Süddeutsche Zeitung - 07.09.2019 - 08.09.2019

(Rick Simeone) #1

Vinothek HERBST 2019


Beim Namen St. Laurent fängt man ja unweigerlich an,
französisch zu näseln. Wem dieses Idiom leicht von der
Zunge geht, darf gern dabei bleiben, denn die Rebsorte
ist auch in Frankreich verbreitet. Alle anderen können
aufatmen: Heimat des Sankt Laurent, auch Schwar-
ze Lorenztraube genannt, ist Österreich. Namensge-
ber ist demnach auch kein mondäner Ort im Médoc
oder an der Côte d'Azur, sondern – ausgerechnet – der
Schutzpatron der Bierbrauer.
„In Österreich zählen die Sankt Laurents mit allem
Recht der Welt zu den roten Topweinen“, sagt der Rheinhesse Alexander Flick. „Aber
in Deutschland fehlt mir bei den Roten klimatisch bedingt der letzte Kick. Ich jeden-
falls habe es aufgegeben. Ganz anders die Rosés. Von denen bin ich aromatisch mitt-
lerweile absolut überzeugt!“ Anderthalb Hektar hatte der Vater einst gepflanzt, zu
Hochzeiten des Dornfelder bedingten Rotweinbooms. Nach Weinbaustudium und
Neuseelanderfahrung hat Alexander Flick den Betrieb vor zehn Jahren übernommen
und auf die burgundische Qualitätspyramide von Gutswein, Ortswein und Lagen-
wein umgestellt. Viele Rebsorten aus der Mottenkiste lieblicher Massenware wurden
rigoros herausgerissen. Dem St. Laurent drohte das gleiche Schicksal – doch wurde er
dank eines zweiten Heiligen gerettet.
Der Petersberg ist eine der wenigen freistehenden Erhebungen in der wogenden
rheinhessischen Hügellandschaft und wurde nach dem Apostel Petrus benannt.
„Auf seiner Kuppe hast du eine atemberaubende Fernsicht: Germania, Frankfurt,
Donnersberg“, erzählt Alexander Flick. „Oben befand sich schon in Frühzeiten eine
Kultstätte , später dann ein Markt samt Kirche – die Krypta steht heute noch.“ Aus
weingeologischer Sicht ist der Petersberg ein wahres Kleinod, wobei uns vor allem
der Löss-Lehm am Fuß interessiert, denn dort steht der St. Laurent. Löss-Lehm
gibt den Weinen Kraft, lässt die Frucht so richtig saftig strahlen und steht für eine
finessenreiche Würze. Über welche geradezu magischen Eigenschaften die Gemein-
schaft der Heiligen Petrus und Laurentius verfügt, das zeigte sich an dem exklusiv
vinifizierten Fass, das komplett für die Vinothek gefüllt wurde. Alexander Flick
jedenfalls gerät geradezu ins Schwärmen: „Das hat nichts von diesem typisch
deutschen, kitschigen Rosé-Näschen. Das hat die Würze der südfranzösischen
Garrigue und einen Hauch Kräuter der Provence.“ Womit wir dann doch wieder bei
den Nasalen wären.

Das Teamwork der


Heiligen


Wenn Spitzenwinzer Alexander Flick mit Petrus und


Laurentius zusammenarbeitet, dann erstrahlt selbst ein


deutscher Rosé in südfranzösischer Pracht.


2018 St. Laurent Rosé, Flick,
Rheinhessen, Deutschland
Alkohol: 12,5 % vol
Restzucker: 4,1 g/l
Säure: 6,5 g/l
Rebsorten: 90 % St. Laurent,
10 % Dornfelder

Rheinhessen hat sich gemacht. Von Deutschlands
größtem – und langweiligstem – Anbaugebiet zum
Weiß weinwunderland. Einer der Hauptverantwort-
lichen ist Hans Oliver Spanier. Die Lobeshymnen sind
lang: Winzer des Jahres (Vinum), Kollektion des Jah-
res (Feinschmecker), Weißweinkollektion des Jahres
(Eichelmann), 4,5 von 5 Trauben (Gault&Millau). Und
das war nur ein Auszug der Lorbeeren der letzten drei
Jahre.
Es klingt nach Hype. Doch dahinter stecken fast
30 Jahre harte Arbeit, gepaart mit Können, Intuition und Talent. Gleich nach seiner
Winzerlehre gründete er 1991 ein eigenes Weingut und setzte sofort auf ökologische
Bewirtschaftung. Damals ein gewagtes Unterfangen, das für Sprengstoff sorgte. Zu
einer Zeit, da man Biowinzer als weltfremde Spinner milde belächelte. Doch H.O. –
dieses Kürzel wird in der Weinwelt mittlerweile als Ehrentitel geraunt – ließ sich nicht
beirren. Schon damals stand hinter der Idee weniger sturer Dogmatismus als viel-
mehr die Vision, dass Weine nachhaltige und kompromisslos ehrliche Botschafter ih-
rer Herkunft sein sollen, beziehungsweise sein dürfen.
Der Verzicht auf Kunstdünger, die Reduzierung von Herbiziden und Schwefel war
eben logische Konsequenz und die gewonnene Biodiversität die erfreuliche Folge.
„Die Lebendigkeit der Böden ist mein wichtigstes Ziel, denn nur so kann das, was in der
Zeit weit vor uns liegt und auch ewig nach uns kommt, erlebbar werden“, so der Win-
zer. Die Umstellung auf Biodynamie 2011 war somit eigentlich nur noch Formsache.
Die Erfolge gaben ihm Recht. Umso beeindruckender, dass diese Revolution nicht in
einer hochgeschätzten Weinregion vonstatten ging, zum Beispiel den prominenten
Südhangsteillagen des Rheins, sondern fernab im rheinhessischen Hinterland bei, in
und um Hohen-Sülzen im südlichen Wonnegau. Die Gegend ist geprägt von extrem
kalkhaltigen Böden, und man meint diese als Textur im Wein schmecken zu können
wie bei einem großen Chablis. „Die Traube ist für mich ein Dolmetscher, der unsere
Böden in Wein übersetzt. Und das ist, was mich interessiert: das jenseits der vergäng-
lichen Frucht angesiedelte Aromaspektrum der Steine und Sedimente. Tanzende
Mineralien“, erklärt Hans Oliver Spanier. „Unsere Weine werden nicht gemacht, wir
lassen ihnen Zeit.“ Das dürfen auch Sie, denn diese wundervolle Cuvée aus Weiß-
burgunder und Grauburgunder bereitet zwar schon jetzt riesige Freude, besitzt aber
auch gut und gerne 5 Jahre Lagerpotenzial.

Weltklasse aus dem


Won negau


Hans Oliver Spanier zählt zu den prägenden deutschen


Winzerpersönlichkeiten. Seine weiße Burgunder-


Cuvée ist eine Hommage auf Terroir und Bio-Diversität.


2018 Pinot Blanc & Pinot Gris VDP Gutswein
Battenfeld Spanier, Rheinhessen, Deutschland
Alkohol: 12,5 % vol
Restzucker: 1,7 g/l
Säure: 6,7 g/l
Rebsorten: 70 % Weißburgunder,
30 % Grauburgunder

Lombardei,
Italien

Rheinhessen,
Deutschland

Rheinhessen,
Deutschland

Der Vater von Massimo Sbruzzi vereinte in einer Per-
son die Berufe des Milchbauern, Winzers und Mo-
dehändlers – was seinen Söhnen Gestaltungsspiel-
räume beim Erben eröffnete. Massimo war weder am
Catwalk noch am Cowwalk gelegen und so bekam er
die Weinberge von Feliciana zugesprochen. Doch er
wäre kein echter Sbruzzi, wenn ihm ein Beruf reichen
würde. Als er einen Urlaub (der, wie wir gleich sehen
werden, sein letzter war) auf einem französischen
Weingut verbrachte, kam er ins Schwärmen: Die
Tochter des Hauses betrieb dort eine Pension mit Restaurant. Diese Kombination aus
Weingut und Agriturismo verwirklichte Massimo auch daheim am Gardasee – nur,
dass er in Ermangelung einer erwachsenen Tochter alles selbst macht.
Sollte jetzt bei Ihnen das Bild des sympathischen Chaoten aufpoppen, der sich
ständig verzettelt, so sei Ihnen gesagt: Sympathisch stimmt definitiv, kreativ-cha-
otisch auch – aber wenn es einen Menschen gibt, der seine Projekte auf den Punkt
fokussiert durchzieht, dann ist das Massimo Sbruzzi. Als Winzer steckt er all seine
Energie in die autochthonen Rebsorten des südlichen Gardasees. Bei ihm schmecken
diese Weine nicht nach Dorfschönheit, wie es den Autochthonen häufig eigen ist. Die
Gewächse von Feliciana sind atemberaubend attraktiv und ziehen auch auf interna-
tionalem Parkett alle Blicke auf sich, sobald sie den Raum betreten. In diesem Sinne
hat sich Massimo auf Umwegen der Welt der Mode angenähert.
Das Standbein jedes Winzers am südlichen Gardasee ist selbstverständlich der
Lugana. Die Weine aus dieser lombardischen Denomination haben einfach einen Lauf
und dürfen hierzulande auf keiner Speisekarte der gehobenen Gastronomie fehlen.
Massimo Sbruzzi hat letztes Jahr die als inoffizielle Lugana-Weltmeisterschaft gel-
tende Vinalia der honorigen Weingilde Gran Priorato del Lugana gewonnen, an der
quasi alle namhaften Weingüter teilnehmen. Die Basis der diesjährigen Vinothek-
Cuvée „Garda“ ist deshalb auch die Rebsorte Trebbiano di Lugana, also die Erfolgs-
traube hinter dem derzeit wohl beliebtesten italienischen Weißwein. Als Partnerin
hat der Lombarde die burgundische Rebe Chardonnay gewählt. Nicht von ungefähr
gilt Massimo Sbruzzi als Meister darin, unterschiedliche Stimmungen am Garda-
see einzufangen. Hier ist es ein Spätsommermorgen. Im Duft meint man noch die
Tautropfen auf den Sommerblumen zu vernehmen, am Gaumen künden die saftige
Frucht und feine ätherische Noten von einem wunderbar sonnigen Tag.


Massimos Topmodel,


Zweite Staffel


Mit dem Garda Bianco sorgte Massimo Sbruzzi letzten


Sommer für Furore. Höchste Zeit für eine neue, glanz-


volle Kreation vom Haute Couturier des Gardasees.


2018 Garda Bianco DOP, Azienda
Agricola Feliciana, Lombardei, Italien
Alkohol: 12 % vol
Restzucker: 4,7 g/l
Säure: 6 g/l
Rebsorten: 50 % Chardonnay,
50 % Trebbiano

Ein Weißwein, der mit seinem Aromenspiel
die Herkunft von den Ufern des Gardasees
nicht verleugnen kann. Florale Noten von Glyzinien
und Veilchen verbinden sich mit Aromen reifer
Aprikosen und Ananas. Kraftvoll mit überzeugendem
Finale am Gaumen.

Der Spätsommer lässt grüßen und zeigt
sich mit reifen Fruchtnoten, die an Apfel,
Mirabelle, Aprikose und Birne erinnern. Ein Hauch
von Feuerstein im Duft verleiht diesem Pinot
aromatische Tiefe. Ein saftiger Vertreter, der zu
einem warmen Spätsommertag ebenso passt
wie zu einer kühlen Herbstnacht.

Die zarte Frucht des Saint Laurent Rosé
mit Anklängen Roter Johannisbeeren,
Himbeeren und einer leichten, frischen Zitrusnote
im Hintergrund lädt zum Genießen ein. Feine
Beerenfruchtaromen und zarte Zitrusnoten am
Gaumen.

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