WELT AM SONNTAG NR. 40 6. OKTOBER 2019 KULTUR 39
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len, die sie öffnen, die sie dazu bringen,
Dinge zu hinterfragen. Um das zu errei-
chen, müssen Kinder nicht unbedingt
en détail begreifen, dass sich dieser
Film vielleicht einigen größeren politi-
schen Themen nähert. Wenn sie am En-
de erkennen, dass Menschen und Fabel-
wesen zusammenleben können, dann
stehen sie Diversität erst mal offen ge-
genüber. Wenn dies ein bisschen durch-
scheint, ist das sehr schön. Andererseits
will ich auch nicht, dass eine solche Bot-
schaft zu offensichtlich ist und alles er-
drückt. Es ist in die Geschichte einge-
bettet, wir treffen darin erstmals die
„Dark Fey“, das Volk von Maleficent.
Gehörnte Fabelwesen wie sie, die aus
vielen Erdteilen kommen. Es ist der
Versuch, über das Konzept der von
Menschen gemachten Grenzen hinaus-
zublicken und die Spaltungen, die da-
durch oft hervorgerufen werden.
Es gibt auch wenig friedfertige Fabel-
wesen: Borra etwa ist ein radikaler
Öko-Krieger.
Das kann man so sagen, ja.
Heute wollen Gruppen wie „Extincti-
on Rebellion“ mit zivilem Ungehor-
sam den Klimawandel bekämpfen.
Andere gehen noch weitaus militan-
ter vor. Sehen Sie die Gefahr eines
Öko-Terrorismus?
Ich weiß nicht genug über die von Ihnen
genannte Gruppe, um darüber etwas sa-
gen zu können. Ich weiß nur, in unse-
rem Alltag herrscht zurzeit viel Angst
und Panik. Und es gibt Gründe, warum
viele Menschen diese Dringlichkeit
empfinden. Wir alle verbringen inzwi-
schen sehr viel Zeit damit zu verstehen,
was in unserer Welt gerade passiert.
Hysterien um Klima, Flüchtlinge, Po-
pulisten, Fake News: das ganze Paket?
Ja, und wir fragen uns, ob es zu anderen
Zeiten unserer Geschichte vergleichba-
re Momente wie diese gab. Ich kann ver-
stehen, wenn Menschen in diesem ge-
genwärtigen aufgeheizten Umfeld sehr
emotional reagieren. Wenn ich in mir
selbst Wut aufsteigen spüre, zwinge ich
mich erst mal zum Nachdenken. Ich
stelle mir Fragen, bevor ich auf irgend-
etwas antworte. Fragen wie: Um welche
Gesetze geht es eigentlich genau, die
jetzt angeblich geändert werden müss-
ten, um welche Form der Politik geht
es? Da meldet sich dann jene Stimme
der Vernunft in mir, eine Stimme, die
mir sagt: Mach erst mal deine Hausauf-
gaben, um sicherzustellen, dass du den
Kontext verstehst. Ich will nicht darauf
fixiert sein, mich möglichst schnell Be-
urteilungen wie „richtig“ oder „falsch“
anschließen zu müssen. Aber: Wir alle
spüren diese Dringlichkeit. Ich konzen-
triere mich darauf, den ruhigen, ratio-
nalen Stimmen zuzuhören.
Sie reden vor den UN oder dem US-
Kongress. Seit der Trennung von Brad
Pitt erziehen Sie sechs Kinder allein,
dazu der Klatsch und Tratsch. Wie be-
wahren Sie die erstrebte innere Ruhe?
Extreme Situationen liegen mir, darin
bin ich gut. In ruhigen Augenblicken ge-
lingt mir das nicht so gut. (lacht)Ich bin
dankbar, dass meine Kinder gesund sind,
für die Freiheiten, die ich habe, dass ich
in einer Position bin, die es mir ermög-
licht, zu einem Teil auf einen positiven
Wandel hinzuarbeiten, sei es bei Um-
weltschutzprojekten oder im UN-Flücht-
lingshilfswerk. Ich erziehe meine Kinder
so, dass sie sich dieser Themen bewusst
sind. Viele Menschen empfinden bei die-
sen Themen ähnlich wie ich, hätten aber
gar nicht die Möglichkeiten oder die Zeit,
sich so zu engagieren, wie ich das mache.
Meine Heldinnen sind alleinerziehende
Mütter, Mütter, die im Gegensatz zu mir
nicht mal eine Minute Zeit haben, ir-
gendetwas Kreatives zu machen. Einfach
weil sie von ihrer täglichen Arbeit so
überwältigt werden, weil sie viele un-
dankbare Jobs annehmen müssen. Des-
halb bin ich in vielerlei Hinsicht sehr
dankbar. Ich wache morgens auf, bin
glücklich mit meinen Kindern und mei-
nen Hunden. Und mit meiner Zeitung.
Die gehört zum Glück dazu?
Ja, ich lese noch sehr gern gedruckte
Zeitungen. Tagsüber lese ich natürlich
auch online oder höre mir BBC World
Service an. Aber morgens, nach dem
Aufstehen, freue ich mich auf Zeitungen
in Papierform. Ich liebe es, darin zu
blättern – und zu lesen natürlich (lacht).
Angelina Jolie wurde am 4. Juni
1 975 in Los Angeles geboren. Die
Regisseurin, Produzentin und
Schauspielerinzählt zu den
höchstbezahlten Stars in Holly-
wood. Seit 2001 ist die Oscar-
Preisträgerin Sonderbotschafte-
rin des UN-Flüchtlingshilfswerks.
2 016 gab sie die Trennung von
ihrem dritten Ehemann Brad Pitt
bekannt, das Paar hat sechs
Kinder, drei leibliche und drei
adoptierte. Ab 17. Oktober ist ihr
neuer Film „Maleficent 2“ im Kino
zu sehen.
Angelina Jolie
Schauspielerin