G
ute Nachrichten sind für
uns Unternehmerinnen
und Unternehmer dieser Tage
leider rarer geworden. Die er-
freulich lange Phase durchgän-
gig aufwärts gerichteter wirt-
schaftlicher Entwicklung hat
sich seit einiger Zeit erkenn-
und spürbar abgeschwächt. Die
Konjunktur schaltet einen
Gang zurück. In unseren Un-
ternehmensbefragungen im
IHK-Bezirk Frankfurt am
Main bekommen wir zum vier-
ten Mal in Folge ein immer wei-
ter eingetrübtes Stimmungs-
bild vermittelt.
Noch versuchen die meisten
Betriebe zwar, ihre Investitio-
nen und Beschäftigungspläne
so weit als möglich aufrechtzu-
erhalten, gleichwohl rechnen
immer mehr mit herben Einbu-
ßen im außenwirtschaftlichen
Bereich, die sich über kurz oder
lang noch viel deutlicher als bis-
her im betrieblichen Ablauf
niederschlagen dürften.
Und das kann mit Blick auf
die Nachrichtenlage nicht wirk-
lich verwundern: Allenthalben
beobachten wir auf unserem
Globus Entwicklungen, die
massiv auf der Weltwirtschaft
lasten und die uns insoweit sehr
sorgenvoll stimmen müssen:
Waren es in der ersten Jahres-
hälfte noch Venezuela und die
koreanische Halbinsel, so ist es
jetzt der Nahe Osten, der nicht
zur Ruhe kommt. Auch der im-
mer weiter eskalierte Handels-
streit zwischen den USA und
China lässt noch nicht den gro-
ßen Lösungswurf erkennen.
EXPANSIVE GELDPOLITIK DER
EZB
Auf etwas Licht in Form kons-
truktiver Gespräche folgt viel
zu schnell immer wieder Schat-
ten. Die traurige Erkenntnis
bleibt: Zölle und Handels-
hemmnisse sind heutzutage als
politisches Druckmittel wieder
en vogue. Und auch Europa hat
einige Baustellen: Das italieni-
sche Staatsdefi zit besitzt weiter-
hin erhebliche Sprengkraft für
die Wirtschaft der Eurozone.
Für die britischen Inseln naht
in der Brexit-Frage die Ent-
scheidung, mit allen damit ver-
bundenen ökonomischen Risi-
ken – sowohl für das Vereinigte
Königreich als auch für die
Wirtschaft seiner EU-Handels-
partner. Und die Europäische
Zentralbank wird ihre sehr ex-
pansive Geldpolitik, die die Ge-
schäftsmodelle von Banken
und Versicherungswirtschaft
seit vielen Jahren stark strapa-
ziert, auch unter neuer Leitung
vermutlich noch eine ganze
Weile beibehalten.
Umso wichtiger wäre daher,
mit klugen Maßnahmen die
Betriebe zu entlasten und
Wachstumskräfte zu mobilisie-
ren. Die Wirtschaftspolitik der
Großen Koalition beinhaltete
zuletzt aber auch Gedanken-
spiele über nationale Champi-
ons, Mietpreiseingriffe, Fahr-
verbote und Grundrentenver-
sprechen, die die Bereitschaft
zu ökonomischen Problemlö-
sungen jenseits marktwirt-
schaftlicher Prinzipien erken-
nen ließen. Das ist für uns Un-
ternehmen besonders misslich,
weil unser Markterfolg Hand-
lungsspielraum innerhalb ver-
lässlicher Rahmenbedingungen
erfordert.
REGULIERUNG BREMST
ENERGIEWENDE
Das Jahrhundertprojekt Ener-
giewende stockt; die Preise stei-
gen nicht zuletzt deshalb, weil
auch hier statt mit marktwirt-
schaftlichen Methoden mit ei-
nem erheblichen Maß an Regu-
lierung agiert wird. Beim Um-
fang der öffentlichen Infra-
struktur-, Bildungs- und For-
schungsinvestitionen, insbe-
sondere auf den Zukunftsfel-
dern Breitbandausbau, Digita-
lisierung und KI-Kompetenz,
sind wir von der Weltspitze weit
entfernt – sicherlich nicht zu-
letzt, weil sich auch hierbei der
Staat nicht darauf beschränken
will, einen Rahmen für private
Investitionen vorzugeben und
sich ansonsten zurückzuhalten.
Hinzu kommt: Die bürokra-
tischen Hürden für Betriebe
sind immer noch hoch. Ob und
inwieweit die Maßnahmen der
neuen Mittelstandsstrategie des
Bu ndesw ir tschaf tsministers
hier tatsächlich rasch Abhilfe
schaffen können, gilt es abzu-
warten. Eine Unternehmens-
steuerreform wird – trotz Re-
kordeinnahmen des Fiskus –
wohl auf absehbare Zeit nicht
angegangen werden.
Statt etwa schnellere Ab-
schreibungen, eine Reduzie-
rung der Steuerlast für reinves-
tierte Gewinne, weniger Subs-
tanzelemente in der Gewerbe-
steuer sowie die schrittweise
Senkung von Steuersätzen an-
zugehen, befassen sich die Ko-
alitionäre mit einer teileuropäi-
schen Finanztransaktionssteu-
er, die letztlich die Realwirt-
schaft massiv belastet und der
ohnehin unterentwickelten Ak-
tienkultur in Deutschland wei-
teren Schaden zufügt.
FACHKRÄFTEMANGEL IST DAS
„TOP-RISIKO“
Und damit nicht genug: Wag-
niskapital für innovative Start-
ups bleibt hierzulande Eng-
passfaktor, kreative Gründer
werden ihr Heil absehbar allzu
oft im Ausland suchen. Und der
Fachkräftemangel wird – gera-
de in der Boomregion Frank-
furtRheinMain – zu einem im-
mer drängenderen Problem,
auch weil die Kommunen zu
wenig Bauland ausweisen, auf
dem bezahlbare Wohnungen
entstehen können. Mehr als die
Hälfte unserer Betriebe wertet
den Fachkräftemangel – neben
der Renaissance von Handels-
barrieren – als Top-Risiko für
ihre Geschäftsentwicklung.
In solch unruhigen Zeiten sind
insbesondere für mittelständi-
sche Unternehmen praktikable
und kreative Handreichungen,
Tipps und Hinweise zur Bewäl-
tigung des betrieblichen Alltags
willkommener denn je. Die vie-
len Workshops und Panels unse-
res Mittelstandstags Frankfurt
RheinMain, den wir zum 18.
Mal veranstalten, sind hierfür
bewährte Formate.
Ich wünsche allen Teilneh-
mern daher auch in diesem Jahr
einen lehrreichen und wertstif-
tenden Tag mit einer Fülle an
spannenden Begegnungen und
Gesprächen in der Industrie-
und Handelskammer Frankfurt
am Main.
„Auf Zukunftsfeldern
von der Weltspitze weit entfernt“
Gastbeitrag von Ulrich Caspar, Präsident der IHK Frankfurt am Main,
über globale Handelshemmnisse, Innovationen und bürokra tische Hürden
Wichtiger Treffpunkt für Unter-
nehmer: Der Mittelstandstag
Frankfurt-RheinMain bietet eine
gute Gelegenheit, sich mit ande-
ren Unternehmern und Experten
über aktuelle mittelstandsrele-
vante Themen unter den Schwer-
punktthemen Digitalisierung und
Unternehmensnachfolge auszu-
tauschen. In drei großen Plenen
und 15 Foren wird eingehend über
wichtige Veränderungen unter-
nehmerischer Parameter infor-
miert und diskutiert.
Zu den Themen der diesjäh-
rigen Veranstaltung zählen unter
anderem:
- Profi fußball als Wachstumstrei-
ber der Digitalisierung - Managment Buy-in als Alterna! -
ve in der Unternehmensnachfol-
ge - New Work, nicht-akademische
MitarbeiterInnen und der Mi" el-
stand - Die Zukun# der Unternehmens-
fi nanzierung - Sichtbar werden – erfolgreiche
Online-Kommunika! on - S! e$ ind Rechnungswesen –
Weichenstellung für die digitale
Zukun# - Das Fax ist tot – es lebe die App
- Den Eins! eg in interna! onale
Märkte steuerlich rich! g gestalten - Führung 4.0 – Agil, mit Orien! e-
rung und Struktur- Der digitale Mitarbeiterlebens-
zyklus
- Der digitale Mitarbeiterlebens-
uAnmeldung:
http://www.convent.de/frm
Die Teilnahme ist kostenfrei.
Auf einen Blick: 18. Mittelstandstag – 5. November 2018, 10 bis 16.45 Uhr
IHK Frankfurt am Main, Börsenplatz 4, 60313 Frankfurt
Fotos: José Poblete
Ulrich Caspar
Präsident der IHK Frankfurt am Main
- MITTELSTANDSTAG
FRANKFURTRHEINMAIN
Anzeigen-Sonderveröffentlichung vom 20. Oktober 2019
- November 2019