»Ich darf ja tatsächlich niemals hinein«, sagte sie und lachte wieder.
»Und daran bist nur du schuld.«
Es stimmte: Durch Attila wurde Abeba fast jede Nacht unrein. Im
Übrigen war er zwanzig und sie siebzehn. Und auch Abeba hatte mit ihm
Dinge entdeckt, von denen ihr nie jemand erzählt hatte. Die älteren
Schwestern nicht, während sie sich kichernd ihre Frisuren machten, bevor sie
heirateten. Und ganz gewiss nicht dieser Schlappschwanz, der ihr Ehemann
gewesen war. Als sie von Attila zum ersten Mal geküsst wurde, hatte sie Ekel
empfunden. Warum musste er seine Lippen zwischen ihre drängen, ihr
zwischen den Zähnen wühlen, als wolle er ihr Essen stehlen, mit seiner
Zunge durch ihren Mund fahren wie eine dicke Schnecke? Sie sah keinen
Sinn darin. Doch dann gewöhnte sie sich daran. Und schließlich wollte sie
diese Küsse nicht mehr missen, die ihren Bauch weich wie Butter machten,
ihre Beine schwach wie Stroh und den ganzen Rest wie ein einziges Fließen.
Und trotzdem, obwohl sie erst einmal zuvor und nur unter
Schwierigkeiten von einem Mann penetriert worden war, während er bereits
mehr Frauen besessen hatte, als er zählen konnte, war doch Attilio derjenige,
den ihre Begegnung stärker veränderte. Denn Abeba täuschte den Genuss
nicht vor wie die italienischen Nutten, demonstrierte ihn nicht in demütiger
Traurigkeit wie die Zimmervermieterin in Bologna, lebte ihn nicht auf so
merkwürdige und unentzifferbare Art aus wie die sciarmutte. Abeba genoss
und teilte ihre Lust mit ihm. Bot sie ihm dar. Bisher war der Orgasmus seiner
Bettgenossinnen nicht mehr gewesen als ein Beweis seiner Manneskraft, der
ihn sonst nicht weiter betraf. An Abebas Befriedigung nahm er hingegen teil
wie an seiner eigenen. Ihre Freude wurde immer mehr zu seiner, bis es keinen
Unterschied mehr gab. Selbst der Erguss, die physiologische Entladung, der
die männliche Begierde wie eine unaufhaltsame Lokomotive entgegenstrebt,
war nicht mehr das Wichtigste. Sein Orgasmus war nur eines der vielen
Phänomene der Begegnung mit ihr, und am Ende einer langen Nacht des
gegenseitigen Suchens konnte Attilio sogar darauf verzichten, ohne seinen
Genuss geschmälert zu sehen. Sex war für Attilio nicht mehr ein
Grundbedürfnis des Körpers wie der Harndrang oder die Nahrungsaufnahme,
sondern etwas viel Umfassenderes. Es war nicht etwas, das man tut, sondern
ein Ort, an den man sich begibt. Und die Landkarte, um dorthin zu gelangen,
war Abebas Körper. Attilio brauchte Abeba auf eine hilflose und absolute
Art, wie es ihm noch nie zuvor passiert war außer bei seiner Mutter, als er
jeff_l
(Jeff_L)
#1