Beobachter - 13.09.2019

(nextflipdebug5) #1

CHRISTIAN MARTI


Er deckte auf,


wie ein Arzt


systematisch


abkassierte


Der Zürcher Hausarzt Christian
Marti überprüfte routinemässig
ein Patientendossier – und
stutzte. Da gab es Spital rech­
nungen, die mindestens doppelt
so hoch waren wie die üblichen
Hausarzttarife.
Ausgestellt hatte die Rechnun­
gen ein Belegarzt der Hirslan­
den­Klinik Zürich. Marti wollte
Genaueres wissen und rief an.
«Als ich meine Fragen gestellt
hatte, hängte der Kollege ein­
fach auf», erzählt Marti. Laut
Marti hatte er systematisch ein
Mehrfaches der Konsultations­
zeit sowie unnütze Labor­
positionen verrechnet.
Die Sache liess Marti keine Ruhe.
Er machte sie in der «Ärzte­
zeitung» publik. Es passierte –
nichts. Marti veröffentlichte den
Bericht nun auf Infosperber.ch
und nannte den Namen des
Hirslanden­Arztes, gegen den in
der Folge eine Unter suchung
anlief. Er musste eine hohe fünf­
stellige Summe an die Kranken­
kassen zurückzahlen.
Seit Beginn seiner ärztlichen
Tätigkeit hat Marti, 73, immer
wieder Abzockermentalität im
Gesundheitswesen angepran­
gert. Etwa das Geschäft mit
unnötigen Check­up­Untersu­
chungen oder das raffinierte
Marketing von Bayer bei der
problematischen Antibabypille
Yasmin. Vor 20 Jahren trat Marti
unter Protest gegen Tarifmau­
scheleien aus der Ärztege sell­
schaft des Kantons Zürich aus.
Das hatte den Ausschluss aus
der FMH zur Folge.
Marti blieb unbeirrt. «Wenn ein
Bauer die Milch panscht, wird er
gebüsst und geächtet. Bei den
vielfach privilegierteren Ärzten
passiert meistens nichts, wenn
sie mauscheln oder betrügen.
Das kann es doch nicht sein.»
GIAN SIGNORELL


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