Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung - 20.10.2019

(Barré) #1

R2 rhein-main FRANKFURTER ALLGEMEINE SONNTAGSZEITUNG, 20. OKTOBER 2019, NR. 42


M+ADI HÜTTER,
Tüftler, hat erfolgreich den neuerli-
chen Umbruch der Eintracht gestal-
tet. Das 3:0 gegen Leverkusen ver-
deutlichte, dass sich die Mann-
schaft wieder hohe Ziele setzen
kann. Der Trainer hat ein Händ-
chen, den noch einmal gewachse-
nen internen Konkurrenzkampf so
zu moderieren, dass er sich leis-
tungssteigernd auf alle auswirkt.
Nebenbei findet er Zeit zu schrei-
ben. Der Titel seines neuen Buchs,
das an diesem Wochen-
ende veröffentlicht
wird, verrät einen Teil
seines Erfolgsrezepts.
Er lautet „Teamgeist“.

M– PETER BEUTH,
Geheimniskrämer, musste im In-
nenausschuss mitteilen, dass der
Ex-Verfassungsschützer Andreas T.
dienstlichen Kontakt mit Stephan
E., dem mutmaßlichen Mörder des
Kasseler Regierungspräsidenten
Walter Lübcke, hatte. Andreas T.
soll 2006 in einem Kasseler Inter-
netcafé gewesen sein, als dort Halit
Yozgat vom NSU ermordet wurde.
Und 2000 hatte T. Berichte in der
Personenakte von Ste-
phan E. namentlich ge-
zeichnet. Komische Zu-
fälle, meint dazu die
Opposition.

M+HANS-DIETER WIEDEN,
Levitenleser, wirft der Frankfurter
Stadtregierung vor, bei teuren Bau-
projekten zu oft das Preisschild zu
vergessen. Vor allem die Folgekos-
ten, zum Beispiel für Kredite, Ab-
schreibung, Instandhaltung und Be-
trieb, tauchten nicht oder nicht prä-
zise genug auf, kritisiert der Leiter
des städtischen Revisionsamts. Sei-
ne Behörde prüft solche Projekte,
kann aber kein Veto einlegen.
Umso wichtiger ist es, dass Wieden
gehört wird. Mit sei-
ner deutlichen Kritik
am Magistrat hat er
sein Kontrollteam in
Erinnerung gebracht.

M+TAREK AL-WAZIR,
Geburtshelfer, weiß, warum sich
Kommunen schwer damit tun, neue
Baugebiete auszuweisen: Man
macht sich beim Wähler nicht be-
liebt. Damit in Rhein-Main die so
dringend gebrauchten Wohnungen
dennoch entstehen, hat der Wirt-
schaftsminister die Initiative „Gro-
ßer Frankfurter Bogen“ angestoßen.
Er will die 54 Kommunen, die weni-
ger als 30 Bahnminuten vom Frank-
furter Hauptbahnhof
entfernt liegen, stark
fördern, etwa Bürger-
dialoge finanzieren.
Das wird wohl helfen.

M+SAŠA STANIŠIĆ,
Preisrichter, hat eine Auszeichnung
erhalten und die Gelegenheit ge-
nutzt, sich gegen den Träger einer
anderen zu wenden. Im Kaisersaal
des Frankfurter Römers kritisierte
der Gewinner des Deutschen Buch-
preises Peter Handke. Er habe das
Glück gehabt, in Bosnien dem zu
entkommen, was Handke in seinen
Jugoslawien-Texten nicht beschrei-
be. Ohne die seitdem geführte De-
batte fühlte sich Hand-
kes Nobelpreis doch
etwas beklemmend an.
Sprechen ist besser als
Schweigen.

Die Darmstädter TennisspielerinAn-
drea Petkovic(32) wird von Dezem-
ber an als Moderatorin für das ZDF
arbeiten. Sie gehöre dann neben
Rudi Cerne undNorbert König
zum Team der „Sportreportage“,
sagte ZDF-SportchefThomas Fuhr-
mannder „Sport-Bild“. Die ersten
beiden Sendungen mit der hessi-
schen Fed-Cup-Spielerin sind für
den 1. und 8. Dezember vorgesehen.
Ihre Tenniskarriere will Petkovic,
die auch für die „Süddeutsche Zei-
tung“ schreibt, parallel zu ihren Fern-
seheinsätzen fortführen.

* * *
Schauspieler und Regisseur Til
Schweiger(55, Foto) hat ein Hotel
in Südafrika eröffnet. Die Lodge in
der Nähe des Addo Elephant Park
nordöstlich der Stadt Port Elizabeth
sei seit einer Woche in Betrieb, sag-
te eine Sprecherin des in Gießen auf-
gewachsenen Stars. Die „Barefoot“-
Lodge mit zehn Suiten, Restaurant,
Lounge-Bereich, Bar und Außen-
pool sei von
Schweiger selbst
designt worden.
In dem Restau-
rant gebe es für
die Region typi-
sche Gerichte.
Schweiger hatte
sein erstes „Bare-
foot“-Hotel 2017
in Timmendorfer Strand bei Lü-
beck eröffnet. In Zusammenarbeit
mit einer Hotelgruppe will der
Schauspieler das „Barefoot“-Hotel-
konzept als Lizenzgeber für weitere
Standorte in Deutschland und ande-
ren Ländern weiterentwickeln.

* * *
Lotto-Fee und ModeratorinFranzis-
ka Reichenbacher(51) hat die Vor-
züge von Stadtbüchereien wiederent-
deckt. Sie habe sich nach Jahrzehn-
ten mal wieder einen Leserausweis
ausstellen lassen, berichtet die Frank-
furterin der Deutschen Presse-Agen-
tur rechtzeitig zur Frankfurter Buch-
messe. „Klingt für manch einen
wahrscheinlich anachronistisch, aber
ich kann es nur empfehlen.“ Sie sei
immer glücklich, wenn sie zwischen
den Regalen hin und her gehen und
stapelweise Bücher durchschauen
könne. In einer Bücherei herrsche
immer eine besondere Atmosphäre.
Es sei meist ruhig, eine gewisse Kon-
zentration liege in der Luft, und es
rieche nach Büchern. „Für mich die
reinste Wellness-Oase“, schwärmt
Reichenbacher. „Ich komme glück-
lich wieder raus.“

* * *
Ebenfalls passend zur Buchmesse
hat MinisterpräsidentVolker Bouf-
fier(67) seine aktuelle Lieblingslek-
türe offenbart. Er blättere derzeit be-
sonders gern in den Fotobüchern sei-
ner Kinder, erzählt der CDU-Politi-
ker in „Bild“. Die ersten Schritte,
das erste Fahrrad ohne Stützräder
oder die Einschulung: „Es sind die
ganz besonderen Momente im Le-
ben, die in diesen Büchern verewigt
sind.“ Wenn er einen solchen Band
zuklappe, werde ihm immer be-
wusst, wie schnell die Zeit verfliege.

In Hanau hat es seit dem Mittelalter
einen der größten jüdischen Ge-
meinden Hessens gegeben. 1605 wur-
de er vor den Toren der Stadt ange-
legt und in der Folgezeit mehrmals
erweitert. Heute nimmt er unter
den in Deutschland erhaltenen jüdi-
schen Friedhöfen allein aufgrund sei-
nes Alters und der Qualität seiner
Grabsteine einen besonderen Platz
ein. Anlass für diese Zeitung, für
nächsten Sonntag, 27. Oktober, zu
Führungen über diesen Friedhof ein-
zuladen. Sie finden um 11 Uhr und
um 14 Uhr statt. Es führen Eckhard
Meise und Alice Noll. Treffpunkt ist
am Jüdischen Friedhof, Mühltor-
weg, in der Nähe des Stadtkranken-
hauses. Parkmöglichkeiten gibt es in
nahe gelegenen Parkhäusern. Wer
teilnehmen möchte, wird gebeten,
sich unter der Rufnummer
0 69/75 91 20 50 anzumelden. mch.

LEUTE DER WOCHE


DIE F.A.Z. LÄDT EIN


PERSÖNLICH


Glück zwischen


den Regalen
Von Ralf Euler

Frankfurt. Nicht nur das modische
Statement ist klar. Die hessische Ministe-
rin für Wissenschaft und Kunst, Angela
Dorn (Die Grünen, grüne Abendrobe),
ist das erste Mal Mit-Gastgeberin des
Hessischen Film- und Kinopreises. Zu-
vor hatte sie der Veranstaltung eine neue
Agenda verpasst: Frauen, Nachwuchs
und die Themen der Film- und Kino-
branche sollen im Mittelpunkt stehen.
Demokratisch, divers, wertschätzend.
Das Gegengift zu jenem Vorfall, der bei
der Gala am Freitagabend in der Alten
Oper nie erwähnt wird, so wie der sprich-
wörtliche Elefant im Raum: die Entlas-
sung des Geschäftsführers der Filmförde-
rung, Hans Joachim Mendig, nach sei-
nem Treffen mit AfD-Sprecher Jörg Meu-
then im vergangenen Juli.
Ministerpräsident Volker Bouffier
(CDU, in Schwarz) preist die Demokra-
tie und das Deutsche Filminstitut und
Filmmuseum (DFF), die Direktorin El-
len Harrington und ihre Vorgängerin
Claudia Dillmann nehmen mit DFF-Vor-
stand Nikolaus Hensel, laut Bouffier der
Vertreter der „Zivilgesellschaft“, den Eh-
renpreis des Ministerpräsidenten entge-
gen: Erstmals hat er keine Darsteller, son-
dern eine Institution gekürt.
Dass das Filmerbe und das Wissen um
den Wert des Kinos immens wichtig
sind, hat dann Laudator Hanns Zischler
in kritische Fragen gekleidet. Popcornsü-
ßes Schwärmen hingegen von dem Trio
junger Schauspieler, die den Programmki-
nos eine Lobrede hielten. Für unmöglich
hätte man gehalten, dass man Reinhard
Meys „Über den Wolken“ in das Reimge-
holper „Hier auf der Leinwand kann die
Freiheit nur grenzenlos sein“ umdichten
und die Preisträger zum Mitsingen nöti-
gen könnte – es geht aber. Wie so vieles
wurde auch das, im Zeichen der Wert-
schätzung der Branche, nicht ausgelassen.
Der Intendant des Hessischen Rund-
funks, Manfred Krupp, lobte „Bewegt-

bild“ und Apps und die Reform seines
Senders, es war viel von Rassismus, Sexis-
mus, dem Auseinanderdriften der Gesell-
schaft die Rede und von Kunstfreiheit.
Selbst vom entlegensten Filmthema noch
zu einem vage politischen Statement zu
gelangen, das die eigene Aufgeschlossen-
heit demonstriert, ist ja auch eine Kunst.
Hermann Vaske, Gewinner des Doku-
mentarfilmpreises mit „Why are you crea-
tive?“, verwies die Helden der Bühne hin-
aus ins Leben, als er sagte, Angst sei der
„Betablocker“ einer offenen Gesellschaft
und der Kreativität. Es gab also auch sehr
kluge Sätze an diesem Abend. Regisseu-
rin Maryam Zaree, die für „Born in
Evin“ den Newcomer-Preis bekam, ver-
band in einer gesammelten, dennoch lei-
denschaftlichen Rede ihre Geschichte als
Kind politisch Verfolgter mit der Forde-
rung nach gegenseitiger Wertschätzung
und sagte, dass man sich angesichts des
politischen Klimas und der Geschichte ge-
rade Deutschlands nicht auseinanderdivi-
dieren lassen dürfe.

Zaree wurde viel gelobt an diesem
Abend – die Größe, ihre Worte einfach
wirken zu lassen, hatten allerdings nur
wenige. Das Weglassen wurde nur an ei-
ner Stelle erfolgreich geübt: Nichts erin-
nerte an 30 Jahre hessische Filmgeschich-
te, anlässlich des 30. Hessischen Film-
und Kinopreises. Stattdessen steuerte die
verblichene Frankfurter Werbefilmpro-
duktion Neue Sentimental Film zur 45
Minuten verspäteten Eröffnung eine An-
sammlung betagter Clips bei, die zumin-
dest eins bewiesen: So sexistisch, wie vor
15 Jahren Unterwäschewerbung aussah,
würde sich das heute niemand mehr zu
drehen trauen. Und während die vom
ZDF entliehenen Moderatoren Katty Sa-
lié und Mitri Sirin die ihnen von der
langjährigen Produktionsfirma der
„Gala“, Barbarella, im neuen Stil des
Abends auferlegten Texte (Die Brüder
Lumière! Transformationsprozesse! Asta
Nielsen! Me too!) deklamierten, lächel-
ten sich über ihnen auf der Leinwand
Geena Davis und Susan Sarandon ein

letztes Mal an, reichten einander die
Hände und rasten in den Grand Canyon.
„Thelma und Louise“, Ridley Scotts
Klassiker von 1991, ist zwar stets als Eman-
zipationsgeschichte gedeutet worden.
Warum aber wohl dieselbe Szene dut-
zendfach Drehbuchpreis (Frauke Lod-
ders) und Schauspielerpreise (Uwe Och-
senknecht und Emma Bading), Preis-
trägerauftritte und Preisträgerabgänge
(Tom Sommerlatte für die Regie von
„Bruder Schwester Herz“, Joshua Keßler
für den Hochschulfilm „Pech und Schwe-
fel“, Aliaksei Paluyan für den Kurzfilm
„See der Freude“, Sonderpreise an Caroli-
ne Link, Laura Tonke und Ronald Zehr-
feld) begleiten musste? Erfreulicherweise
wissen nicht nur die starken Frauen im
Filmgeschäft, dass es andere Formen der
Emanzipation gibt als ausgerechnet kol-
lektiven Selbstmord.
Heute und in den nächsten Tagen werden zahlreiche
Preisträgerfilme in den hessischen Kinos gezeigt.
Eine Übersicht der Preisträger und Termine steht im
Internet unter http://www.wissenschaft.hessen.de

Jüdischer


Friedhof Hanau


ler.frankfurt.Die hessischen Grünen
halten das Klimapaket der Bundesregie-
rung für eine Mogelpackung, wollen es
bei der Beratung im Bundesrat aber auch
nicht in Gänze ablehnen. Man werde sich
jedes der in der Ländervertretung zu bera-
tenden Gesetze genau anschauen und die
Zustimmung von deren Wirksamkeit ab-
hängig machen, beschloss der Parteirat
der Hessen-Grünen, das höchste Be-
schlussorgan nach einer Mitgliederver-
sammlung, gestern in Frankfurt. Eine Zu-
stimmung zu einzelnen Aspekten, wie der
aus Sicht der Grünen richtigen Förde-
rung der Gebäudesanierung, ändere je-
doch nichts an der prinzipiellen Kritik an
den Plänen der Bundesregierung. Für
CDU/CSU und SPD stehe nicht der
Schutz des Klimas, sondern der Zusam-
menhalt der großen Koalition im Mittel-
punkt. „Was jetzt vorliegt, ist kein Klima-
schutz-Programm, sondern ein Groko-
Schutzprogramm.“
Teile des aus vielen Gesetzen beste-
henden Klimapakets bedürfen der Zu-
stimmung des Bundesrats. Wenn sich
die in Hessen regierende CDU/Grü-
nen-Koalition zu bestimmten Vorschlä-

gen nicht einigen kann, wird sie diesen
in der Ländervertretung, wie im Koaliti-
onsvertrag vereinbart, nicht zustim-
men. „Wir wollen keine Fundamental-
opposition“, stellte der Grünen-Frakti-
onsvorsitzende im Landtag, Mathias
Wagner, nach der Parteiratssitzung auf
Anfrage klar. Andererseits seien die
Grünen auch „nicht der Korrekturbe-
trieb für eine Bundesregierung, die er-
kennbar mit Klimaschutz nichts am
Hut hat.“ Ohnehin sei das, was Berlin
vorgelegt habe, im Bundesrat „nicht
mehr zu retten“.
Die Grünen weisen darauf hin, dass
die Bundesregierung dem Bundesrat
nicht das gesamte Paket zur zusammen-
hängenden Beratung und Verbesserung
vorlegen werde. Vielmehr werde es in
zahlreiche Teilgesetze zerlegt, von denen
die wenigsten der Zustimmung der Län-
dervertretung bedürften. „So wird eine
gemeinsame Beratung zwischen Bund
und Ländern über das Klimapaket un-
möglich gemacht.“ Bei einem solchen
Verfahren könne es nur noch um Scha-
densbegrenzung gehen. Die Bundesregie-
rung verspiele die Chance, die breite Rü-

ckendeckung der Bürger für einen effekti-
ven Kampf gegen die Erderwärmung zu
nutzen, heißt es im Beschluss des Grü-
nen-Parteirats. Mit den enttäuschenden
Berliner Vorgaben werde auch die Er-
reichbarkeit der im zwischen CDU und
Grünen in Hessen vereinbarten Klimazie-
le unmöglich. Hessen habe auf nur etwa
20 Prozent des CO 2 -Ausstoßes Einfluss
undsei daher auf die Unterstützung des
Bundes angewiesen.
Aus Sicht seiner Partei müsse vor al-
lem die Wirksamkeit der Pläne der Bun-
desregierung in der Praxis streng geprüft
werden, sagte Grünen-Fraktionschef
Wagner. Dann werde sich schnell erwei-
sen, dass die Maßnahmen unzureichend
seien. Gleiches gelte für die sozialen Fol-
gen der Klimaschutzpolitik. Die Reduzie-
rung des Kohlendioxidausstoßes dürfe
nicht zu Lasten derjenigen gehen, die oh-
nehin schon stark gefordert seien oder zu
wenig besäßen. Soziale Härten müssten
über die Mehreinnahmen aus der
CO 2 -Bepreisung nicht nur ausgeglichen
werden. „In dem Maße, wie CO 2 teurer
wird, muss unser Sozialstaat besser wer-
den“, fordert Wagner.

Texte: balk., mch., , trö., robm., mah.
Fotos: Bergmann, Fricke (2), Bäuml, Stein

Schweiger

robm.Dietzenbach. „Der Angriffskrieg
in Nordsyrien wird mit deutschen Pan-
zern geführt. Das ist ein Skandal.“ Das
sagte Dietmar Bartsch, Fraktionsvorsit-
zender der Linken im Bundestag, wäh-
rend seiner Rede auf dem Parteitag der
hessischen Linken gestern und übte
scharfe Kritik an der Bundesregierung.
Bartsch forderte ein Waffenembargo der
EU gegen die Türkei. Dafür müsse sich
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU)
auf europäischer Ebene einsetzen.
Etwa 130 Delegierte waren nach Diet-
zenbach gekommen, um sowohl über
den Leitantrag „Konsequent für soziale
Gerechtigkeit, Solidarität, sozialökologi-
schen Umbau und Frieden“ zu diskutie-
ren, als auch ihre Vorstellungen zur künf-
tigen Klimapolitik zu formulieren. Die
Delegierten stimmten in zwei Resolutio-

nen dafür, den „rechten Terror“ und den
„völkerrechtswidrigen Angriff der Tür-
kei auf Nordsyrien“ zu stoppen.
Bartsch warnte in seiner Rede vor ei-
nem erstarkten Faschismus in Deutsch-
land. „Der Rechtsextremismus in unse-
rem Land ist gewachsen und hat eine
neue Attraktivität gewonnen“, sagte er,
das sei eine „schreckliche Entwicklung“,
die seit Jahren geleugnet werde. Janine
Wissler, Fraktionsvorsitzende der Lin-
ken im Hessischen Landtag, forderte
Hessens Innenminister Peter Beuth
(CDU) auf, im Fall des ehemaligen Ver-
fassungsschützers Andreas T. und dessen
bekanntgewordenen Kontakten zum mut-
maßlichen Mörder des Kasseler Regie-
rungspräsidenten Walter Lübcke alles Be-
kannte offenzulegen. „Wenn Beuth die
Aufklärung verweigert, muss es einen

neuen Untersuchungsausschuss geben“,
sagte sie. In diesem Zusammenhang übte
sie harsche Kritik auch am hessischen
Verfassungsschutz. Keine andere Behör-
de habe so „für ihre eigene Abschaffung
geworben“ wie der Verfassungsschutz.
Das Erstarken der Grünen bei der
jüngsten Landtagswahl hat sich nach Ein-
schätzung von Wissler nicht in der Lan-
despolitik bemerkbar gemacht. Weder
der Klimaschutz noch die Verkehrswen-
de kämen in Hessen voran. So sei in Hes-
sen dieses Jahr lediglich ein neues Wind-
rad genehmigt worden. „Das hätte die
FDP auch nicht besser hinbekommen“,
sagte sie ironisch unter lautem Beifall
der Delegierten.
Bartsch hatte zuvor das Klimapaket
der Bundesregierung kritisiert und den
Ausbau der Bahn gefordert, damit „die

Lkw von der Straße“ kämen. Zudem
sprach er sich für die stärkere energeti-
sche Sanierung von Gebäuden aus. Er
warnte davor, die Kosten für die Ver-
kehrswende auf die Bevölkerung abzuwäl-
zen: „Es darf nicht sein, dass wieder die
einfachen Leute für die Klimakrise zah-
len. Wir fordern eine Klima-Reichen-
steuer.“ Ausdrücklich hob er Unterstüt-
zung und Wohlwollen der Linken für die
Fridays-for-Future-Bewegung hervor.
Der Leitantrag wurde nach mehreren
Änderungsanträgen mit deutlicher Mehr-
heit angenommen. In ihm bekennt sich
der Landesverband unter anderem zur so-
zialen Sicherheit, zu Klima- und Umwelt-
gerechtigkeit und dem Kampf gegen
Rechts. Zudem bezeichnet sich die hessi-
sche Linke als Partei des Friedens und
der Abrüstung.

„Keine Fundamentalopposition“


Parteirat beschließt: Hessen-Grüne wollen Teilen des Berliner Klimapakets zustimmen


Rückschau gibt


es nicht beim



  1. Hessischen Film-


und Kinopreis. Dafür


viele Bekenntnisse.


Von Eva-Maria Magel


Bitte lächeln: Die hessische Wissenschaftsministerin Angela Dorn und ihr Begleiter tun es gerne. Foto Wonge Bergmann

„Waffenembargo gegen die Türkei“


Parteitag der hessischen Linken: Dietmar Bartsch kritisiert Bundesregierung


Gala mit Elefant im Raum


Foto dpa
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