Neue Zürcher Zeitung - 08.09.2019

(John Hannent) #1
NZZ am Sonntag8. September 2019

Computer& Technik


BeamerfürdieGenera tion iPhone


DerBenQGV 1isteintragbarer,
akkubet riebenerBeamer,der

auch kabellosFilmeprojiziert.
OhneFehleristernicht.

Auf den ersten Blick ist derBenQ GV 1 einer
jener Mini-Beamer,wie man sie mittlerweile
zahlreich im Elektronikfachhandel
bekommt.Auf den zweiten hat das Gadget
aber einiges mehr zu bieten. Platziert man
denProjektor einenMeter von derWand
entfernt, ist das projizierte Bild einenMeter
breit. DieAuflösung liegt bei 854×480 Bild-
punkten.Auch deshalb ist derBeamer fürs
grossformatigeHeimkino nichtgedacht.
Man sollte bedenken, dass dieProjektion
wegen derrelativgeringen Helligkeitvon
140 Lumen beiTageslicht nicht allzu gut
sichtbar ist.Sehr gut funktionierte imTest
die automatische Trapezkorrektur. In den
Einstellungen kann man beiBedarf auch
manuell nachjustieren. DieSchärfe stellt
man mit einem Rädchen selbst ein. Das
klappte schnell und unkompliziert.
Der Beamer lässt sich per Akku knapp drei
Stunden lang betreiben. Alternativ kann man

das Gerät auch mit einem Netzgerät betrei-
ben.Leider hatBenQ nur eineUSB-C-
Buchse, aberkeinen HDMI-Anschlussver-
baut. Eine Spielekonsole oder ein Blu-Ray-
Player lässt sich somit nicht anschliessen,
weil entsprechendeAdapter nicht unter-
stütztwerden.
Hingegen lobenswert:Befindet sich der
Projektor im selben WLANwie einMobil-
gerät oder einPC, kann man den Bildschirm-
inhalt kabellos projizieren.Denn derBenQ
GV 1 un terstützt AirPlay (Apple),Cast
(Android) undWiDi (PC).BenQ lässt auf dem
Beamer zwar Android laufen,Google Play,
also der App Store,wird nicht unterstützt.
Stattdessen findet man ein anderes App-An-
gebot auf demProjektor.Wir haben Netflix,
Youtube und AmazonPrime ausprobiert.
Die Apps aus dem sogenannten Aptoide
Store hatten allerdings mit Kinderkrankhei-
ten zu kämpfen.So fror Amazons Streaming-
dienst oft nach ein paarSekunden ein, und
Youtube speicherte Sucheingaben nicht,
wenn wir uns zwischenzeitlich in einem
anderenMenu umgesehen hatten.
Die Steuerung über die mitgelieferteFern-
bedienung erwies sich alsrelativ umständ-
lich. Und man darf nichtvergessen, in den

Einstellungen die Installationvon Apps aus
fremden Quellen zu erlauben, sonst funktio-
niert der Aptoide Store nicht.
Praktisch: DankUSB-C kann man auch
eigene Filmevom Speichermedium direkt
auf demBeamerwiedergeben. Es empfiehlt
sich allerdings die Installation deskosten-
losen VLC Player. Denn der mitgelieferte
Player kommt nicht mit allen gängigen
Audio- undVideoformaten zurecht. Apropos
Audio: Dank Bluetooth kann man den
Beamer auch alsLautsprecher zumWieder-
geben von Songs perMobilgerät oderPC
nutzen.Wie bei der Filmwiedergabe gilt,
dass manvom Lautsprecher desProjektors
keine Soundwunder erwarten sollte.
Fazit: Der BenQ GV 1 is t mit8×8×16 Zenti-
metern und einemGewicht von 700 Gramm
ein guterMobilbeamer. Man kann ihn leicht
an eine Party oder zu einer beruflichenPrä-
sentation mitnehmen. Das Gadget ist dank
gängiger Apps undUSB-Schnittstelle nicht
von externen Zuspielern abhängig. Gleich-
wohl sind mancheFunktionen, dazu zählen
auch einige Apps, noch nicht ausgereift, was
angesichts desPreisesvon 400Franken zu
erwartengewesen wäre.
HenningSteier

News


Festpl attenmitPlatzfür
20Terabyte

Für dieHerstellervon Festplatten wird es
immer schwieriger, die Speicherkapazität zu
steigern. Zum Stillstand ist derFortschritt
aber noch nichtgekommen,wie jetzt eine
Ankündigungvon Western Digitalzeigt. Der
Herstellerwill Festplatten auf den Markt
bringen, die 20Terabyte speichernkönnen.
Möglichwird das durch die sogenannte mik-
rowellenunterstützte Speicherung (MAMR).
Der Schreibkopf derFestplatte ist dabei
zusätzlich mit einem kleinen Mikrowellen-
senderversehen, der die Magnetschichtvor-
magnetisiert und so dasSchreiben der Bits
erleichtert.(hir.)

TrackinginE-Mailsverhindern


Das automatische Nachladenvon Bildern in
E-Mailskönnen nun auch iPhone-Nutzer in
der offiziellen Gmail-App deaktivieren. Das
ist dann ratsam,wenn manverhindernwill,
dass der Absender der E-Mail immer automa-
tisch informiertwird, wann eine Nachricht
geöffnetwurde. Denn durch das Unterdrü-
cken der Bilderwerden auch Tracking-Pixel
nicht mehr automatischgeladen, die das
Öffnen der E-Mail meldenwürden.(hir.)

Smartundvernetzt

AufderEl ektronikmesseIFA2019zeigenHerstelle rausallerWelt,welcheTechnikwirmorgennutzen


werden.AucheineTraditionsmarke ke hrt zurü ck.VonBorisHofferbert


A


lljährlichwird Berlin zum
Schaufenster derTechnik-
welt. Noch bis zum 11.Sep-
tember präsentieren die
Hersteller auf der IFA 2019
nicht nur neueProdukte, sie
zeigen auch,welche Elek-
tronik-Trends unserLeben bestimmen – oder
dies zumindest sollen.
Ein solcher Trend ist die künstliche Intelli-
genz. ObWaschmaschine oderFernseher,
immer mehrHerstellerversprechen in ihrem
MarketingtechnischeVerbesserungen auf
Basis von künstlicher Intelligenz.Auch die
Vernetzung im smarten Zuhause ist einmal
mehr ein grosses Thema derMesse. Ob
Staubsaugerroboterwie derEcovacs Deebot
Ozmo950, smarteLampenwie dasHue-Sys-
temvonPhilipsoder–undauchdasgibtes
auf der IFA – ein App-gesteuerter Thermos-
becher: Ohne WLAN und Bluetoothgeht in
Berlin nicht mehr. Das liegt auch am neuen
Mobilfunkstandard 5G, der nicht nur Smart-
phones, sondern auchRouter oderFernseher
mit pfeilschnellem Internetversorgen soll.
Apropos Smartphones:Auch ohne die
ganz grossen Neuvorstellungen der Platz-
hirsche Apple,Huawei undSamsung sind
neue Handysreichlich auf der IFAvertreten.
Ausser mit 5G-Modellenwollen dieHerstel-
ler vor allem mit ausgefeilten Kameras punk-
ten. Motoro la verbaut im One Zoom gleich
vier Kameralinsen, HMD Global stattet seine
Mittelklasse-Vertreter Nokia6.2 und Nokia
7.2 mit drei Kameras aus.Sony bringt mit
dem Xperia 5 einvergleichsweisekompaktes
Smartphone auf den Markt – eine seltene
Erscheinung in Zeiten von Riesendisplays.

Die K-Frage
Gute Nachrichten gab es im IFA-Umfeld in
Sachenfaltbare Smartphones. Nach dem
holprigen Start imFrühsommerwill Sam-
sung dieProbleme bei seinemfaltbaren
Smartphone GalaxyFold behoben haben.
Noch imSeptember soll dasGerät in den
Handelkommen. Ein Klapphandy der ande-
ren Art hat Nokia mit dem 2720 Flip im
Gepäck.Für rund 100Frankenkommt es mit
grossenTasten anstelle einesTouchscreens,
bietet inForm von WhatsApp undGoogle
Assistant aber dennoch smarteFeatures.
Fernseher finden sich traditionell zuhauf
auf der IFA. Allerdings scheinen die TV-Her-
steller uneins darüber,welcheTechnologien
sie am ehesten in denFokus der Öffentlich-
keit rückenwollen. Das gilt besonders für
denWechselvon der jetzigen 4K- auf die
8K-Auflösung. 8K-Fernseherversprechen mit
der vierfachenMenge an Bildpunkten zwar
noch schärfere Bilder, bis jetztfehlen aber
die passenden Inhalte.Dennoch gibt es

einige 8K-Riesen zu sehen.LG zeigt den
88 Zoll grossen OLED Z9, der noch imHerbst
erscheinen soll – zum stolzenPreis von mehr
als 30 000Franken.Auch Herstellerwie
Sharp, TCL,Sony undSamsung haben
8K-Fernseher imGepäck, die derzeit aber
eher alsPrestigeobjekte zu sehen sind.
Intere ssanter sind neueLösungen für das
TV-Design.So präsentiertLG mit dem OLED
R9 einenFernseher, dessen Display bei Nicht-
benutzung einfach eingerollt werden kann.
Bei Panasonic gibt es indes denPrototypen
eines transparenten OLED-Display zu sehen.

Im ausgeschalteten Zustandzeigt dieser die
dahinterstehendeDekoration.Wann das
Gerät in den Handelkommt, ist nochoffen.
Bewegung gibt es nicht nur bei derAuf-
lösung, sondern auch bei denverwendeten
Bildtechnologien.So zeigenHerstellerwie
TCL inBerlin erstmals serienreifeFernseher
mit Mini-LED-Hintergrundbeleuchtung. Die
bishervor allem beiPC-Monitore n verwen-
deteTechnik sollLCD-TV inSachenSchwarz-
werte undKontrastegegenüber der OLED-
Konkurrenz aufwerten.Der chinesische Mit-
bewerber HiSense bringt mit den 8K-Fern-

sehern der U9E-Serie ebenfallstechnisch
innovative Geräte auf den Markt. Die TV
erzeugen ihr Bild mithilfe zweier übereinan-
der angeordneter Panels,von denen eins
ausschliesslich für dieBeleuchtung zustän-
dig ist. Diese bisher nur auf Highend-Monito-
ren verwendeteTechnologie sollKontraste,
Spitzenhelligkeiten undSchwarzwerte auf
ein neues Niveau heben.

Comebackvon Br aun
Offensiv tritt Amazon auf der IFA auf.Der
Online-Händlerzeigt unter anderem eine
neueVersion des Fire TV Cube. DieKombina-
tion aus Alexa-Lautsprecher und Fire-TV-
Stick erscheint imHerbst auch in Europa.
Auch seine bis anhinUS- und UK-exklusiven
Fernseher mit Fire-TV-Oberflächekommen
über eine Partnerschaft mit der unter türki-
scherSchirmherrschaft stehenden Marke
Grundig nachDeutschland; einen Start-
termin für dieSchweiz gab es hingegen nicht.
Neben TV-Geräten sindvor allemLaut-
sprecher undKopfhörer ein grosses Thema
der IFA – und auch hier istVernetzungvia
WLAN und Bluetooth Trumpf.So zeigt Sonos
mit demMove seinen ersten Bluetooth-Laut-
sprecher,Sennheiser bringt mit demPXC
550-II Wireless einenKopfhörer mit aktiver
Geräuschunterdrückung, und Anker präsen-
tiert mit der Nebula-Soundbar eine Klang-
leiste mit Alexa-Unterstützung. Neben Grun-
dig kehrt mit BraunAudio eine zweite Tradi-
tionsmarke unter neuerFührung zurück.Auf
der IFAzeigt Braun eine Neuauflage der LE-
Lautsprecher aus demJahr 1959 – natürlich
inklusive WLAN undGoogle Assistant.
Überhaupt sind digitale Sprachassistenten
auf der IFA 2019 praktisch allgegenwärtig.
Ob Fernseher,Soundbar oderLautsprecher,
die Integrationvon Google Assistant oder
Amazon Alexa ist mittlerweile fast schon
Standard.Was Fans von Smart-Home-Ge-
räten freut, sorgt beiVerfechtern derPrivat-
sphäre für Stirnrunzeln. DieDeutscheTele-
kom will diese mit einem eigenen Smart-
Speaker glätten. Der Assistent soll die
Sprachbefehle ausschliesslich auf europäi-
schenServern mit entsprechendem Daten-
schutz auswerten – ob er auch funktional mit
Google und Amazon mithalten kann,wird
sich erst nochzeigen.

REUTERS

Das Auge hört mit.(Berlin,4. September2019)

REUTERS

Mit dem Staubsauger in die virtuelleRealität.

REUTERS

Grössere Displays
sind auch dieses
Jahr ein Schwer-
punktthema der
Messe.

NebenTV-Ger ätensind
vorallemLautsprecher
und Kopfhörerein
grossesThema–und
auchhier istdie
VernetzungTrumpf.

Tragbarer Beamer,
der auch als
Drahtlos-Lautspre-
cher dienenkann.
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