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Für den FC Chelsea war der Wechsel
zu Nike im Jahr 2016 ein sehr lukrativer
Schritt. Die »Signing Fee«, eine Sonder-
prämie von 70 Millionen Pfund, sowie
eine »Commitment Fee« von 10 Millionen
gingen zwar fast vollständig für die Ent-
schädigung drauf, die Chelsea für die vor-
zeitige Vertragsauflösung an Adidas zah-
len musste, 67 Millionen Pfund nämlich.
Doch alle weiteren Zahlungen, zu denen
sich Nike in einem Vertragswerk von mehr
als 150 Seiten verpflichtet hat, verschaffen
dem Klub bislang ungeahnte Vermark-
tungserlöse.
Der FC Chelsea kassiert von Juli 2019
bis Ende Juni 2032 von dem US-Konzern
eine »Partnership Fee« von 40 Millionen
Pfund pro Saison. Hinzu kommen Lizenz-
gebühren für den Verkauf von Chelsea-
Produkten – Trikots, Jacken, Sportho-
sen – von jährlich rund 15 Millionen
Pfund. Macht auf die Laufzeit von 15 Jah-
ren addiert Einnahmen von 755 Millionen
Pfund, zum Zeitpunkt der Unterschrift
umgerechnet etwa 835 Millionen Euro.
Ein Titel gewinn in der Champions League
würde mit weiteren 3 Millionen vergütet,
ebenso die Meisterschaft in der Premier
League.
Die Vereinbarungen aus dem Jahr 2016,
die den Absprung des FC Chelsea von
Adidas dokumentieren, finden sich im
Datensatz von Football Leaks wie Dutzen-
de weiterer Sponsoringverträge der Sport -
artikelindustrie mit Klubs und Profis. Die
galoppierend fortschreitende Kommerzia-
lisierung des Fußballs, seine Inszenierung,
seine Verklärung, seine Heldenverehrung,
all dies hängt sehr eng zusammen mit dem
Einfluss, den Nike, Adidas und auch Puma
auf die Branche haben.
Die Entscheidung der Konzerne, auf die
Elite zu setzen, ist einer der wesentlichen
Gründe, warum die finanzielle Kluft zwi-
schen den reichen Klubs und dem Rest im-
mer größer wird. So reduziert sich bestän-
dig der Kreis der Mannschaften, die die
Titel in den nationalen und europäischen
Ligen abräumen.
Die Wahrscheinlichkeit, dass Außensei-
ter wie der FC Porto 2004 in der Cham -
pions League, der VfB Stuttgart 2007 in
der Bundesliga oder Leicester City 2016
in der Premier League den Titel gewinnen,
sinkt mit jeder weiteren Saison. Nike und
Adidas zementieren mit ihrem Geld die
Verhältnisse.
An keinem anderen Spieler zeigt sich
der Starkult besser als an Cristiano Ronal-
do. Seit 2004 wirbt der Portugiese für
Nike. Ronaldos Verträge, die sich ebenfalls
in den Football-Leaks-Unterlagen finden,
sind ein Beleg dafür, wie Nike den Helden-
kult befeuert.
Als Ronaldo am 1. September 2004 mit
damals 19 Jahren seinen ersten »Football
Endorsement Contract« unterschrieb, ga-
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