die von den Trupps der Schwarzhemden gehetzt wurden, und versteckten sie
in ihren Häusern als angebliche Verwandte der Frauen, mit denen sie das Bett
teilten, wie Carbone. Manche Zeugen fragten sich, von welchem dunklen
Dämon ihre Landsmänner besessen waren. Jegliche Anspielung darauf in
ihren Briefen wurde von Attilios Nachfolgern im Postamt pflichtbewusst
geschwärzt. Keine Zeitung in Italien berichtete darüber. Mit der von Rodolfo
Graziani angeordneten Strafaktion versank Addis Abeba in einem schwarzen
Loch, aus dem kein Laut herausdrang, nur tödliches Schweigen.
In Italien war Winter zu der Zeit. Die Felder vor Viola Profetis Küche
waren schwarz, die Pappeln hoch und grau. Der Flug einer Amsel teilte
messerscharf den vom Kanal aufsteigenden Nebel. Immer wenn sie etwas
über Abessinien gelesen hatte, sah Attilios Mutter aus dem Fenster. Die
schlichten Linien der Landschaft von Lugo boten den idealen Hintergrund für
ihre Vorstellungswelt. Ernani brachte ihr die Zeitung mit, wenn er zum
Mittagessen nach Hause kam, nachdem er sie selbst in seinem Bahnhofsbüro
gelesen hatte. Während ihr Mann in seinem Sessel ruhte – niemals länger als
zwanzig Minuten –, schlug sie nach dem Abwasch die Zeitung auf dem
Küchentisch auf. Vor drei Tagen hatte sie die Nachricht vom Attentat
gelesen. Was für eine feige Tat, ein Anschlag auf den großen General,
während er unter den Bettlern Almosen verteilte! Der Leitartikel brachte ihr
Gefühl treffender auf den Punkt, als sie selbst es hätte sagen können. Die
Überschrift lautete: Gewöhnliche Verbrecher.
Bomben auf den Vizekönig zu werfen, während er den Bedürftigen
seine Hilfe zukommen lässt, ist eine Tat von so absurder Brutalität,
dass sie sich nur als niederträchtigstes Verbrechertum erklären lässt.
Kein politischer Grund, kein noch so degenerierter Fanatismus
erklären solch ein Handeln. Die Ansiedlung von Italienern in
Äthiopien kurz nach Kriegsende war von Überlegungen der
Menschlichkeit und Milde geprägt, an denen wir uns immer
orientieren, da sie unserer zivilen Natur entsprechen und den Zielen
unserer Eroberung. Doch nun stehen wir vor gemeinen Übeltätern,
die mit gerechter Unnachgiebigkeit als solche bestraft werden
müssen.