Beobachter - 13.09.2019

(nextflipdebug5) #1
staltungen selber systematisch mit Tickets ein-
decken müssen, um sie auf der Plattform zu ver-
kaufen. Einiges deutet darauf hin, dass Viagogo
auch auf elektronischem Weg Tickets abgreift,
Mittelsmänner beauftragt und mit Grosshänd-
lern zusammenarbeitet. Viagogo streitet das ab
und betont in einer Stellungnahme, man bringe
lediglich Verkäufer und Käufer zusammen, die
Preise würden nicht von der Plattform bestimmt.
«Millionen von Kunden nutzen jedes Jahr Via-
gogo, und sie kommen immer wieder zurück.»
Ein Testkauf der Westschweizer Sängerin
Sonia Grimm belegt: Wer bei Viagogo kauft, löst

einen Bestellvorgang aus – und bezahlt teuer.
Grimm kaufte auf Viagogo einen Eintritt für
ihr eigenes Konzert, für das der Verkauf gerade
erst begonnen hatte. Viagogo hätte darum noch
gar keine Karten anbieten können sollen. Das
Ticket wurde erst am folgenden Tag besorgt,
und zwar von einer Elena Mamonova bei Sonia
Grimms Verkaufsstelle. 
Elena Mamonova ist ein Profi, sie operiert aus
Tschechien. Seit 2016 hat sie sich in der Schweiz
mit über 1500 Tickets eingedeckt, bestätigt der
Anbieter Ticketcorner dem Beobachter. Das glei-
che macht Mamonova in anderen Ländern: In
Finnland und in Dänemark besorgte sie sich
über 1000 Tickets pro Jahr, wie Kristian Leider
Olsen von Danmarks Radio recherchierte.
Mamonova tritt auch in Frankreich und in
Australien als Käuferin und Verkäuferin auf.

Ermittlungsverfahren. In der Schweiz benutzte
sie eine Reihe von Kreditkarten mit unterschied-
lichen Adressen. Am Telefon in Tschechien mel-
det sich ein Vladimir. Vielleicht ist er Elena.
Die Vermutung liegt nahe: Elena Mamonova
arbeitet im Auftrag von Viagogo und kassiert
für jedes Ticket eine Provision. Allein mit den
Tickets aus der Schweiz dürfte sie gut und gern
100 000 Franken Gewinn gemacht haben. Kaum
vorstellbar, dass ihr Viagogo diese traumhafte
Marge einfach überlässt.
Womöglich fällt das Kartenhaus bald zusam-
men. Viagogo ist weltweit in juristische Verfah-
ren verwickelt. In der Schweiz sind Strafanzei-
gen von Uefa, Fifa und der Westschweizer Kon-
sumentenorganisation FRC hängig sowie von
der Sängerin Sonia Grimm.
Auch Google will mit Viagogo nichts mehr zu
tun haben und verzichtet auf Werbeaufträge.
Jahrelang hatte sich die Firma bei Google die
obersten Suchresultate gekauft.
Der Name der Muttergesellschaft ist zum
Programm geworden: Pugnacious Endeavors
bedeutet «kämpferische Unterfangen». Tatsäch-
lich kämpft Viagogo an vielen Fronten. In Genf
ermittelt der Staatsanwalt seit zwei Jahren,
nächste Woche steht eine weitere Anhörung an.
OTTO HOSTETTLER

Teurer Eintritt über
Viagogo: Fête
des Vignerons 2019

Beobachter 19/2019 29
©S

tefanH

uwiler

AusLiebezurNatur Bestellen Sie unserenTestamentsratgeber
«Heuteschon an morgen denken» oder rufen
Sie mich an.

ProNatura, NathalieSchaufelberger,
Dornacherstrasse192, 4053Basel
Tel. 06 13179226
[email protected]
support.pronatura.ch/legate

Legatinserat_210x74_Beobachter_d.indd 1 11.07.19 10:15

Free download pdf