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rei Menschen waren live dabei,
als Stephan Balliet am vorvergan-
genen Mittwoch – am jüdischen
Feiertag Jom Kippur – in Halle
vergebens versuchte, in die Synagoge
einzudringen, stattdessen eine Passantin
erschoss und einen Gast in einem Döner -
imbiss. Drei Menschen, die das 36 Minu-
ten lange Dokument der Taten, aufgenom-
men von Balliets Helmkamera, auf dem
Internetportal »Twitch« betrachteten, of-
fenbar ohne die Polizei zu informieren.
Die Ermittler des Bundeskriminalamts
suchen nun diese drei Menschen, um sie
zu befragen und vermutlich zu belangen.
Kein leichtes Unterfangen, hatten die drei
doch möglicherweise den sogenannten
Tor-Browser verwendet, der die Rechner
seiner Nutzer verschleiert. Bislang enden
die Spuren der IP-Adressen in den USA
und in der Schweiz.
24 DER SPIEGEL Nr. 43 / 19. 10. 2019
Der blinde Fleck
Extremismus Nach dem Attentat in Halle streiten die Parteien über die richtigen Maßnahmen gegen
die Radikalisierung im Netz. Provider sollen verpflichtet werden, Straftaten anzuzeigen.
Attentäter Balliet vor Haftvorführung in Karlsruhe: Ein »nicht sozialer Mensch«