Süddeutsche Zeitung - 10.09.2019

(Darren Dugan) #1

Berlin– Wer auf dem Messegelände der In-
ternationalen Funkausstellung Ifa in Ber-
lin die Halle 6 betritt, landet in einer ganz
eigenen Welt: Handys und Ohrhörer hän-
gen wie Kunstwerke an glänzenden, wei-
ßen Wänden und liegen auf Vitrinen. Am
Stand des chinesischen Telekomkonzerns
Huawei mit 180 000 Mitarbeitern und fast
100 Milliarden Euro Jahresumsatz stellt
der Konzern seine Vision vor, wie die Tech-
nik den Alltag der Menschen verändert.
„Rewrite the Rules“ – definiere die Regeln
neu, gibt der Konzern seinen Kunden per
Slogan auf den Weg.


Die Regeln ganz neu bestimmen – nur
zu gerne würde der Konzern das wahr-
scheinlich selbst machen. Denn die Regeln
der internationalen Politik bedrohen gera-
de die Zukunft des Konzerns. US-Präsi-
dent Donald Trump hat die Chinesen we-
gen Spionagerisiken zur Gefahr für die nati-
onale Sicherheit erklärt. Und auch in
Deutschland läuft die Diskussion, wie weit
die Bundesregierung Huawei beim Aufbau
des neuesten Mobilfunkstandards 5G zu-
lassen darf.
Topmanager Richard Yu braucht beim
Interview in Berlin nur ein paar Minuten,
um zu zeigen, wie angespannt die Nerven
wegen der US-Vorwürfe bei Huawei längst
sind. „Das ist eine echt dumme Politik“,


sagt Yu derSüddeutschen Zeitung. US-Prä-
sident Trump schade mit den Sanktionen
gegen Huawei vor allem der eigenen Wirt-
schaft.
Der Streit zwischen beiden Seiten eska-
liert mit der freimütigen Wortwahl des
Chefs des Huawei-Managers aufs Neue. Da-
bei lässt die Affäre eigentlich kaum noch
Raum zur Steigerung. Erst vergangene Wo-
che warfen US-Staatsanwälte Huawei
Technologiediebstahl vor. „Frei erfunden“,
entgegnet Yu, der Chef der Handysparte.
Es gehe um eine unfaire Kampagne von
US–Politikern, allen voran Präsident Do-
nald Trump. „Sie sagen einfach, Ihr seid
kriminell, aber legen keine Beweise vor“,
klagt Yu. Huawei legte seinerseits vergan-
gene Woche mit schweren Vorwürfen
nach. Justizbehörden seien von der US-Re-
gierung angewiesen worden, Huawei-Mit-
arbeiter mit Drohungen und Nötigungen
zur Kooperation gegen den Konzern zu be-
wegen. Auch Cyber-Angriffe zur Infiltrie-
rung von IT-Systemen soll es angeblich ge-
geben haben. FBI-Agenten hätten Mitar-
beiter bei Hausbesuchen unter Druck ge-
setzt, um an Informationen zu gelangen.
Belege? Ebenfalls Fehlanzeige. Er kenne
die Fakten, wolle sich dazu aber nicht äu-
ßern, sagt Yu nun in Berlin.
Der Fall Huawei wird damit noch un-
durchsichtiger. Auch für die Bundesregie-
rung wird das zum Problem. Sie hat sich
entschieden, den umstrittenen Hersteller
nicht vom Markt zu verbannen. Stattdes-
sen arbeiten Experten verschiedener Be-
hörden an einem neuen Katalog mit schär-
feren Sicherheitsanforderungen, der für al-
le Ausrüster gelten soll. Die Regierung hat
versprochen, Deutschland zum Leitmarkt
für 5G zu machen, und jüngst die notwendi-
gen Frequenzen versteigert – für 6,55 Milli-
arden Euro. Unter idealen Bedingungen
könne Huawei in einem Jahr ein 5G-Netz in
Deutschland aufbauen. Ohne Huawei wer-

de es länger dauern, sagt Yu voraus. Die
Auseinandersetzung auf höchster politi-
scher Ebene hat längst auch Folgen für Ver-
braucher – vor allem auf dem Handy-
markt, wo Huawei bei den weltweiten Ver-
kaufszahlen zuletzt auch Apple hinter sich
gelassen hat. Schon in ein paar Tagen, am


  1. September wollen die Chinesen in Mün-
    chen ein neues Handy präsentieren. Das
    Mate 30 sollte für Produktchef Yu von Hua-
    wei ein weiterer Schritt bei der weltweiten
    Expansion seines Konzerns sein – doch
    selbst er kann das wohl inzwischen nicht
    mehr so sehen. Denn das Handy wird einen
    gewichtigen Mangel haben, für den Hua-


wei zwar nichts kann, der den Konzern
aber trotzdem entscheidend trifft. Es wird
ohne wichtige Software von Google ver-
kauft. Wegen des US-Handelsembargos
sind die Programme, die zahlreiche Smart-
phones im Alltag erst wirklich praktisch
werden lassen, nicht für das neueste Hua-
wei-Handy freigegeben, wie Yu zugibt. Un-
ter anderem fehlen Google Maps, der Chro-
me-Browser und der Google Play Store,
über den Nutzer mit wenigen Klicks die
neuesten Apps installieren können. Ohne
diese Programme dürfte das Handy für die
meisten Kunden wenig attraktiv sein. „Für
uns wird das ein Experiment. Vielleicht

werden die Kunden das Telefon lieben, wir
werden sehen“, sagt Yu. Statt einer trium-
phalen Präsentation, dürfte der Termin
zur Randnotiz in der Technikwelt werden.
Das zeigt, wie sehr internationale Kon-
zerne bei Mobilfunktechnik längst aufein-
ander angewiesen sind. Nur wenige andere
Branchen sind so abhängig von offenen
Märkten. Auch Huawei hat sich jahrelang
auf Technik aus dem Silicon Valley verlas-
sen. Sowohl wichtige Chips kamen aus den
USA, vor allem aber das von Google entwi-
ckelte Betriebssystem Android, ohne das
der Erfolg der Huawei-Handys weltweit
kaum denkbar gewesen wäre.
Lange galt Yu als einer der konzerninter-
nen Verfechter einer Partnerschaft mit
Google. Eine Entwicklung eines eigenen
Betriebssystems soll er nicht weiter ver-
folgt haben, sondern gehofft haben, dass
die Sanktionen die Zusammenarbeit mit
Google nicht verhindern. Doch inzwischen
ist der Beziehungsstatus zwischen Huawei
und Google kompliziert. Bei Telefonaten
oder Meetings sollen inzwischen Anwälte
dabei sein, die sicherstellen, dass die Ge-
spräche nicht die Sanktionen verletzen.
So lautet die neue Handelsstrategie von
Huawei: Vergessen wir die USA. „Jetzt ma-
chen wir eben Geschäfte mit Japanern, Ko-
reanern oder Europäern“, sagt Yu. Auch bei
einem neuen Smartspeaker musste man ei-
ne Zusammenarbeit mit Google auf Eis le-
gen, bestätigt Yu. Nun denke man für die
Zukunft über eine Kooperation mit Ama-
zon nach. So rückt auch Europa in den stra-
tegischen Fokus. Huawei schlug Anfang
September vor, dass man zusammen mit
europäischen Partnern ein eigenes Handy-
betriebssystem entwickeln könne, um da-
mit angeblich gleich noch das Problem der
fehlenden digitalen Souveränität Europas
zu lösen. Xu konnte immerhin eins verspre-
chen: Mehr Unabhängigkeit von den USA.
markus balser, max hoppenstedt

von klaus ott

Hamburg/München– Fast vier Jahre ist
es nun schon her, dass Martin Winterkorn
wegen der Abgasaffäre als Vorstandschef
von Volkswagen zurücktreten musste. Ei-
ne Anklage wegen Betrugsverdachts ge-
gen den früheren VW-Chef und weitere An-
geschuldigte liegt zwar inzwischen vor,
doch mit einem Prozess wird es in diesem
Jahr nichts mehr. Und vielleicht auch nicht
im nächsten Jahr. Mehrere Verteidiger der
insgesamt fünf Angeschuldigten wollen
nach Recherchen vonSüddeutscher Zei-
tung,NDR und WDR einen Prozess verhin-
dern, zumindest einen schnellen Prozess.
So lautet jedenfalls die Taktik. Bis Winter-
korn auf die Anklagebank käme, wenn
überhaupt, könnte es also noch länger dau-
ern. Ziemlich lange sogar. Je nachdem, was
das Landgericht Braunschweig zu den Ein-
wänden der Verteidiger gegen die im Früh-
jahr erhobene Anklage sagt.
Die Staatsanwaltschaft Braunschweig
lastet Winterkorn und seinen Mitange-
schuldigten an, dass schmutzige Diesel-
Fahrzeuge wahrheitswidrig als schadstoff-
arm und umweltfreundlich beworben wor-
den seien. Die Abgasreinigung sei manipu-
liert gewesen, das sei bewusst verschwie-
gen worden. Es lägen Betrug und weitere
Delikte vor. Nun kontern die Anwälte der
Angeschuldigten mit langen Schriftsätzen
an das Landgericht Braunschweig, das ent-
scheiden muss, ob es zu einem Prozess
kommt. Nach Angaben aus Kreisen von Ver-
fahrensbeteiligten werfen mehrere Vertei-
diger der Staatsanwaltschaft sinngemäß
vor, schlampig ermittelt zu haben.


Und einseitig. Die Strafverfolger hätten
nicht nach Entlastendem gesucht, obwohl
das in Paragraf 160 der Strafprozessord-
nung so vorgeschrieben ist. Dort heißt es:
„Die Staatsanwaltschaft hat nicht nur die
zur Belastung, sondern auch die zur Entlas-
tung dienenden Umstände zu ermitteln ...“.
Das sei nicht geschehen. Weitere Kritik-
punkte von Verteidigern lauten, die Polizei
inklusive Landeskriminalamt Niedersach-
sen habe den Sachverhalt vorsichtiger und
differenzierter bewertet und eingeordnet
als die Staatsanwälte. Zeugenaussagen sei-
en selektiv ausgewertet worden. Außer-
dem seien betroffene Dieselautos in Euro-
pa mit einem Software-Update in Ordnung
gebracht worden. Die Staatsanwaltschaft
habe nicht berücksichtigt, dass das Kraft-
fahrtbundesamt die Zulassung dieser Fahr-
zeuge nicht widerrufen habe. Das sind nur
einige der Vorwürfe gegen die Ermittler.
Normalerweise würde die vehemente
Kritik von Verteidigerseite auf das Ansin-
nen hinauslaufen, das Landgericht Braun-
schweig möge die Anklage zurückweisen.
Dann könnte die Staatsanwaltschaft aller-
dings das Oberlandesgericht (OLG) Braun-
schweig anrufen. Und dort hätten die Er-
mittler erfahrungsgemäß gute Chancen.
Das OLG könnte das Landgericht überstim-
men und einen Prozess ansetzen. So ist das
in prominenten Wirtschaftsfällen wieder-
holt geschehen: bei Bankenverfahren oder
bei dem früheren Porsche-Chef Wendelin
Wiedeking (der schließlich freigesprochen
wurde). Dort hatten Landgerichte die An-
klage zurückgewiesen, aber die zuständi-
gen Oberlandesgerichte entschieden an-
ders. Zuletzt war das in Frankfurt in der Af-


färe um die Weltmeisterschaft 2006 bei
der Anklage gegen frühere Funktionäre
des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) und
des Weltverbandes Fifa der Fall, darunter
die ehemaligen DFB-Präsidenten Theo
Zwanziger und Wolfgang Niersbach. Die
Ex-Funktionäre, die alle Vorwürfe zurück-
weisen, kommen jetzt doch wegen mut-
maßlicher Steuerdelikte vor Gericht.
Mit der Zurückweisung einer Anklage
ist oft also nicht viel gewonnen. Anders
sieht es aus, wenn ein Gericht die Anklage
zurückgibt und weitere Ermittlungen ver-
langt. Dagegen kann eine Staatsanwalt-
schaft nicht beim OLG vorgehen, sondern
muss vielmehr weiter ermitteln. Und das
kann dauern; je nachdem, was alles noch
zu ermitteln ist. Damit wäre für Winter-
korn und seine Mitangeschuldigten auf al-
le Fälle Zeit gewonnen, und vielleicht noch
mehr. Je länger ein Verfahren dauert und
je später ein prominenter (Ex-)Manager
auf die Anklagebank kommt, desto größer
der Bonus bei einer Verurteilung. Das Ge-
richt müsste berücksichtigen, dass der Ma-
nager jahrelang öffentlich mit schweren
Vorwürfen leben musste. Das könnte sogar
den Unterschied zwischen einem Gefäng-
nisurteil und einer Freiheitsstrafe auf Be-
währung ausmachen.
Winterkorn und sein Anwalt Felix Dörr
äußern sich zu alledem nicht, wegen des
noch laufenden Verfahrens. Der Braun-
schweiger Oberstaatsanwalt Klaus Ziehe,
der sich um die Pressearbeit seiner Behör-
de kümmert, weist die Kritik der Anwälte
zurück. Es sei „regelmäßig zu beobachten,
dass sich die Begeisterung von Verteidi-
gern bei Anklagen gegen ihre Mandanten
sehr in Grenzen hält – so offenbar auch
hier.“ Da schwingt Ironie mit, aber auch in
der Sache selbst lässt Ziehe die Kritik aus
Verteidigerkreisen nicht gelten. „Die
Staatsanwaltschaft Braunschweig ist ihrer
gesetzlichen Aufgabe umfassender und
bestmöglicher Aufklärung und Bewertung
des Sachverhalts nachgekommen.“

Nun muss das Landgericht entscheiden,
was von den Einwänden der Verteidiger zu
halten ist. In deren Reihen ist der Eindruck
entstanden, die Staatsanwaltschaft Braun-
schweig habe mit ihrer Anklage gegen Win-
terkorn & Co. den Ermittlerkollegen in
München zuvorkommen wollen. Deshalb
habe alles schnell gehen müssen. Die
Staatsanwaltschaft München II hat Ende
Juli den früheren Vorstandschef der VW-
Tochter Audi, Rupert Stadler, und weitere
Angeschuldigte ebenfalls wegen Betrugs-
verdachts angeklagt. Stadler weist ebenso
wie Winterkorn alle Vorwürfe zurück. Dass
die Münchner Anklage bevorstand, war
lange bekannt. Die Braunschweiger Ermitt-
ler schafften es dann aber, Mitte April die
erste Anklage in der Abgasaffäre in
Deutschland vorzulegen.
Zu den Angeschuldigten zählt auch der
frühere VW-Markenvorstand Heinz-Jakob
Neußer, einst ein Winterkorn-Vertrauter.
Neußer hat ebenso wie Winterkorn alle Vor-
würfe zurückgewiesen. Die drei übrigen
Angeschuldigten sind Techniker unter-
halb der damaligen Chefetagen. Die Tech-
niker sollen selbst an den Manipulationen
mitgewirkt haben. Winterkorn und Neu-
ßer sollen später von den Manipulationen
erfahren haben, aber nicht eingeschritten
sein. Was die beiden dementieren.

Frankfurt– Esdauert ein bisschen, bis
sich Herbert Diess warmgeredet hat in die-
sem ungewöhnlichen Streitgespräch. Be-
vor VW am Montagabend im Vorfeld der
IAA sein erstes Elektro-Massenauto ID3
enthüllt, lässt sich der Konzern-Chef auf
eine Diskussion mit Tina Velo von „Sand
im Getriebe“ ein. Dem Bündnis, das am
Sonntag Blockaden auf der Automesse an-
gekündigt hat. Immer wieder schaut
Diess nach unten, knetet die Hände, mus-
tert seine Gesprächspartnerin nur spora-
disch. Er nickt verständnisvoll, als die Ak-
tivisten-Sprecherin von Greenwashing,
Profitgier und Betrug spricht. Und dass
VW weiter Klimakiller verkaufen will.
Erst als es darum geht, ob das Elektroauto
mehr ist als nur ein Feigenblatt, kommt
Diess in Fahrt. „Da haben Sie Unrecht. Wir
haben die Zeichen der Zeit verstanden“,
kontert der VW-Mann.
Aber er gibt auch zu, dass man bisher
von den konventionellen Antrieben lebe.
Die ganzen Konzepte, die es schon einmal
gegeben habe: Drei-Liter-Lupo, Ein-Liter-
Auto? Wollten die Kunden leider nicht.
Dass es keinen Konsens geben würde zwi-
schen der Sand-im-Getriebe-Sprecherin,
die Autos so weit wie möglich zurückdrän-
gen möchte und dem Konzern-Chef, der
weiter Autos verkaufen will, ist nicht über-
raschend. Deshalb ist die Veranstaltung
auch eher ein paralleles Schaulaufen. Die

Aktivisten haben ihren offiziellen Auf-
tritt, und der VW-Manager kann sich ge-
läutert geben im Dieselskandal.
Dabei rückt Diess erwartungsgemäß
nicht von seinen bekannten Positionen
ab. Weniger Autos? „In Deutschland viel-
leicht ja, weltweit nein.“ Wie VDA-Präsi-
dent Bernd Mattes sieht er das Auto als
Zeichen von „Wohlstand und Freiheit“.
Und wenn Tina Velo mehrfach betont,
dass es jetzt aufgrund der Klimakrise und
vielen Verkehrstoten doch nur darum ge-
hen kann, Menschen weg vom Auto und
hin zu öffentlichem Nahverkehr und Fahr-
rad zu bringen, kontert Diess, dass die
Zahl der Verkehrstoten vor 30 Jahren
noch um ein Vielfaches höher war – trotz
viel weniger Autos. Sind die Zukunft also

Menschen in selbstfahrenden, sicheren
Elektroautos? Oder autofreie Städte mit
ein paar Elektrobussen, vielen Fahrrä-
dern und mit Parks statt Parkplätzen? Die-
se zwei Visionen passen auch nach der Dis-
kussion zwischen dem Autoboss und der
Klimaaktivistin nicht zusammen. Aber zu-
mindest spricht man miteinander.
Dann muss Herbert Diess weiter. Sei-
nen „Volksstromer“ vorstellen, das erste
Mal ohne Tarnanzug. Der ID3 hat das For-
mat eines Golf, aber ein futuristisches De-
sign, innen geräumig wie ein Passat. Ab
30000 Euro, mit Förderung günstiger, da-
mit sei man auf dem Niveau eines konven-
tionellen Verbrenners, sagt VW. Ab Herbst
wird im Werk Zwickau produziert, ab
dem Frühjahr ausgeliefert, 30 000 Fahr-
zeuge sind schon reserviert. Und weil das
Image so wichtig ist in diesen Tagen, vor
allem beim vom Dieselskandal gebeutel-
ten VW-Konzern, zeigen die Wolfsburger
auch gleich einen neuen Markenauftritt.
Was dem normalen Kunden wahrschein-
lich kaum auffällt, ist das neue VW-Logo.
Ein bisschen schnörkelloser kommt es da-
her, nur noch zweidimensional. Für VW
ein Statement: Künftig solle der „Mensch
in den Vordergrund rücken“, heißt es. Für
Chef Diess jedenfalls ist die Sache klar:
„Das Auto hat eine große Zukunft. Auch
wenn einige das mit ihrer Weltsicht nicht
wahrhaben wollen.“christina kunkel

Die Techniker sollen selbst
an denManipulationen
mitgewirkt haben

Huawei-Produktion in Dongguan nahe Shenzhen, China. FOTO: KEVIN FRAYER/GETTY

Berlin– Es sind zwar noch 105 Tage bis Hei-
ligabend, für das deutsche Handwerk aber
war schon am Montag Weihnachten. Ein
bisschen jedenfalls, denn die Union und
SPD haben sich darauf geeinigt, ein Lieb-
lingsprojekt der organisierten Handwer-
kerschaft in die Tat umzusetzen: die Wie-
dereinführung der Meisterpflicht in einer
ganzen Reihe von Handwerksberufen, die
vor 15 Jahren liberalisiert wurden. „Wir
werden bei einigen Handwerksberufen die
Meisterpflicht wieder einführen“, teilten
Unionsfraktionsvize Carsten Linnemann
(CDU) und der stellvertretende SPD-Frakti-
onsvorsitzende Sören Bartol mit.
Damit werde ein wichtiges Vorhaben
aus dem Koalitionsvertrag umgesetzt. Dar-
in heißt es: „Wir werden den Meisterbrief
erhalten und verteidigen.“ Und: „Wir wer-
den prüfen, wie wir ihn für einzelne Berufs-
bilder EU-konform einführen können.“
Nun ist es offenbar so weit. Für zwölf Hand-
werksberufe soll, geht es nach den Fachpo-
litikern und ihren Mitstreitern, die Meister-
pflicht wiedereingeführt werden.

Der quantitativ bedeutsamste unter
den Berufen ist der „Fliesen-, Platten- und
Mosaikleger“; aber auch der „Parkettle-
ger“ steht auf der Liste, der „Drechsler und
Holzspielzeugmacher“, „Raumausstatter“
oder „Orgel- und Harmoniumbauer“. In
diesem Berufen soll der Meisterbrief wie-
der Voraussetzung werden, einen Betrieb
selbständig führen zu dürfen. Sie wollten
nun Bundeswirtschaftsminister Peter Alt-
maier (CDU) bitten, „zügig einen Gesetzent-
wurf auf den Weg zu bringen“, teilten Lin-
nemann und Bartol mit. In Kraft treten sol-
le die Änderung Anfang 2020.
Die Freude beim Zentralverband des
Deutschen Handwerks (ZDH) war naturge-
mäß groß. Verbandspräsident Hans Peter
Wollseifer nannte das Vorhaben „ein star-
kes Signal für Qualität und Qualifikation
im Handwerk“. Der ZDH hatte nie wirklich
seinen Frieden gemacht mit der vor 15 Jah-
ren in Kraft getretenen Liberalisierung der
Handwerksberufe. Damals war die Meis-
terpflicht für 53 von 94 Handwerksberu-
fen abgeschafft worden. Das Ergebnis war
ein rasanter Anstieg der Selbständigen in
den zulassungsfreien Berufen. Das Hand-
werk aber verwies darauf, dass in diesen
oft kleinen Betrieben deutlich weniger aus-
gebildet werde als in den Meisterberufen.

„Wir sind davon überzeugt, dass der
Meisterbrief im deutschen Handwerk die
beste Garantie für Qualitätsarbeit, Ver-
braucherschutz, Leistungsfähigkeit und In-
novationskraft liefert“, begründeten Linne-
mann und Bartol nun ihren Vorstoß. Die
Meisterpflicht trage zudem durch die Aus-
bildung zur Sicherung des Fachkräftenach-
wuchses bei. An diesem Dienstag soll sich
eine Arbeitsgruppe der Fraktionen mit
dem Vorschlag befassen. Die Zustimmung
aber dürfte ziemlich sicher sein. Gelten
soll die neue alte Meisterpflicht allerdings
nur für neu gegründete Betriebe; alle ande-
ren genießen dem Vorschlag zufolge Be-
standsschutz. henrike roßbach

Huawei-Topmanager
Richard Yuist davon
überzeugt, dass sich
die USA mit den Sanktio-
nen gegen seinen
Konzern vor allem selbst
schaden. Sein Fokus
rückt nun auch in
Richtung Europa.
FOTO: TOBIAS SCHWARZ/AFP

Lotto(07. September):
Lottozahlen:9-11-28-29-35-36
Superzahl: 3


  1. Rang (6 Treffer und Superzahl) 6 828 384,40 Eu-
    ro, 2. Rang (6 Treffer) 2 419 806,60 Euro, 3. Rang
    (5 Treffer mit Superzahl) 11 800,40 Euro, 4. Rang
    (5 Treffer) 3889,00 Euro, 5. Rang (4 Treffer mit Su-
    perzahl) 219,90 Euro, 6. Rang (4 Treffer) 49,90 Eu-
    ro, 7. Rang (3 Treffer mit Superzahl) 22,80 Euro,

  2. Rang (3 Treffer) 11,80 Euro, 9. Rang (2 Treffer
    mit Superzahl) 5,00 Euro.
    Spiel 77: 9716249
    Gewinnklasse 1, Super 7: unbesetzt, Gewinnklasse
    2: 77 777,00 Euro, Gewinnklasse 3: 7777,00 Euro, Ge-
    winnklasse 4: 777,00 Euro, Gewinnklasse 5: 77,00
    Euro, Gewinnklasse 6: 17,00 Euro, Gewinnklasse 7:
    5,00 Euro.
    13er-Wette:1. Rang 196 955,40 Euro, 2. Rang
    2056,40 Euro, 3. Rang 152,10 Euro, 4. Rang 24,50
    Euro.
    Auswahlwette: Gewinnklasse 1: unbesetzt,
    2 507 857,40 Euro, Gewinnklasse 2: unbesetzt,
    43 597,90 Euro, Gewinnklasse 3: 2369,90 Euro, Ge-
    winnklasse 4: 46,50 Euro, Gewinnklasse 5: 7,50 Eu-
    ro, Gewinnklasse 6: 3,90 Euro.
    Lotterie Aktion Mensch:Ziehung 03. September:
    Geldziehung Rang 1: Nr. 7 256 046; Rang 2:
    9 941 543, 4 754 393; Rang 3: 8 594 448, 1 587 120,
    9 704 635, 8 778 181; Rang 4: 742 325.
    (Ohne Gewähr)


Im Büßergewand und mit neuem Auto


VW-Chef Herbert Diess verteidigt Elektro-Strategie gegen Feigenblatt-Kritik


Das erste Foto: der VW ID.3 FOTO: DPA

Kelle, Kelle, Kelle: Die Befreiung der Flie-
senleger von der Meisterpflicht war be-
sonders umstritten. FOTO: IMAGO

Spionagekrimi statt Smartphone-Show


Die USAund Huawei überziehen sich mit Vorwürfen. Topmanager Yu wirft den USA „dumme Politik“ vor – und sucht die Nähe zu Deutschland


Es geht auch um Drechsler und
Holzspielzeugmacher sowie
Orgel- und Harmoniumbauer

Winterkorn will Prozess verhindern


Der frühere Volkswagen-Chef und andere Angeschuldigte werfen der Staatsanwaltschaft schlampige Ermittlungen in der Abgasaffäre vor.
Das Landgericht Braunschweig solle die Betrugsanklage zurückgeben. Dann käme es vorerst nicht zu einer öffentlichen Verhandlung

Die Ermittler sollen


Zuegenaussagen selektiv


ausgewertet haben


Gewinnquoten


Meisterzwang


für Fliesenleger


Für zwölf Handwerksberufe soll
die Meisterpflicht zurückkommen

24 HMG (^) WIRTSCHAFT Dienstag,10. September 2019, Nr. 209 DEFGH
Martin Winterkorn könnte davon profitieren, sollte sich ein Prozess verzögern. FOTO: JULIANSTRATENSCHULTE/DPA

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