Die Welt - 09.11.2019

(ff) #1

25


09.11.19 Samstag, 9. November 2019DWBE-HP


  • Zeit:----Zeit:Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Zeit:-Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Zeit:-Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: ---Zeit:---Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Belichterfreigabe: Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe:
    Belichter: Farbe:Belichter: Farbe:Belichter:


DWBE-HP

DW_DirDW_DirDW_Dir/DW/DW/DW/DW/DWBE-HP/DWBE-HP
09.11.1909.11.1909.11.19/1/1/1/1/LW1/LW1KFISCHE2 5% 25% 50% 75% 95%

DIE WELIE WELTT SAMSTAG,9.NOVEMBER2019SAMSTAG,9.NOVEMBER2019 SEITESEITE 2525

Ein Journal für das
literarische Geschehen

Gegründet von Willy Haas, 1925

O


bwohl Hollywood seit dem
frühen, Nobelpreisträger aus
Berkeley wie Stanford seit
dem mittleren und Silicon
Valley seit dem späten zwan-Valley seit dem späten zwan-
zigsten Jahrhundert mit immer neuen Ener-
gieschüben die Welt entscheidend belebt ha-
ben, traut die westliche Kultur intellektuel-
len oder gar politischen Impulsen von ihrem
pazifischen Ende herzlich wenig zu. Die In-
tuition etwa, dass sich dort eine neue Praxis
von Freiheit zeigen und einspielen könnte,
löst unter eisernem Widerstand gegen den
gerne heraufbeschworenen – und anschei-
nend nie einer Definition bedürfenden –
„Neoliberalismus“ an der amerikanischen
Ostküste ein ebenso lässiges Abwinken aus
wie in Europa.
Für diesen nie revidierten Reaktionsme-
chanismus lässt sich die Geschichte des im
Sommer 1989 erschienenen und bis heute
sprichwörtlich berüchtigten Essays von
Francis Fukuyama unter dem Titel „The End
of History?“ als klassischer Fall anführen.
Die von dem damals noch unbekannten Au-
tor nicht vorhergesehene Implosion des
Staatssozialismus in gerade jenem Jahr hatte
dem Thema eine massive internationale Re-
sonanz beschert, deren empörteste Stimmen
heftig gestikulierend die vermeintlichen –
aber von Fukuyama keineswegs vertretenen


  • „Thesen“ zurückwiesen, die Welt werde
    sich nun nicht mehr verändern oder die Ver-
    gangenheit habe jede Bedeutung für Gegen-
    wart und Zukunft verloren. Tatsächlich hatte
    er mit dem Wort „History“ auf das seit dem
    frühen neunzehnten Jahrhundert etablierte
    geschichtliche Weltbild angespielt und auf
    dessen Versprechen eines staatlich beförder-
    ten Fortschritts hin zur Freiheit als gesell-
    schaftlicher Selbstbestimmung.
    Dass eben jener Prozess an sein eher er-
    folgreiches Ende und mithin zu seiner
    Selbstaufhebung gelangt war, konstatierten
    seit Mitte der Neunzigerjahre dann auch vie-
    le jener Beobachter, die Fukuyama nicht hat-
    ten ernst nehmen (oder bewusst missverste-
    hen) wollen. Die neue Form von Zeit, in der
    wir seither global (das heißt: elektronisch
    vernetzt) unseren Alltag leben, kann man als
    „breite Gegenwart“ beschreiben. Anders als
    im historischen Weltbild präsentiert sich ih-
    re Zukunft nicht mehr als ein zu gestaltender
    Horizont von Möglichkeiten, sondern als Zo-
    ne von Gefahren, die unvermeidlich auf die
    Menschheit zuzukommen scheinen (Klima-
    wandel, demografische Entwicklung oder Er-
    schöpfung der Energiequellen); statt immer
    weiter hinter uns zu bleiben und damit zu-
    nehmend an Relevanz zu verlieren, überflu-
    tet die Vergangenheit nicht zuletzt aufgrund


elektronischer Speichermöglichkeiten die
Gegenwart (kein Tag im Kalender, der kein
„historischer Gedenktag“ wäre); und zwi-
schen der blockierten Zukunft und der gera-
dezu aggressiv präsenten Vergangenheit ist
aus der nicht wahrnehmbar kurzen Gegen-
wart des Übergangs im historischen Weltbild
eine unbewegt breite Gegenwart der Simul-
tanitäten geworden. Alles, Zukunft wie Ver-
gangenheit, wird als Teil der Gegenwart er-
fahren. Allerdings entspricht es der Logik
dieser Zeitlichkeit ohne Vergessen, dass auch
das historische Weltbild, statt „überwun-
den“ zu sein, als Teil der neuen breiten Ge-
genwart verfügbar bleibt.
Aus der zu erobernden und zu gestalten-
den Freiheit des historischen Weltbilds ist
während des vergangenen Vierteljahrhun-
derts in dem Maß eine wachsende Überlast

während des vergangenen Vierteljahrhun-
derts in dem Maß eine wachsende Überlast

während des vergangenen Vierteljahrhun-

von Komplexität geworden, wie sich die zur
Wahl stehenden Lebensformen und Hand-
lungsmöglichkeiten für die Mehrheit der
Weltbevölkerung vervielfacht haben, ohne
dass neue, verbindliche Formen ihrer Bear-
beitung und Reduktion zur Verfügung ste-
hen. Diese Last der allgegenwärtigen Frei-
heitskomplexität, meine ich, erklärt das

ebenfalls allgegenwärtige Aufkommen neuer
politischer Fundamentalismen. Sie sind Ant-
worten auf eine existenzielle Sehnsucht, sich
in Situationen individueller Überkomplexi-in Situationen individueller Überkomplexi-
tät an „starken“ Persönlichkeiten und ihren
unterkomplexen Positionen festzuhalten.
Doch damit ist nur der eine, sichtbarere
von zwei Typen des gegenwärtigen Funda-
mentalismus benannt. Ihm funktionsäquiva-
lent, wenn auch ideologisch entgegenge-
setzt, hat sich – keinesfalls nur in den Verei-
nigten Staaten und an ihren Universitäten –
die ursprünglich selbst ernannte „politische
Korrektheit“ entwickelt, die das ja nie ganz
eliminierte historische Weltbild mit seinen
Patina-überzogenen Zukunftsversprechen,
„ethischen“ Gewissheiten und staatlich ga-
rantierten Freiheiten von vielfältiger Unter-
drückung wieder in Umlauf gebracht hat, so
als seien wir nie am „Ende der Geschichte“
angekommen. Freiheit als individuelle Über-
last in der breiten Gegenwart, müssen wir
konstatieren, ist zu der zynisch praktizierten
„Freiheit“ von Politikern der lauten Töne
und von selbst ernannten Vordenkern mu-
tiert, allerlei Varianten komplexitätsreduzie-
render Orientierungen und Sicherheiten
ganz ohne Argumente anzubieten.
Die Welt um die Bay von San Francisco je-
doch, welche das Silicon Valley einschließt,
ohne mit elektronischer Technologie syno-
nym zu sein (so empfinden es selbst Besu-
cher aus Europa, um dann schnell über die
eigene Begeisterung erschrocken zu sein)
lebt in täglicher Intensität eine andere Form
von Freiheit, die sich weder als Alternative
oder gar als globale Problemlösung auffasst,
noch an die hoch kanonisierten Freiheits-
werte der Gründerväter amerikanischer De-
mokratie anschließt. Viele reiben sich die
Augen angesichts solcher Erfahrungen: denn
wie soll sich eine neue Praxis von Freiheit in-
nerhalb jener Gesellschaft ereignen, die Do-
nald Trump zu ihrem Präsidenten gewählt
hat (und möglicherweise wieder wählen
wird), zumal in einem Landstrich, der Milli-
ardäre nach Tausenden zählt?
Die erste, sachlich-einfache Antwort
heißt, dass Nordkalifornien entgegen der alt-
ehrwürdigen Gleichung „reich = rechts“ zu
den wenigen verbleibenden Hochburgen des
liberalen Flügels der demokratischen Partei
gehört. Weiter trägt und möglicherweise zu
den Prämissen der anderen Freiheit gehört
eine Tendenz, die hier „libertarian“, „liber-
tär“, heißt und die sich möglicherweise ver-
stärkt hat, seit ihre eher paradoxalen Versu-
che einer Parteigründung glücklicherweise
im Sand verlaufen sind. In nicht zu unter-
schätzender amerikanischer Tradition res-

pektiert man die Gesetze des Staats,
erfüllt (anders als der Präsident) seine
gar nicht so niedrigen Steuerauflagen –
und nutzt Freiheit als individuelle Unabhän-und nutzt Freiheit als individuelle Unabhän-
gigkeit, die vom Staat (mit Ausnahme der
Freiheit zur Meinungsäußerung) weder ge-
schützt wird noch gegen ihn zu erringen ist.
Washington scheint an die Peripherie ge-
rückt. Von Donald Trump ist in europäischen
Medien mehr die besessene Rede als bei Ge-
sprächen unter Kaliforniern.
Entscheidungen werden zweitens – selbst
auf der Ebene von Unternehmen – wenig
prinzipienorientiert und kaum im Blick auf
langfristige Entwicklungen vollzogen. Es
geht um den jeweils nächsten Schritt, das
nächste Wochenende, die nächste Bilanz –
jedenfalls im Vollzug des Alltags, während
sich allein die international bekannten Pro-
tagonisten von Silicon Valley zunehmend in
einem Anspruch und Diskurs grundsätzli-
cher Menschheitsbeglückung gefallen. Nach-
dem sie sich bei einer Podiumsdiskussion
mit Akademikern über den Mangel an quali-
fizierten jungen Fachkräften beklagt hatte,
sah sich eine einflussreiche Vertreterin von
Google mit dem Vorschlag konfrontiert, für
einige Jahre die Einstellung einer bescheide-
nen Zahl von Studenten mit Stanford-Di-
plom zu garantieren. Ihre kurz angebunden
ablehnende Antwort verwies auf ständig
fluktuierende Konjunkturlagen und indivi-
duelle Kompetenzprofile als einzig relevante
Kriterien der Personalpolitik.
Im aktuellen Produktionsprozess, dies ge-
hört zu den am häufigsten wiederholten Be-
obachtungen über Silicon Valley, bleiben die
Hierarchien innerhalb der erstaunlich klei-
nen Arbeitsgruppen flach und flexibel. Dies
setzt Gleichheit als eine dritte Komponente
der Freiheitspraxis voraus. Nicht allerdings
Gleichheit als vom Staat auferlegte Grenze
individuell erfolgreicher Entfaltung, sondern
als beständig erneuerte Gleichheit der Chan-
cen und Startbedingungen. Zur Typologie
der weltweit kopierten Start-ups gehört auch
die Freiheit, einen Ansatz, dessen Verspre-
chen und Prognosen sich nicht erfüllen, früh
abzubrechen, ohne dass ein solcher Schritt
unmittelbar die Möglichkeit eines neuen, an-
ders orientierten Versuchs beeinträchtigte.
Als Fluchtpunkt aus individueller Unab-
hängigkeit, kurzfristiger Planung und erneu-
erbarer Gleichheit der Startbedingungen
mag dann das ganz konkret verstandene
Leitmotiv von Nordkalifornien entstanden
sein: „Nothing is impossible.“ Vom klassi-
schen Selbstverständnis der Vereinigten
Staaten als „Land der unbegrenzten Mög-
lichkeiten“ unterscheidet es sich durch seine

Offenheit für das nicht
Vorhergesehene und Vor-
hersehbare, für das Ereignis,
und für die überraschende He-und für die überraschende He-
rausforderung, aus deren Bewältigung sich
Diskontinuitäten mit Innovationswert erge-
ben können. Eine Euphorie der Nüchtern-
heit (wie sie Friedrich Hölderlin vielleicht
beschrieben hätte) klingt in diesem Satz an,
ein unbegrenztes Selbstvertrauen mit Au-
genmaß und ein ekstatischer Realismus, die
zum Beispiel das Gefühl vieler Programmie-
rer erklären, allein in Silicon Valley ihre
stärksten Intuitionen zu haben. Sie nennen
diese Stimmung „bliss“, im Sinn eines (nie
auf Dauer gestellten) Glücks, ja eines säkula-
ren Segens, die wie objektive Arbeitsbedin-
gungen wirken und sich dennoch stets indi-
viduell artikulieren.
Habe ich mich nun zur der kaum zu ver-
antworteten Behauptung verstiegen, meine
Wahlheimat sei eine Insel der Seligen? Oder
anders formuliert: Was ist der Preis von
„bliss“, soll und kann man diese Gegend
wirklich nachahmen? Eine Dimension jenes
Preises liegt in der beständigen Anspannung
eines Wettbewerbs, der sich aus heroischer
Subjektperspektive als athletisch und in so-
zialdemokratischer Interpretation als Stress
erleben lässt. Zu ihm gehört – bei aller er-
neuerbaren Gleichheit der Startchancen –
das Risiko eines Scheiterns, das nicht durch
wohlfahrtsstaatliche Sicherheitsnetze aufge-
fangen wird. Und solches Scheitern ist auch
die eine Seite einer potenziell grenzenlosen
Ungleichheit, die gerade im Umfeld der Kon-
zern-Headquarters, aber selbst nahe beim
Stanford Campus greifbar wird.
Die Seligkeit der – neuen – Freiheit bleibt
wohl nicht nur lokal eine Seligkeit auf Zeit
und mit kaum ausschaltbaren Risiken. Ob
wirkliche individuelle Freiheit ohne solche
Komponenten zu haben und zu erleben ist,
bleibt eine Frage für die Zukunft. Ich kann
mir eine andere Existenz (auch und durch-
aus im Sinn einer Sucht) nicht mehr vorstel-
len, weil sie – selbst im achten Lebensjahr-
zehnt – die Möglichkeit von nie vorwegzu-
nehmenden Selbsterneuerung einschließt.
Dies scheint dem zwei Jahre weniger alten
Francis Fukuyama ähnlich zu gehen, der 2010
von der Johns Hopkins University in Balti-
more nach Stanford gekommen ist. Hatte
sein frühes Verständnis vom „Ende der Ge-
schichte“ zu einer Unterstützung explizit
neoliberaler Positionen geführt, so gehört er
heute zu den schärfsten und kompetentesten
Kritikern von Donald Trump. Was ihn aller-
dings kaum auf eine stabile politische Positi-
on festlegen wird.

DRAGAN DENDA

EINE SONDERAUSGABE ZUM THEMA FREIHEIT MIT ILLUSTRATIONEN VON DRAGAN DENDA


Nestflucht: Lann Hornscheidtüber freie Liebe, S. 27Mauerspecht: Timothy Garton Ashüber 1989 und die Folgen, S.28


Flatterhaft: Kristen R. Ghodseeüber Sex im Sozialismus, S. 31Paradiesvogel: Hannah Arendtüber Stefan Zweig, S. 32


Über die Freiheit


am westlichen Ende


der Welt. Von


Hans Ulrich Gumbrecht


F


reiheit ist ein Begriff, der sich in den letzten 30 Jahren wie kein anderer ver-
ändert hat. Seit dem Fall der Mauer und seitdem der Politikwissenschaftler
Francis Fukuyama mit seiner missverstandenen These vom „Ende der Ge-
schichte“ die Debatten über die Zukunft der westlichen Welt bestimmte, scheint
eine Zeit angebrochen, die das 20. Jahrhundert schleichend, fast zögerlich hinter
sich lässt, in der das postmoderne Bewusstsein aber noch keine neuen Kategorien
gefunden hat, in denen es sich zu Hause fühlen könnte. Die alten Theorien – Frei-
heit sei die Möglichkeit, nach selbst erhobenen Prinzipien zu entscheiden und sich
somit selbst als frei zu begreifen, wie es Immanuel Kant fasste oder, wie Isaiah Ber-
lin, zwischen Freiheit von etwas und Freiheit, etwas zu tun, zu unterscheiden –
scheinen die heutige Welt nicht mehr greifen zu können. Wir haben
daher in allen Bereichen des Lebens nachgespürt: Ist Freiheit, zu tun
und lassen, was man möchte, eine vernünftige Freiheit, oder brau-
chen wir einen neuen Liberalismus von unten, wie Jan-Werner Mül-
ler aus Princeton meint? Kann der Brexit einen Freiheitsmoment be-
deuten, wie der Oxforder Historiker Timothy Garton Ash fragt?
Oder ist die Stimmung der Freiheit ohnehin nur am besten
spürbar am westlichen Ende der Welt, wie der Literaturwis-
senschaftler Hans Ulrich Gumbrecht aus Stanford meint?
Auf den folgenden Seiten finden Sie keine Meinungen und
Statements, sondern Ideen, Vorschläge, Ansätze, Möglichkei-
ten, Utopien – alles Denkformen der Freiheit. MARA DELIUS

© WELTN24 GmbH. Alle Rechte vorbehalten - Jede Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exclusiv über https://www.axelspringer-syndication.de/angebot/lizenzierung DIE WELT -2019-11-09-ab-22 47c644d02076b60c6dbeacaf0bffc380

UPLOADED BY "What's News" vk.com/wsnws TELEGRAM: t.me/whatsnws
Free download pdf