schmetterling

(Martin Jones) #1

stand heute früh noch rum, die Jacke auf dem Sessel, der Schlüsselbund
darin, als habe etwas jäh das Ritual der Heimkehr unterbrochen.
Was ist vergangene Nacht geschehen?
Wo ist der andere, falls es ihn wirklich gibt?
Seltsam, aber in diesem Moment wünscht Luther sein Alter Ego fast
herbei. Zumal dessen Existenz, wie ihm schlagartig bewusst wird, etwas für
sich hätte. Sie würde seine Geschichte untermauern. Wenn es hier einen
Hausherrn seines Namens gibt, muss er selbst anderswo Hausherr sein –
geknüpft daran die Hoffnung, dass jemand Wege findet, ihn
zurückzuschicken.
Zurück in die Welt ohne Jodie –
Er parkt den Streifenwagen in einer Ausbuchtung, geht wie schon einmal
den Weg hoch zu Merle Grubers Haus, sieht den schmutzigen, von
verrottendem Laub bedeckten Chevrolet vor der Garage stehen und hört den
Kiefernhäher seinen Warnruf ausstoßen. Unter seinen Stiefeln knirscht Kies,
knacken kleine Äste. Bärenklau und Flieder mischen sich in die staubige
Luft. Als er die windschiefe Außentreppe ersteigt, heißt sie ihn mit
vertrautem Knarren willkommen. Ohne sonderliche Hast folgt er dem
Verandaverlauf, sieht Merle Gruber schnarchend daliegen, das geöffnete
Buch auf ihrem Bauch und die Brille auf der Nase, während die
Schmeißfliege im halbvollen Glas Tee letzte Zuckungen vollführt. Seit
gestern treibt sie da. Luther würgt an einem Lachkrampf. The Fly that
wouldn’t die. Er ist im Märchenwald gelandet. Merle Schneewittchen Gruber
harrt ihres Prinzen. Unter der Terrassentür betrachtet ihn der Junge, das
Telefon in Händen, mit leerem Erstaunen. Luther nimmt ihm das Ding ab,
sagt ein paar mahnende Worte, die sinnlos auseinandertreiben, und bringt es
vor ihm in Sicherheit.


»Laser-Aufheller.« Hugh Jeffries, Pächter der Bassetts Gasoline Station, stellt
einen Becher Kaffee vor Ruth hin. »Wenn da ein Fuchs über die Straße läuft,

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