Handelsblatt - 14.11.2019

(Steven Felgate) #1

World Energy Outlook


Klimaziele in Gefahr


Die Weltenergieagentur


warnt: Die Pläne vieler


Länder für den Klimaschutz


reichen nicht aus.


Kathrin Witsch Düsseldorf


S


eit Monaten scheint es überall
nur ein Thema zu geben: Kli-
maschutz. Der Kohleausstieg

ist beschlossene Sache, die Elektro-


mobilität soll noch mehr gefördert


werden, und Ölheizungen und Plas-


tiktüten wird es in Deutschland ver-


mutlich auch nicht mehr lange ge-


ben. Der neueste World Energy Out-


look der Internationalen Energie-


agentur (IEA) verpasst der Aufbruch-


stimmung jetzt allerdings einen


Dämpfer: „Wenn wir so weiterma-


chen wie bisher, werden wir die Kli-


maziele verfehlen“, warnte IEA-Exe-


kutivdirektor Fatih Birol im Gespräch


mit dem Handelsblatt.


Die Anstrengungen, die viele Län-


der in Sachen Klimaschutz angekün-


digt haben, reichten schlicht nicht


aus, um den Effekt einer immer wei-


ter wachsenden Wirtschaft und der


steigenden Weltbevölkerung aufzu-


wiegen, heißt es in dem am Mittwoch


veröffentlichten Bericht. Zu demsel-


ben Ergebnis kam auch die Stu-


die „Brown to Green“ der internatio-


nalen Initiative Climate Transparen-
cy. Sie untersucht die Klimapolitik
der G20-Staaten.
„Im Moment läuft alles in die fal-
sche Richtung“, sagte Birol. Denn
auch wenn der Anteil erneuerbarer
Energien schneller wächst als alle an-
deren Energieformen, bleiben fossile
Energieträger wie Öl, Kohle und Gas
mit 80 Prozent die wichtigsten Säu-
len der globalen Energiewelt. Beson-
ders Öl und Gas werden nach Ansicht
der IEA-Experten in den kommen-
den Jahrzehnten weiterhin eine tra-
gende Rolle spielen, angefeuert von
der kostengünstigen Fracking-Pro-
duktion aus den USA. „Wir haben ein

Überangebot an billigem Schieferöl
und Gas auf dem Markt, das hat den
Ölpreis trotz aller Anstrengungen der
erdölfördernden Staaten in diesem
Jahr im Durchschnitt auf 60 Dollar
pro Barrel gehalten“, erklärte Birol.
Wenn die USA in diesem Tempo
weiter produzierten, wären sie in 20
Jahren für 85 Prozent des weltweiten
Ölproduktionswachstums verant-
wortlich. Die Marktmacht des Ölkar-
tells Opec und Russlands würde wei-
ter schwinden und damit auch die
Möglichkeit, auf die Preisentwicklung
einzugreifen. Ein niedriger Ölpreis,
so wie in diesem Jahr, könnte den
Verbrauch weiter ankurbeln.

„Kohle ist aber definitiv der größte
Emissionsproduzent der Welt“, sagte
Birol. Aktuell sind weltweit Kohle-
kraftwerke mit einer Leistung von
579 Gigawatt in Planung, wie die Da-
tenbank Global Coal Exit List aus-
weist. Damit würde sich die weltweit
installierte Leistung um 29 Prozent
erhöhen.
In den vergangenen 20 Jahren gin-
gen 90 Prozent aller neu gebauten
Kohlekraftwerke auf Asien zurück.
Dabei mahnt der von den Vereinten
Nationen eingesetzte Weltklimarat
IPCC eine Stilllegung von 78 Prozent
der weltweiten Kohlekraftwerkskapa-
zitäten bis 2030 an. „Aber Länder
wie Indien, Vietnam, Bangladesch
oder die Philippinen können es sich
nicht leisten, ihre Kohlekraftwerke
frühzeitig vom Netz zu nehmen“, sag-
te Birol.
Nur mit Techniken der Abschei-
dung, Nutzung und Speicherung von
Kohlenstoff könne man das Problem
noch in den Griff bekommen. Und
selbst dann braucht es in Birols Au-
gen immer noch Gas, besonders in
Form von verflüssigtem Erdgas
(LNG), und Atomenergie. Einfache
Lösungen gebe es nicht. „Aber ich
müsste lügen, wenn ich sagen würde,
dass ich große Hoffnungen habe,
dass wir die Klimaziele noch errei-
chen werden“, sagte Birol.

Buckelwal in der
Antarktis: Die
Anstrengungen der
Weltgemeinschaft
gegen den Klima -
wandel reichen
nicht aus.

ddp/PicturePress/Per Andre Hoffmann

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DONNERSTAG, 14. NOVEMBER 2019, NR. 220


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