Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung - 20.10.2019

(Barré) #1

R10 rhein-main-sport FRANKFURTER ALLGEMEINE SONNTAGSZEITUNG, 20. OKTOBER 2019, NR. 42


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Frankfurt.Sie genossen jeden Augen-
blick. Abgekämpft sahen sie aus, als der
Schiedsrichter die aus ihrer Sicht beein-
druckende Partie abpfiff, doch die Haupt-
darsteller der Eintracht auf dem Rasen
und der Rest des Teams auf der Ersatz-
bank, der auf den Platz eilte, um den
3:0-Sieg gemeinsam zu feiern, setzten zu
einem letzten kurzen Sprint an: Im Lauf-
schritt ging es zurück zu Frederik Rön-
now. Dem Torhüter war der Dank der
Kollegen gewiss. Der 27-Jährige hatte sei-
nen zielstrebigen Vorderleuten den Rü-
cken freigehalten und bei diesem Erfolg
im Verfolgerduell mit Bayer Leverkusen
eine Leistung abgeliefert, die von vielen
glanzvollen Momenten gekennzeichnet
war, für die er mit Szenenapplaus be-
dacht wurde.
Gegen Ende der zweiten Halbzeit, als
es um die Widerstandskraft des Gegners
geschehen war, weil seine Akteure immer
wieder feststellten, dass sie zwar Wege in
den Frankfurter Strafraum finden, doch
dann an dem Dänen kein Vorbeikommen
ist, stimmte das Publikum im Stadion
Lobgesänge an, die es so zuvor noch nie
gegeben hatte. Zu Tausenden riefen die
Fans der Eintracht den Namen Rönnows
als Zeichen der Anerkennung für einen
Auftritt, der Zweifel beseitigte und neues
Selbstvertrauen keimen ließ. Rönnow
machte gegen die anfangs derangierte
und erst von der zweiten Halbzeit an ihre
Qualitäten offenbarende Werkself eines
der besten Spiele seines Lebens. Er zeigte
nicht weniger als zehn – zum Teil spekta-
kuläre – Paraden, mit denen er Gegentref-
fer verhinderte; insbesondere seine Ab-
wehraktionen bei einem Drehschuss von
Lucas Alario (43.) und einem Kopfball

des Argentiniers aus sechs Metern (66.)
sowie der Reflex, bei dem er mit der
Hand einen Versuch von Kai Havertz ent-
schärfte, der in letzter Sekunde von Ein-
tracht-Defensivmann Gelson Fernandes
abgefälscht worden war (76.), sahen impo-
nierend aus. Auf Rönnow, der lange war-
ten musste, bis auch er seinen Platz fand
in einem Team, das seit zwölf Monaten
vielfach für seine staunenswerten Vorstel-
lungen gerühmt wurde, prasselte hinter-
her viel Lob nieder. Noch vor dem Ab-
gang in die Kabine nahm ihn Trainer Adi
Hütter auf dem Feld in die Arme und
herzte ihn für ein Bravourstück der beson-
deren Art. Rönnows Vorbereitung auf
den erst neunten Pflichtspieleinsatz im
Trikot der Hessen verlief alles andere als
gewöhnlich. Am Tag vor der Begegnung
mit den Rheinländern wurde der vor ei-
nem Jahr mit großen Erwartungen von
Bröndby IF abgeworbene Profi zum ers-
ten Mal Vater. Geschlafen habe er seit
der Geburt von Sohn Theodor gar nicht,
berichtete er in der Nacht zum Samstag
in den Katakomben der WM-Arena. Er
könne kaum beschreiben, wie sehr ihn
die Emotionen durchfluteten, sagte der

Matchwinner, der bei seinen Worten im-
mer wieder die Augen schloss und lächel-
te. Er sei „happy und stolz“, fügte er an,
gerade weil die vergangenen anderthalb
Jahre bei der Eintracht alles andere als
wunschgemäß verlaufen seien.
Ursprünglich war er als Nachfolger
des nach Leverkusen abgewanderten Lu-
kas Hradecky verpflichtet worden, doch
dann durchkreuzten Verletzungsproble-
me die anfänglichen Pläne. Der Klub lots-
te Kevin Trapp aus Paris zurück an den
Main – und Rönnow rückte ins zweite
Glied. Aufgrund des langwierigen Aus-
falls der etatmäßigen Nummer eins, der
wegen einer Schulteroperation für den
Rest der Hinrunde wird passen müssen,
bietet sich dem schmächtigen Blond-
schopf nun unverhofft die Gelegenheit,
vor großer Kulisse zu zeigen, was er
kann. Seine Rettungstaten gegen Leverku-
sen festigten dabei den Eindruck, dass die
Eintracht auf dem Posten zwischen den
Pfosten ungeachtet von Trapps Abstinenz
überdurchschnittlich gut besetzt ist. „Fre-
di hat uns in den entscheidenden Momen-
ten im Spiel gehalten“, betonte Martin
Hinteregger. Der Verteidiger sah eine kol-

lektive Darbietung, die „nahe an der Per-
fektion“ gewesen sei. Gonçalo Paciência
gab dabei mit seinen beiden Toren
schnell die Richtung vor: In der vierten
Minute vollendete er einen Konter, wäh-
rend er eine Viertelstunde später einen
Handelfmeter sicher verwandelte. Die
frühe Führung bezeichnete Hütter als
„Schlüssel zum Sieg“. Bas Dost rundete
das Glück in der Schlussphase ab, als er
sich gegen drei Verteidiger durchsetzte
und im Fallen das 3:0 erzielte (80.). Pa-
ciência, der sich mit nun fünf Treffern in
der Torjägerliste in die Position hinter
Bayern-Goalgetter Robert Lewandowski
schob, wertete das erfreuliche Resultat als
Zeichen der Stärke der Eintracht, die sich
nach acht Spieltagen und nunmehr 14
Punkten im oberen Tabellenmittelfeld
wiederfindet.
Auch der Portugiese rückte den Bei-
trag Rönnows in den Mittelpunkt, ihm
sei eine „phantastische Performance“ ge-
lungen: „Wir haben Trapp verloren, aber
Rönnow gewonnen. Er verdient es, nun
so gefeiert zu werden.“ Gleichlautend äu-
ßerte sich Fernandes: „Wir wussten, dass
er die richtige Mentalität besitzt. Auch
als er nicht spielte, hat er der Mannschaft
viel gegeben.“ Hütter sprach von zwei Ta-
gen, die dem frischgebackenen Papa
„ewig in Erinnerung bleiben werden“.
Für den Trainer gaben „Herz und Leiden-
schaft“ während der neunzig Minuten,
nach denen die Zuschauer „zufrieden
heimgehen konnten“, den Ausschlag zu-
gunsten seiner Leute. Ein Stück weit
habe es ihn an die „alte Eintracht“ der vo-
rigen Runde erinnert, deren Dynamik vie-
le Konkurrenten nicht gewachsen waren.
Rönnow klang ähnlich enthusiastisch:
„Heute war ein großer Abend.“

dme.Frankfurt. Es dauerte bis zur


  1. Minute, ehe Mainz 05 bei Fortuna
    Düsseldorf in Rückstand geriet. Die
    0:1-Niederlage vor 40 000 Zuschau-
    ern deutete sich freilich im Spielver-
    lauf vom Anpfiff weg fast von Minute
    zu Minute mehr an. Nach einer pas-
    sablen Anfangs-Viertelstunde ließen
    die Mainzer zunächst in der Zwei-
    kampfführung fahrlässig nach. An-
    schließend verloren sie auch noch
    Edimilson Fernandes,als Schiedsrich-
    ter Felix Zwayer schickte den bereits
    verwarnten Schweizer zu Recht mit
    Gelb-Rot des Feldes verwies. Und
    dann hatte irgendwann auch der zu-
    vor überragende Schlussmann Robin
    Zentner keine Chance mehr: Bei ei-
    nem Kopfball von Rouwen Hennings
    aus nur fünf Metern war der Schluss-
    mann machtlos (82.). „Das war heute
    von der ersten bis zur letzten Minute
    einfach zu wenig von uns“, sagte
    Zentner beim Fernsehsender Sky
    und ließ auch die Unterzahl in der
    zweiten Halbzeit nicht als Entschuldi-
    gung gelten. „Auch zu zehnt kann
    man in Düsseldorf mehr ausrichten.“
    So ist Mainz 05 wieder auf Relegati-
    onsrang 16 abgerutscht.
    Der Mainzer Trainer Sandro
    Schwarz bot in der Startelf den Ni-
    gerianer Taiwo Awoniyi auf, dem
    man allerdings seine fehlende Spiel-
    praxis anmerkte: Das erst 22 Jahre
    alte, vom FC Liverpool ausgeliehe-
    ne Sturmtalent darf als Nicht-EU-
    Ausländer nicht in der U 23 spielen,
    für seine Nationalmannschaft wird
    er nicht nominiert. Entsprechend
    vermochte er zuletzt keine Einsatz-
    minuten zu sammeln. Awoniyi war
    45 Minuten lang kaum zu sehen,
    ehe er zur Pause vom Feld musste.
    Nach 25 Minuten machte sich feh-
    lende Zweikampfschärfe bei den
    Mainzern bemerkbar: Tekpetey und
    Karaman kamen zu leicht zum
    Schuss, weil Levin Öztunali und
    Pierre Kunde nicht hartnäckig genug
    waren. Nach einem Eckball kam an-
    schließend Kaan Ayhan zum Kopf-
    ball, der unter der Woche noch per
    Kopfball für die Türkei in Frankreich
    ausgeglichen hatte und somit für den
    strittigen zweiten Fall von Salutjubel
    gesorgt hatte, ohne sich freilich selbst
    an der Militärgrußgeste zu beteiligen.
    Dann erwies Edimilson Fernand
    seinem Team einen Bärendienst, in-
    dem er sich in der Nachspielzeit der
    ersten Halbzeit die Gelb-Rote-Kar-
    te einhandelte, als er seinen Gegen-
    spieler Zimmermann mit zu hoem
    und gestrecktem Bein am Kopf traf.
    Mainz verlegte sich in Unterzahl not-
    gedrungen auf eine Abwehrschlacht,
    da nach vorne gar nichts mehr zu-
    sammen lief. Die Rheinhessen hat-
    ten es Torhüter Zentner zu verdan-
    ken, dass es lange beim torlosen Un-
    entschieden blieb: In der 65. Minute
    wehrte er beispielsweise gleich zwei
    Kopfbälle des ghanaischen Innenver-
    teidigers Kasim Adams binnen nur
    30 Sekunden auf fast wundersame
    Weise ab. Einmal lenkte er den Ball
    im Reflex mit dem linken Arm zur
    Ecke, nach dem folgenden Eckstoß
    riss er die Fäuste ebenso blitzartig in
    die Höhe, um den nächsten Adams-
    Kopfball abzuwehren.
    Düsseldorf sicherte sich dennoch
    spät den verdienten Sieg. Hennings
    verwandelte eine Flanke von Gießel-
    mann per Kopfball zur Führung.


die.Wiesbaden. Moritz Kuhn muss-
te nicht lange überlegen, warum er
am Samstag in der Nachspielzeit die
große Chance zum 1:0-Siegtreffer
gegen Heidenheim kläglich verge-
ben hatte. „Es ging so schnell“, sagte
der Wiesbadener Defensivspieler
und wiederholte sich, als er mit sei-
ner Beschreibung der späten Spiel-
szene zum Ende gekommen war.
Nicht Torjäger Manuel Schäffler
(acht Saisontore) schloss den finalen
Konter in dem Zweitliga-Heimspiel
ab, sondern die Aufgabe kam auf
Kuhn zu, weil ihm der Stürmer den
Ball noch zugespielt hatte. Aber es
war dann ein Leichtes für den Hei-
denheimer Torwart Kevin Müller,
den schwachen Schuss in den Griff
zu bekommen. „Ich wollte den Ball
über den Torhüter lupfen“, sagte
Kuhn. „Ich hätte den Ball jedoch in
die kurze Ecke schießen sollen.“
Seine finale Fehleinschätzung be-
ließ es beim schmucklosen 0:0 vor
gut 5000 Zuschauern. Mit acht
Punkten aus zehn Spielen sind die
Hessen weiter Tabellenletzter. Aller-
dings dürfen sie für sich in An-
spruch nehmen, seit nunmehr drei
Partien ungeschlagen zu sein. Und
was für Cheftrainer Rüdiger Rehm
angesichts von nur einem Gegentor
in diesen 270 Minuten nicht minder
wichtig ist: „Es sieht so aus, dass wir
die Schießbude der Liga geschlossen
haben“, sagte er.
Aller Anfang war für beide Mann-
schaften am zehnten Spieltag
schwer. Die erste Halbzeit mit viel
Kampf und Krampf auf beiden Sei-
ten bot kaum Unterhaltungswert für
das Publikum. Heidenheim hatte
zwei Chancen (14. und 29. Minute)
durch Robert Leipertz, der bei sei-
nen Torabschlüssen nur nicht genau
genug zielte. Und die Wiesbadener
unterzogen Torhüter Müller nicht
ein einziges Mal einer ernsthaften
Prüfung. Sie hatten auch genug mit
sich zu tun. Denn der Zusammen-
prall von Stefan Aigner und Marcel
Titsch-Rivero mit den Köpfen ohne
Einwirkung des Gegners war für die
Hessen nach 23 Minuten ein Schock-
erlebnis. Beide zogen sich nach ers-
ter Einschätzung wohl Nasenbein-
brüche zu, bei Titsch-Rivero, dessen
Lippe außerdem genäht werden
musste, bestehe zudem der Verdacht
auf eine Gehirnerschütterung, teilte
Rehm mit, der so früh zu einem
Doppelwechsel gezwungen wurde.
Nicklas Shipnoski und Paterson Cha-
to ersetzten Aigner und Titsch-Rive-
ro. Deren Ausfälle seien ein „herber
Verlust“ gewesen, sagte der Wiesba-
dener Trainer. „Das hätte die ent-
scheidende Szene werden können.
Kurzzeitig hatten wir ein bisschen
Unruhe.“
Ein gutes Spiel wurde das zähe
Zweitliga-Match auch nach der
Halbzeitpause nicht. Immerhin
stand am Ende der Wiesbadener Be-
mühungen nun aber die eine oder
andere Torchance. Doch auch Maxi-
milian Dittgen schaffte es in der 65.
und 87. Minute nicht, den Heiden-
heimer Torwart Müller zu überwin-
den. „Offensiv haben wir die fal-
schen Entscheidungen getroffen“,
sagte Schäffler. Für die ausgelassene
Chance von Kuhn zum möglichen
lucky punchhatte auch Rehm eine
Erklärung: „Moritz hat nicht damit
gerechnet, dass Manuel den Ball
querlegt.“

„Zwei Tage, die in Erinnerung bleiben“:


Kurz nach der Geburt seines Sohnes


ist Frederik Rönnow beim 3:0 gegen


Bayer Leverkusen mit einer überragenden


Leistung der Mann des Abends.


Von Marc Heinrich


Vaterglück, Fußballglück


„Heute war ein großer Abend“: Keeper Frederik Rönnow lässt sich von den Kollegen Paciência und Abraham feiern. Foto dpa

Trotz Zentner


ohne Chance


Mainz verliert 0:1


inDüsseldorf


Kein Tor,


ein Punkt


Wehen bleibt Letzter,


spürt aber Hoffnung

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