»Unsere Königin senkt das Haupt in einem Moment der Einkehr, dann
hebt sie ihre weiße, handschuhlose Hand. Da, ein kleines goldenes Funkeln
von zwei Ringen: ihrem eigenen und dem des Königs. Die Hand bewegt sich
in Richtung des Dreifußes ...«
Aus Ernani brach ein sonorer Nieser hervor, dem ein zweiter und noch
ein dritter folgten. Der Bahnhofsvorsteher sah sich entschuldigend um, doch
in diesem Moment der Spannung gab es nichts anderes als die Stimme aus
dem Radio. Nur Viola warf ihm einen Blick zu, ausdrucksloser als eine
Wand. Sie hatte Tausende, kaum wahrnehmbare und für Außenstehende
unsichtbare Arten, ihm die Enttäuschung zu zeigen, die jede seiner Regungen
in ihr auslöste. So auch dieses Mal: Mit einer leichten Drehung des Körpers
und ungeachtet der Schulter, die nun dem Regen preisgegeben war, wandte
sie sich von Ernani ab.
»... ist es so weit! Die Ringe sind mit einem einzigen Klingen in dem
metallenen Gefäß verschwunden. Der Akt, mit dem die Königin den
italienischen Frauen am Tag des Traurings vorangeht, ist vollbracht. Kein
Geräusch stört die überwältigende Schönheit, die religiöse Würde, die
mystische Ergriffenheit dieses Moments.«
Applaus stieg über Piazza Venezia auf und über allen anderen Plätzen
Italiens, auf denen die Worte aus den Lautsprechern klangen. Das ganze
Vaterland war in diesem Moment eine Frau, wie seine Königin.
Als die Berichterstattung vom Denkmal des Unbekannten Soldaten
endete, begann die Sammlung im restlichen Land. In Lugo war nach einem
unabänderlichen Naturgesetz wiederum Paolina Baracca die Erste, die ihre
Schmuckstücke spendete.
Broschen, Gold- und Silbermünzen, Besteck, Bilderrahmen. Großzügig
entledigte sich die Gräfin ihrer Besitztümer. Natürlich passten sie nicht alle in
den Kessel; nachdem eines nach dem anderen der Menge präsentiert worden
war, wurde der Sack, in dem sie sich befanden, dem Sektionssekretär
höchstpersönlich übergeben. Nur der Trauring, den sich Paolina unter dem
zustimmend freundlichen Blick ihres stilbewussten Mannes gezogen hatte,
fiel mit einem leichten Klimpern in den noch leeren Kessel. Alle dachten,
dass die Mutter des Helden damit genug zu der imperialen Kraftanstrengung
beigetragen hätte, sowohl was die Quantität als auch was ihre Vorbildrolle
anbelangte, und nun die Reihe an den anderen Ehefrauen der Stadt wäre.
Doch die Gräfin machte keine Anstalten, das Podest zu verlassen. Mit
jeff_l
(Jeff_L)
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