DER SPIEGEL Nr. 37 / 7. 9. 2019 41
D
er Nepperminer See auf der Ostsee-
insel Usedom ist ein idyllisches
Fleckchen. Am Ufer wiegt sich der
Schilf im Wind, auf einem Steg kann man
aufs Wasser hinausspazieren. Gleich links
daneben liegen vier private Ferienhäuser.
Eine der Immobilien gehört dem Innen-
minister von Mecklenburg-Vorpommern,
Lorenz Caffier. Schon länger gibt es Streit
darüber, wieso er und seine Grundstücks-
nachbarn ihre Ferienhäuschen mitten in
das geschützte Röhricht hineinbauen durf-
ten (SPIEGEL36/2018).
Vor gut drei Wochen scheiterte der
CDU-Politiker Caffier vor dem Landge-
richt Stralsund mit seiner Klage gegen den
SPD-Kreistagsabgeordneten Günther Ji-
keli. Der darf den Bau des Häuschens erst
einmal weiter als »rechtswidrig« oder »il-
legal« bewerten. Auch nach Auffassung
des Bundes für Umwelt und Naturschutz
verstoßen die Bauten gegen Naturschutz-
gesetze und hätten so nicht genehmigt wer-
den dürfen. Und dem SPIEGELliegen nun
Behördenunterlagen vor, die weitere Un-
gereimtheiten aufzeigen.
Caffiers Kaufvertrag für das Grundstück
in der Gemeinde Benz trägt das Datum
- März 2007. Als Verkäufer zeichnete sein
Parteifreund Karl-Heinz Schröder, damals
Bürgermeister. Der Kaufpreis: 2700 Euro
für 54 Quadratmeter mit unverbaubarem
Seeblick. Die Ehefrau des Bürgermeisters
erwarb das Nachbargrundstück, 39 Qua-
dratmeter für 1950 Euro. Doch bereits Mo-
nate zuvor hatte jemand dafür gesorgt,
dass der künftige Baugrund in den See hi-
nein aufgeschüttet und damit vergrößert
wurde – »weit über die festgesetzte Bau-
grenze hinaus«, wie die Untere Natur-
schutzbehörde monierte. Das zuständige
Amt Usedom Süd spricht heute von einer
»ungenehmigten Erdaufschüttung«, die
nachträglich »legalisiert« wurde – durch
Änderung des Bebauungsplans. Der Ver-
ursacher der Verkippung sei »hier nicht
bekannt«, so ein leitender Beamte.
Fragwürdig ist, wie Caffier – und seine
Nachbarin Schröder – ihre Grundstücke
vergrößerten. Aus Bundeseigentum kaufte
Caffier noch ein Uferflurstück dazu: 113
Quadratmeter, das bestätigt das Wasserstra-
ßen- und Schifffahrtsamt Stralsund. Es habe
sich ursprünglich um eine Wasserfläche ge-
handelt, für die Caffier einen Nutzungsver-
trag gehabt habe. Nachdem die Fläche
»landfest« gemacht worden sei, sei sie an
ihn verkauft worden. Damit ließe sich theo-
retisch erklären, warum am Baugrund so
eilig aufgeschüttet wurde. Denn
Wasserflächen, so das Amt, dür -
fen nicht verkauft werden.
Caffier beruft sich auf den
gültigen Bebauungsplan. Die
Behördenakten zeigen indes,
wie der Plan passend gemacht
wurde, um die privaten Ferien -
häuser dort zu ermöglichen,
wo eigentlich ein Bauverbot
gilt. Den Bebauungsplan be-
gründete Bürgermeister Schrö-
der mit der »touristischen Ent-
wicklung«, er nannte Projek-
te – die aber nie kamen.
2010 kippten Laster erneut
Erdaushub ins Schilf, »verse-
hentlich«, wie es im Amt Use-
dom heißt. Wieder will keiner
wissen, wer die Lkw geschickt und die
Spundwände gesetzt hat, die seither die
Grundstücke an der Seeseite begrenzen.
Ein Bericht der Gemeinde verschweigt
den Eingriff in die Natur nicht: Allein für
dieses Baufeld wird ein »Totalverlust« von
320 Quadratmeter Röhricht errechnet so-
wie ein weit größerer »Funktionsverlust«.
Aber dort heißt es, das Röhricht sei ohne-
hin »stark vorbelastet« – weil an das Schilf
eine Promenade, der Steg sowie in der
Nachbarschaft »Bebauung« grenze. Die
Untere Naturschutzbehörde übernahm
später die Begründung fast wortgleich und
genehmigte die Baupläne.
Schon 2007 wurden Ausgleichsmaßnah-
men festgeschrieben. Doch die sind bis
heute nicht vollständig umgesetzt. Ein vor-
gesehenes Gebiet sei gar »nicht renaturie-
rungswürdig«, heißt es im Amt Usedom.
Annette Großbongardt, Horand Knaup
Mail: annette.groß[email protected]
Über die
Grenze
AffärenDubiose Vorgänge um
sein Ferienhaus belasten den
Schweriner Innenminister. Akten
zeigen neue Ungereimtheiten.
STEFAN SAUER / PICTURE ALLIANCE / DPA
CDU-Politiker Caffier in Heringsdorf
Nachträglich legalisiert
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