Der Tagesspiegel - 07.09.2019

(John Hannent) #1
Vom 21. bis 27. Oktober interpretieren
während der Food Week 60 Restau-
rants das Thema „The Great Tasty“.
Alle Teilnehmer unter stadtme-
nue.com. Hier unsere Empfehlungen:

LAUSEBENGEL
Berliner Klassiker frech und ausgefeilt


  • von Soljanka mit Jakobsmuschel
    über Currywurst (Foto) bis Rote Grütze.
    Mehr Berlin geht kaum.
    Kreuzberg, Grimmstr. 21,
    Tel. 22474391. 29 Euro


THE GRAND
Gala-Menü mit Austern, Hummer,
Froschschenkeln und Filet Rossini –
klingt dekadent, ist es auch, ganz wie
die Zwanzigerjahre eben.
Mitte, Hirtenstr.4, Tel.2789099555.
99 Euro, Weinbegleitung 49 Euro

ODERBERGER
Dinner mit regionalem Bezug im ehe-
maligen Stadtbad inklusive hochwerti-
ger Getränkebegleitung und Aperitif.
Prenzlauer Berg, Oderberger Str.57,
Tel. 78008976811. 49 Euro

STICKS ’N’ SUSHI
Modern-japanisches Menü mit Scham-
pus, Sushi, Grillspießen, Krabbenkro-
ketten und Lachscarpaccio sowohl
zum Lunch als auch zum Dinner.
Tiergarten, Potsdamer Str.85,
Tel. 88789416. 49 Euro

BLEND
Steffen Sinzinger (Foto) kennt man als
Blogger eher denn als Küchenchef.
Hier ist eine gute Gelegenheit, seine
„Melting Pot“-Küche kennenzulernen.
Tiergarten, Budapester Str.25,
Tel. 26962696. 49 Euro

BEAVIS BAR
Spannendes Bar-Menü, das sich dra-
maturgisch von den Zwanzigerjahren in
die Jetztzeit katapultiert mit handwerk-
lich gemachten Destillaten und dazu
passendem Bar-Food.
Mitte, Veteranenstr. 11,
Tel. 89545111. 49 Euro

LE FAUBOURG
Bislang ist nur bekannt, dass es ein
Gala-Menü geben wird, aber was wir
von Küchenchef René Klages an sei-
ner neuen Wirkungsstätte erlebt ha-
ben, war einfach alles nur großartig.
Charlottenburg, Augsburger Str. 41,
Tel. 8009997700. 99 Euro

Einfach


stark


Portulak-Salat


(Sallatë me burdullak)


REZEPTE


Portulak ist im östlichen Mittelmeerraum weit
verbreitet und aufgrund seines säuerlich-salzigen
Aromas, der knackigen Textur und seiner vielen ge-
sunden Inhaltsstoffe sehr beliebt. Junge Pflanzen las-
sen sich ganz verwenden, bei älteren zupft man besser die
Blätter von den Stielen. Gibt es keinen Portulak, lässt sich die-
ser Salat auch sehr schön mit einer Mischung aus Feldsalat
und Rucola zubereiten. Die gekochten Wachteleier werden im
Restaurant „Mullixhiu“ in Rotweinessig aufbewahrt, man kann
sie aber auch frisch kochen oder durch Hühnereier ersetzen.

ZUTATEN
für das Dressing
100 g Portulak, grob gehackt
6 Eiswürfel
5 EL Olivenöl
Salz

Für den Salat
12 Wachteleier
250 g Portulak, grob gehackt
4 El Olivenöl
1 El Apfelessig, Salz
50 g geräucherter Ricotta

ZUBEREITUNG
Eiswürfel mit 100gPortulak im Mixer pürieren, Öl in dünnem
Strahl während des Mixens zugeben. Weitermixen, bis das Eis
ganz eingearbeitet ist. Mit Salz abschmecken. Wachteleier
weichkochen, abschrecken, pellen und in große Würfel schnei-
den (alternativ 4 Hühnereier). 250g grob gehackten Portulak
mit den Eiern in eine Schüssel geben, Olivenöl und Apfelessig
zugeben, behutsam mischen und mit Salz abschmecken. Zum
Servieren das Dressing in Portionsschalen gießen und den Sa-
lat darauf verteilen. Ricotta über den Salat reiben (alternativ
gereiften Pecorino). Sofort servieren.

E


s verursachte ziemlichen Aufruhr in
der Szene, als der „New York Ti-
mes“-Restaurantkritiker Pete Wells
im März das „Çka Ka Qëllu“ mit
zwei Sternen bewertete. Ein albani-
sches Restaurant in der Bronx! Übli-
cherweise beschränken sich die
Empfehlungen der altehrwürdigen Publikation
auf Manhattan und angesagte Randbezirke. Und
außerdem:Albanien?Wellserklärte inseinem Be-
richt, ein großer Teil der italienischen Gastrono-
mie jenes Bezirks würde seit Langem und sehr
erfolgreich von Albanern betrieben, und essei für
sie wahrhaft an der Zeit gewesen, die eigene Kü-
che in den Vordergrund zu stellen. Dann
schwärmt er von Polenta, Pfannkuchen, Salaten
und geschmorten Bohnen.
Sofort entspann sich auf den Kommentarseiten
eine lebhafte Diskussion um den Begriff der alba-
nischen Küche. Das Beschriebene sei nicht alba-
nisch, sondern mazedonisch-serbisch-montene-
grinisch, Teil des kulinarischen Erbes der ehema-
ligen jugoslawischen Länder und des ottomani-
schen Einflusses...
Albanien. Was wissen wir über dieses Land?
Viel zu wenig. Lange kommunistische Diktatur
und vollkommene Abschottung. Aber doch mit-
ten in Europa, mit Grenze zu Griechenland. Mehr


als 500 Jahre von den Türken beherrscht, umge-
ben von vielen anderen Balkankulturen, Nachbar
Italiens an Adria und Ionischem Meer. Ehemali-
ger Spielball Österreich-Ungarns, des russischen
Zarenreichs und westlicher Großmächte. Klein
und doch so vielfältig, von den Sandstränden am
Meer bis zu den schneebedeckten Alpengipfeln.
MitGriechisch-Orthodoxen, Katholikenund Mus-
limen in zumeist friedlichem Miteinander, star-
ken Clans und Familien neben der zentralen Re-
gierung und einem kulturellen Selbstverständnis,
das vor allem die gemeinsame Sprache als identi-
tätsstiftende Klammer empfindet – über natio-
nale Grenzen hinweg. Die albanische Sprache, so
eigen wie sonst nur die baskische und wenige an-
dere, ist indogermanisch, mit vielen Lehn-
wörtern aus anderen Balkansprachen,
dem Türkischen und Italienischen,
doch nie romanisiert.
Mit einem Blick auf den Teller
(und ins Glas!) lässt sich dieses
so ganz besondere Miteinan-
der am besten begreifen.
Hier trifft Pasta auf Byrek
und Polenta auf Biryani,
mit der ganzen Fülle medi-
terraner Früchte und Ge-
müsen, den Bergweiden
und -bächen und natürlich
dem Meer als Grundlage
und Lieferanten. „Kennst
du das Land, wo die Zitro-
nenblüh’n, imdunkeln Laub
die Goldorangen glüh’n, ein


sanfter Wind vom blauen Himmel weht, die
Myrte still und hoch der Lorbeer steht?“ Viel-
leicht istGoethe jaweitergereist,in ein unbekann-
tes Land, gleichermaßen verwöhnt von der Na-
tur, mit derselben herzlichen Gastfreundschaft
und mediterranen Lebenslust wie Italien.
Albanien also. Für viele Mittelmeertouristen
derletzte„weißeFleck“,derjetztzunehmendent-
decktwird.ErstesZielfürviele:Tirana,dieHaupt-
stadt, quirlige Mischung aus postkommunistisch
und südmediterran, Rom, Istanbul und Ostberlin.
Es ist ein guter Einstieg, um die albanische Küche
zu erforschen, die selbstverständlich viel weiter
zurückgehtalsdieGeschichtedes1912offiziellge-
gründeten kleinen Nationalstaats und eine Un-
mengeanregionalenVariantenaufweist–Diskus-
sionendarüber,werjetzteigentlichwaswiekocht,
kochen müsste, sollte oder gar darf, sind unver-
meidlich, denn letztendlich wird hier über die
Identitätentschieden:Wokommeichher,werbin
ich,wer möchte unddarfich sein?
Dabei kommt das Albanische, das Eigene, erst
ganz langsam wieder zum Zuge, vergleichbar mit
den vielen vietnamesischen Betreibern chinesi-
scherRestaurants, ehe sie sich zur eigenen Küche
bekannten. Nicht nur die albanische Diaspora ist
immens, auch die Landflucht ist bedeutend, und
vielen ist Pizza und Pasta vertrauter als albani-
sche Jufka und Dromesa. Doch das ändert sich,
nicht nur in der Bronx.
Denn das „Çka Ka Qëllu“ – der Name ist eine
albanische Redewendung: Es gibt, was da ist – hat
sichaneinemVorbildinTiranaorientiert,demim
Februar2016vonBledarKolaeröffneten„Mullix-
hiu“.Derheute32-jährigeNordalbaneristangetre-
ten,AlbanienaufdiekulinarischeLandkartezuset-
zen, ganz so, wie es vor 15 Jahren René Redzepi
mit dem Kopenhagener „Noma“ und der nordi-
schenKüchegelungenist.Kolahatsichals15-Jäh-
riger in London vom Tellerwäscher zum Koch
hochgearbeitet,wardorterfolgreichinderSterne-
gastronomie tätig und beschloss zur Überra-
schungseinerFreundeundKollegen,zurückzuge-
hen. Es folgte eine schwierige Phase, aus der ihm
dieBegegnungmitRenéRedzepi(dessenVaterAl-
baner ist) bei einem Sommerpraktikum im
„Noma“denAuswegzeigte.„Das ,Noma‘halfmir,
zu mir selbst zu finden, gab mir Selbstvertrauen.
Mein Umgang mit Menschen änderte sich.
René wusste, was es be-
deutete, anders zu
sein. Er hatte
sich getraut,
auf Foie
Grasund
Ca-

membert zu verzichten, und wenn die nordi-
schen Länder sich kulinarisch neu erfinden konn-
ten, musste das in Albanien auch möglich sein.“
Einige Wochenin Nordschweden imebensoange-
sagten „Fäviken“ bei Magnus Nilsson machen
ihm bewusst, dass Einfachheit eine Stärke ist.
Die Idee eines eigenen Restaurants nimmt kla-
rere Formen an; es soll „Mullixhiu“ heißen, Mül-
ler. „Ich habe mich in dieses Konzept hineinge-
kniet. Müller waren immer arme Kerle, also wol-
len wir den Gästen vermitteln, was es heißt, auf
dem Land zu leben und Weizen, Roggen, Hafer,
Gerste und Mais für Brot und Nudeln zu mahlen.“
Er findet eine geeignete Location, und innerhalb
kürzester Zeit sind die Wände mit alten Holzboh-
len verkleidet, drei Mühlsteine aufgebaut, ist ein
Ofen gemauert. Ein Kühlhaus verwahrt die Liefe-
rungen von Erzeugern aus dem Norden des Lan-
des, die Küche ist bereit. Anfänglich gibt es nicht
einmalMusik,sondernnur dasleiseKlappern der
Mühlsteine.„Aberdaswarunsdannselbsteinbiss-
chenzueintönig.“DochdieServi-
etten, die in den Schubladen
einfacher Holztische be-
reit liegen, sind geflickt,
jeder nimmt sich sein

Besteck selbst, und das Tasting-Menü spielt mit
Traditionellem.
Die Gratwanderung ist von Anfang an eine ge-
wagte,dieReaktionderHauptstädtermehralszö-
gerlich.Dennhiergibteswedereineschicke,ster-
neglitzernde Küche, mit der sich gegenüber Ge-
schäftspartnern angeben lässt, noch die rusti-
kal-einfache und billige Kost, die den Alltag der
meisten Albaner darstellt. „Wir mussten uns
selbstfinden, und das tun wir bis heute“, sagt Ble-
darKola,ständigzwischenSmartphone,Herd,Ne-
benprojektenwieeinemFoodtruckundinternatio-
nalem Journalistenbesuch unterwegs, und trotz-
demanjedemTischganzpräsent.„Anfangswares
wirklichzäh,undwenninjenemSommernichtdie
britischeZeitung,The Independent‘ überuns und
diealbanischeKüchegeschriebenhätte,werweiß,
obesdas ,Mullixhiu‘noch gäbe.“
Die neue albanische Küche ist nicht kompli-
ziert, und bei Bledar Kola ist sie auch nicht
schwer oder überwürzt, weil er die Zutaten ganz
für sich zur Geltung kommen lässt. Es ist eine
Küche, die uns zurückbringt zum Feuer
und zum Korn, eine Küche, die sowohl
Olivenöl als auch Butter liebt, vor al-
lem den Geschmack der braunen

Butter, aber auch die Frische von Sa-
laten und Joghurt. Es ist eine einfache
Küche mit bestmöglichen Zutaten.
Das ist nicht nur ausgesprochen mo-
dern, sondern verweist ironischerweise
auch nach Frankreich: „Faites simple“, hal-
tet es einfach, lautete die Devise von Auguste
Escoffier, dem Doyen der klassischen Haute Cui-
sine.Bledar Kola geht esnicht umTrüffel undJus,
sondern darum, den Nudelteig mit der Hand zu
kneten und auszurollen. „Alles braucht Zeit,
nicht nur Zeit zum Wachsen.“ Er weiß, dass das
Neue auf dem Alten aufbauen muss. „Dass die
traditionelle Küche überhaupt überlebt hat, ist

den Großmüttern zu verdanken. Die haben das
alles durch den Kommunismus gerettet, sie sind
die Heldinnen.“
AlsoorganisierterimSeptember2018mittenin
Tirana ein Food-Festival und holt dafür erfolgrei-
che Kollegen aus Sterne-Restaurants in Mailand,
Kopenhagen und New York in die Stadt; Albaner
wieerselbst,aberimGegensatzzuihmalsTeilder
großen albanischen Diaspora im Ausland geblie-
ben. Zusammen mit den alten Damen kochen sie,
diskutierenüberTraditionsrezepteundNeuinter-
pretationen, sondieren die albanische Küche und
rekalibrieren sie, assistiert von sichtlich beein-
druckten, aufgeregten jungen Hotelfachschülern.
Die werden vielleicht eines Tages auch in die
Ferne ziehen,aber sie sollenwiederkommen, und
sie brauchen positive Vorbilder. Denn natürlich
liegt in Albanien vieles nach wie vor im Argen.
„Wir haben Fehler gemacht in den letzten Jahren,
es ist nicht einfach, sich an die Freiheit zu gewöh-
nen,wenn man so lange eingesperrtwar.“
Im „Mullixhiu“ hält Kola die Preise bewusst
niedrig. Die Atmosphäre ist locker, die meisten
Gerichte werden in Schüsseln serviert, oft toben
Kinder um die Tische. Ebenso wichtig sind die
Kontakte zu Bauern und Hirten, das Aufbauen
von Netzwerken, um lokale Produkte zu fördern,
Existenzen zu sichern, Bewusstsein für das Ei-
gene zu schaffen. Ein Beispiel dafür ist Misha-
vinë, der Käse der albanischen Alpen, eine Aus-
nahmeerscheinung in einem Land, in dem sonst
nurzwischenDjathë, demLakenkäse,derin Grie-
chenland Feta heißt, und Kaçkavall, trocken ge-
reiftenLaibenunterschieden wird. HellgelbeBro-
ckenMishavinë duftennach bergkraxelnden Scha-
fen und Ziegen, wirken auf der Zunge zuerst krü-
melig, dann pulvrig und schließlich cremig. Die
leise Säure erinnert an die große Familie der ana-
tolischen, in Säcken gereiften Tulum-Käse. Pro-
dukte wie den Mishavinë gibt es viele, vom Wein
ganzzu schweigen, dergroßartige heimischeSor-
ten wie Kallmet und Shesh zu bieten hat.
Wenn man dann endlich begriffen hat, dass
dies ein Land wie kein anderes ist, dann wird Al-
banien so vertraut wie das Land, wo die Zitronen
blüh’n. Ein Land mit ungeheurer Lebensfreude.
Ein Land, wo es sich gut essen und trinken lässt,
mit Menschen, die verstehen, wie wichtig das ist.

Dromësa sind die kleinsten Vertreter der großen albanischen
Nudelfamilie. Sie sind sehr schnell und einfach gemacht und
erfordern so gut wie keine technische Ausrüstung.
Es ist jedoch wichtig, sie nach dem Formen entweder sofort zu
kochen oder aber einzufrieren, weil sie sonst weich werden.
Auch bei Tropfnudeln gilt, wie beim Brot und allen anderen
selbst gemachten Nudelsorten: Das bestmögliche Mehl ist ge-
rade gut genug.

ZUTATEN
FÜR DAS NUDELGERICHT
400 g Vollkornmehl
1 Rosmarin- oder Petersilienzweig
4 EL Crème fraîche
1 EL Olivenöl
Salz
2 EL Mishavinë-Käse

ZUBEREITUNG
Vollkornmehl auf einem runden Blech mit Rand ausbreiten (an-
fangs ist es allerdings einfacher, mit einer Teilmenge zu begin-
nen). Kaltes Wasser in einer kleinen Schüssel bereitstellen und
mit dem Rosmarin- oder Petersilienzweig immer wieder Wasser
auf das Mehl sprengen, dabei das Blech kreisend schütteln,
sodass aus den Wassertropfen kleine Nudeln werden. Fortfah-
ren, bis das Mehl beinahe vollständig aufgebraucht ist. Danach
alles auf ein großes Sieb schütten, um die entstandenen Nu-
deln, die Dromësa, vom nicht verarbeiteten Mehl zu trennen,
das man für die nächste Partie Dromësa nutzen kann.
Reichlich Salzwasser zum Kochen bringen, die Dromësa 2 bis 3
Minuten darin kochen und danach abschütten. Crème fraîche
in einer Pfanne zusammen mit den Dromësa erhitzen. 1 EL Oli-
venöl zugeben, mit Salz abschmecken.
2 EL Mishavinë-Käse (alternativ geht auch gereifter Pecorino
oder Blauschimmelkäse) reiben oder zerkrümeln. Über die ferti-
gen Dromësa streuen und servieren.

Tropfnudeln mit Käse


(Dromësa me djathë mishavinë)


Von Elisabeth Binder


D


ieGoldenen Zwanzigerjahre sindals Motivall-
gegenwärtig. Aber wie schmeckten sie eigent-
lich, die Ausschweifungen mit einem Hauch
Dekadenz und Tanz auf dem Vulkan? Die
sechste „Berlin Food Week“ will die Frage be-
antworten. „The Great Tasty“ lautet diesmal das Motto in
Anlehnunganden„GroßenGatsby“.Vom21.bis27.Okto-
berwirddasFestivaldasBikini-Hausinein„HouseofFood“
verwandeln. Dort werden 50 Stände mit Köstlichkeiten
vonManufakturenaufwarten,Genuss-Start-upsundinter-
nationaleProduzentensichpräsentieren.Undeswirdwie-
der das „Stadtmenü“ geben, bei dem mehr als 60 Restau-
rantseineWochelangihrekulinarischeVersionderGolde-
nenZwanzigerinzeitgemäßen Menüsinterpretieren.

Erstmals gibt es – mit Frühstück und Bar-Menüs – den
Themen-Genuss praktisch rund um die Uhr. Die Anzahl
der Gänge legt jedes Restaurant selber fest, ebenso die
Preiskategorie zwischen 19 und 99 Euro. Der Vorverkauf
fürs„Stadtmenü“ hat geradebegonnen.Interessenten müs-
sen sich ranhalten, die wichtigsten Veranstaltungen wer-
den schnell ausgebucht sein.
DerErfolgdesFormatshatauchinDüsseldorfundHam-
burg Begehrlichkeiten geweckt, dort wird es dieses Jahr
zum ersten Mal ein „Stadtmenü“ geben, allerdings schon
vom 9. bis 15. September. Die USA fungieren bei den
Newcomer-Städten als Länderpate, vertreten durch ihre
dortigen Konsulate. Berlin, wo die USA diese Rolle letztes
Jahr übernommenhatten, bleibt diesmal – einer kurzfristi-
gen Absage wegen – ohne ein Patenland. Geschäftsführer
MichaelHetzingeristabermit„einemspannendenInteres-
senten“für künftige FoodWeeksimGespräch.
Amerikanische Akzente wird es beim Berliner Stadt-
menü dennoch reichlich geben. Dem Hummer aus Maine
ist eine Hauptrolle zugedacht, weil die Züchter offizielle
Partner sind. Charles Heidsieck vertritt als weiterer gro-
ßer Partner auch die amerikanische Genusskultur. Das
französische Familienunternehmen hat nach eigenen An-
gaben im19.Jahrhundert als Erstes den Champagner nach
New York gebracht und von da aus auch in den Rest der
Neuen Welt. Anfangs hieß das Getränk dort schlicht
„Charlie“, und bis heute reift der Brut Réserve, aus dem
„Charlie“ gemacht war, in der Champagne in 2000 Jahre
alten Kreidegewölben aus der Römerzeit, deren Form
auch die Flaschen nachempfunden sind.

Erstmals wird auf der Food Week der „Food Mover
Award“ verliehen, ein Preis für die inspirierenden Pio-
niere der Branche. Gleich am Anfang der Woche ge-
schieht das in Kooperation mit dem neuen Magazin
„BEAT“ des Verlages Gruner und Jahr. Unter anderem soll
der Preis die kulinarische Diskussionskultur anregen und
Networking-Chancen schaffen. Aus Berlin ist in der Kate-
gorie „Best Producer“ Florian Domberger aus der gleich-
namigen Brot-Manufaktur in Moabit nominiert. Und in
der Kategorie Best Host/Sommelier haben es mit Ilona
Scholl und Samina Raza gleich zwei Berlinerinnen unter
die Nominierten geschafft.

Eine


Woche


Genuss


Bledar Kola ist angetreten, Albanien auf die
kulinarische Landkarte zu setzen, ganz so
wie René Redzepi mit Kopenhagens „Noma“

Ursula Heinzelmann
porträtierte Bledar
Kola für das reich
bebilderte Kochbuch
„Die neue albanische
Küche“. Die Rezepte
stammen aus dessen
Restaurant „Mullix-
hiu“, das sich dieser
Länderküche widmet.
Inselverlag 2019,
192 Seiten, 28 Euro

Beste regionale Zutaten spielen eine Rolle.
Mishavinë, ein besonderer Käse, duftet
nach bergkraxelnden Schafen und Ziegen

Dekadent


köstlich


Die „Berlin Food Week“


verwandelt im Oktober


das Bikini-Haus eine


Woche lang in einen


großen Genuss-Markt.


Und bei „Stadtmenüs“


können sich Schlemmer


vom Frühstück bis in die


Bar-Nacht verköstigen.


Karten gibt’s schon jetzt


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§§§ §§§


TIPP

Von Ursula Heinzelmann


Fotos: http://www.augustaleigh.com/promo; Berlin Food Week/promo (3)

Fotos: Manuel Krug für Insel Verlag/promo (6)

MG 2 DER TAGESSPIEGEL MEHR GENUSS NR. 23 938 / SONNABEND, 7. SEPTEMBER 2019 MG 3


Dekadent.Die 20er Jahre
sind das Thema des Stadtme-
nüs, Tim Raue interpretiert in
der „Brasserie Colette“ das
Thema mit einem Hum-
mer-getunten Clubsandwich

MEDITERRANE SOMMERREISETeil 5: Albanien


Mitten in Europa
Nachbar Italiens und Grie-
chenlands, doch lange eine
kommunistische Diktatur:
Albanien ist ein Land der
Kontraste. Was die Men-
schen eint, sind Sprache
und Küche. Pasta trifft auf
Byrek, Polenta auf Biryani
und eine große Fülle
mediterraner Früchte

Wie findet ein Land zurück zu seinen Wurzeln?


Zum Beispiel durch seine Heimatküche. In seinem


Restaurant in Albaniens Hauptstadt Tirana serviert


Bledar Kola schlichte Hausmannskost auf zeitgemäße Art


und mit internationalem Erfolg. Der Name des Lokals


ist Programm. „Mullixhiu“ heißt übersetzt: Müller


Mit Wasser besprenkelt
Küchenchef Bledar Kola
macht vor, wie Tropfnu-
deln entstehen: Mit einem
Rosmarinzweig spritzt er
Wasser auf Mehl. Durch
Schütteln des Tabletts ent-
stehen kugelige Teigwaren.
Mit Käse ein absolutes
Wohlfühlgericht (links).

DEN MUSS MAN


EINFACH LIEBKOSTEN!


100% Bio, 100% Tierwohl, 100% Geschmack.


Liebkost.eco

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