Der Spiegel - 07.09.2019

(Ron) #1
Sport

rantierte ihm Nike bis zum Sommer 2010
ein Basishonorar von 3,65 Millionen Euro.
Das waren 608 000 Euro jährlich.
Am 31. August 2009 wurde diese Ver-
einbarung verlängert. Fortan bekam der
Stürmer pro Jahr mindestens 3,1 Millionen
Euro. Der Vertrag war fixiert bis 2014,
aber er enthielt eine Klausel, unter der er
automatisch bis 2016 weiterlief. Sie besag-
te, dass Nike zwischen September 2009
und Oktober 2013 Nettoeinnahmen von
mindestens 120 Millionen Euro mit dem
weltweiten Verkauf von Ronaldo-Produk-
ten erzielt haben musste.
Das war ganz offen sichtlich der Fall.
Denn zum 1. September 2016 wollten bei-
de Seiten ihre Partner schaft erneut verlän-
gern, wie aus einem Vertragsentwurf her-
vorgeht.
Ronaldos neuer Kontrakt soll nun bis
Mitte des Jahres 2026 laufen. Dann ist der
Superstar 41 Jahre alt. Dem Vertragsent-
wurf zufolge würde Ronaldo in diesen
zehn Jahren Zahlungen von 162 Millionen
Euro bekommen, vorausgesetzt, er spielt
für einen Klub der Kategorie A. Für be-
sondere Auszeichnungen wie den Ballon
d’Or, die Wahl zum Weltfußballer des Jah-
res, soll der Portugiese zusätzliche 4 Mil-
lionen Euro kassieren.
Unter den deutschen Spielern profitiert
besonders Mesut Özil vom Wettkampf der
Ausrüster. Sein Vertrag mit Adidas wurde
2013 unterzeichnet und gilt bis Mitte des
Jahres 2020. Weil Özil seine National-
mannschaftskarriere beendet hat, entge-
hen ihm 800 000 Euro pro Jahr. Seine jähr-
liche Gage beläuft sich nun auf 1,2 Millio-
nen Euro – nicht einmal ein Zehntel der
16,2 Millionen, die Ronaldo pro Jahr von
Nike erhalten soll.
Die Firma Polaris Sports Limited in
Dublin, Inhaber von Ronaldos weltweiten
Werberechten und in dem Entwurf Ver-
tragspartner von Nike, reagierte auf Bitte
um Stellungnahme nicht. Carlos Osório
de Castro, ansonsten Ronaldos Anwalt
in allen Lebenslagen, erwiderte dem
SPIEGEL, dass er den Fußballstar in dieser
Sache nicht vertrete. Ronaldos Berater
Jorge Mendes und dessen Agentur Gesti-
fute antworteten ebenfalls nicht.
Die Firma Nike teilte auf Anfrage mit:
»Wir kommentieren keine Verträge mit
Athleten.«
Rafael Buschmann, Michael Wulzinger


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Gegen alles Fremde


TennisNaomi Osaka soll das neue, weltoffene Gesicht Japans zeigen.
Dabei musste die dunkelhäutige Grand-Slam-Siegerin
schon erfahren, wie rassistisch ihr Heimatland sein kann.

D


ie Bastion der besten Tennisspiele-
rin Japans ist ein Ort am äußersten
Rand des Landes. Rund anderthalb
Flugstunden nördlich von Tokio liegt am
Ostzipfel der Insel Hokkaido die 26 000-
Einwohner-Stadt Nemuro. Ein verschlafe-
nes Nest, das Fremde bisher nur mit der
Möglichkeit zur Beobachtung seltener
Vögel anlockte. Der Ausländeranteil von
1,35 Prozent liegt hier noch unter dem ja-
panischen Durchschnitt.
Ausgerechnet die dunkelhäutige Naomi
Osaka elektrisiert seit einem Jahr nicht
nur die Menschen im entlegenen Fischer-
ort. Als der Jungstar im Januar mit den
Australian Open den zweiten Grand Slam
gewonnen hatte und als erste Japanerin
an die Spitze der Weltrangliste geklettert
war, widmete das Rathaus von Nemuro
der 21-Jährigen die erste Ausstellung über-
haupt. Osakas stolzer Großvater Tetsuo,
der hier dem Fischereiverband vorsitzt,
hatte von der Enkelin kurzerhand Schläger,
Bälle und Trainingsjacken organisiert und
ließ alles in Vitrinen im Rathausfoyer aus-
stellen.
Inzwischen fungiert Naomi Osaka über-
all im Land als Symbol für ein neues Japan.
Im nächsten Sommer finden in Tokio die
Olympischen Spiele statt. Dann will sich
Japan als modernes, weltoffenes und di-
verses Land präsentieren. Eine von Tokios
offiziellen Olympiavisionen, »Einheit
durch Vielfalt«, wird überall auf Plakaten
und in Werbespots verbreitet, und Osaka
soll das Postergirl dazu werden.
Seit ihrem Finalsieg über die Tennis -
legende Serena Williams bei den US Open
2018 ist sie zum Megastar geworden. Ne-
ben Konzernen wie Mastercard, Nike und
Procter & Gamble sind es vor allem japani-
sche Unternehmen, die sich Osakas Gesicht
für Werbezwecke gesichert haben. Zu den
Sponsoren gehören die Fluglinie All Nip-
pon Airways, der Autobauer Nissan, der
Uhrenhersteller Citizen und die Make-up-
Marke Shiseido. Laut dem US-amerikani-
schen Wirtschaftsmagazin »Forbes« nahm
Osaka im vergangenen Jahr gut 24 Millio-
nen Dollar ein. Das machte sie hinter der
16 Jahre älteren Serena Williams zur zweit-
bestbezahlten Sportlerin der Welt.
Naomi Osaka ist mit ihrem oft unbe-
kümmerten Auftreten und dem verträum-
ten Lächeln nicht nur für Sponsoren ein
Glücksfall. »Vielfalt und Inklusion zu er-

reichen ist grundlegend, damit Menschen
mit diversen Hintergründen ihre Unter-
schiede anerkennen, behaupten und ak-
zeptieren können«, erklärt Masa Takaya,
Sprecher des Organisationskomitees der
Tokioter Spiele. »Nur so kann eine Gesell-
schaft für alle und ohne Diskriminierung
entstehen.«
Die Tochter eines haitianischen Vaters
und einer japanischen Mutter war als Klein-

Sportlerin Osaka am 26. April in Stuttgart:

Auszüge aus dem
SPIEGEL-Buch
Football Leaks 2 – Neue
Enthüllungen aus der
Welt des Profifußballs.
DVA; 576 Seiten;
20 Euro. Erscheint am


  1. September.

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