davon ist bislang nicht viel
zu sehen. Zwar liegt das Volumen
chinesischer Anleihen in ausländi-
scher Hand dem Finanzdaten-
dienst Bloomberg zufolge mit 1,7
Billionen Yuan auf einem Rekord-
hoch. Doch das sind nur rund
zwei Prozent des Gesamtmarktes.
Zudem ist der Anteil seit der Öff-
nung der Kapitalmärkte im Früh-
jahr 2019 ist das Volumen kaum
gestiegen. Hayden Briscoe, Anlei-
hechef für Asien und den Pazifi-
kraum bei UBS Asset Manage-
ment, erklärt, noch immer seien
viele westliche Vermögensverwal-
ter nicht darauf vorbereitet, chine-

sische Staatsanleihen zu kaufen.
„Sie kommen zu spät zur Party.“
Zu der Zurückhaltung westli-
cher Geldmanager dürfte auch die
schwache Performance chinesi-
scher Zinspapiere im laufenden
Jahr beitragen. Mittlerweile liegt
die Rendite zehnjähriger chinesi-
scher Staatsanleihen bei rund
3,3 Prozent und damit höher als
zu Jahresbeginn. Das bedeutet,
dass Anleger mit chinesischen
Staatspapieren 2019 bislang leich-
te Kursverluste verbucht haben.
Die Kurse von zehnjährigen US-
Staatsanleihen haben dagegen um
rund 7,5 Prozent zugelegt.

Der Umstand, dass viele Vermö-
gensverwalter in den USA und
Europa die Marktöffnung in China
verschlafen haben, hat sich daher
noch nicht negativ auf die Perfor-
mance der Geldmanager im Ver-
gleich zum Global Aggregate Index
ausgewirkt. Doch an der Notwen-
digkeit für Anleihemanager, sich
mit einem Engagement in China
zu beschäftigen, ändert das nichts.
Im Gegenteil: Der Druck ist zu-
letzt noch größer geworden. Ne-
ben Bloomberg Barclays hat mit
JP Morgan ein weiterer großer In-
dexanbieter angekündigt, chinesi-
sche Staatsanleihen in das wich-

tigste Marktbarometer für Schwel-
lenlandanleihen, den „Emerging
Markets Bond Index“, aufzuneh-
men. Der Anteil chinesischer Zins-
papiere soll sukzessive von null
auf zehn Prozent steigen.
Briscoe schätzt, dass durch die
Aufnahme in die Bloomberg-
Barclays-Indizes bis 2021 rund 500
Milliarden Dollar in chinesische
Bonds fließen werden. Goldman
Sachs zufolge dürfte die Entschei-
dung von JP Morgan einen hohen
zweistelligen Milliardenbetrag zu-
sätzlich gen China lotsen. Briscoe
hält den Aufstieg Chinas an den
Anleihemärkten für „die größte

Yuan-Bonds


Die Scheu vor Chinas Anleihemarkt


Große Zuflüsse in chinesische Zinspapiere bleiben aus. Doch der Druck auf die Geldmanager steigt.


Schanghai: Chinesische
Bonds könnten zum sicheren
Hafen für Anleger werden –
wenn diese sich trauen.

� Oscar Tarneberg/HUBER IMAGES

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DONNERSTAG, 31. OKTOBER 2019, NR. 210


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