schmetterling

(Martin Jones) #1

mit Gott, nicht mit dem Teufel, diesen fadenscheinigen, papiernen
Vertragspartnern, sondern mit einer weit zerstörerischeren Macht: mit sich
selbst. Wie kann er wissen, ob das Ganze gut für ihn ausgeht? In Glück oder
neuer Verzweiflung endet? Wie soll er entscheiden, was zu tun ist? Vielleicht
bedarf er ja eines präziseren Instrumentariums der Selbsterkundung, als das
Leben gemeinhin erfordert. In der Einbahnstraße von Ursache und Wirkung
lässt nur die Erinnerung Tote auferstehen. Fast jeder Mensch hat sich schon
an der Unmöglichkeit erschöpft, Dinge nicht rückgängig machen zu können,
aber lag darin nicht immer auch eine gewisse Gnade? War nicht die
Versöhnung mit dem Tod anderer zugleich auch die mit dem eigenen?
All das wird für ihn außer Kraft gesetzt.
Was soll ich tun?, denkt er.
Zur Tür gehen und nachschauen, wer dort ist, sagt die Klingel.
Als er öffnet, steht Eleanor Bender auf dem Gang. Luther erkennt sie
sofort. Auf Fotos präsentiert sie eine Art Fröhlichkeit, wie sie Menschen
kennzeichnet, die an das absolut Gute ihres Tuns glauben. Jetzt liegt schlecht
verhohlene Nervosität in ihrem Lächeln.
»Luther Opoku. Schön, Sie zu treffen.«
»Dr. Bender! Wollen Sie reinkommen?«
»Nein. Ich will Sie mitnehmen. Ich dachte, Sie möchten vielleicht ein paar
interessante Dinge sehen.«
Das kommt einem Lockruf gleich. Was interessiert diese Frau an ihm? Nie
zuvor hat er mit ihr gesprochen, nicht die mindeste Vorstellung, wie viel sie
von den Vorgängen weiß. Als Gesellschafterin dürfte sie mit der Funktion
des Tors vertraut sein, aber auch das ist bloße Spekulation. Nicht allerdings,
dass sie zu Pilar Guzmáns engerem Freundeskreis zählt. Luther rechnet eins
und eins zusammen. Er kann förmlich hören, wie Elmar der Frau Doktor
zuraunt: Fühl dem verdammten Sheriff ein bisschen auf den Zahn.
»Warum nicht«, sagt er. »Woran dachten Sie?«

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