Der Spiegel - 31.08.2019

(lily) #1
verankert war. Neben NPD-Chef Voigt wa-
ren die Bundesvorstände Jens Pühse und
Alexander Neidlein in Athen dabei. Neid-
lein war damals stellvertretender Bundes-
vorsitzender der JN. Auch andere Mitglie-
der der Gruppe sind bis heute in der NPD
aktiv. Gegen einen der 14 Reiseteilnehmer
wurde später jahrelang ermittelt, weil er
im Verdacht stand, einen zweiten Natio-

nalsozialistischen Untergrund (NSU) auf-
zubauen. Zwei andere hatten sich als
rechtsextreme Söldner in Kroatien ver-
dingt, ein weiterer verdiente über Jahre
sein Geld mit Rechtsrock-Tonträgern.
Dass das BKA die Reise dokumentierte,
hatte mit einem Vorfall einen Tag nach der
Ankunft zu tun. Die Gruppe hängte auf
dem Balkon ihres Hotels Solomou eine
Hakenkreuzflagge auf, »obwohl sie vom
Hotelbesitzer gewarnt worden waren, dies
nicht zu tun«, wie es in dem Bericht aus
der Botschaft heißt.
In jener Nacht warfen Unbekannte, die
»der anarchistischen Szene zuzuordnen
sind«, Molotowcocktails »in den Hotelein-
gang und auf den Balkon«, so der Bericht.
Menschen wurden nicht verletzt, aber ein
Sachschaden entstand, weshalb die Polizei
kam. Die BKA-Verbindungsbeamtin trug
die Erkenntnisse zusammen, verfasste den
Bericht mit dem Kürzel ATH 019/07.
Zwei Tage später lieferte ein BKA-Be-
amter in Meckenheim weitere Infos, die
er über die Mitglieder der Reisegruppe hat-
te. Demnach waren bei sechs von ihnen
»staatsschutzrelevante Erkenntnisse vor-
handen (Politisch motivierter Straftäter –
Rechts)«. Über die restlichen Personen lä-
gen keine Erkenntnisse vor, hieß es: »Es
ist jedoch davon auszugehen, dass diese

ebenso wie der Großteil der o. g. Personen
dem Umfeld rechtsextremer Parteien wie
z. B. der NPD zuzuordnen sind.«
Der Aufmarsch in Athen war nicht der
einzige Berührungspunkt des heutigen AfD-
Politikers mit der NPD. So findet sich
Kalbitz’ Name samt seiner damaligen An-
schrift in München auf einer Interessenten-
liste der Partei, die 2007 angelegt wurde.
2015 wurde er Vorsitzender in einem re -
visionistischen Verein, im Vorstand saß
er gemeinsam mit NPD-Politikern. 2017
schrieb ein Münchner NPD-Mann auf
Face book von seiner »langjährigen politi-
schen Freundschaft« mit Kalbitz.
Außerdem war Kalbitz 1993 Mitglied im
rechtsextremen Witikobund und schrieb
Texte für dessen Zeitschrift. Wie der Sen-
der RBB zuletzt berichtete, war er damals
offenbar bei einem Lager der Heimat -
treuen Jugend. 2007 nahm er an einem
weiteren Lager der Folgeorganisation Hei-
mattreue Deutsche Jugend teil, die später
verboten wurde. Von deren Bundesführer
erhielt Kalbitz mindestens eine E-Mail, ge-
nau wie vom Holocaust-Leugner Horst
Mahler (SPIEGEL35/2019)
Auf Anfrage erinnert sich der AfD-
Mann an die Reise: »Es ist zutreffend, dass
ich vor zwölf Jahren in Athen war.« Die
Einladung sei über einen ausländischen
Kontakt erfolgt. »Es gab verschiedene
deutsche und andere internationale Besu-
cher dieser Veranstaltung, neben der von
Ihnen benannten ›Reisegruppe‹, wie auch
in meinem Fall.« Zu dem »Brandanschlag
und Vorgängen darum herum« könne er
aber nichts sagen, da er nicht zugegen ge-
wesen sei. Heute sagt er, der Marsch habe
ihm nicht gefallen: »In der nachträglichen
Bewertung dieser Veranstaltung war diese
nicht dazu angetan, mein weiteres Interes-
se oder Zustimmung zu wecken, weder in
der politischen Zielsetzung noch in der Zu-
sammensetzung der Teilnehmer.«
Kalbitz schreibt außerdem, er sei »zu
keinem Zeitpunkt Mitglied der NPD« ge-
wesen, habe sich dort nicht »engagiert«
und »keinerlei persönlichen Kontakt«. Er
stehe »unverrückbar auf dem Boden des
Grundgesetzes, auch in der konsequenten
Distanzierung zu rechtsextremistischen
Bestrebungen«. Bei der Anfrage gehe es
»doch nur um persönliche Diffamierung
und mediale Stimmungsmache«.
Die anderen Reiseteilnehmer könnten
von Kalbitz’ Antwort enttäuscht sein. Sie
waren zufrieden mit ihrem Ausflug nach
Athen. Es sei ein »unvergessenes Erlebnis«
gewesen, schrieb einer auf der Homepage
der Jungen Nationaldemokraten.
Maik Baumgärtner, Giorgos Christides,
Matthias Gebauer, Ann-Katrin Müller,
Christoph Schult
Mail: [email protected],
[email protected]

DER SPIEGEL Nr. 36 / 31. 8. 2019 37

HERMANN BREDEHORST / POLARIS

im Kampf, für die Idee von morgen!«


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